Читать книгу Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Punk ? - Jackson Steel - Страница 8

ANFÄNGE DES PUNK

Оглавление

Eine dokumentierte Früherwähnung findet der Begriff Punkrock erstmals in einem von Lenny Kaye verfassten Begleitheft der Elektra-Records-Kompilation Nuggets: Original Artyfacts from the First Psychedelic Era, 1965–1968. Dieser Garage-Rock-Sampler wurde vom Musikproduzenten Jac Holzman und eben Lenny Kaye, dem Gitarristen und Songwriter der Patti Smith Group zusammengestellt.

Garage-Rock-Bands aus der Prä-Punk-Ära spielten einfache, meist kurze Songs, oft auch Uptempo-Coverversionen bekannter Songs. Über das Debütalbum der MC5 beispielsweise schrieb Lester Bangs, dass die meisten Stücke in ihren primitiven drei-Akkord-Strukturen kaum voneinander zu unterscheiden seien. So sind etwa die Hälfte der Songs auf dem ersten Ramones-Album kürzer als zwei Minuten und mit dem im Rock ’n’ Roll üblichen Strophe-Refrain-Schema im 4/4-Takt eingespielt, der Gesang klingt eher nach Schreien als nach Singen. Die folgenden Generationen brachen zum Teil mit diesen Strukturen, für ihre Musik wurden neue Bezeichnungen geprägt.

Direkter Vorgänger des Punkrock war der Proto-Punk mit der überaus einflussreichen Band The Modern Lovers des Gründers und Leadsängers Jonathan Richman, sowie die New York Dolls. Als mindestens ebenso einflussreich gelten Lou Reed mit seiner Band The Velvet Underground und die 1974 gegründete New Wave-/Punkband Blondie, gegründet von Debbie Harry und dem Songwriter und Leadgitarristen Chris Stein.

Als einer der Godfathers of Punk gilt der Musik-Manager Danny Fields. Fields arbeitete ab Ende der 60er Jahre für Jac Holzmans Elektra Records und nahm u. a. die noch unbekannten MC5 und The Stooges unter Vertrag. Die 1964 gegründete Band MC5 aus Lincoln Park, Detroit war einer der wichtigsten Vorläufer der Punk-Musik und propagierten öffentlich das stilbildende Credo von Sex, Drugs and Rock’n Roll. MC5 und The Stooges dienten als wichtige und wegbereitende Inspirationen für die amerikanische und britische Punkbewegung der 70er-Jahre. 1975 entdeckte Fields auch die Ramones, die ihm 1980 auf ihrem Album End of the Century den Titel „Danny says“ widmeten.

Ab 1974 traten die Punkpioniere Alan Vega und Martin Rev von Suicide, sowie Richard Manitoba, Andy Shernoff und Ross Friedman mit ihrer Band The Dictators im New Yorker CBGB auf. Der von Hilly Kristal gegründete Club war Keimzelle und Szenetreffpunkt der neuen New-Yorker Punk-Bands und ist eine heutige Pilgerstätte des Punkrock.

Hier fanden Punk-Rock- und New-Wave-Legenden wie Tommy Ramone und Joey Ramone mit den Texten des Ramones-Songwriter Daniel Rey das erste Mal Gelegenheit vor Publikum zu spielen. Im CBGB wurden 1975 die Ramones von Danny Fields entdeckt und den Gründern des Labels Sire Records, Seymour Stein und Richard Gottehrer empfohlen. Diese nahmen die Ramones unter Vertrag und veröffentlichten auf Sire Records 1976 das Ramones-Debütalbum Ramones. Fortan wurden Seymour Stein und Gottehrer zu Produzenten einiger Bands aus dem Umfeld des CBGB und intensive Förderer der Punkrock-Bewegung, darunter auch die Punklegenden The Dead Boys und Richard Hell and The Voidoids. Richard Hell war der erste, der den typischen Punklook bestehend aus nach oben gegelter Stachelfrisur, zerrissenes T-Shirt und schwarzer Lederjacke prägte. Lange vor den Sex Pistols.

Die Sex Pistols traten zum ersten Mal im November 1975 auf. Nach einem medienwirksamen Skandalinterview in der quotenstarken Bill Grundy-Show im englischen Fernsehen im Dezember 1976 wurde Punk auch in Großbritannien bekannt. In diesem Jahr hatten Bands wie die Sex Pistols, Generation X, die Ramones, London SS und The Clash ihren Durchbruch. 1977 wurde Punk schließlich zu einem großen Medienphänomen und The Clash wurden vom Major-Label CBS Records unter der Leitung des legendären Musikmanagers Clive Davis mit einem 100.000 Britische Pfund schweren Vertrag ausgestattet. Bevor der Punk im Vereinigten Königreich wirklich losging, begann auch schon direkt der Ausverkauf.

Bedeutende Punkpioniere wie James Osterberg alias Iggy Pop, Lewis Allen Rabinowitz alias Lou Reed, Tamás Erdélyi alias Tommy Ramone (Gründer, Produzent und Schlagzeuger der Ramones), Jeffrey Hyman alias Joey Ramone, Ramones-Textschreiber Daniel Rabinowitz alias Daniel Rey, Mick Jones (The Clash), Boruch Alan Bermowitz alias Alan Vega (Suicide), Martin Reverby alias Martin Rev (Suicide), Richard Blum alias Richard Manitoba (The Dictators), Ross Friedman (The Dictators), Andy Shernoff (The Dictators), Richard Meyers alias Richard Hell (Richard Hell and the Voivods), Chris Stein (Blondie), Lenny Kaye (Patti Smith Group), Jonathan Richman (The Modern Lovers) sind jüdischer Abstammung. Ebenso Manager und Produzenten der ersten Stunde des Punk wie Daniel Feinberg alias Danny Fields (Iggy & The Stooges, Ramones, Velvet Underground, The Modern Lovers, MC5), Marty Thau (New York Dolls, Suicide), Seymour Stein (Richard Hell and The Voidoids, The Dead Boys), Jacob “Jac” Holzman (The Stooges, MC5), Richard Gottehrer (Blondie, Debbie Harry, Ramones), Malcolm McLaren (Sex Pistols), Bernhard Rhodes (Sex Pistols, The Clash, London SS), Clive Davis (The Clash) und CBGB-Gründer Hilly Kristal. Dementsprechend schreibt der US-amerikanische Autor Steven Lee Beeber über die jüdischen Wurzeln des Punk: „Punk reflektiert die gesamte jüdische Geschichte von Unsicherheit und Unterdrückung, Flucht und Wanderschaft, Dazugehören und Nicht-Dazugehören, immer zerrissen zu sein, gleichzeitig drin und draußen, gut und schlecht, Teil und Nicht-Teil zu sein."

Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Punk ?

Подняться наверх