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Der Niedergang des Imperiums durch Fickgeschichten

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So kam der schreckliche Tag, an dem das Imperium der zwei Freundinnen unterging.

Artschik wurde von der Polizei wegen Menschenhandels verhaftet. Er fand sich schnell zurecht und lieferte Natalja und Stella mit ihren ganzen schmutzigen Geschäften ans Messer. Er erzählte von ihren gefälschten Diplomen, um selbst einer Freiheitsstrafe zu entgehen. Der Fall wurde unverzüglich an die Staatsanwaltschaft abgegeben, geriet aber, Gott sei Dank, auf den Tisch eines Bekannten von Stella, der selbst in Machenschaften verwickelt war, die mit der Eröffnung ihres Büros zusammenhingen. Leider war er gezwungen, diesen großen Fall an die Öffentlichkeit zu bringen. An diesem Tag ging alles den Bach hinunter.

Ewgeni Pawlowitsch fuhr zum Notariat der Gaunerinnen. Hastig schaute er sich nach allen Seiten um und ging schnell herein.

Stella sah den Leiter der Staatsanwaltschaft vom Fenster aus. Ihr Herz raste, als ob sie einen Marathon gelaufen wäre. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Er kam ins Büro und sah ihr schweigend in die Augen. Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, fragte Stella mit heiserer, verlorener Stimme:

„Wieviel Zeit haben wir?“

„Ein paar Minuten. Ins Auto, schnell!“

„Gibst du uns zehn Minuten? Ich muss etwas von unten aus dem Safe holen.“

„Im Gefängnis hast du zehn Jahre Zeit! Wenn dein Anwalt gut genug ist“, giftete er zurück.

„Wofür?“, schrie Natalja, die wie versteinert dastand und dem Gespräch zuhörte.

„Für Urkundenfälschung, illegale Benutzung eines staatlichen Notarsiegels und für Prostitution!“ Der Mann blickte in Richtung der Tür, neben der diejenige stand, die wegen des letzteren Delikts angeklagt werden könnte.

Stella errötete bei diesem Vorwurf, als ob sie selbst dieses Verbrechens beschuldigt würde. Die tatsächliche Hure dagegen lächelte ruhig über das ganze Gesicht. Sie sah aus wie eine Frau, die ein Kompliment bekommen hatte.

Die Freundinnen gingen schweigend den Korridor entlang, wo Kunden mit ihren Dokumenten saßen und auf deren Beglaubigung durch einen falschen Notar warteten. Mit großem Bedauern schaute Stella auf Nataljas Rücken, die vor ihr schritt und die Hüften wiege, als ob sie aus Gummi wären. Wegen des losen Plappermauls dieser schmutzigen Nutte drohte ihr grandioser Lebensplan zu zerfallen.

„Ihr müsst umgehend euer Geld von allen Konten abheben, bevor euer Vermögen samt den Bankkonten beschlagnahmt wird“, sagte Ewgeni.

„Schnell zur Bank!“

Bei der Bank war nicht so viel Bargeld vorrätig, wie sie angefordert hatten. Ewgeni musste einige Leute anrufen, die über die nötigen Beziehungen in der Bankwelt verfügten. Für diesen Rettungsdienst forderte er von jedem Mädchen je 5.000 Dollar. Die beiden Freundinnen brauchten nicht zu antworten, denn die Frage selbst klang schon bejahend.

Dabei erklärte er, dass die Fahndung nach ihnen eingeleitet würde, sobald man die Fälschung der Diplome bewiesen habe, was sehr bald passieren könnte.

„Wie bald? In einer Woche? Einem Monat?“

„Alles hängt von der Antwort aus Lugansk ab. Wer ist in die Sache verwickelt, den Verkauf der Diplome und so weiter?“

„Dahinter stecken ernstzunehmende Leute! Die Diplome sind mit den Original-Siegeln versehen.“

„Wenn es so ist, Stella, dann wird die Überprüfung sicher mehrere Monate dauern. Aber für euch ist es das Beste, wegzufahren, damit ihr nicht im Untersuchungsgefängnis landet. Lasst die anderen damit klarkommen.“

„Verstanden. Hab vielen Dank!“

„Sagt Bescheid, falls ihr nochmal Hilfe braucht, ihr kleinen Schwindlerinnen!“, scherzte der Staatsanwalt.

„Auf Wiedersehen, Ewgeni!“ Stella umarmte den Freund. Ihre Augen wurden feucht. „Danke dir für alles…“

Die Mädchen verließen die Stadt. Unterwegs mieteten sie ein schickes Haus, kauften sich Lebensmittel und jede Menge Alkohol. Sie saßen am Kamin, tranken und wechselten kein Wort miteinander.

Stella brach das Schweigen. Nach der ersten geleerten Flasche war sie praktisch noch nüchtern.

„Am besten wäre es, das Land zu verlassen.“

Natalja war den Tränen nahe.

„So ein Arschloch, dieser Artschik! Ein Schweinehund! Das Land verlassen?“ Das Mädchen schluchzte. „Und meine Mutter? Meine Familie?“

„An die Familie hättest du früher denken müssen! Du hast in einer Notarkanzlei mit gefälschten Papieren gearbeitet, bist auf den Strich gegangen und hast dabei noch deinen Zuhälter gevögelt! Was hast du eigentlich erwartet? So naiv kann man doch gar nicht sein!“

Natalja kam schweigend auf Stella zu. Es sah aus, als ob sie Angst hätte, Stella würde sie beißen. Sie umarmte ihre Freundin und seufzte wie ein Kind.

„Verzeih mir! Das wollte ich nicht!“ Lass uns irgendwo hingehen, nur, bitte, verlass mich nicht!“

Aber Stella konnte nicht ihr alles einfach so verzeihen. Sie schrie ihr ins verweinte Gesicht:

„Wegen dir, du Schlampe, sind alle meine Träume kaputtgegangen! In einem Augenblick! Das ganze Geld! Endlich hatte ich ein anständiges Auskommen! Und alles ist zusammengebrochen! Alles! Ich hasse dich! Warum hast du mit deinem verdammten Gewerbe nicht aufgehört? Für eine schöne Zukunft? Was hat dir gefehlt? Hattest du nicht genug Geld? Warum musstest du dich mit irgendwelchem Lumpenpack als Nutte herumtreiben? Eine schöne Notarin bist du! Hol dich der Teufel! Dreckige Schlampe! Man sieht es dir gleich an, was du für eine billige Schnalle bist! Du hast allen erzählt, dass du Notarin bist. Dabei warst du besoffen und auf Eсstasy. Hast die Bar vollgesabbert und bist vom Hocker gefallen.“

„Aber du, Stella! Du bist so ein braves Mädchen, das noch nie Tabletten genommen hat! Säuferin! Du trinkst Bier und Whiskey literweise wie ein Mann! Und erzählst mir irgendeinen Stuss! Spielst hier die Zimperliese! Dabei schläfst du mit Männern, genau wie ich! Bloß umsonst! Also wer ist hier billig? Natürlich! Dafür mögen dich alle! Weil du's gratis mit ihnen treibst!“

Stella hörte den Schwall von Vorwürfen schweigend an. Vielleicht war sogar etwas dran. Wenigstens zum Teil könnte Natalja recht haben. Aber Stella war schlicht und einfach nicht fähig, für Sex Geld zu nehmen.

Die Leidenschaften legten sich und die Freundinnen konnten etwas schlafen. Am Morgen rief Stella alle Agenturen an, die Mädchen ins Ausland vermittelten. Am Abend kam die Leiterin einer solchen Agentur zu ihnen. Sie brachte alle Unterlagen mit, die erforderlich waren, um Arbeitsverträge für Einsätze von drei, sechs oder acht Monaten im Jahr in verschiedenen Ländern abzuschließen. Die Mädchen saßen am Tisch und sahen sich verschiedene Varianten für die nächste Zeit an. Stella interessierte sich für die USA und die Schweiz, Natalja dagegen nur für die Schweiz, weil sie dort Bekannte hatte. Bei dem Job ging um Stangentanz und Alkoholkonsum. Laut Vertrag wären sie verpflichtet, mindestens sechs Mal pro Nacht an der Stange zu tanzen und dazwischen mit Kunden alkoholische Getränke aller Art zu trinken. Wenn ein Gast ein Glas Champagner für ein Mädchen bestellte, das im Klub als Tänzerin tätig war, kostete ihn das sechzig Schweizer Franken, also circa fünfundfünfzig Dollar. Davon erhielt das Mädchen zehn Prozent. Wurde eine ganze Flasche Champagner bestellt, sei es Dom Perignon, Belle Epoque, Krug, Veuve Clicquot oder gewöhnlicher Moet & Chandon, stand dem Mädchen natürlich eine höhere Kommission zu, weil eine einzige Flasche Krug locker zweitausend Franken kosten konnte. Der Champagner floss in Strömen in den Klubs der Millionäre. War das Mädchen nicht im Stande, so viel zu trinken, war es erlaubt, Getränke auf den Boden oder an die Wand zu schütten; diese waren mit einem Teppich bedeckt, der die Flüssigkeit sofort aufnahm. Die Kunden sollten das nicht bemerken, alles musste heimlich vor sich gehen. Jeden Morgen kam der Reinigungsdienst mit spezieller Ausrüstung und spülte Tausende von Dollar von den Wänden des Lokals. Es war möglich, mit Kunden gegen Geld zu schlafen, aber keine Pflicht. Die Mädchen konnten das tun, wenn sie den Wunsch hatten. Im Klub gab es speziell ausgestattete Zimmer, so genannte Separees, wo man mit dem Kunden zu einem privaten Tanz oder einfach zum Trinken allein sein konnte. Dafür musste er eine Flasche Champagner im Wert von mindestens dreihundert Franken, circa zweihundertsiebzig Dollar, bezahlen. Wer das Mädchen ins Hotel mitnehmen wollte, musste dafür dem Klub tausend Franken zahlen, also etwa neunhundertfünfzig Dollar, dazu das Honorar für die Schöne nach Absprache. Die Mädchen verlangten normalerweise auch einen Tausender für sich selbst. Feilschen war natürlich möglich. Der Lohn betrug zweitausendzweihundert Franken im Monat plus Kommission von Alkoholkonsum und Ausgängen mit Kunden. Der Gesamtverdienst konnte, je nach Arbeitseifer und natürlich Gesundheitszustand, zehntausend Franken im Monat erreichen. Die Arbeit ging nachts vor sich, immer von 10 Uhr abends bis zum frühen Morgen. Für die Wohnung wurden vierhundert Franken im Monat fällig. Sie befand sich gewöhnlich im selben Gebäude, im oberen Stock. Das Verlassen des Klubs war nur mit Erlaubnis des Besitzers möglich. Treffen mit Kunden außerhalb des Lokals waren verboten.

Stella warf einen Blick auf Natalja, die an die Decke starrte, als ob die letzte Bedingung des Klubs nicht in ihrer Gegenwart vorgelesen würde.

„Wenn sie aus diesem Job auch noch gefeuert wird…“, dachte das Mädchen, beschloss aber, das ohnehin komplizierte Verhältnis zu ihrer Freundin nicht weiter anzuheizen.

Natalja senkte den Kopf und rief:

„Ist mir alles recht! Ich fahre in die Schweiz! Juh!“

Sie hob ihr Weinglas und hielt inne. Sie schaute Stella an.

„Oh, sorry! Wir fahren in die Schweiz! Nicht wahr, Liebes? Ich zittere schon vor Aufregung! Millionäre! Champagner! Geld! Was wünscht man sich mehr? Tanzen kann ich! Und tausend Dollar pro Nacht? Das ist ja elitär! Erste Klasse! Ich zeige allen, wie man das macht! Das ist keine Arbeit wie bei euch im Notariat, wo es so langweilig war! Auf diesem Gebiet bin ich wie ein Fisch im Wasser! Das ist mein Milieu!“

Stella sah düster und blass aus. Das Tanzen lag ihr nicht, dafür aber das Trinken! Das konnte sie gut! Oh! Dauersuff!

„Haben Sie zufällig einen Vertrag ohne Tanzen? Nur mit Trinken?“, fragte Stella mit einem aufgesetzten Lächeln.

„Für die Schweiz leider nicht. Das Visum bekommen Sie als Künstlerin, und zwar als Tänzerin. Das wissen Sie doch, Kollegin.“

„Ja. Ich habe schon Mädchen dorthin geschickt, aber ich habe sie zum Preis von hundert Dollar pro Kopf angeboten und sie direkt mit dem Unternehmer in Kontakt gebracht. Auf die Einzelheiten, wie das System funktioniert, bin ich nicht eingegangen. Leider“, sagte Stella und warf einen brennenden Blick auf die zufriedene Natalja. Dieser waren die Sticheleien schon egal, für sie ihr war alles in Butter, genau, wie sie es haben wollte.

„Die Schweiz ist ein interessantes Land, das aus drei Teilen besteht. In allen drei werden unterschiedliche Sprachen gesprochen.

In Zürich zum Beispiel spricht man Deutsch. Sie haben dort ein kompliziertes System. Die Mädchen sollen splitternackt sein, sogar ohne Slips, praktisch während der ganzen Show.

In Genf, das im französischen Teil liegt, werden am Ende des Liedes die Bikinis ausgezogen.

In Lugano, wo die italienische Sprache vorherrscht, soll der Slip gar nicht ausgezogen werden. Man zeigt sich nur oben ohne. Aber auch das nicht unbedingt.“

„Wie werden denn dann in Lugano die Kunden ins Lokal gelockt?“

„Dort arbeiten im Klub Balletts aus Charkow, je dreißig Tänzerinnen in einer Truppe. Mit ihren schicken Shows bezaubern sie die Italiener, die einen Flirt und ausgiebiges Vorspiel mögen. Sie haben keine Lust, mit kalter Miene auf nackte Weiber zu starren und dabei keine Emotionen zu zeigen, wie es im deutschen Teil der Fall ist.“

Nataljas Interesse wurde sofort von Genf, dem goldenen Mittelweg, geweckt.

„Den Slip am Ende des Tanzes, und davor die Brustwarzen an der kalten Stange reiben! Schnell her mit den Unterlagen!“, schrie die Nymphomanin fast.

„Mademoiselle will nach Genf! Voilà!“

Ein glückseliges Lächeln erstrahlte in ihrem Engelsgesicht.

„Grundkenntnisse in Französisch habe ich. Das ist Schicksal! Wäre ich da nur gleich hingefahren, dieses Paradies auf Erden zu erobern, statt mich auf kriminelle Sachen einzulassen.“

Stella hörte nicht, was Natalja da redete. Mit einem traurigen Gefühl studierte sie die Vertragsbedingungen für den Einsatz in anderen Ländern.

Darunter waren England, Australien, Schweden, Japan, Deutschland, die Türkei und Italien. Sie las alle nacheinander durch. Ihr fiel ein merkwürdiger Name auf: Liechtenstein.

„Was ist das?“

„Das ist ein kleines Land in den Alpen. Genau genommen ein Zwergfürstentum. Dort herrscht ein Fürst.“

„Noch kleiner als die Schweiz? Dort wohnen doch schon weniger Menschen als in Moskau!“

„Ja, genau, absolut winzig. Ein kleines Wunder, wo alle reichen Leute ihr Geld verstecken. Unsere Millionäre haben sich dort ganz schön eingenistet. Sie lagern riesige Guthaben bei verschiedenen Banken, Stiftungen und Gesellschaften. Viele Restaurants geben auf den Speisekarten keine Preise an, weil den Gästen völlig egal ist, was die bestellten Gerichte kosten könnten. Sie sind so wohlhabend, dass sie essen gehen können, ohne sich um Preise zu kümmern.“

„Klingt nicht schlecht. Das klingt sogar verlockend!“, sagte Stella. „Welche Bedingungen gelten dort?“

„Ein sehr grausames System. Nichts als die reine Prostitution. Die Männer kommen dorthin ausschließlich zu geschäftlichen Verhandlungen und für Business. Sie haben keine Zeit für lange Affären. Außerdem ist Prostitution dort legal. Die Mädchen erhalten dafür ein Prostituiertenvisum. Das kann auch einen Einfluss auf das spätere Leben des Mädchens in Europa haben. Wenn ein Mädchen heiraten und ein normales Leben führen will, ist ihr Ruf in den Augen des Staats leider beschädigt.“

„Oh nein! Dann ist das nichts für mich!“, erklärte Stella.

„Und auch nicht für mich! Mein Bruder ist bei der Polizei und mein Vater ist Priester!“ Die Freundinnen brachen in Gelächter aus.

Die Stimmung wurde mehr oder weniger freundschaftlich. Die Mädchen tranken guten Wein und plauderten über die Details.

„Stella! Du kannst aufhören, so ein böses Gesicht zu machen! Lass uns nach Genf gehen!“

„Nein! Ich kann doch gar nicht tanzen! Schon gar nicht nackt! Wenn ich mir bloß vorstelle, wie ich mit runtergelassenem Slip auf einer Bühne stehe und alle Männer starren mich an! Ich müsste ihn wohl gleich ausziehen, weil ich sonst nichts habe, was einen Blick wert wäre!

Mein Zinnsoldatentanz würde bei den Männern wohl kaum auf Interesse stoßen. Vor allem, wenn der Zinnsoldat auch noch sturzbetrunken ist, weil er sich mit eine Liter Wodka Mut angetrunken hat. Das Publikum müsste vor Angst erstarren, weil es fürchtet, dass die besoffene Gestalt jemandem wie ein Klotz auf den Kopf fallen könnte.“

„Haha! Stella! Du kannst einen echt zum Lachen bringen! Ich habe noch nie so einen selbstkritischen Menschen wie dich getroffen!“

„Ich bin eben leider Realistin.“ Stella kratzte sich im Nacken und brach in Gelächter aus.

Darja beobachtete verwirrt die beiden Freundinnen, die vor Lachen beinahe erstickten, und überlegte, wie sie am schnellsten diese Irrenanstalt mit zwei Verrückten verlassen könnte.

„Ich weiß selber schon nicht mehr, wohin ich gehen soll! Einen Fürsten würde ich auch gerne ficken!“, rief Natalja.

Darauf folgte wieder eine Gelächterexplosion! Diesmal lachten alle drei.

„Fahr nach Genf! Deine Entscheidung ist gefallen. Stella? Hast du dich entschieden?“

„Ah ja, entschuldige bitte. Wir vergeuden deine Zeit mit unseren dummen Witzen.“

„Macht nichts. So was erlebe ich auch nicht jeden Tag. Ich habe Spaß mit euch, Mädchen.“

„Also, Stella!“, rief Natalja. „Das Tanzen bringe ich dir schon bei! Wenn es möglich ist, heißt das! Deine Titten sind gar nicht schlecht. Im Dunkeln würden sie super aussehen.“

Da beschloss Stella endgültig, mit diesem sexbesessenen Ungeheuer nirgendwohin zu gehen.

„Ich gehe nach Japan“, sagte Stella eiskalt, als sie den Vertrag zu Ende gelesen hatte. Sie fand sich schön. Auch ihre Brüste. Aber sie wollte ihre Reize ganz sicher nicht jedem zeigen.

„Ich finde, das ist die richtige Entscheidung! In diesem wunderbaren, märchenhaften Land wirst du, Stella, alles finden, was du dir wünschst. Tanzen ist gar nicht nötig. Und Sex haben die Japaner nur in ihrer Fantasie. Dann hast du dich also entschieden?“

„Ja.“

Erzähl mir bitte von den Vertragsbedingungen und den Anforderungen des Klubs. Was habe ich von Schlitzaugen zu erwarten?“

„Auf einen japanischen Vertrag muss man normalerweise ein halbes Jahr warten. In Städten wie Tokio noch länger. Aber ich habe eine Last-Minute-Anfrage aus Nagasaki. Ein Mädchen hat den Vertrag aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Deshalb kannst du in zweieinhalb Monaten fliegen, wenn wir sofort ein Visum beantragen würden. Der Klub heißt Chorus Line. Der Chef dort ist ein schöner, hochgewachsener junger Mann. Tanzen ist nicht nötig, weil alle Mädchen dort tanzen. Die Nacht ist gar nicht lang genug, dass alle an die Reihe kommen.“

„Sind die Tänze so beliebt? Hat das einen Grund?“

„Ich erkläre es euch. Während der Show dürfen die Mädchen den Gästen Blumen verkaufen. Jede Blume kostet ungefähr zehn Dollar. Das Trinkgeld des Mädchens hängt davon ab, wieviel Blumen sie verkauft. Die Blumen sind aus Kunststoff. Viele Tänzerinnen verdienen auf diese Weise genug für ihr Essen und die Kleidung während der ganzen Vertragsdauer. Den Lohn legen sie auf die Seite.“

„So! Hast du gehört, wie der Job zu machen ist, Stella? Du hättest natürlich die ganze Vertragszeit mit stolzer Miene rumgesessen und deinen ganzen Lohn ausgegeben oder im Suff verschleudert. Du großzügige Seele! Und wahrscheinlich würdest du auch noch einen Japaner mit Babypimmel finden und dich in ihn verlieben! Ha! Ha! Ha!

„Lass mich in Ruhe, Natalja! Du bist betrunken! Erzähl weiter, Darja.“

„Wo waren wir?“

„Bei Tänzen und Blumen.“

„Ah ja. Das mit den Tänzen haben wir geklärt. Das war in Ordnung für dich. Aber der Verdienst dort ist sehr gering, kein Vergleich mit der Schweiz. Rechnet man den japanischen Yen in Dollar um, macht das ungefähr fünfhundert Dollar im Monat.“

„Aha! Das ist lächerlich! Stella wird niemals drauf eingehen!“

„Halt den Mund oder geh ins Bett!“

„Ich bin schon still. Excuse moi, Mademoiselle.“

„Womit wir dort überhaupt Geld verdient?“

„Mit den Getränken, wie in der Schweiz. Aber dort kann man einen gewöhnlichen Saft oder Tee trinken.“

„Och, helft mir! Ich ersticke vor Lachen! Stella trinkt Tee! Und den Whiskey trinkt sie hinterher!“

„Erzähl weiter, Darja“, zischte Stella streng. Sie wurde nervös. Sie wollte sich möglichst schnell von Darja verabschieden, ein Glas Whiskey kippen und niemanden mehr um sich herum hören.

„Also. Den Flug, die Versicherung und die Wohnung bezahlt ihr selbst. Die Miete ist nicht hoch, weil ihr zu sechst in einer Einzimmerwohnung untergebracht werdet. In Doppelstockbetten wie in einem Kinderferienlager.“

„Oh Gott.“

Natalja versuchte, das Lachen niederzukämpfen. Sie wurde rot wie eine Tomate.

„Der Vertrag läuft sechs Monate.“

„Wieviel Geld verdienen die Mädchen normalerweise während der gesamten Vertragsdauer?“

„Wer es nicht schafft, ein paar Kunden auszunehmen, bekommen ab fünftausend Dollar. Diejenigen, die mehr Glück haben, bringen viel Geld mit nach Hause. Sie kaufen sich Wohnungen und Autos, Villen und Landhäuser. Sie bekommen riesige Beträge überwiesen, auch nachdem sie Japan schon verlassen haben. Die Japaner mögen blonde Schönheiten. Viele von ihnen sind bereit, ein paar hunderttausend Dollar hinzublättern, um so eine Spezialität zu kosten.“

„Ooooo! Jetzt habe ich Lust, mitzufliegen, Stella! Ich würde die Schlitzaugen mein wildes Fleisch genießen lassen. Was meinst du, wieviel gelbe Typen könnte ich pro Nacht ficken? Drei Minuten für jeden und mit einer Zigarettenpause? Ha! Ha!

„An dir habe ich keine Zweifel. Du Naturtalent! Du hast schon mehrmals glänzend bewiesen, was du kannst!“

„So. Ich muss dir noch alles über den Flug erzählen. Wir bestellen Tickets mit Umsteigen in München und in Fukuoka. Das richtige Gate würdest du doch finden, oder? Sprichst du Englisch?“

„Ja.“ Damit habe ich kein Problem.“

„Hier hast du das ganze Unterlagenpaket. Oh, hätte ich fast vergessen! Um dein Visum zu bekommen, musst du nach Moskau. Und der Flug nach Japan startet von dort aus.“

„Ok. Ich bin einverstanden.“

„Womit bist du einverstanden, Stella? Mit Moskau? Wir dürfen doch nicht über die Grenze und zurück!“

„Zurück will ich nicht. Möchtest du nicht ein paar Monate in Moskau verbringen, Natalja? Und dann von dort aus fliegen?“

„Geht das denn? Natürlich will ich das! Keine Frage! Moskau, ich komme! Freu dich auf deinen Star!“

„Abgemacht“, antwortete Stella mit einem Lächeln. Sie war zufrieden, dass Natalja ihre Idee ohne besondere Erklärungen und Fragen aufgegriffen hatte.

Erst jetzt begriff Stella, dass die Beziehung zwischen ihnen beiden während dieser ganzen Zeit fast verwandtschaftlich geworden war.

„Wo auf der Welt findet man den Menschen, der einen auf Anhieb versteht? Natalja weiß, in was für einer Situation wir stecken. Uns droht Gefängnis. Moskau ist keine schlechte Option für Leute, die untertauchen wollen. Dort wird uns ganz sicher niemand suchen. Vielleicht wäre es besser, mit ihr zusammen nach Genf zu gehen?“, fiel ihr ein. Aber schon im nächsten Augenblick gewann die Vernunft wieder die Oberhand über Stellas Schwäche. „Oh nein! Du solltest eine Pause von dieser Beziehung nehmen!“ Da sprach plötzlich ihr zweites, nüchternes Wesen.

„Wieso bewegst du die Lippen, Stella? Du siehst aus wie ein Fisch.“

„Ich rede mit meinem Schatten.“

„Frag ihn doch, ob er tanzen kann. Und ob er mit mir nach Genf fährt. Oder ist er genau so blöd wie du?“

„Lass mich in Ruhe!“

Die Arbeit mit Natalja im Notariat war ein ständiger Stress gewesen. Hätte Stella allein ihre Gaunereien betrieben, hätte niemand sie je entlarvt. Aber wer weiß, was und wie noch alles passieren könnte. Natalja hatte sie immer unterstützt und ihr auch mit ihrem Wissen weitergeholfen.

Darja unterbrach Stellas Gedankengang.

„Also, Mädels, ich muss gehen. Unterschreibt bitte die Papiere und bleibt in Kontakt. Danke.

„Danke dir für alles, Darja! Bitte entschuldige, wenn wir zu viel geredet haben.“

„Ach was! Es war doch ein angenehmer Abend. Ihr seid echt cool!“

„Und Kohle hast du auch gemacht! Hick, hick!“ Es war Nataljas Stimme. Ihre Worte wurden von Schluckauf unterbrochen. Stella errötete. Wie immer schämte sie sich für ihre Freundin. Es entstand der Eindruck, dass sie sich für Nataljas Verhalten schämen musste, weil dieser das entsprechende Gefühl gänzlich fehlte. Man sagt doch, die Menschen müssen einander ergänzen.

Lange saßen die Freundinnen schweigend beisammen, als ob sie Abschied voneinander genommen hätten. Merkwürdigerweise drängten sich ähnliche Gedanken in den Köpfen beider Mädchen.

„Wie wird es sein, allein in ein fremdes Land zu fliegen? Was erwartet uns? Werden die Veränderungen positiv oder negativ ausfallen?

Werden wir am Flughafen verhaftet, bevor wir ins Ausland fliegen?“

Leider blieben diese Fragen ohne Antwort.

So viel war in dieser Zeit passiert: Höhen und Tiefen, Lustiges und Trauriges, Liebe, Glück und Leid. Nun lagen vor ihnen andere Länder und Städte! Japan und die Schweiz oder schwedische Gardinen und Häftlingssuppe.

Plötzlich erinnerte sich Natalja an Zeilen aus einem Lied von Iwan Kutschin, das einer ihrer Kunden gesungen hatte. Der kahlköpfige Knastbruder hatte eine Strafe für Betrug, und zwar besonders schweren Betrug, abgesessen.

Natalja stand aus dem Schaukelstuhl am Kamin auf, ging ins Haus, nahm aus dem Kühlschrank eine Flasche Weißwein, schenkte zwei Gläser ein, reichte eines der Freundin und fing an zu singen:

„Oh du böses Schicksal,

Schau dich nur um!

Mein Leben ist keinen Groschen wert,

Es geht bergab.

Ich zerbreche mir den Kopf,

Aber ich werde klüger!

Ich erfahre, was schrecklicher ist,

Tod oder Knast…“


„Mein Gott! Was singst du da? Soll ich einen Herzinfarkt kriegen?“

„Ich will, das du lächelst.“

Stella nippte an ihrem Wein und sagte mit einem Lächeln:

„Danke, Liebes. Du hast mich von trüben Gedanken abgelenkt.“

„Vorsicht! Trübsal führt zu Alkoholismus.“

„Dann muss ich wohl oft betrübt sein.“

„Am kränksten wird ein Russe durch eine gesunde Lebensweise.“

„Fall nicht ins Koma bei dem Gedanken, dass du ein halbes Jahr von Zwergen statt von Schweizer Millionären gevögelt wirst! Hahaha!“

„Dabei braucht man nicht ins Koma zu fallen!“

In der Dunkelheit erschallte ein so lautes Lachen, dass in manchen Häusern das Licht eingeschaltet wurde und Hunde zu bellen begannen.

„Jag deine philosophischen Gedanken weg, Stella! Die sind so unlogisch. Dabei dachte ich früher, dass gerade du eine große Strategin wärst.“

„Bring mich nicht zum Lachen. Lass mich ein bisschen traurig sein!“

„Wollen wir zusammen traurig sein? Sag, was du gerade denkst!“

„Ich denke darüber nach, wie ich mit den Schlitzaugen reden soll. Ich muss mir wohl ein Wörterbuch kaufen und diese verdammte Schrift lernen.“

„Du bist dumm, Stella! Hast du das alles etwa nötig? Du willst ans andere Ende der Welt fliegen und ein halbes Jahr lang weder Geld noch normale Männer haben. Schau mal, wo ich hinfahre! Nach Genf! Liebe mich auf Französisch, Junge! Es kostet dich nur tausend Mäuse! Das ist der Preis! Sie bekommen kein Rabatt, Monsieur! O là là!

„Haha! Du bist auch nicht schlauer, Natalja!“

„Wollen wir unsere Abreise nach Moskau planen? Weg mit den trüben Gedanken!“

„Das ist eine prima Idee.“

Am nächsten Morgen fingen die Mädchen an, auf der Suche nach einer Wohnung systematisch die Moskauer Immobilienmakler anzurufen. Nachdem sie die Mietpreise in der russischen Hauptstadt kennen gelernt hatten, waren die beiden Freundinnen bald gar nicht mehr abgeneigt, zusammen zu wohnen. Trotzdem bereitete sich jede von ihnen auf den herankommenden Tsunami vor, auch wenn keine darüber sprach.

„Dies darfst du nicht, lass das sein! Diese langweilige Stella macht mich noch verrückt!“

Selbst Saweli mit seinen endlosen Geschichten und das Studentenwohnheim erschienen ihr zu diesem Zeitpunkt als bessere Alternativen zu einem Leben unter der Aufsicht von Gestapo-Stella.

Stella erlebte eine Art Explosion der Emotionen. Dabei wollte sie eigentlich dasselbe: Männer, Sex, Drogen, Rock 'n' Roll. Sie war nervlich am Ende und dachte, dass ihre Reise ins Land der Zwerge ihre letzte sein würde. Man würde sie zwingen, Dinge zu tun, die sie nicht wollte. Sie sollte jede Nacht arbeiten und saufen – das hielt sie für eine völlig unsinnige Zeitverschwendung ohne jede Hoffnung auf Entwicklung, etwas für Schwachsinnige. Sie gehörte nicht zu denen, die sich dem Willen ihres Chefs beugen oder brav und pünktlich zur Arbeit kommen. Es schien, dass dieser Weg zum vollständigen Zerfall ihrer Persönlichkeit, zur Auflösung all ihrer Ideale und Prinzipien führen würde. Stella beschloss, es sich bis zur Abreise noch einmal gut gehen zu lassen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Dabei goss Natalja Öl ins Feuer und sparte nicht mit komischen Sprüchen:

„Du wirst einen Japaner heiraten und einen engstirnigen kleinen Jungen mit dem winzigsten Pimmel der Welt gebären. Hahaha!“

„Und deine Tochter wird Frösche fressen! Hahaha!“

„Dafür werde ich eine Madame und du bloß eine Geisha!“

„Sehr witzig.“

Es war ein herrlicher Tag. Scherzhaft planten die beiden Mädchen ihre Zukunft.

Stella hatte nicht die Absicht, länger in Japan zu bleiben. In ihrem Fall war die Auswahl an Verträgen nicht groß. Ihre Witze über Sohn und Tochter der anderen dagegen erreichten anscheinend Gottes Ohr.

Aber darauf werden wir später zurückkommen.

Eine ganze Woche verbrachten die Mädchen im Vollrausch. Sie stritten und versöhnten sich wieder, während sie auf die Reiseunterlagen warteten.

Als alles fertig war, fuhr Natalja in Darjas Büro, um die rettenden Papiere persönlich abzuholen. Das Büro der Vermittlerin befand sich im gleichen Häuserblock wie Nataljas Wohnung. Sie konnte der Neugier nicht widerstehen und beschloss, bei sich vorbeizuschauen. Das war äußerst gefährlich. Aber es war ihr egal. Sie stieg zu ihrem Stockwerk hinauf und sah, dass die Wohnungstür verplombt war. Schreckliche Angst überkam sie. Erst in diesem Moment begriff sie den ganzen Ernst ihrer Lage. Natalja lief aus dem Gebäude wie ein Hase und zu dem Haus, wo ihre Freundin auf sie wartete. Schreiend rannte sie zu ihr hinein.

„Wir müssen schnell packen! Sie suchen schon nach uns!“

„Wir werden längst gesucht. Weißt du das denn nicht? Hast du die Unterlagen abgeholt?“

„Ja!“ Ich habe alles dabei! Lass uns sofort aus diesem verfluchten Haus verschwinden!“

„Ich bin so weit. Ruf ein Taxi. Ich glaube, wir müssen nach Charkow fahren und von dort aus fliegen.“

„Einverstanden.“

„Wer hat dir gesagt, dass wir gesucht werden? Hast du bei Artschik auf einen Abschiedsfick vorbeigeschaut? Wolltest du ihm erzählen, wo du hinfährst? Hahaha!“

„Stella, du bist natürlich sehr witzig, aber mir ist gerade nicht zum Lachen. Ich war bei meiner Wohnung!“ Natalja kniff die Augen zusammen und wartete auf die Schelte der Freundin. Aber diesmal reagierte Stella gar nicht so heftig:

„Das war dumm.“

Bald kamen die Mädchen in Charkow an. Die Stadt gefiel ihnen. Sie sah ziemlich gepflegt, man könnte sogar sagen, trendy aus. Es gab viele junge Leute, allerlei Unterhaltungsmöglichkeiten und Partys. Natalja wollte natürlich zum Barabaschowo-Markt. Er zog sie an wie ein Magnet, denn dort konnte man eine ganze Garderobe für wenig Geld ergattern. Auf diesem gigantischen Markt, der rund um die Uhr geöffnet zu sein schien, gab alles zu kaufen, selbst die nötigen Teile, um eine Bombe zu basteln.

Die resolute Blonde mit den brennenden Augen tauchte sofort in die Menschenmenge ein, die aus verschiedensten Nationalitäten bestand. Sie verschwand so schnell, als ob das schwarze Marktgewühl sie einfach eingesaugt hätte, ohne die kleinste Spur von Weiß zu hinterlassen. Stella schaute ihr nach. Wie unpassend sah der weiße Fleck vor dem schwarzen Hintergrund aus. So kann ein gerade gewachsener Mensch unter Buckligen wie eine Missgestalt erscheinen.

Stella ging durch die Menge auf der Suche nach einer Wohnung oder einem Zimmer. Sie hatte einen Wunsch, ein paar Tage in dieser tollen Stadt zu verbringen. Sie wollte sich abends in einem Klub ein bisschen entspannen. Aber zuvor musste sie eine Wohnung mieten und am nächsten Schalter ein Flugticket nach Moskau kaufen.

Sie traf eine Frau mit einem Schild, auf dem geschrieben stand: „Wohnung zu vermieten“, und fragte nach.

„Es ist ein abschließbares Zimmer in einer Zweizimmerwohnung. Im anderen Zimmer wohnt ein Mann aus Moldawien, der hier auf dem Markt als Lastträger arbeitet. Er hat einen engen Zeitplan, geht um 4 Uhr morgens aus dem Haus und kommt spät am Abend wieder. Die Küche wird geteilt. Die Miete ist niedrig.“

„Okay. Ich nehme das Zimmer. Könnten Sie noch einen Augenblick warten, bitte? Meine Freundin kommt in einer Stunde zu dem Café da drüben.“

„Gut. Dann bin ich in einer Stunde wieder da.“

„Abgemacht.“

Natalja wurde wütend, als sie von Mietbedingungen erfuhr.

„In einem Zimmer? Bist du verrückt geworden? So kann ich doch niemanden für die Nacht mitbringen!“

„Wir haben einen Haufen Geld bei uns! Und Wertsachen! Du darfst niemanden mit in die Wohnung bringen! Geh ins Hotel oder zu deinem Freier nach Hause!“

„Die meisten wohnen bei ihren Müttern! Du kennst doch unsere Kundschaft. Penner und Versager sind gut im Bett. Männer, deren Gehirn wenigstens ein bisschen funktioniert, können nicht länger als dreißig Minuten.“

„Hahaha! Danke für die Info. Ich werde mir dümmere Typen aussuchen.“

„Ich sterbe vor Lachen.“

Das Zimmer gefiel den Mädchen. Es war geräumig, mit einem großen Bett und Balkon.

„Wow! Der Fickplatz ist ja riesig!“

„Ein altertümliches Großmutterbett für witzige Leute mit Fantasie…“

Die Tür zum zweiten Zimmer stand halb offen. Stella schaute hinein, um den Nachbar zu begrüßen, aber er war nicht da.

„Seltsam. Wo ist unser Nachbar?“

„Ich glaube nicht, dass er schon zu Hause ist. Gewöhnlich fährt er bis zum späten Abend Waren in die Lager.“

„Schließt er sein Zimmer nicht ab?“

„Wahrscheinlich hat er gedacht, dass er hier allein wohnen könnte, bei der winzigen Miete, die von ihm kassiere“, sagte die Vermieterin sarkastisch. „Moldawier sind eben doof.“

Die Frau schrieb mit kluger Miene die Daten aus den gefälschten Pässen ab, nahm das Geld mit der Geschicklichkeit einer erfahrenen Taschendiebin und verließ die Wohnung.

Ohne zu zögern untersuchten die Mädchen das Zimmer des Moldawiers und fanden einen Safe. Er war natürlich nicht in die Wand eingebaut. Er stand einfach in einem Schränkchen und war so groß, dass die Tür des Schränkchens nicht mehr zuging.

„Hahaha! Er ist wirklich doof!“

„Ja, das kann man nicht anders sagen“, schmunzelte Stella. „Schönes Bild.“

„Wollen wir ihn zersägen? Oder gucken wir den Code mit einem Spiegel um die Ecke ab, wenn er kommt?“

„Abgucken wäre wohl am besten. Wenn es nicht klappt, lassen wir den Safe auf dem Markt zersägen. Das dürfte eine halbe Stunde dauern.“

„Dort, wo er arbeitet. Hahaha! Trinken wir inzwischen einen Kaffee?“

„Schenk ein. Den haben wir von unserem Moldawier.“

Die Mädchen hörten, wie sich das Türschloss öffnete. Sie hatten die Spiegel parat, als ob sie vorausgeahnt hätten, was ihr Nachbar tun würde. Ohne die fremden Menschen in der Wohnung zu bemerken, ging er gleich zum Safe, um das an diesem Tag verdiente Geld hineinzulegen. Laut sagte er die Zahl: „7326.“ Die Mädchen standen versteckt in den Ecken, hielten die Spiegel bereit und versuchten, das Lachen zu unterdrücken. Stella hielt es nicht mehr aus und wieherte los. Der arme Moldawier erschrak fast zu Tode. Er sprang beiseite, die Adern an seinem Hals traten hervor. Erst schrie er wie am Spieß, dann wurden seine Worte klarer:

„Was machen Sie in meiner Wohnung?“

„Ist das Ihre Wohnung? Oh, entschuldigen Sie bitte! Wir brauchen Mehl. Haben Sie eine Prise?“

„Hahahaha!“

„Das ist nicht lustig! Ich wäre fast vor Schreck gestorben!“

„Wir auch.“

„Dürfen wir uns vorstellen? Ich heiße Wassilissa.“

„Die Schöne?“

„Sehe ich etwa nicht so aus?“

„Entschuldigung, aber in der Dunkelheit kommen Sie mir eher wie eine Hexe vor.“

„Ich bin Warwara“, stellte sich Stella mit einem unterdrückten Lächeln vor.

„Sie haben merkwürdige Vornamen. Ich heiße Wadim. Oder einfach Wadik.“

„Das ist uns schon klar, dass es bei Ihnen einfach zugeht. Vielleicht würde Wadja auch passen? Hahaha!“

„Machen Sie sich lustig über mich, junge Frau?“

„Oh nein, gar nicht! Wir sind ernsthafte, gute Studentinnen.“

„Dann bin ich froh, Sie kennenzulernen. Kommen Sie in die Küche? Trinken wir einen Kaffee zusammen? Aber zuerst muss ich in die Dusche und mich umziehen.“

„Hast du gesehen, Stella?“ sagte Natalja in der Küche. „Er ist vielleicht doof, aber er hat einen gescheiten Code für seinen Safe.“

„Hahaha! Ich mache mir in die Hose vor Lachen. So ein Held!“

Eine Stunde lang saßen sie mit Wadim in der Küche bei einer Flasche Wodka. Zu essen gab es von Öl triefende, kalte und zerdrückte tatarische Teigtaschen, die Wadim vom Markt mitgebracht hatte. Dazu servierte er allerlei Geschichten. Er kaute mit so viel Enthusiasmus, dass ihm die Bröckchen aus dem Mund flogen. In diesem Moment schworen sich die Mädchen im Stillen, nie mehr tatarische Teigtaschen zu essen. Ein unsäglicher Gestank begleitete jeden Witz, über den meist nur Wadim lachen musste.

„Bring ihn nicht zum Lachen, Natalja! Sonst ersticke ich.“

Stella unterbrach das Gespräch, als der Nachbar zu erzählen begann, wie er auf dem Markt das Mädchen vom Jeans-Stand geküsst hatte, dem das angeblich sehr gefiel. Sie blickte auf den mit Öl geschmierten Mund des Möchtegern-Verführers und verspürte Brechreiz.

„Ich gehe ins Bett.“

„Warum, Stella? Es ist doch so lustig! Oder wollen wir lieber ausgehen?“

„Wir haben morgen ein Ding zu drehen. Oder beklauen wir ihn doch nicht? Entscheide du.“

„Doch, natürlich tun wir das!“

„Dann gehen wir schlafen.“

„Okay.“

Am Morgen, als das Stinktier zur Arbeit gegangen war, öffneten die Mädchen den Safe.

„Oh! Er hat ganz schön viel zusammengespart. Das dürften fünf volle Monatslöhne für ihn sein. Jetzt lass uns sehen, dass wir die Wohnung weitervermieten.“

„Du packst unsere Sachen und wartest hier auf mich, als ob du die Vermieterin wärst. Ich gehe auf den Markt und suche einen neuen Mieter für die ganze Zweizimmerwohnung. Versteck bitte seine Sachen so, dass es nicht so aussieht, als ob hier jemand wohnt.“

„Okay.“ Warte mal, Stella! Lass uns ein Schild schreiben: „Wohnung für längere Zeit zu vermieten“. Versuch, jemanden gleich für ein Jahr zu finden. Mit ein paar Monatsmieten als Kaution. Und ich mache inzwischen schnell einen Langzeitmietvertrag beim Notar unten. Ich nehme ein leeres Formular, damit es glaubwürdig aussieht.“

„Finde ich toll!“ Dann sehen wir uns in ein paar Stunden.“

„Bitte bring das alles so schnell wie möglich hinter dich. Sonst kommt am Ende unser Nachbar vor dir zurück.“

„Mach dir keine Sorgen, das schaffen wir.“

Auf dem Markt wurde das Mädchen mit dem Schild gleich von einem hochgewachsenen, stattlichen Mann angesprochen.

„Vermieten Sie eine Wohnung?“

„Ja, eine Zweizimmerwohnung.“

„Wie hoch ist die Monatsmiete? Gehört die Wohnung Ihnen?“

„Ich bin eine Freundin der Eigentümerin. Sie muss dringend abreisen und hat mich gebeten, ihr zu helfen.“

„Sie sind also keine Maklerin?“

„Nein.“

„Was für ein Glücksfall!“

„Da haben Sie allerdings Glück. Ich bin wirklich keine Maklerin.“

„Wissen Sie, ich bin heute Morgen in ausgezeichneter Stimmung und mit einem guten Gefühl aufgewacht.“

„Dann wollen wir keine Zeit verlieren und schauen uns die Wohnung an. Die Vermieterin wartet schon auf uns.“

„Seien Sie bitte ehrlich: Verlangen Sie wirklich keine Gebühr für Ihre Dienstleistung?“

„Nein. Wir sind Freundinnen seit Kindertagen. Sie muss heute fort und braucht deswegen meine Hilfe. Es fällt mir nicht schwer, diesen Freundschaftsdienst gratis zu leisten.“

„Das ist sehr selten heutzutage! Ihre Freundin hat Glück mit Ihnen. Sie sind ein guter Mensch.“

„Oh, und was für ein guter Mensch“, dachte Stella. Laut sagte sie zu dem Mann:

„Freundschaft ist auch eine Art Arbeit. Das Prinzip „Wie du mir, so ich dir“ funktioniert hier nicht. Man muss geben können, ohne von den Menschen eine Gegenleistung zu erwarten. Dann kommt auch ein gutes Resultat. Nicht alles ist käuflich. Am wenigsten die Freundschaft!“

„Sie sind eine wahre Philosophin!“

„Nein, ich bin Linguistin.“

„Wie interessant! Welche Sprachen können Sie?“

„Englisch, Deutsch, Russisch, etwas Ukrainisch.“

„Bei uns in Lugansk kann auch fast keiner Ukrainisch, obwohl die Stadt zur Ukraine gehört.“

„Oh! Lugansk? Das ist eine tolle Stadt! Dort war ich auch schon mal.“

„Ich bin ein einfacher Polizist und suche hier einen Job.“

„Merkwürdig, dass Sie auf der Jobsuche gerade nach Charkow gekommen sind. Ich glaube nicht, dass die Löhne hier so hoch sind. Die Gastarbeiter gehen lieber nach Russland.“

Ihr war das Herz in die Hose gerutscht.

„Sie haben recht. Aber ein Freund von mir ist hierher versetzt worden und hat mich und meine Familie hergerufen. Er sagt, hier gäbe es mehr Chancen, befördert zu werden.“

Verdammt! So eine Scheiße! Ein Bulle! Und noch dazu aus meiner Heimatstadt!“

„Ich glaube, die Vermieterin wäre mit so einem zuverlässigen Mieter sehr zufrieden. Ich dachte sogar schon, Ihnen allein würde sie die Wohnung vielleicht gar nicht vermieten. Sie hätte lieber ein Paar oder eine Familie als einen alleinstehenden Mann, weil ledige Männer zu Ausschweifungen neigen, und das kann allerlei Ärger geben.“

„Ach was! Ich bin Ehemann und Vater! Und ein anständiger Bürger! Meine Ehefrau kommt bestimmt mindestens zweimal im Monat zu Besuch.“

„Das ist doch schön. So, wir sind da.“

Natalja stand in der Küche und briet Kartoffeln, als ob ihr die Wohnung wirklich gehörte. Es war ein ausgezeichneter Trick zur Ablenkung. Sie trug eine Schürze und hielt eine geschälte Zwiebel in der Hand.

„Genial“, dachte Stella. Nataljas spontane Schlauheit und ihr Improvisationstalent beeindruckten Stella immer wieder.

„Guten Tag!“ Nata lächelte über das ganze Gesicht. Ihr Brustansatz war wie zufällig im Ausschnitt der Schürze zu sehen.

Der Mann ließ diese Tatsache nicht unbeachtet. Seine Haltung wurde aufrecht, als ob er seine Ernsthaftigkeit zeigen wollte.

„Jetzt haben wir dich, Täubchen!“, dachte Stella.

Sie atmete endlich ihre ganze Anspannung mit einer Wolke Zigarettenrauch aus. „Da ist er wieder! Der schreckliche Charakter der Männer! Sie bleiben anständige Familienväter bis zu dem Augenblick, in dem sie schöne Titten zu sehen bekommen. In Wirklichkeit leben alle guten Frauen allein. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis die Frauen einfach allein leben wollen. Sie gehen abends aus dem Haus, um ihre Triebe zu befriedigen, kommen dann entspannt zurück und verbringen den Abend in Ruhe vor dem Fernseher oder bei irgendeinem anderen Hobby. Das Leben mit Mann bringt nur jede Menge zusätzliche Pflichten und raubt einen Haufen wertvolle Zeit und Ruhe. Und zum Dank bekommen wir Frauen nur Vorwürfe und Untreue.“

„Stella! Komm rein! Was stehst du da wie versteinert?“

„Entschuldige, Natalja. Ich habe gerade über Feminismus nachgedacht. Ich rauche noch fertig und komme rein.“

In der Küche herrschte eine lebhafte Unterhaltung. Natalja hatte die Schürze schon ausgezogen und trug nur noch ein kurzes Kleid. Sie beugte sich über den Bullen und zeigte ihm, wo er seine Passdaten eintragen sollte.

„Bitte nicht so schnell“, sagte er höflich.

„Entschuldigen Sie bitte, aber Sie schreiben so langsam, dass ich schon Angst habe, meinen Flug nach Tschita zu verpassen. Können Sie sich bitte beeilen?“

„Ja, natürlich. Sagen Sie, was ist das für ein Formular? Es sieht anders aus als bei uns in Lugansk.“

„Sie sind in jeder Stadt anders. Sie sehen wie ein gebildeter Mensch aus und wussten das nicht?

„Leider nicht. Aber jetzt weiß ich's.“

Er unterzeichnete den Mietvertrag mit einer Kaution für drei Monate. Natalja legte schnell die Bratkartoffeln auf den Teller, schob ihn zu ihm zu und sagte lächelnd:

„Essen Sie bitte. Ich muss noch einige Sachen packen.“ Sie verschwand hinter der Tür des Nebenzimmers. Stella stand an der Tür gerade wie ein Soldat und beobachtete, wie der Mann mit dem Lächeln eines unschuldigen Jünglings die Kartoffeln verputzte.

„Guten Appetit“, sagte Stella laut und störte seine Euphorie. Er wandte ihr schnell das Gesicht zu, aber sein Interesse an ihr schien weniger ausgeprägt zu sein.

„Eine nette Frau, nicht wahr?“

„Ja, sie ist sehr nett. Alle mögen sie, durch die Bank“, erwiderte Stella. In seinen Augen blitzte ein Hoffnungsschimmer auf.

„Sie haben großes Glück, so eine Wohnung und so eine Vermieterin zu finden“, sagte Stella mit einem schelmischen Augenzwinkern zu ihrem Landsmann.

Endlich stand Natalja abreisebereit vor der Tür.

„Verzeihen Sie, ich habe es sehr eilig. Hier haben Sie die Schlüssel. In ein paar Monaten komme ich Sie besuchen. Machen Sie sich bequem.“

„Danke schön.“ Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Bringen Sie den Duft nördlicher Nächte mit“, erwiderte der Mann mit einem Lächeln.

„Sie sind ja auch noch ein Romantiker!“

„Oh ja, das bin ich!“

Die Mädchen verließen die Wohnung. Langsam und laut lachend gingen sie aus dem Haus und bogen um die Ecke.

„Und jetzt… weg hier!“

Sie ließen mehrere Gassen hinter sich und gingen im Passantenstrom auf.

„Danke! Wie bist du nur darauf gekommen, einen Bullen mitzubringen?“

„Er kommt aus meiner Stadt!“

„Hast du ihn etwa absichtlich ausgewählt? Um einen Landsmann auszunehmen? Oder aus Mitleid? Mit einem Obdachlosen?“

„Ahahaha! Ich platze vor Lachen, Natalja! Ich stelle mir das Gesicht des Moldawiers vor, als er einen Bullen in der Wohnung vorfindet.“

„Das würde ich gerne sehen. Eine Kamera installieren und sich die Reality-Show anschauen.

„Bringen Sie den Duft nördlicher Nächte mit!“ Pardon, aber davor müsstest du an vergammelten tatarischen Teigtaschen riechen und ein Gespräch mit dem Moldawier überstehen, was gar nicht so einfach wäre.“

Am Flughafen wimmelte es von Menschen. Etwas sagte Stella, sie sollten nicht nach Moskau fliegen. Wenn der Moldawier nach Hause käme und den Fall der Polizei meldete, würden wohl alle Flughäfen sofort durchsucht werden.

Andererseits wussten sie, dass er ein Date hatte und schon angekündigt hatte, dass er spät zurückkommen würde. Umziehen würde er sich eher nicht, er war ja ein begehrter Bräutigam auf seinem Markt. Das war gewiss komisch, trotzdem war in ihrer Situation besondere Vorsicht geboten.

„Wollen wir lieber mit dem Bus fahren? Vorsichtshalber“, schlug Stella vor. „Wir einigen uns direkt mit dem Busfahrer, dann brauchen wir unsere Pässe nicht an der Kasse zu zeigen. Das wäre sicherer.“

„Ja, du hast recht.“

Zum ersten Mal hörte Stella demütige Worte von ihrer Freundin. Unterwegs zum Busbahnhof wechselten sie bange Blicke und wurden erst ruhiger, als sie im Bus saßen.

„Uh! Moskau glaubt den Tränen nicht. Und uns auch nicht.“

„Nein, Stella. Uns glauben alle.“

„Tja, das sollten sie lieber nicht tun.“

Die Reise war mühsam und schien kein Ende zu nehmen. Im Bus stank es nach Essen. Eine Gruppe Männer trank die ganze Zeit Bier, aß dazu getrockneten Fisch und ließ den anderen Fahrgästen keine Ruhe. Auf ihren Handys lief Musik wie die der Band Leningrad. Der Fahrgastraum war widerlich muffig und dumpf.

In Moskau angekommen gingen die Mädchen gleich, sich die Wohnung anzuschauen, die sie im Voraus reserviert hatten.

Die Bude sah anständig aus. Sie lag in der Nähe der U-Bahnstation Otradnaja. Es gab zwei Zimmer mit Balkon und eine separate Küche. Die Fußbodenheizung stellte in einer so kalten Stadt wie Moskau einen besonderen Vorteil dar.

„Wie lange wollen Sie hier wohnen?“, fragte die Maklerin.

„Mindestens zwei Monate. Das hatte ich Ihnen doch am Telefon gesagt.“

„Gut. Aber ich muss das Datum Ihres Auszugs zehn Tage im Voraus wissen.“

„Wir melden uns, wenn es so weit ist. Danke.“

Als sich die Tür hinter der Maklerin schloss, umarmten sich die Mädchen und hüpften vor Glück herum. Sie redeten überschwänglich von der Zollkontrolle an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland. Unterwegs hatten sie keine Möglichkeit gehabt, dieses empfindliche Thema unter vier Augen zu besprechen.

„Ich war kurz vorm Herzinfarkt, als der Zollbeamte meinen Pass anstarrte wie die Mona Lisa.“

„Mein Herz hat eine Minute ausgesetzt! Ich habe mich schon auf einer kalten Knastpritsche gesehen.“

„Es gab wenig Licht an der Grenze und der Zollbeamte war schläfrig oder ganz betäubt von dem Gestank im Bus.“

„Tja, dieser Gestank hat uns geholfen, ohne böse Überraschung über die Grenze zu kommen.“

„Ich habe echt Angst gehabt. Wir sind ja Verbrecherinnen. Früher oder später finden sie uns auch in Russland.“

„Das wird sie aber schon etwas Mühe kosten“, erwiderte Natalja.

„Weißt du, ich würde inzwischen auch einen Japaner heiraten, wenn ich nur nicht ins Gefängnis muss.“

„Erzähl mir keine Horrorstorys. Ich würde lieber in den Knast gehen, als einen Japaner zu heiraten.“

„Nur gut, dass ich nach Genf gehe. Dort leben wenigstens normal große, weiße Menschen mit richtigen Augen. Schade, dass du nicht mitkommst. Das wirst du eines Tages bereuen.“

„Ich kann nicht so schnell und plötzlich nach Genf. Das wäre für mich der Horror gewesen.“

Bis die Dokumente fertig waren, fickte Natalja die Hälfte der männlichen Bevölkerung Moskaus durch.

Stella kam mit ihr mit, lernte einen sympathischen Jungen kennen und zog mit ihm durch die Klubs oder von einer Party zur anderen. Natalja konnte zuerst kaum glauben, dass Stella nicht mehr so langweilig war und das Klugscheißen aufgegeben hatte. Im Gegenteil, sie gab mit einem Mal ordentlich Gas. Außerdem lernte Stella Japanisch. Sie begann mit ein paar Sätzen, die eine Frau braucht. Ihre Schuhgröße zum Beispiel, siebenunddreißig, hieß auf Japanisch „san ju nana“. Dazu kamen viele andere Wörter, bei denen es meistens um die Bestellung von Speisen und Getränken im Restaurants ging. Sie fand diese Sprache cool, wenn auch ein bisschen ulkig.

Natalja lernte Französisch. Sie plauderte per Skype mit allen möglichen Franzosen rund um den Globus in der Hoffnung, eine der schwierigsten Sprachen der Welt zu erlernen. Das wollte sie so schnell wie möglich erledigen und kam dabei sehr gut voran. Natalja versprach jedem im Chat, gerade ihn bald in Frankreich zu besuchen. Natürlich freuten sich die Männer auf diese Aussichten und übten mit der schönen Gaunerin stundenlang ihre Sprache. Wie immer lief alles unter ihrem Motto: Alle sind Scheiße, und ich bin Königin!

Die Mädchen nutzten ihre Zeit in der russischen Hauptstadt gut. Mehr als fünfzehn Geschäfte nach fast dem gleichen Schema fädelten sie ein. Aber die Maßstäbe in Moskau waren schon um einiges größer. Statt Wohnungen vermieteten sie ganze Arbeiterhostels. Kaum waren die Bewohner zur Arbeit gegangen, brachten sie neue Brigaden auf deren Plätze. Die Unterkünfte wurden schnell bezogen, den Mietern legten sie gefälschte Eigentumsdokumente vor. Gewöhnlich achteten die Leute nicht besonders auf die Echtheit des Notarsiegels oder Stempels. Es wäre aber hilfreich, den Menschen beizubringen, wie man solche Situationen vermeidet, in die sie meist durch ihren eigenen Leichtsinn geraten. Seit damals sind mehr als zwölf Jahre vergangen. Inzwischen sind die Menschen vorsichtiger geworden. Es gibt nun Überwachungssysteme, Kameras, kurzum, Fortschritt.

Der Tag des Abschieds rückte näher. Stella sollte die Reise als erste antreten, weil ihr Platz früher reserviert war. Ihre Nerven wurden allmählich schwächer. Sie war gereizt. Stella hatte den Eindruck, dass alles was sie tat, völliger Unsinn oder jedenfalls ein Fehler war. Außerdem ihre Beziehung zu Nikita sie nicht zur Ruhe kommen. Den Mann, mit dem sie letzte Monate verbracht hatte, konnte sie nicht vergessen. Er war ein gebürtiger Moskauer, höflich, angenehm, still und ruhig. Er beeilte sich nie wirklich, erledigte aber trotzdem alles rechtzeitig. Zu Stella war er zärtlich, umarmte sie, streichelte und küsste ihre Hände. Das Mädchen dachte, sie hätte ihr Glück und ihre Ruhe gefunden. Er war groß, sogar sehr groß, hatte dunkles Haar und braune Augen. Sie hatte sich ihr Glück immer mit solchen braunen Augen vorgestellt. Einen leidenschaftlichen Liebhaber konnte man ihn kaum nennen, aber er war von zärtlicher Ausdauer. In seinen Armen bekam sie am ganzen Körper Gänsehaut vor Lust. Genau so nannte sie ihn in Gedanken: „meine Gänsehautliebe“.

Die Emotionen in dieser Beziehung konnte man natürlich nicht mit elektrischen Ladungen vergleichen, aber Nikita war doch keine schlechte Wahl.

Stella hatte ihn nicht ernst genommen. Sie liebte bewegliche Menschen und Sport. In ihrer Schulzeit hatte sie an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen. und meistens gewonnen. Dafür gab sie hundert Prozent, koste es, was es wolle. Sie hatte sich mit kräftigen, sportlichen Jungen getroffen, die einen starken Charakter hatten und Wort halten konnten. Stella sagte, sie möge echte Männer, keine Schwuchteln. Nikita sah dagegen eher wie ein warmer Bruder als wie ein harter Mann aus. Ein Weichling mit dünnen Ärmchen. Beim Sex mit ihm spielte Stella immer die erste Geige.

Stella verabschiedete sich von ihrem guten Nikita, der mit dem gekränkten Gesicht eines unglücklichen, verlorenen Kindes dastand. Sein Aussehen weckte Stellas mütterliche Gefühle. Sie brach in Tränen aus. Im Gegensatz zu ihm wusste sie sehr gut, dass es ihr letztes Treffen war.


Natalja saß wütend zu Hause und wartete auf Stella.

Sie war sauer auf ihre Freundin, weil diese ins Land der Zwerge reiste und sie im Stich ließ. Dafür fand sie einfach keine Erklärung. Vieles veränderte sich in der Beziehung der Mädchen während dieser letzten Zeit. Natalja hatte sich an ihre „Schlange“ gewöhnt, und vielleicht liebte sie sie sogar ein wenig. Oder war es nur die gewöhnliche Angst, allein zurückzubleiben, die die arme Blonde quälte? Als Stella in die Wohnung kam, sah sie das besorgte Gesicht der Weggefährtin und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. In dieser Minute tat es ihr leid, dass sie diese überstürzte, unbesonnene, auf Emotionen und Ressentiments beruhende Entscheidung getroffen hatte. Der verdammte Job als Notarin und der gemeinsame Arbeitsalltag hatten sie beide restlos aufgefressen. Skandale und andere Probleme brachten sie dazu, den Schritt zu gehen, den sie vor drei Monaten gewagt hatten.

Aber heute! Heute ist alles anders! Ganz anders! Ich bin selber schuld! Mein verdammter Charakter! Ich konnte nicht nachgeben! Ich dachte, so wäre es besser! Sie hat mich verrückt gemacht mit ihren Zicken! Aber warum ist das nicht mehr wichtig? Alles ist vor meinen Augen anders geworden! In kurzer Zeit! Ich will in dieses verfluchte Genf! Scheiß auf das Tanzen! Das kann ich lernen! Aber nein, jetzt ist nichts mehr daran zu ändern…

„Ich komme! Du wirst sehen!“

„Ich warte auf dich! Jetzt schon! Du bist noch gar nicht weg, du Schlange! Aber ich warte schon auf dich!“, rief das Mädchen durch ihre Tränen.

Sie gingen hinaus auf die Straße. Das Taxi war bereits da. Natalja knallte die Tür zu, als Stella im Wagen saß. Sie versuchte die Lage zu entspannen, indem sie vor dem Autofenster eine Äffin darstellte, die sich mit einem Finger stieß. Das sollte Sex mit Japanern bedeuten. Stella brach in ein heiseres Gelächter aus, das durch die Tränen aus ihrer Seele brach. Diesen Moment behielten die beiden Mädchen für immer in Erinnerung.

Allmählich kam auch für Natalja die Zeit, sich auf die Abreise vorzubereiten. Sie lief im Galopp durch ganz Moskau, um sich so viele rosa und hellgrüne Striptease-Kleider wie möglich schneidern zu lassen. Sie kaufte Highheels, die so hoch waren, dass sie ihr mindestens zwanzig Zentimeter zusätzliche Körpergröße einbrachten. Sie ließ ihre Haare verlängern, freilich ohne jeden Grund, besorgte sich verschiedene Körpercremes mit Glitzer, weil sie meinte, sie hätte Zellulitis an den Oberschenkeln, die aber nur für sie selbst sichtbar war. Sie nahm noch ein paar Stunden Pole-Dance-Unterricht, um ihre Professionalität zu überprüfen. Sie ließ Begleitmusik für ihre Show aufnehmen. Sie erledigte alles, was sie vor der Abreise noch hatte tun wollen.

Sie vermisste Stella sehr. Die spitzzüngigen Ratschläge und die Kritik der Freundin fehlten ihr. Sie telefonierten meistens nachts. Wenn Stella aufwachte, war in Japan schon heller Tag, aber in Moskau, wo sich Natalja befand, herrschte noch tiefe Nacht, etwa um drei Uhr morgens. Natalja schrie Stella an, weil sie sie immer aufweckte. Aber meistens hielt sich Natalja um diese Zeit in einem der Klubs der Stadt auf, wie immer, mit weiß Gott wem. Mit Vergnügen plauderte sie mit ihrer Freundin über alles. Die Gespräche in angeheiterter Stimmung hatten den Effekt, dass ihre Freundschaft zu einer festen, unzerbrechlichen Verbindung wurde. Beide waren der Meinung, dass sie sich noch nie so prächtig verstanden hätten wie jetzt. Stella erzählte, sie habe sich durch ihre neuen, unglaublichen Erlebnisse völlig verändert und die Angst vor der Tanzstange überwunden. Jetzt tanze sie im Klub in einer Show. Das sehe zwar noch eher wie ein Samurai-Tanz aus, als wie der weibliche Auftritt einer Geisha, aber sie gebe sich große Mühe. Und sie habe sogar gelernt, kopfüber an der Tanzstange zu hängen. Innerhalb eines Monats habe sie ziemlich zugenommen. Alkohol und leckeres Essen hätten noch niemanden zu einer vollkommenen Körperform gebracht. Die Japaner lüden sie jeden Tag in verschiedene Lokale ein, wo vier Meter lange Tische voll mit Leckereien aus Fisch und Meeresfrüchten beladen seien. Gewöhnlich nehme ein Japaner eine ganze Gruppe von Mädchen mit. Anscheinend solle das seine Solidität unterstreichen. Im Klub arbeiteten ungefähr zwanzig Personen. Acht von ihnen seien Rumäninnen. Sie seien heruntergekommen und hämisch wie Zigeunerinnen. Sie hassten Russinnen und Ukrainerinnen, stritten und kämpften um jeden Kunden.

Seltsamerweise höre der Besitzer auf sie und glaube ihnen aufs Wort, als ob er von Voodoo-Puppen verhext wäre. Aber Stella müsse zugeben, dass sie sehr schön und arbeitsam seien und gut tanzten.

Sex mit Kunden sei verboten. Viele Mädchen hätten Verehrer außerhalb des Klubs und ließen sich von ihnen aushalten. Aber im Klub selbst dürften sie nur trinken und tanzen, sonst nichts. Gleich nach ihrer Ankunft habe sie es, wenig überraschend, geschafft, sich mit dem reichsten Klubgast zu zerstreiten. Sie hätte angeblich zu laut geredet. Seitdem lasse man sie nicht mehr mit ihm trinken, was zur Minderung ihres Lohns geführt habe. Aber Stella saufe sich allein in der Klubküche den Mut zum Pole Dance an.

„Braves Mädchen! Scheiße!“, dachte Natalja. „Stille Wasser sind tief…“

Die Schicht dauere von abends um acht bis vier Uhr morgens. Danach gehe sie schleunigst in die Bar und schieße sich dort total ab. Entweder aus Langeweile und Kummer oder aus Freude, der Grund sei ihr selbst unklar.

An den Wochenenden gehe sie in eine Disco, wo Schwarze Breackdance tanzten. Ein Japaner beginne sie anzumachen. Der schöne, hochgewachsene Mann habe sie eingeladen, am Wochenende mit ihm Disneyland zu besuchen. Er heiße Jamoguchi. Natalja fiel fast um, als sie diesen Namen hörte.

„'Ich bin mächtig'? Ernsthaft? Ahahahaha!“

Stella wusste, wie man die Leute zum Lachen bringt. Es war auch interessant, etwas über die Männerprostitution und den Alkoholkonsum zu erfahren. Stella erzählte, wie Männer bei Frauen an der Bar um einen Drink bettelten und versuchten, sie auf verschiedene Art und Weise zu belustigen. Sie tanzten, sangen, machten akrobatische Kunststücke, zog die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich, so gut sie konnten, um auf deren Kosten zu trinken. Dabei ließe sich seltsamerweise nicht gleich erkennen, ob es Japaner waren oder Philippiner.

Die Geschichten über die kleinen Japaner machten Natalja derart Spaß, dass sie mit Ungeduld auf jeden Anruf ihrer Freundin wartete. Alles Neue und Unbekannte lockte sie.

Als sie nach langen Gesprächen in die Disco zurückkam, konnte sie sich oft nicht mehr daran erinnern, mit wem zusammen sie gekommen war. Einmal ging Natalja noch fast nüchtern auf einen Mann im blauen Hemd zu, mit dem sie glaubte, den Abend angenehm verbringen zu können, und begann ihn zu umarmen, ohne sein überraschtes Gesicht zu bemerken. Da tauchte vor ihr ein anderer Typ mit einem ebenso blauen Hemd, fragendem Blick und geballten Fäusten auf und fragte:

„Mit wem bist du denn hierhergekommen?“

Die kuriose Situation endete damit, dass sie, auch als der zweite Mann im blauen Hemd vor ihr stand, diese Frage nicht klar und adäquat beantworten konnte. Frech betrachtete sie die Gesichter der beiden und versuchte, darin bekannte Züge zu erkennen.

Das Warten auf den Vertrag war eine Qual für Natalja. Sie wurde des Herumsitzens in den Bars bald überdrüssig. Die blöden Arschlöcher, die sie dort traf, waren nach ein paar Flaschen sowieso alle gleich. Deshalb beschloss Natalja, in Erwartung eines Wunders, selbst Stella anzurufen und sie nach den neuesten Ereignissen in ihrem Leben zu fragen.

„Moschi, Moschi!“ So meldet man sich in Japan am Telefon.

„Hallöchen, meine Süße! Was machst du gerade?“

„Ich saufe, vor lauter Sehnsucht nach dir.“

„Klasse, ich auch.“

„Na, erzähl mir von deiner Arbeit. Was machst du da alles? Ich brauche schmutzige Details!“

„Es gibt leider keine!“

„Ah so! Also, leider sagst du, trotz allem?“

„Ich würde gerne mal die Sau rauslassen, wenn du das meinst! Aber hier ist tote Hose!“

„Ich bin so traurig ohne dich! Alle kommen mir so einerlei und uninteressant vor.“

„Glaub mir, in der Ukraine sind die Typen top! Hier in Japan sind sie alle gleich. Ich komme auf die Arbeit, gehe in die Umkleide, schminke mich und mache Frisur. Das Haar muss schön frisiert sein, so steht es im Vertrag. Um punkt zwanzig Uhr muss ich mit allen anderen an einem großen Tisch in der Mitte des Klubs sitzen und auf Kunden warten. Wenn der erste Kunde erscheint, stehen alle Mädchen auf und grüßen:

„Konbanwa.“ – Guten Abend auf Japanisch. Der Japaner geht langsam weiter, schaut sich die Mädchen an und nimmt im Saal Platz. In diesem Moment beginnt das Showprogramm mit dem Blumenverkauf.

Erinnerst du dich, wie Darja uns davon erzählt hat?“

„Ja, vage. Und was weiter?“

„Nachdem der Gast sich hingesetzt hat, führt eine Mitarbeiterin des Klubs, sie werden Hostess genannt, die Mädchen zu seinem Tisch. Der wählt aus, oder lädt sie alle ein, sich zu ihm zu setzen. Bei einem Japaner können mehrere Mädchen sitzen, wenn er bereit ist, für sie alle Getränke zu bestellen, die gerade nicht billig sind. Die Auswahl an Drinks ist nicht groß. Saft, Pflaumenwein oder Rum mit Cola. Alle Getränke werden dem Kunden zum gleichen Preis angeboten. Aber nach meiner Ankunft wurde der Rum von der Karte gestrichen. Sie haben dort noch nie gesehen, dass ein Mädchen so viel trinkt.“

„Ahahaha, bald machen sie das auch mit dem Wein! Dann bleibt dir nur noch der Saft.“

„Ich? Saft? Dann müsste ich mir eine Flasche mitbringen, unter meiner Kleidung versteckt.“

„Erzähl weiter! Es ist so interessant!“

„Dann sitzt er so stolz da, als ob sein Schwanz länger wäre als fünf Zentimeter, umgeben von Mädchen, und schaut sich die Show an. Die Mädchen wechseln sich immer wieder ab, je nach dem, wer gerade mit dem Tanzen an der Reihe ist. Das wird dann alles am Tisch besprochen, begleitet von Witzen, wer welche Titten hat oder welcher Tanz besser war. Komisch sind sie schon, offen gesagt. Unsere Kerle oder die Russen hätten gleich alle begrabscht. Aber die Japaner sitzen bloß rum, bewegen sich kaum und reißen Witze über Sex, den sie wohl nur aus Büchern kennen.“

„Unsere Männer sind die besten! Auch wenn sie gerissene Mistkerle sind! Aber unsere Mistkerle! Apropos, ich habe einen neuen Freund!“

„Erschreck mich nicht, Natalja! Wer ist er?“

„Er heißt Ljonja. Und nach Genf will ich nicht mehr.“

„Bist du dir sicher, dass er wirklich so heißt? Woher kennst du ihn? Gestern gab es ihn noch nicht!“

„Hör auf zu lästern. Das ist Liebe auf den ersten Blick!“

„Bring mich nicht zum Lachen! Willst du nicht mehr nach Genf? Wird Ljonja dich im Zuchthaus besuchen?“

„Stella, mit dir kann man einfach nicht über Romantik reden!“

„Warum denn nicht? Ist die Geschichte von Natalja und Ljonja, der seine Geliebte im Knast besucht, etwa nicht romantisch?“

„Verdirb mich nicht die Laune! Erzähl mir lieber von den kleinen japanischen Pimmeln. Was macht dein Jamoguchi?“

„Na, was soll ich denn noch erzählen? Man sitzt ein wenig herumgesessen, dann tauscht das Personal die Mädchen aus. Diejenigen, die dem Gast nicht gefallen haben, werden weggebracht. Es bleiben meistens die Rumäninnen. Die können Fremdsprachen und labern wie ein Wasserfall. Ich kann das leider nicht. Dafür habe ich ihnen ein Münzenspiel um Geld beigebracht. Jedes Spiel zehn Dollar. An einem Abend kann man damit hundert Dollar verdienen.“

„Wie geht das Spiel? Ich würde gerne die Schweizer in Genf ausnehmen.“

„Du wirst das kaum brauchen. Du wirst sie mit anderen Spielen um mehrere hundert Dollar bringen. Hahahaha!”

„Ich will so sehr zu dir! Sogar nach Japan! Ich langweile mich. Ohne dich passiert nichts in Moskau. Aber ich will Abenteuer erleben.“

„Es geht doch morgen schon los! Hurra! Dich erwartet viel Neues, Unbekanntes und Schönes. Ich stelle mir vor, wie du aus einem Flugzeug steigst, mit einer sauteueren Schweizer Uhr am Handgelenk und mit einem Millionär am Arm. Ich treffe euch am Flughafen und freue mich im Inneren über deine Siege.“

„Oh ja! Stella! Genau so wird es sein. Ich habe schon meine Sachen gepackt. Ich bin gleichzeitig froh und traurig und ängstlich. Gemischte Gefühle vor der Ungewissheit. Ich will nicht über traurige Sachen reden. Erzähl weiter, was du noch erlebt hast. Du bist meine Spielmünze.“

„Das Spiel ist ganz lustig. Es passt gut für eine große Gesellschaft, besonders für Raucher oder Betrunkene, denen man während des Spiels eine Zigarette stecken kann.

Man legt eine Serviette auf ein normales Glas. Damit sie nicht rutscht, kann man den Glasrand mit einem Stück Eis einreiben. Ein Eiskübel steht während des ganzen Abends auf jedem Tisch. Auf die Mitte der Serviette wird eine Münze gelegt. Danach brennen alle Spieler, die am Tisch sitzen, mit ihren Zigaretten je ein Loch um die Münze herum hinein. Derjenige, bei dem dabei die Münze ins Glas fällt, hat verloren. Die Japaner haben meistens schlechte Augen und mit ihren Zigaretten wild in die Gegend. Die treffen nicht einmal das Glas. So gehe ich durch den Klub wie ein Sparschwein, mit einer Münze im Glas.“

Am anderen Ende war das feine Lachen der Freundin zu hören.

„Sag mal, arbeiten viele Russinnen bei euch?“

„Nein, es gibt wenig Russinnen. Wenn man Weißrussinnen nicht dazurechnet. Dafür gibt es eine Menge Ukrainerinnen, aus Donezk, Charkow, Sumy und Kiew. Ein Mädchen aus Litauen.

Nach der Arbeit laden die Japaner alle Mädchen zu einem späten Abendessen ein, oder besser gesagt, zu einem frühen Frühstück. Es gilt als cool, einen Haufen schöner Mädels ins Restaurant einzuladen. Da sitzt dann ein Typ mit zwanzig Weibern da, stolz wie ein Adler, und zeigt allen, wie steinreich er ist. Die Japaner geben gern an. Das ist ein Teil ihres Lebens, es bringt Status und Prestige. Er zahlt für alle ohne zu überlegen, was ihn die ausgesuchtesten Speisen Japans kosten würden. Die Mädchen ihrerseits genieren sich nicht und bestellen Fugu oder verschiede Seeigel, und das kann am Ende des Abends ganz schön ins Geld gehen.

Ich werde zusehends dicker! Schrecklich! Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, wenn es so leckeres Essen gibt. Ich verputze alles. Stell dir vor, gestern zum Aperitif habe ich kleine lebende Fische gegessen. Die werden in einem hohen Glas serviert, damit sie nicht herausspringen können. Man greift mit den Stäbchen ins Glas, schnappt einen Fisch, führt ihn zum Mund und schluckt ihn ganz.“

„Einen lebenden Fisch?“

„Ja klar! Du kannst spüren, wie er irgendwo in deinem Bauch stirbt.“

„Pfui, wie ekelhaft! Wie konntest du sowas aufessen? Du bist pervers!“

„Das höre ich doch gerade von dir sehr gern“, sagte Stella schmunzelnd.

Gelächter erklang von beiden Enden der Welt und verschmolz zu einer Sinfonie zweier verwandter Seelen.

„Geh schlafen, Liebes. Morgen hast du einen schweren Tag.“

„Ich kann bestimmt nicht einschlafen.“

„Schlaf bitte! Du musst doch unwiderstehlich sein an deinem ersten Arbeitstag im schönen Genf!“

„Gut. Ich rufe dich vor dem Abflug an. Ich versuche auch, zu schlafen. Küsschen…“

„Küsschen zurück…“

„Oh Gott. Es macht so einen Spaß, mit dieser Schlange zu telefonieren! Ich sollte vielleicht doch das Land der Schlitzaugen besuchen! Sushi, Fugu… mmmmm.“

Sie konnte nicht einschlafen. Die ganze Nacht drehten sich in ihrem Kopf schreckliche Gedanken: Sie könnte am Flughafen verhaftet werden oder eine internationale Fahndung nach ihr könnte eingeleitet werden. Sie war sauer, weil Stella es geschafft hatte, davonzukommen. Natalja war der Meinung, dass gerade ihre Freundin im Gefängnis enden sollte. Die zweite Frage, die ihr keine Ruhe ließ, lautete: Was erwartete sie wirklich in Genf? Sehr viele Mädchen kamen nicht mehr zurück, wenn sie einmal im Ausland waren.

„Dieser Stella werd ich's noch zeigen! Ich werde es alles viel besser machen als sie! Sonst wäre ich ja nicht ich. Ich lasse mich von dieser hochnäsigen Schlampe nicht übertrumpfen! Nie im Leben!“

Ihre Gedanken drehten sich wie das Karussell, das sie einmal in einem amerikanischen Kinderfilm gesehen hatte: Vorn fuhr ein Auto und dahinter flog ein Hubschrauber. Wie ein Präsidentenkonvoi. Genau so und nicht anders stellte sich Natalja ihr Leben in der Fremde vor. Befriedigt von diesen positiven Gedanken sank sie in den Schlaf. Sie träumte, dass sie mit einem Hündchen mit rosarotem Schleifchen im Arm in einen hellblauen Bentley stieg und durch die Stadt fuhr. Ihr Seidenschal wehte. Sie zahlte überall mit einer schwarzen American- Express-Karte, deren Limit mindestens fünftausend Dollar sein sollte. Für kleinere Ausgaben würde das reichen.

Am Morgen, noch nicht ganz aus dem wunderbaren Traum erwacht, dachte sie weder an Stellas Bräutigam noch an ihren Ljonja. Dennoch ertappte sie sich bei dem Gedanken:

„Heißt er wirklich Ljonja? Stella, dieses Miststück, kann einen ganz um den Verstand bringen. Ach was, natürlich heißt er Ljonja! Ich bin doch nicht blöd!“

Sie schritt fest durch das Zimmer, murmelte vor sich hin, packte den Rest ihrer Sachen und dachte dabei nur an Geld und Unabhängigkeit. Natalja war sich sicher, dass das Glück aus Kohle bestünde. Je mehr, desto besser. Wenn jemand sie von dieser Meinung abbringen wollte oder diese unmoralische Einstellung zu widerlegen versuchte, fragte sie ihn einfach, ob er reich wäre. Immer stellte sich dann heraus, dass dieser Mensch arm war. Von einem reichen Mann bekam sie so etwas nie zu hören.

Zum ersten Mal, seit sie in Moskau war, hatte sie die Nachrichten auf ihrem Handy nicht überprüft. Außerdem löschte sie alle Kontakte darauf.

Natalja trat vor den Spiegel, um sich von der Seite zu betrachten. Sie wollte ihr Gesicht sehen, um zu erkennen, ob sie litt oder nicht. Sie lächelte so eiskalt und gefühllos, dass selbst der Satan erschaudert wäre. Sie begann das Lied „Non, je ne regrette rien“ von der berühmten französischen Prostituierten Edith Piaf zu summen. Sie war aufgeregt, gestikulierte theatralisch, wand sich wie eine Brillenschlange und genoss die Biegsamkeit ihres schlanken Körpers. Ihre Augen blitzten teuflisch. Es schien fast schrecklicher, in diese kindlich anmutenden, aber hasserfüllten Augen zu blicken als in die Tiefen der Hölle.

„Ihr findet es lustig, aber ich leide“, sagte sich das Mädchen leise und kalt und erstickte fast vor fieberhaftem Gelächter.

Bravo!“ Ein tolles Bild! Sie hatte eine gute Rolle am Bolschoi-Theater verdient.

Das Mädchen war zweifellos eine wahre Bestie! Eine Strafe für Männer, ein Blutegel für Frauen, Mütter und unschuldige Kinder. Nicht umsonst hatte man die Huren in alten Zeiten verbrannt. Sie stellten eine tödliche Bedrohung für das Familienglück und Ruhe der Menschen dar. Aber auch heutzutage waren Frauen bereit, wegen eines geliebten Mannes oder vielleicht wegen eines reichen Politikers. Da gab es keinen wesentlichen Unterschied. Die Jagd auf Männer lief rund um die Uhr, wie der Grill bei McDonalds. Selbst in klirrend kalten Nächten marschierten kampfbereite, mit Silikon optimierte Weiber zu Hunderten durch die Straßen, gaben vor, dass sie sich verlaufen hatten, und fragten bei jedem Mercedes oder BMV aufs Geratewohl, wie sie zur nächsten U-Bahn-Station gelangen könnten – in der Hoffnung auf die Rückfrage:

„Junge Dame, kann ich Sie mitnehmen?“

Ganz abgesehen von den professionelleren Huren, die ihr Startkapital für eine produktivere Männerjagd bereits angehäuft hatten, die in warmen Restaurants, auf Skipisten, an Stränden und allerlei anderen Orten ihre Fallen stellten und das Leben von anständigen Hausfrauen und Mütter verdarben, die ihrer weiblichen Reize nicht mehr sicher waren.

Ein Paradoxon der verfluchten Realität!

Die Fahrt zum Flughafen war nervig. Es gab fürchterliche Staus. Die Wartezeit hätte ausgereicht, um das Auto zu verkaufen und ein neues zu erwerben, das näher an der Ampel hielt.

Natalja war jetzt schon ein Nervenbündel, alles rutschte ihr aus der Hand, als ob sie Fieber hätte.

Der stinkende Taxifahrer hatte ihr verboten, in seinem verdammten Daewoo Lanos zu rauchen, weil sie sein Gefährt „Anus“ genannt hatte. Das konnte er ihr nicht verzeihen, denn auf dieses Traumauto hatte er ein halbes Leben lang gespart.

Natalja bemerkte eine blinkende Lampe am Armaturenbrett, die einen leeren Tank meldete.

Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie drohend hervor:

„Ich fliege nach Genf, verdammt noch mal. Und ich warne Sie. Wenn Ihnen der Sprit ausgeht, bevor am Flughafen sind, rauche ich nicht nur in Ihrem Wagen, Sie müssen ihn mir außerdem schenken! Die Unterlagen und das Ticket haben mich doppelt so viel gekostet wie Ihr Scheißschlitten!“

„Aha. Meine Teuerste, ich bitte Sie, höflicher zu sein. Sonst gehen Sie zu Fuß nach Ihren Genf. Haben Sie mich verstanden?“

„Nein, hab ich nicht!“, zischte Natalja und rauchte an.

Nach zahlreichen Vorwürfen gegen den Taxifahrer erreichte sie endlich den Flughafen. Sie rannte zum Schalter und legte eilig ihren monströsen Koffer auf die Waage. Als sie sah, dass er zweiundvierzig Kilo statt der erlaubten fünfundzwanzig wog, wurden ihre Augen rund wie Münzen.

„Sie können entweder draufzahlen oder das Übergepäck wegnehmen. Gehen Sie bitte beiseite.“

Natalja blieb das Herz stehen. Sie vergaß sogar, dass die Bullen nach ihr fahndeten. In diesem Koffer steckte alles, was sie in den nächsten acht Monaten brauchen würde. Nur das Allernötigste. Es gab ganz bestimmt nichts, worauf sie verzichten könnte.

„Wie viel muss ich draufzahlen? Entschuldigung!“

„Glauben Sie mir, ziemlich viel. Besser wäre es, so viel wie möglich vom Übergepäck wegzunehmen. Und bitte schneller. Wir haben noch zwanzig Minuten, bis der Check-in schließt.“

„Ich habe sie höflich gefragt, wie viel ich zu bezahlen habe. Aber statt zu antworten, zählen Sie mein Geld!“

„Ich helfe Ihnen zu sparen!“

„Noch besser!“

„Sie können sich ans Büro wenden und dort Ihr Übergepäck abrechnen. Es liegt am Ende des Korridors rechts. Bezahlen Sie und bringen bitte den Kassenzettel mit. Und verpassen Sie Ihren Flug nicht.“

„Wollen Sie sich über mich lustig machen? Sagen Sie mir wenigstens, was das Übergepäck kostet.“

„Ich sage Ihnen doch, dass ich es nicht weiß. Aber es wird schon ziemlich teuer. Mindestens fünfhundert Dollar!“

„Sind Sie wahnsinnig? Der Durchschnittslohn im Land liegt bei hundert Dollar!“

„Hören Sie bitte auf, Ärger zu machen und holen Sie das überflüssige Gepäck aus Ihrem Koffer. Sonst fliegen Sie heute nirgendwohin.“

„Wenn ich nicht abfliege, schmeiße ich Ihnen eine Bombe vor die Füße! Oder eine Rauchdose, verlassen Sie sich drauf!“

Sie öffnete ihren Koffer, der zu platzen drohte, und begann, allerlei Zeug herauszunehmen. Darunter waren Buchweizengrütze, Zucker und sogar Konserven. Sie warf es in eine Mülltonne mit einem so traurigen Gesicht, als ob sie nicht in die Schweiz, sondern nach Afrika auswandern wollte. Die Menschen beobachteten sie überrascht und spöttisch. Sie murrte gekränkt vor sich hin:

„Was schaut ihr mich so an? Ich fliege in ein Land, wo alles sehr teuer ist! Warum soll ich dort etwas kaufen, was ich von zu Hause mitnehmen kann? Ich weiß gar nicht, ob sie mir dort Geld für Verpflegung geben. Und essen muss ich ja wohl!“

Fünf Packungen Billigshampoos, allerlei Cremes und Duschgels flogen in die Mülltonne, der Grütze hinterher.

„Wahnsinn! Wie kann ich das alles wegschmeißen? Unverschämt sind sie, diese Schweinehunde! Sie nehmen so viel Geld für die Tickets und dann darf man nichts mit an Bord nehmen! Arschgesichter!“

Trotzdem musste sie das Übergepäck loswerden.

Stinksauer durchlief sie im Nu die Kontrolle und vergaß dabei das Wichtigste, was sie so viele schlaflose Nächte gekostet hatte.

Das Flugzeug Moskau-Genf war startbereit.

„Hurra!“, jubelte Natalja. Erst jetzt fiel ihr die Polizeifahndung wieder ein und sie schmunzelte. „Die Buchweizengrütze hat mich vor Kummer bewahrt!

Stella wäre vor Lachen an Ort und Stelle krepiert. Diese Schlange! Sie hat mich nicht einmal angerufen!“

Der Flughafen von Genf war so sauber, dass sie ihre Schuhe ausziehen wollte, als ob sie in eine Wohnung hineinkäme.

Sie ging zur Gepäckabholung und stellte sich schweren Herzens ihren riesigen, halb leeren Koffer vor.

„Wie schade! So viel Geld habe ich zum Fenster rausgeworfen!“

Natalja tat die traurigen Gedanken ab. Sie ging in die Damentoilette, kämmte ihr Haar, frischte mit einem Stift ihre Augenbrauen auf. Gestern Abend hatte sie sie zupfen lassen, obwohl ihr das gar nicht passte, weil sie von Natur aus schöne, dichte Augenbrauen hatte. Aber sie war fest davon überzeugt, dass dünne Augenbrauen sexy aussahen.

„Mein neuer Look – voilà!“

Sie bekam ihren nun sehr leicht gewordenen Koffer zurück und begab sich mit stolzer Miene zum Ausgang.

Dort erwartete sie ein Mann mit einem Schild, auf dem ihr Name stand. Anscheinend war es ein Klubmitarbeiter. Er grüßte Natalja höflich und führte sie zum Auto. Eine für sie völlig neue, unbekannte Landschaft erstreckte sich vor dem Autofenster. Sie staunte über alte Häuser und winzige Straßen. Es gab weder Wolkenkratzer noch Menschenmengen zu sehen. Kaum ein Haus war höher als fünf Stockwerke.

Das Auto fuhr durch die Stadtmitte. Dort lagen auch Straßenbahnschienen, auf denen ein sehr modern aussehender Wagen entlangglitt. Er hatte etwas roboterhaftes an sich, wie aus einem fantastischen Film. Die Passanten flanierten mit vielen bunten Einkaufstüten in den Händen die Hauptstraße entlang und lächelten einander zu. In der Luft hing der Duft von Baguette, frischgemahlenen Kaffee und Croissants.

Sie bemerkte, dass die Menschen eher langweilig und unauffällig angezogen waren, so wie Stella. Sie schmunzelte unwillkürlich über die hiesige Mode, in der, wie sie meinte, strenge graue, braune und dunkelblaue Farbtöne vorherrschten.

„Das wird mein Erfolg! Mit meinen bunten Klamotten erobere ich die ganze Schweizer Männerwelt!“

Seltsamerweise hatte sie recht.

In der Schweiz herrschte ein ziemlicher Mangel an grellen, wasserstoffblonden Weibern, vor allem an solchen, die man auf Wunsch gegen Zahlung eines bestimmten Betrags knutschen konnte. Frauen dieser Art wurden natürlich nicht geheiratet, aber als Liebespriesterinnen betete man sie an. Natalja träumte eigentlich davon, zu heiraten, aber zuerst wollte sie in diesem reichen Land genügend Geld verdienen.

Gaunerinnen

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