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Mein eigensinniger Weg

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Mein eigensinniger Weg

Im Sommer 1990 traf ich Frank wieder, den ich schon aus meiner Schulzeit kannte. Wir verliebten uns ineinander und genossen unser Zusammensein. Noch im selben Jahr wurde ich zum ersten Mal schwanger. Die Freude war riesengroß als ich im Frühling 1991 ein gesundes Mädchen zur Welt brachte. Diese war bildhübsch bei ihrer Geburt und der Liebling der damaligen Geburtsstation in Ueckermünde. Doch konnte Frank mir nicht das geben was ich seit Jahren vermisste. Die Wärme die man spürt wenn man vom Herzen geliebt wird. Oder konnte ich sie einfach nicht spüren obwohl sie da war? Diese Frage blieb unbeantwortet. 1992 trennte ich mich von Frank. Sein Verhalten gegenüber meiner Person wurde immer rabiater. Er versuchte mich zu vergewaltigen. Doch das ließ ich nicht zu und währte mich. Als dann auch noch meine Mama bei uns klingelte wurde alles noch viel schlimmer. Frank ist mit ein Messer auf ihr los gegangen. Zum Glück konnte ich das schlimmste noch verhindern. Ich stürzte mich auf diesen Kerl und entriss ihm das Messer. Meine Mama und ich konnten flüchten und die Polizei an rufen. Diese kam auch etwas später und nahm ein Protokoll auf. Ich zog dann mit meiner Tochter wieder ins Elternhaus zurück. Die Vergangenheit holte mich ab da wieder ein und ich hatte die Bilder von damals wieder vor mir. Diese wo der Mann meiner Mama auf sie einschlug, immer und immer wieder. Da ich nicht auch jahrelang von einem Mann gedemütigt werden wollte, zeigte ich Frank bei der Polizei an. Aber die Schürfwunden an meine Arme und meinen Hals reichten nicht aus. Auch nicht das verfärbte Auge. Denn die Anzeige wurde wegen Mangelhaftigkeit fallen gelassen. Ich verstand das alles nicht. Um einen Widerspruch ein zu legen dafür fehlte mir 1992 die Kraft. Ich wollte einfach alles was ich erlebt hatte verdrängen. In dieser Sache war ich wie meine Mama. Ich hatte mich zwar gegen den Mann gewährt aber mehr daraus zu machen hatte ich nie gelernt.

Ein Jahr später lernte ich Steffen per Annonce kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb. Er akzeptierte mich so wie ich war, als Frau und Mutter. Wir verliebten uns und zogen ein Jahr später nach Anklam. Aus dieser Liebe entstand im Oktober 1994, drei Monate nach dem wir uns unser" Ja" Wort gaben, unser gemeinsamer Sohn. Die Geburt meines 2. Kindes fand im eigenen PKW meines Mannes statt(ohne Aufsicht eines Arztes). Genau vor der Notfall Aufnahme des Krankenhauses in Anklam. Diese war um halb 12 nachts nicht besetzt. So rannte mein Mann zum Vordereingang um jemanden zu holen. Ich war ganz alleine in der dunklen Nacht im dunklen Auto. Es war, da es ja schon Oktober war, ziemlich kalt. Das alles interessierte meinen Sohn nicht. Dieser Schlingel wollte nicht warten und so musste ich ihn ohne Hilfe gebärden. Schlimm war es nicht. Nur das dieses Kind, nachdem ich es geschafft hatte ihn an den Kopf raus zu ziehen, nicht schreien wollte. Also bekam er von mir, in den paar Sekunden seines Daseins, seinen ersten Klaps auf den Popo. Das gefiel ihm anscheinend nicht und er fing an seinen ersten kläglichen Schrei von sich zu geben. Ganz berührt von dieser Stimme, bekam ich gar nicht mit, dass sich indessen der Arzt, 2 Sanitäter und Steffen am Auto versammelt hatten. Dann ging alles ganz schnell und ich wurde samt den kleinen aus dem PKW gezogen und auf einer Bahre gelegt. Mit ihm auf den Bauch und mit Decken zu gedeckt brachte man mich dann per Lift auf die Geburtsstation des Krankenhauses. Nach vier Tagen wurden mein Sohn und ich in den kalten Oktober 1994 entlassen. Ein paar Wochen später zogen wir vier alle aufs Land. Dort hatten Steffen seine Eltern ein Haus. Wir hatten unser eigenes Reich im Obergeschoss. Es war anfangs nicht leicht für mich, mit 2 kleinen Kindern und eine fast noch unbekannte Gegend klar zu kommen. Im Jahre 1996 vertraute ich endlich einen Arzt meinen größten Wunsch an. Den Wunsch nach normal aus sehenden Brüsten. Steffen begleitete mich auf den Weg zur Brust OP. Damit erfüllte sich ein lang ersehnter Traum von mir. Seid dieser geglückten OP konnte ich endlich richtig Frau sein und Dekolletee zeigen. Mit der Zeit lief aber alles fast schon perfekt. So empfand ich es jedenfalls.

Nach dem Betreuungsurlaub arbeitete ich in ein nahe gelegenes Dorf als Köchin. Was aber wegen nicht Zahlung des Lohnes vor Gericht endete. Meine Ex Arbeitgeber mussten mir meine noch aus stehenden Arbeitslöhnen nach zahlen.

Im Jahre 2000 bekam ich mein drittes Kind. Bei einer Untersuchung am Anfang der Schwangerschaft stellte meine Frauenärztin fest das die Gebärmutter ziemlich weit unten liegt und das sich Zysten am Eierstock an gesammelt haben. Dieses wurde mir von der Ärztin so erklärt:

Eine Zyste ist ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum im Gewebe, der durch eine Kapsel abgeschlossen ist. Zysten können aus einer oder mehreren Kammern bestehen und kommen in verschiedenen Geweben oder Organen vor.

Sie war der Meinung dass das mit der Schwangerschaft nicht so gut sei und ich mir das ungeborene Kind ab nehmen lassen müsse. Bei diesem Thema ging es um ein Menschen Leben, wenn auch ungeboren. Obwohl die Ärztin mir klar gemacht hatte dass diese Schwangerschaft nicht gut geht war ich gegen eine Abtreibung. Die Risiken waren mir bekannt aber völlig egal. So unterschrieb ich ein paar Zettel, dass ich die alleinige Verantwortung für meine Gesundheit und die des ungeborenen übernehme, falls was passiert. Aber die Schwangerschaft verlief problemlos und dieses Mal war es eine sogenannte Hausgeburt. Mit der eigentlichen Absicht auf die Toilette zu gehen wurde nichts. Denn schon nach ein paar Schritten merkte ich dass sich zwischen meinen Beinen etwas abspielte. Ich stand an der offenen Tür, die vom Schlafgemach ins Wohnzimmer ging. Wusste erst gar nicht was los war.

Ich musste mich Breitbeinig hin stellen, da das kleine Wesen es mächtig eilig hatte. Mit meiner rechten Hand hielt ich mich am Tür Rahmen fest und mit anderen versuchte ich den Kopf des noch drei viertel ungeborenes Kindes zu er tasten. Einfach so, ohne mir Bescheid zu geben, rutschte das Baby mit dem sehr kleinen Kopf aus dem Geburtskanal.

Aber Steffen, der auch schon wach war, hatte alles beobachtet. Er war ganz schnell am Telefon um einen Notarzt zu rufen. So gut es ging drehte ich mich um und ging wieder zum Bett zurück. Dort wieder an gekommen legte ich mich hin. Mit angewinkelte Beine wartete ich auf eine große Wehe. Diese blieb leider aus. Da hörte ich auch schon dass der Arzt eingetroffen war um mir zu helfen. Es war eine trockene Hausgeburt. Schmerzen empfand ich fast gar keine dabei. Alls der Notarzt mir das kleine Wesen auf den Bauch legte sagte dieser,, Es ist ein Mädchen und alles da wo es sein sollte,,. In Freude und Tränen vereint streichelte ich meine schon im Bauch lieb gewonnene Tochter sanft über den kleinen Körper. Dann ging es per Krankentransport ab ins Krankenhaus. Mit der kleinen war alles in bester Ordnung. Und so durften sie und ich nach drei Tage wieder nach Hause. Jetzt hatte ich drei Kinder und war dazu noch verheiratet. Kurz nach der Geburt meiner jüngsten gab ich die Einwilligung zur Entfernung der Zysten. Die Angst, die sich während meiner dritten Schwangerschaft in mir breit machte das etwas mit meinen ungeborenen Kind nicht stimmte oder das die Geburt schief geht, änderte mein gesamtes denken über eine Beziehung zwischen Mann und Frau.

Komisch auf einmal fehlte mir so vieles in dieser Beziehung. Was hatte mich nur dazu gebracht so zu denken? Dabei habe ich doch jahrelang gedacht wie schön es ist einen Mann zu haben der Treu und ehrlich ist. Aber reichte mir das wirklich aus? Die Angst um mein ungeborenes und auch um mich selbst, die ich tief in mir spürte während der letzten Schwangerschaft hatte lenkte mich weg von dieses geordnete Leben. Ein Gespräch zwischen Steffen und mir half auch nicht wirklich. Mein Entschluss kam für alle ziemlich überraschend. Ich beendete diese Beziehung und zog im August 2002 Hals über Kopf mit alle drei Kinder zurück nach Anklam.

Eine Wohnung hatte ich mir bereits 2 Tage vor dem Auszug aus der Ehelichen Wohnung gesucht. Steffen begriff nicht wirklich warum es so war, man merkte es ihm an.

Seit diesem Umzug ist nichts mehr wie es einmal war.

Jetzt kommen die Jahre, die für mich selbst, sehr wichtig waren und die ich nie im Leben bereuen werde.

Ab jetzt hieß es, Leben und Leben lassen“.

Ich gewöhnte mich schnell an die Situation alleine zu wohnen mit meinen Nachkommen. Die beiden älteren Kinder gingen jetzt in der Stadt zur Schule. Die jüngste in einen Kindergarten. In der neuen Wohnung baute ich die Möbel zusammen und räumte die Sachen an Ort und Stelle. Nachmittags ging ich des öfteren mit meinen Kindern, insbesondere mit meiner jüngsten Tochter an die frische Luft. Da ich mich zwar entschlossen hatte das Dorf und meinen damaligen Mann zu verlassen war ich aber noch lange nicht geschieden. Steffen entschloss sich hin und wieder zu uns zu kommen. Wir versuchten wieder einander näher zu kommen. Dieses scheiterte, da ich nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn mir hatte.

Eine Frau und viele kleine Sünden des Lebens

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