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Kapitel 1 - Regennass

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Wunschrakete

Jane Casper


Impressum

Texte: © Copyright by Kathleen Strobach

Umschlag: © Copyright by Kathleen Strobach

Verlag: Kathleen Strobach

Neuer Weg 28

19386 Gischow

Kathleen@passionofwords.de

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Ich kann es nicht fassen! Das darf nicht wahr sein!

Aber es ist wahr. Fassungslos sehe ich dem Bus hinterher, dessen Lichter sich im Halbdunkel immer weiter von mir entfernen, während ich mich mit Mühe versuche, auf meinen Krücken zu halten.

Verflucht!

Ich tobe mich vor mich hin und als wäre es nicht schon schlimm genug, den letzten Bus verpasst zu haben, fängt es auch noch an zu regnen und es ist nicht der liebliche, leichte Regen, der mich manchmal so süßlich melancholisch werden lässt, sondern der Sturzregen, den man nicht haben möchte, wenn man in seiner gottverlassen Kleinstadt ohne überdachte Bushaltestelle mit seinem Invalidenbein nach Hause will.

Wer vergibt auch Arzttermine kurz bevor in unserem verfluchten Dankensville die Bürgersteige hochgeklappt werden?

Ich schaue zurück zu dem einzigen Gebäude der Stadt, in dem zur Dämmerung noch Licht brennt, dem einzigen Einkaufscenter der Stadt mit seiner Apotheke, einer Drogerie, dem Supermarkt und eben seinen zwei Ärzten.

Ich züngele wild ins Nichts hinein, als würden mein Arzt und seine sarkastische Schwester meine Flüche noch hören können. Tja, das sind die Nachteile meiner Einöde! Nach 18 Uhr fährt hier nichts mehr. Aber für gewöhnlich befinde ich mich zu dieser Uhrzeit ja auch schon in meinen eigenen vier, kleinen Wänden in dem vierstöckigen Altbau, dessen rote Backsteinfassade schon viel zu sehr bröckelt und kein schönes Bild abgibt.

Und der Regen schafft es, vollkommen durch meine leichte Windjacke zu dringen.

Oh wie schön!

Was soll ich jetzt tun? Ich bin froh, dass ich meinen voluminösen Körper noch irgendwie auf den Krücken halten kann. Ja, so ein einbeiniges Dasein hat es schon in sich, wenn man seine Armkraft sonst nur für das Tippen in der Rechtsanwaltskanzlei verwendet. Ich kleiner Moppel ich, jetzt haben meine Ärmchen umso mehr Gewicht zu stemmen.

Und plötzlich lache ich laut auf, als könne mich meine imaginäre, nie dagewesene beste Freundin im Sturzregen stehen sehen. Meine nassen Haare kleben an meinem Gesicht und ich gebe sicher ein Bild ab, als sei Nessie gerade dem schottischen See entsprungen. Mein Lachen durchbricht die Stille. Ganz schön grotesk. Grenzt das an Wahnsinn? Mein Lächeln wird breiter.

Es nützt nichts. Mühsam stütze ich mich auf eine der Krücken, jongliere gekonnt und schaffe es schließlich, mein Handy aus meiner Handtasche zu holen, die ich wie ein braves Schulmädchen um den Rücken trage. Der Zweck heiligt die Mittel oder wie war das?

Und ich wähle die Nummer von der einzigen Reklametafel in unserem Ort. Es ist so klar! Mehr braucht man hier auch nicht. Ich schmunzele wieder mit einem Funken zu viel Ironie in mich hinein, während mir das kalte Wasser beim Sprechen in den Ärmel hineinläuft.

„Ich brauche ein Taxi, schnell. Zum Einkaufszentrum bitte.“

Und so genieße ich meine letzten Minuten inmitten der Urgewalt des Wetters, als gäbe es nichts Besinnlicheres auf der Welt, als dieses After-Christmas-Szenario, als hätte mir das verdammte Weihnachtsfest nicht schon genug Unheil gebracht.

Ich schaue von meinem missratenen Fußunglück auf zu der noch immer so prunkvoll leuchtenden Weihnachtsdeko des Kaufhauses.

He ho!

Ich hasse Weihnachten ohnehin. Nein, es ist nicht so, dass es schon immer so war. Früher habe ich es einmal geliebt. Ich liebte das Zusammensitzen mit der ganzen Familie unter dem Weihnachtsbaum, das Gemeinsame, Heitere und Gemütliche. Aber nun, wo ich als Letzte meiner Familie durch dieses Leben schreite, hat es keinen Reiz mehr. Ja, ich bin in den letzten Jahren zum absoluten Weihnachtsgrinch mutiert. Und ich kann ein sehr garstiger Weihnachtsgrinch sein, wenn ich die fröhlichen Klänge von Last Christmas höre. In meinem Apartment auf der Kingsley Road gibt es keine Weihnachtsdeko, erinnert nur unnötig an alte Zeiten. Und wir wollen ja keine Wehmut wecken.

Und nun hat mir das Schicksal auch noch das da beschert!

Missmutig haue ich mit der Krücke gegen mein demoliertes Bein, doch mein gebrochenes Sprunggelenk antwortet sofort und beglückt mit einem so herzzerreißenden, warmen Schmerz, dass ich fast vergesse, dass ich vollkommen durchnässt am leeren Straßenrand stehe.

Wann kommt nur dieses verfluchte Taxi?

Da ist es!

Als der Fahrer mich sieht, steigt er sofort helfend aus und öffnet mir die Tür. Und wie ich es befürchtet habe, ist es gar nicht so einfach, mich und es hineinzubekommen. Meine Wangen beginnen zu brennen. Ich sitze zwar, aber es, mein steifes Bein, will noch nicht so ganz in den Wagen passen.

Schmunzelnd rückt der Fahrer meinen Sitz nach hinten. Seine dunklen, südländischen Augen strahlen und ich weiß, warum sich seine Mundwinkel zu einem breiten Lächeln verziehen. Er hat bestimmt nicht oft eine so nasse, unhandliche Fracht im Auto.

„Der Regen hat sie wohl ganz schön erwischt?!“, lächelt mein Fahrer und erntet dafür meinen bitterbösen Blick. Er wartet und sein Lächeln wird energischer. Er schüttelt ein paar nasse Tropfen aus seinem dunklen Haar und dreht sich zu mir, während der Motor bereits läuft.

Ja worauf wartet er denn?

Er runzelt spaßig die Stirn und mustert mich neugierig. Was bildet er sich überhaupt ein? Er soll mich nach Hause fahren und nicht ansehen, wie etwas, das man vielleicht in weibliche Beute umwandeln kann. Vielleicht habe ich durch meine viel zu kurze, aber dennoch bewegte Bekanntschaft mit Rodrigues ein paar zu viele Vorurteile, was unsere männlichen, ausländischen Mitbürger anging.

Ich werde immer unruhiger und lasse ihn durch mein lautes Schnaufen wissen, dass ich endlich losfahren und keinen Kontakt knüpfen will. Genervt wandert mein Blick über seine dunklen, kurzen Locken und streift das Display, auf dem der Zähler bereits läuft.

Ordentlich Geld aus der Tasche ziehen will er mir also! Läuft das Weihnachtsgeschäft nicht gut genug?

Ironisch schnaube ich in mich hinein. Sicher ist es nicht gut gelaufen! Wer verbringt schon die Feiertage mit Taxifahren? Er mag zwar so alt sein wie ich mit meinen 23 Jahren, aber sicher kriechen seine Füße nach Feierabend noch unter Papas Tisch zurück.

Er räuspert sich noch einmal.

„Wohin soll es denn nun gehen?“, fragt er neckend.

Siedend heiß schießt mir die Feuersröte ins Gesicht.

Verdammt!

Deshalb hat er mich so lauernd angesehen! Nervös schlage ich meine Finger um meine Tasche. Ist mir das peinlich!

„Zur Kingsley Road, bitte.“, stottere ich.

Ich möchte am liebsten in meinem Sitz versinken, aber he, mein steifes Bein macht es unmöglich. Wieder lache ich sarkastisch in mich hinein, während ich beschämt aus dem Fenster schaue, bemüht, mich wie Luft zu verhalten.

Die Gebäude der Wohnsiedlung rauschen an uns vorbei. Wir kommen schnell voran auf den leeren Straßen. Die Bevölkerung sitzt mit ihren Familien noch vorm Kamin und krault sich sicher den dicken Bauch von der Ente des Vortages. Bei mir gab es gebratene Nudeln vom Chinesen, geliefert, aus der Box und fein serviert, zur Feier des Tages mit Serviette mit Weihnachtsmann darauf. Mein Festessen liegt mir noch immer schwer im Magen. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass mich das Schicksal freudig beschert hat. Gekonnt hatte ich es wie jedes Jahr geschafft, die Feiertage über arbeiten zu gehen. Ja ich hatte die Schicht ganz für mich gewonnen. Es war ja ein fürchterlicher Kampf um den Einsatz an den Feiertagen. Missmutig lehne ich meinen Kopf an.

Und dann stellt mein Fahrer das Radio an. Prompt richte ich meinen Blick wieder auf ihn, während die letzten Töne eines modernen Rockklassikers verklingen, dessen Titel ich nicht kenne, den ich aber schon viel zu oft gehört habe. In den letzten Monaten meines einsamen Daseins bin ich dazu übergegangen, nur noch Musik zu hören, die keine Emotionen oder Erinnerungen hervorruft, sprich, ich bin bei dumpfen Technobeats hängengeblieben.

Und wieder muss ich schmunzeln und stelle mir wieder meine imaginäre Freundin vor, die mich, die unscheinbare, graue Büromaus bei wilden Technobeats im Rüschenshirt mit Gipsbein wippen sieht. Und nur mal nebenbei erwähnt, ich kann nicht tanzen, geschweige denn musikalisch wippen, noch halte ich mich in Discos auf.

Ich schaue auf das schmale Handgelenk meines tapferen Retters, welches ein goldener Armreif ziert, ganz meinem zurechtgelegten Klischee entsprechend. Und dann sehe ich sein Namensschild über dem Zähler der fortwährend zu meiner Unlust voranschreitet.

Mohamed!

Ich triumphiere innerlich. Als hätte ich es gewusst! Ein Name, wie für ihn gemacht. Ich rutsche ein paar Millimeter weiter hinunter. So ist es besser. Ich habe nicht gedacht, dass mein Balancieren auf Krücken auch mein Kreuz so strapazieren würde.

Und dann höre ich sie. Angewidert richte ich mich wieder auf.

Last Christmas I gave you my heart!

Im Radio ertönen diese Worte.

Mein Gott! Womit habe ich das verdient!

Ich schniefe laut durch.

„Weihnachten mit Gips ist gar nicht einfach, nicht wahr?“,

beginnt Mohamed noch einmal das Gespräch mit mir.

Wütend blicke ich in seine braunen Augen, die so viel unvoreingenommen Frohsinn ausstrahlen. Er weiß, dass er vom Weihnachtsgrinch keine Antwort bekommt.

Und ich denke zurück an diesen fröhlichen Arbeitstag am Heiligen Abend, als ich voller und mit zu viel Enthusiasmus aus dem Bus zur Arbeit gehechtet war. Und dann geschah es, noch bevor ich die Tür erreicht hatte, war ich das Highlight der Morgenbevölkerung, das schließlich vom Notarzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde, das sich freute, an den letzten Tagen im Jahr noch etwas Umsatz zu machen. Und wie sie mich angesehen hatte, Lucy, die Chefsekretärin unseres Anwalts!

Lucy ist gar nicht der richtige Ausdruck für sie. Luciella trifft es besser. Sie ist die Arroganz, Selbstgefälligkeit und Eitelkeit höchstpersönlich. Sie ist zwar nur zwei Jahre älter als ich, gibt sich aber als wäre sie fünfzig, trägt Kostüme, die meine Mutter nicht mal zur Beerdigung getragen hätte und ihr Wissen, ja sie weiß alles. Das glaubt sie zumindest. Ich bin nur die kleine, dumme Schreibkraft, die alles zu erledigen hat, was sie nicht anfassen will. Sollte es eine Hölle geben, werde ich da irgendwann einmal vorbeischauen, nur um sie nach ihrem Tode zu piesacken, wie sie es mit mir macht.

Gedankenverloren mime ich ihren überheblichen Blick nach und vergesse ganz, dass ich noch bei Mohamed im Auto sitze.

Schmunzelnd beobachtet er mich, als ich in die Realität zurückkehre. Erneut werde ich rot. Doch erleichtert stelle ich fest, dass sich das Lied dem Ende neigt. Aber dann kommt das weihnachtliche I-Tüpfelchen, das mein Herz noch mehr erfreut.

Griechischer Weihnachtsmann, lalalalala lala lalala!

Mein Gesicht muss köstlich aussehen.

„Weihnachten ist nicht so ihr Ding?“

Mohamed spricht vorsichtig und bedächtig. Sehe ich aus, als werde ich ihn gleich verdreschen, ganz Weihnachtsgrinch, wie ich es bin? Und das erste Mal klappe ich den Spiegel vor mir herunter und plötzlich lache ich. Mohamed fällt in mein Lachen ein. Ich wäre gerade die perfekte The Ring-Schauspielerin, frisch aus dem Brunnen gekrochen.

„Lachen steht ihnen besser.“

Doch auch er muss lernen, mein Lachen kann schnell sterben und mein eisiger Blick steckt an. Starr schaut er wieder auf die Straße und tut das, wofür er berufen ist.

Berufung! Ja, meine Berufung ist es, alles zu umgehen, was mich an die Normalität der Leben aller Anderen erinnert. Und nun? Hat mich das Schicksal nicht schon genug bestraft?

Ich bin dazu verdammt, diese verdammten Weihnachtsfeiertage in meiner Wohnung zu verbringen, obwohl ich doch immer emsig alles daran lege, ständig unterwegs zu sein, damit meine Nachbarn nicht merken, dass es in meinem Leben keine Geselligkeit oder sozialen Kontakte gibt. An manchen Tagen fühlt es sich sogar richtig geil an, wie eine beschäftigte Businessfrau zu tun, die rund um die Uhr am Racken ist und absolut keine Zeit für irgendwas hat. Aber nun? Nun muss ich zurück in die Bevölkerung, ich kleines, einbeiniges Etwas. Und wenn ich daran denke, dass ich jetzt jeden zweiten Tag zum Verbandswechsel muss, vergeht mir alles.

Und endlich hält der Wagen und beschämt, als müsse ich einem Kollegen zeigen, in welchem Ghetto ich wohne, weise ich Mohamed an, direkt vor der Tür des alten Blocks zu halten.

Sein Blick ist mitfühlend und steigert meine Lust, die Tür beim Abschied gewaltig zuzuschlagen. Eine Schreibkraft verdient halt nicht so viel und warum auch? Was brauche ich mehr als meine vier Wände, die Nummer des Asia-Lieferanten und eine Badewanne? Ich liebe baden, mit Teelichtern und davon habe ich hunderte. Ja, ich beschließe gerade, den Abend mit einem heißen Bad zu schließen, wenigstens das. Doch als ich die Tür öffne, wird mir schlagartig die Ironie des Augenblicks bewusst.

Hallo steifes Bein! Baden hat sich erledigt und duschen auch und waschen…

Missmutig stütze ich meine Krücke auf den Asphaltboden.

Und es wird mir nicht schon wieder passieren. Ruckartig drehe ich mich noch einmal zu Mohamed um.

„Was bekommen sie?“

Zügig krame ich in meiner Handtasche nach meinem Portemonnaie. Ich werde panisch. Gebannt beobachtet mich mein Fahrer.

Wo ist mein verdammtes Portemonnaie!?

In meinem Kopf rattert es. Ich habe beim Arzt meine Versichertenkarte herausgeholt. Aber habe ich meine Geldbörse auch wieder eingepackt?

Verflucht!

Ich wühle emsiger im Dickicht meiner Tasche. Endlich einmal erfülle ich das Klischee einer wahren Frau, deren Handtasche so prall gefüllt mit Nichtigkeiten ist, dass sie nichts wiederfindet.

„Lassen sie es gut sein!“

Mohamed lächelt gütig, nickt und stoppt damit mein panisches Suchen.

„Es tut mir leid!“, stoße ich verzweifelt aus und lasse die Schultern hängen. Der Tag kann echt nicht besser werden.

„Ich wünsche ihnen einen schönen Abend und frohe Weihnachtsfeiertage!“

Mein ehrwürdiger Fahrer erlässt mir den Fahrtpreis und schmunzelt ein letztes Mal, während ich es von alleine auf merkwürdige Art aus dem Auto schaffe. Dankend nicke ich ihm zu.

Ich bin froh, als er endlich losfährt, doch ich bin ihm auch unendlich dankbar und fühle mich schuldig, ihn um die Kosten geprellt zu haben. Innerlich tobe ich über mich selbst.

Meine Gedanken kreisen nur um all das hier und ich vergesse die grundlegendsten Dinge, wie eben mein Portemonnaie. Und ich schaue hinauf zu dem einzigen Fenster, hinter dem kein Licht brennt. Es ist meins.

Na zumindest kann man im Dunkel nicht sehen, wie dreckig meine Scheiben sind.

Frohe Weihnachtsfeiertage!

Seine Worte klingen sarkastisch in meinen Ohren wieder. Ja, ich werde jetzt ganz froh die Treppe bis zum vierten Stock erklimmen. Schwerfällig richte ich mich auf meinen Krücken auf.

He Arme, ein bisschen müsst ihr noch!

Und als ich endlich die Herausforderung gepackt habe und den Schlüssel im Schloss meiner Wohnungstür herumdrehe, atme ich erleichtert auf. Mindestens sechs Wochen Krankschreibung und Luciella wird sich selbst die Finger wundtippen müssen. Und für einen kurzen Moment empfinde ich so etwas wie Genugtuung.

Das muss mein neues Gefühl für Weihnachten sein!

Ich schaue in den Spiegel. Sehe ich tatsächlich ein bisschen grinchig aus? Ich lache. Gott sei Dank stehe ich nicht auf Horrorklassiker.

Doch auf einmal höre ich entnervt auf. Irgendjemand klingelt im Haus und das scheinbar an jeder Tür. Nein, ich würde nicht noch einmal zur Sprechanlage humpeln!

Ich lasse mich auf den Stuhl in meiner Küche nieder und ziehe schwerfällig den zweiten ab. So eine kleine Küche, in die gerade mal eine Küchenzeile, ein Klapptisch und zwei Stühle passen, ist etwas unpassend für so ein gewaltiges Bein.

Ich gieße mir mein Glas mit dem Tonic Water voll und genussvoll kippe ich den Gin in das breite Glas. Ich bin in der letzten Zeit dazu übergegangen, meine freien Tage etwas anders zu feiern, mit einem spritzigen Gin Tonic beim Blick auf das einsame Stadtpanorama.

Ja, ein Balkon wäre auch nicht schlecht.

Aber es ist ohnehin kalt, kalt und kein Schnee zur Weihnachtszeit. Ich lächle mit Genugtuung.

Doch dann klingelt es direkt an meiner Wohnungstür.

Wer um Himmels Willen will etwas von mir?

Ich lausche und höre, wie sich Schritte entfernen. Wer klingelt bei mir und geht dann gleich wieder? Neugierig spitze ich meine Ohren. Es ist still. Ich lecke die ersten Tropfen meines wohligen Wohlfühlgetränkes von meinen Lippen und stelle das Glas ab.

Ein letztes Mal erhebe ich mich.

Bald habe ich Schwarzenegger-Muskeln!

Ich öffne die Tür und schaue mich verstört um. Es ist niemand da, aber auf dem Boden liegt ein Zettel.

Hallo? Wie soll ich mich denn mit diesem Bein bücken können?

Angestrengt stütze ich mich am Türrahmen ab und schiebe den Zettel mit meiner Krücke in die Wohnung.

Was soll das?

Ich schaffe es, den Zettel vom Laminat meines Flures auf die Türschwelle zu meinem Wohnzimmer zu befördern, bis das Papier schließlich so ein knappes Stück hochsteht, dass ich es mühevoll greifen kann.

Der sterbende Schwan ist gar nichts gegen mich.

Übereifrig klappe ich den Zettel auseinander. Es ist ein lachender Smiley darauf, nicht mehr. Ein Smiley auf kariertem Papier!

Verärgert verziehe ich den Mund. Wer hat sich hier mit mir einen Scherz erlaubt und dann noch nicht mal einen guten?

Wütend zerknülle ich den Zettel.

Ja, die kleine Pansy wird ihrem Namen gerecht.

Wer von der Hausgemeinschaft, die ich nicht kenne, macht sich lustig über den Panda, der sich schwerfällig die Treppen hochgezogen hat?

Komm, mein Drink, mein Freund und Retter!

Auch dieses Jahr kriegen wir rum. Bald ist es geschafft!

Wunschrakete

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