Читать книгу Vor allem aber behüte dein Herz - Janna Nitzer - Страница 5

Prolog

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Die Sonne ließ den Pulverschneebelag aufleuchten bei jedem Schwung meiner nagelneuen Carvingski. Der fluffige Belag aus Neuschnee ließ die harte Eisdecke, die er verbarg nicht ahnen. Aber meine Ski waren griffig, die Kanten frisch geschliffen. Ein herrliches Dahingleiten, wobei ich es nach Belieben stauben lassen konnte. So begann mein erster Skitag, von dem ich nicht ahnen konnte, dass sich innerhalb von Sekunden mein ganzes Leben ändern würde.

Der Himmel war lichtblau und der Schnee spiegelte die Farbe des Himmels. Die Helligkeit der Sonne, die sich im Schnee noch einmal verstärkte, machte mir nichts aus. Meine neue Skibrille schützte mich. Ich glitt über den weißen Hang und freute mich am staubenden Schnee. Meine neuen Skier glitten wie auf Schienen dahin und ich konnte den eiskalten Wind in meinem Gesicht spüren, doch ich hatte mich mit dicker Fettcreme gegen die Kälte geschützt. Die vom Wind tränenden Augen spürte ich auch kaum und die Tränen liefen mir seitlich am Gesicht entlang und nur der Salzgehalt verhinderte, dass sie in den Haaren gefroren. Ich könnte die Welt umarmen und ewig so dahingleiten.

Mit meiner Familie Ski zu fahren war ein fester Bestandteil meines geordneten Lebens. Ich war kaum 17 Jahre alt und konnte mir eigenen Skiurlaub nicht leisten, also fuhr ich mit den Eltern jedes Jahr nach Österreich und genoss die Woche im Hotel. Am liebsten mindestens vier Sterne – mit Schwimmbad oder zumindest einem Wellnessbereich mit Sauna!

Zu Weihnachten hatte ich mir die neuen Ski gewünscht. Ich hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass ich die ganze Familie mit schlechter Laune überziehen würde, wenn mir dieser Wunsch nicht erfüllt worden wäre. Ich hatte auch genaue Vorstellungen, welche Farbe und Marke meine Skier haben müssten. In meinem iSmart konnte ich auch den Preis leicht ermitteln, Geld war sicherlich kein Problem. Meine neuen Mike-Schuhe, die ich kurz vor Weihnachten bekam hatten doch auch ein Vermögen gekostet. Meine Freundinnen sollten doch auf den Urlaubsfotos sehen können, dass meine Ski zu meiner fast neuen Skijacke passten und staunen, wie das Ganze mit dem Toxy-Helm und der passenden Toxy-Jacke harmonierte! Letztlich bekam ich immer, was ich wollte. Im folgenden Jahr würde ich endlich 18 und ich überlegte mit meinem Freund Tom eine Woche Skiurlaub zu verbringen. Mit Tom war ich bereits seit einem Jahr ein perfektes Paar. Als ich ihn zum ersten Mal in der Schule sah, wusste ich sofort, dass wir zusammen gehörten. Viele Mädchen der Schule waren verliebt in Tom, doch ich räumte meine Konkurrentinnen schnell und leicht aus dem Weg. Schließlich musste auch Tom einsehen, dass er in mir die bessere Freundin hatte.

Ich glitt immer schneller dahin und konnte schon die Engstelle sehen, hinter der sich der Hang wieder weitete und schön flach war, so, wie ich es am meisten liebte. Doch plötzlich hörte ich hinter mir ein Kratzen. Bestimmt einer von diesen verrückten Snowboardern! Ausgerechnet jetzt, wo es eng wurde. Ich schaute mich um und tatsächlich – von rechts kam er heran geschossen. Durch das Umdrehen verkantete ich die Ski und jagte jetzt auf die Kante zu. Ich warf mich herum und geriet im nächsten Schwung auf den Innenski. Jetzt rutschte ich über die Außenkante des Skis weg und raste auf der Seite liegend auf den Wald zu. Das Wetter war schon lange Zeit gut, die Sonne am Tag und der Frost bei Nacht hatten die Piste gehärtet und vereist. Der ganz frische Puderschneebelag stobte einfach auseinander, ohne mich zu bremsen. Mit kaum abnehmender Geschwindigkeit rauschte ich auf den Waldrand zu. Ich versuchte, die Ski in den Schnee zu rammen und so durch die Kanten die Fahrt zu verringern, doch das brachte mir nur ein, dass ich einen Ski verlor und mich drehte. Der Zusammenprall mit dem Schneewall am Rande der Piste war nicht mehr zu verhindern und noch einmal drehte ich mich, bevor ich abhob und mit dem Rücken voran in die Tannen rauschte. Ein Schmerz, als wenn mir jemand ein Messer in den Rücken ramme, durchzuckte mich. Er war so stark, dass mir schwarz vor Augen wurde. Dann verlor ich das Bewusstsein...

Vor allem aber behüte dein Herz

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