Читать книгу #Datendetektive. Band 3. Die Zeit läuft! - Jaromir Konecny - Страница 8
Auf großer Mission
ОглавлениеLaurin blieb im Labyrinth hängen. Gab es überhaupt einen Weg hinaus? Wohin jetzt? Zurück und dann nach rechts? Oder nach links? Die Zeit drängte: Das Labyrinth verschwand langsam.
Schon sah Laurin ganz gut durch das Labyrinth nach draußen. Sein Sitznachbar Theo hatte das Labyrinth mit dem Finger auf das Busfenster gezeichnet. Ein Sommergewitter hatte die Scheiben beschlagen und sie in Maltafeln verwandelt. Vicki malte auf ihre Scheibe eine Biene. Leider flog die Biene schon davon und auch die Labyrinthgänge verdampften zunehmend. „Sonne, gib mir noch etwas Zeit!“, rief Laurin.
„Bist du verbuggt, Laurin?“, fragte Brabbelbot. „Die Sonne kann doch nicht sprechen.“
„Hä?“, wunderte sich Vicki.
„Bug ist Fehler Programm“, erklärte Theo in seinem besten Deutsch, wobei er sagen wollte: „Ein Bug ist ein Fehler in einem Computerprogramm.“ Dabei lächelte Theo. Es passierte nicht oft, dass er Vicki etwas erklären konnte. Vicki wurde in der Schule das Lexikon genannt.
„Pssst!“, zischte Lina. „Sonst weckt ihr das Phantom!“ Ihr Natur-und-Technik-Lehrer Herr Kilian schnarchte auf dem Sitz hinter ihnen. In den höheren Klassen unterrichtete er Informatik.
Nachdem Lina seinen Spitznamen gesagt hatte, murmelte er im Schlaf: „Das sind meine Gurken!“ Die Datendetektive kicherten. Träumte ihr Lehrer, der Nerd, von Gartenarbeit? Nur Laurin jammerte: „Ich habe das Labyrinth noch nicht gelöst.“
Vicki verdrehte die Augen. „Dann fotografiere es ab! Wieso kommst du da nicht selbst drauf?“
„Es ist zu früh am Morgen“, sagte Laurin und zog sein Smartphone aus dem Rucksack. Doch als er das Handy auf das Labyrinth auf der Fensterscheibe richtete, hatten sich seine letzten Gänge bereits verflüchtigt.
„Die beste Labyrinth-Lösung ever“, sagte Brabbelbot. „Wenn du den Ausgang in einem Labyrinth nicht findest, musst du das ganze Labyrinth verschwinden lassen. Voll episch, Digga!“
Vicki seufzte: „Brabbelbot, wirst du jetzt Gangster-Rapper? Wer hat dir nur diese Sprache beigebracht?“
„Theo und Laurin“, sagte Brabbelbot. „Und die anderen Jungs. Gigi auch.“ Seine Roboterwangen leuchteten vor Freude gelb auf. „Theo spricht aber am nicesten von euch. Von Theo lerne ich viel.“
Vicki schüttelte den Kopf und sah Laurin an, als ob sie fragen wollte: Kannst du nicht etwas aufpassen? Mit strenger Miene meinte sie zu Theo: „Theo! Wenn du lesen würdest, könntest du dir das richtige Sprechen beibringen. Du bist klug genug.“ „Buchstaben voll grottig“, erwiderte Theo. „Wie gerupfte Hühner. Labyrinthe besser.“
Theo ging mit Wörtern viel sparsamer um als mit Geld. Am meisten hasste er Verben. Weil sie zu viel bewegten.
Unter der Wucht von Vickis strengem Blick bückte Theo sich zu Leo dem Löwenhund, der auf seinem Schoss lag, und versuchte, sich noch kleiner zu machen, als er tatsächlich war.
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Sprechende Roboter
Neue Chatbots, sprechende Programme also, können wie Menschen sprechen. So hat zum Beispiel der Chatbot von Google Duplex in einem Friseurladen angerufen, um einen Termin zu vereinbaren. Die Dame am anderen Ende hat nicht gemerkt, dass sie mit einem Chatbot sprach. Leider darf ich keinen Chatbot anleiten, beim Friseur anzurufen. Meine Haare schneidet meine Mama.
Ein sprechender Roboter übersetzt zuerst das Gehörte mit seinem Spracherkennungsprogramm in einen Text. Diesen Text wandelt ein Transformer in eine Antwort darauf. Transformer heißen Programme, die einen Satz in einen anderen Satz wandeln, zum Beispiel eine Frage in eine Antwort. Oder einen deutschen Satz in einen englischen. Die Antwort muss der Roboter dann in gesprochenen Text wandeln und sie zu seinem Gegenüber sagen. Ganz schön kompliziert, oder?
Gute Chatbots lernen aus Gesprächen, immer besser zu sprechen. So wie wir Menschen: Je mehr wir sprechen, zuhören und lesen, umso besser können wir mit Sprache umgehen. Brabbelbot lernt ständig. Deswegen müssen wir aufpassen, dass wir ihm nicht falsche Sachen beibringen. Neulich hat Brabbelbot unseren Schulleiter Herrn Moosburger mit „Herr Obermacker“ angesprochen.
Die Busbremsen quietschten. Endlich waren sie da! Lina schoss von ihrem Sitz hoch wie eine Kanonenkugel und setzte sich ihr rotes Käppi auf den Kopf. Vorne über dem Schild war ihre neue Action-Kamera befestigt, mit der sie ihre Abenteuer aufnehmen wollte.
Laurin zog seinen Rucksack aus der Gepäckaufbewahrung über ihren Köpfen. Dabei flog Theos Trinkflasche von dort herunter. Eine Blechflasche und voll mit Wasser. Theo saß direkt darunter. Gleich würde sie auf Theos Kopf fallen und ihn verletzen, schoss es Laurin durch den Kopf, bevor er überhaupt handeln konnte. Doch als die Flasche nur ein paar Zentimeter über Theos Schädel war, schnappte eine Hand das Trinkgefäß.
„Mann, Lina!“, stieß Laurin verwundert hervor. „Wie hast du das geschafft?“
„Kung-Fu, Bro“, sagte Lina und kicherte.
Lina war die Kung-Fu-Meisterin der Datendetektive und ihre Verteidigungswaffe, Vicki ihr Gehirn, Theo ihr Computer und Navigationsgerät. Wenn man Theo in einer fremden Stadt aus einem Bus werfen würde, erreichte Theo das Ziel noch vor dem Bus. Leo der Löwenhund war der Wächter der Datendetektive – zumindest würde Leo es werden, wenn er einmal erwachsen war. Jetzt leckte Leo jedem die Hand ab, der ihm nahekam. Vorläufig war ihm nach Lecken und nicht nach Beißen, aber das lag nur daran, dass er noch ein sehr junger Wachhund war.
Brabbelbot war einfach Brabbelbot: eine Künstliche Intelligenz voller Überraschungen. Ein großer Hacker. Ein Superlerner. Lernen wollte Brabbelbot alles. Weil er erst ein Jahr alt war. Die anderen Datendetektive hatten einen Vorsprung von elf Jahren.
Heute trug Brabbelbot coole Sneaker. Zusammengebunden um den Hals. Seine Roboterfüße waren zu groß dafür. Wenn er Zeit hatte, lernte er, die Schnürsenkel zu binden. Brabbelbot wollte so cool sein wie Laurin, der auch nur Turnschuhe trug.
Am besten konnte Brabbelbot brabbeln. „Ich muss für den Turing-Test trainieren“, meinte Brabbelbot immer, wenn man ihm sagte, er rede Unsinn. Manchmal musste Lina seinen Sprachmodus ausschalten, so viel brabbelte Brabbelbot.
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Turing-Test
Der Urvater der Künstlichen Intelligenz Alan Turing hat einen Test entwickelt, der bestimmen soll, ob eine Maschine intelligent ist. Bei dem Turing-Test tauscht ein Chatbot Nachrichten mit einem menschlichen Prüfer aus. Der Prüfer weiß nicht, ob er mit einem Menschen oder einer Maschine spricht. Wenn der Prüfer auch nach einem langen Gespräch nicht erraten kann, dass er mit einer Maschine schreibt, hat die Maschine den Turing-Test bestanden. Unser Brabbelbot ist sprachlich sehr hoch entwickelt. Vielleicht würde Brabbelbot den Turing-Test bestehen. Manchmal stellt er sich so blöd an wie ein richtiger Mensch.