Читать книгу Ich, stumm - Jasmin Holder - Страница 5

3.

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Ich sehe im Vorbeigehen Basti in der Cafeteria sitzen.

Ich drehe um und gehe hinein. Die Cafeteria ist voll. Ich finde noch einen Platz neben der Tür. Dann beobachte ich Basti. Seine Haare sind so schön, so dunkelbraun, so lockig, obwohl kurz. Die Sonne wirft hellere Streifen darauf. Diese Haare, so schön. Er redet mit Bürstenschnittblondie.

Eine Weile sitze ich da und schaue Basti an. Er ist so schön.

Da steht auf einmal Albert vor mir. Albert Stumm. Stinke-Albert.

Er sagt: „Darf ich mich setzen?“ „Ja“, murmle ich. Er nimmt einen Stuhl und setzt sich direkt neben mich, Abstand 20 Zentimeter. Hee. Was für ein Gestank schon wieder, bäh.

Er flüstert mir zu: „Du magst Basti, nicht?“

Hä? Was?

Woher weiß der denn das?

Erst bin ich still, dann flüstere ich „ja“.

„Willst du immer bei ihm sein, ihn beobachten und alles sehen, was er tut? Willst du ihn begleiten, wohin er auch geht?“

Hä?

„Hä?“

„Ja, pass auf: Wenn wir einen Vertrag abschließen, wird es so sein, dass du immer bei ihm sein kannst, dass du ihn begleiten kannst, dass du auch mit ihm mitgehst nach Hause und überallhin. Du wirst ihn nackt sehen, wenn du willst, ein Adonis als Sportstudent. Ich kann das für dich arrangieren.“

Wie, ich kann das arrangieren. Wie soll das gehen. Bist du der Weihnachtsmann, der Wünsche erfüllt? Oder Gott selbst, der in die Herzen sieht?

„Hä? Wie denn das?“

„Pass auf: Nach unserem Vertragsschluss wirst du manchmal für andere nicht sichtbar sein. Keiner wird dich dann mehr sehen können und keiner wird hören können, was du sagst. Du wirst stumm werden für die anderen und wirst mit niemandem mehr reden können.“

Stumm sein und mit niemandem reden können, wie die kleine Seejungfrau, fällt mir ein.

Keiner wird mich hören können und keiner sehen? Hm, ist jetzt nicht wirklich anders. Keiner schaut mich an und wenn ich etwas sage, hört keiner zu. Dieser Zustand, von dem Albert spricht, wird also nicht viel anders sein als jetzt.

„Keiner wird dich mehr bemerken und so kannst du alles tun, was du willst.“

Ach so, das ist also das Arrangement. Ich muss selber etwas tun, nicht Albert lädt Basti ein und so.

„Aber ich kann das doch gar nicht“, sage ich leise und schaue betreten auf den Boden.

„Glaub mir, Lena, durch die Fantasie, die dir nach unserem Vertragsschluss zufließt, wirst du es können. Du wirst anders werden. Du wirst alles mit Basti unternehmen können, was du möchtest.“

Es schaudert mich.

„Alles?“ Ich wage eine kühne Frage: „Werde ich auch Basti küssen können?“

„Auch das.

Nur wird er es nicht bemerken.“

Hä? Wie soll das denn gehen.

Aber na gut, hört sich toll an.

„Okay. Ich mach mit.“

„Du musst allerdings etwas dafür bezahlen.“

„Was?“

„Wie ich schon sagte, wirst du manchmal nicht mehr beobachtet werden und gesehen. Aber eben nur manchmal. Also pass auf, was du tust, es könnte sein, man sieht dich doch.

Du wirst dünnhäutig werden. Du wirst unberührbar werden. Du wirst deine Festigkeit verlieren.

Das ist der Preis.

Dafür wirst du offen werden. Die Fantasie wird dich verzaubern. So wirst du fantastische und wunderschöne Welten erleben. Gerade du. Du bist die Richtige für so etwas.“

Ich atme.

Komischer Preis. Dünnhäutig. Unberührbar. Fantastische Welten. Was soll das alles sein. Aber das kann kein hoher Preis sein.

Dann sehe ich Basti drüben sitzen. Sein schönes Haar. Wie er den Kopf wiegt und die Sonne unterschiedliche Muster darauf zaubert. Er ist so süß! Ich will ihn! Ich will ihn halten, küssen! Und das darf ich dann? Das will ich!

„Ja“, sage ich, „alles, was du willst, ich mache mit, ich sage ja!“

„Nun gut.“, sagt Albert still und steht abrupt auf.

„Noch einen Handschlag!“ Und er hält mir seine Hand vors Gesicht. Ich schlage ein. Dann ist die Sache besiegelt.

Ich will noch was fragen, aber Albert ist schon draußen, raus aus der Cafeteria, schon 50m weit weg.

Ich will gleich ausprobieren, ob es stimmt, was Albert da gesagt hat.

Basti wird mich nicht bemerken? Oder nur manchmal? Hm, seltsam. Muss ich gleich ausprobieren.

Ich setze mich auf den Treppenaufgang gegenüber der Cafeteria und warte, bis Basti rauskommt.

Da kommt er. Er schaut in meine Richtung, aber vorbei. Er geht zum Ausgang der Uni. Ich hinterher.

Dann geht er den Fußgängerweg entlang zur Ampel und überquert die Straße. Ich schnell und unauffällig hinterher.

So gehen wir, und gehen eine Weile. Basti geht in die Unterstadt. Immer noch gehen wir. Ich werde langsam schon müde. Aber immer halte ich mich schön versteckt. Vielleicht sieht er mich ja doch. Wer weiß das schon.

Wir gehen durch Häuserreihen aus Altbauten. Da – Basti hält vor einer Tür. Jetzt ist meine Chance gekommen. Jetzt muss ich auf alles gehen und mich zu erkennen geben, wenn ich wissen will, ob er mich sieht.

Hm, aber was sage ich bloß? Und wie soll ich erklären, dass ich jetzt – zufällig! – auch hier bin?

Mir fällt was ein. Schnell gehe ich auf ihn zu und sage:

„Hi Basti? Du auch hier? Wohnst du hier?“

Ich stehe jetzt direkt neben ihm. Ich schaue ihn an. Aber er schaut mich nicht an. Er dreht nicht mal den Kopf zu mir. Er sagt auch nichts.

Er hört mich wohl tatsächlich nicht.

Vorsichtshalber, um jetzt jeden Zweifel auszuschließen, berühre ich ihn am Arm. Immerhin haben wir ja schon miteinander gesprochen; das darf ich jetzt glaub ich schon.

Aber er rührt sich nicht. Er schaut nicht rüber. Ist wie ein unbeweglicher Stein.

Basti geht zur Tür hinein. Sie ist nicht zugeschlossen. Ich komme mit.

Dann gehen wir die Treppen hinauf. Er voraus, ich hinterher. Aber mit größerem Abstand. Irgendwie komisch ist das. Ob er mich echt nicht sehen kann? Ich kann es nicht glauben. Muss aber wohl so sein.

Ich gehe ganz leise, um nicht zu auffällig zu sein. Aber – ich höre nur SEINE Tritte, mich selber höre ich gar nicht. So leise kann ich gehen? Kann nicht sein, ich bin doch immer der kleine Trampel. Ich gehe normal und nicht leise – ich höre meinen Schritt nicht. Hä?? Ich höre meinen Schritt nicht. Ich bin ja echt quasi gar nicht da!

Schnell jetzt zu Basti, denn er schließt eine Wohnungstür auf.

Gerade noch kann ich mit hineinhuschen, bevor er die Tür von innen wieder zumacht.

Mann, er sieht mich echt nicht! Mann, wie kann das sein! Hat Albert doch recht? Mann, wie kann das sein, Mann, ist das seltsam!

Aber – es wäre ja super!

Nein, es IST super!

Ich sehe mich erst mal um. Hier ist ein Miniflur und da kommt auch schon das Zimmer. Es ist groß und die Decke ist weit, weit oben. Quer durchs Zimmer ist eine Schnur gespannt, an der Bastis Klamotten hängen. Es ist recht dunkel. Es ist zwar ein Fenster da, aber das ist mit Tüchern zugehängt. Wohl wegen der Sonne. Denn man sieht sie außen ans Tuch klopfen, um Einlass begehren.

Basti hat sich aufs Bett fallen lassen. Das Bett ist größer als meins. Wohl ein Meter Vierzig breit.

Und da liegt er nun. Und zum ersten Mal sehe ich ihn liegen.

Der gefallene Titan. Ein so großer und starker Mann, der so liegt, es ist so ungewöhnlich. So starke und dominante Männer stelle ich mir immer stehend vor. Aber hier liegt er. Und die Augen hat er schon geschlossen.

Ich trete ein bisschen näher.

Sein hübscher Kopf wird immer größer.

Nun stehe ich vor seinem Kopf.

Ich wage nicht, mich hinunterzubücken.

Er könnte ja die Augen aufmachen. Und dann sieht er mich vielleicht.

Hei, das wird mir jetzt doch ein bisschen unheimlich.

Noch einmal betaste ich mit den Augen sein Gesicht. Seine große Nase, die ich jetzt schon wie verrückt liebe, und an die ich mein kleines Stupsnäschen beim Küssen drücken will, sie ist so groß und herrisch, gebieterisch, man muss sich ihr unterordnen, sie legt sich auf die eigene, kleine Nase, und drückt sie nieder beim Küssen, und der ganze Kerl hat einen im Griff und drückt einen nieder und dringt in einen ein, erst mit der Zunge in den Mund und dann mit dem Glied in die Möse.

Ach, macht der Kerl mich geil, meine Muschi wird schon ganz nass und die Muskeln spannen sich an, um sie zu öffnen. Schnell weg, bevor ich jetzt was Unüberlegtes mache!

Schnell drehe ich mich um und renne zur Tür. Ob er mich hört, ist mir jetzt egal. An der Tür drehe ich mich noch einmal um und sehe nach ihm. Er liegt noch immer da, reglos, und jetzt vernehme ich ein leises Schnarchen. Er ist eingeschlafen. Schnell weg! Schnell heim!

Und die Treppen poltere ich herunter, aber ich höre meinen Schritt nicht.

Erst wieder unten auf der Straße, in Sicherheit, höre ich meine Absätze wieder klappern.

Mann, ist das ein Ding!

Aber ja, es gefällt mir!

Ich glaube, ich gehe noch öfter mit Basti mit. Oder erwarte ihn gleich an der Haustür. Wie seine treusorgende Ehefrau. Deren langes Warten belohnt wird mit dem schönsten und sanftesten und wildesten und auch härtesten Sex, den es nur geben kann. Auweia, schon wieder denke ich an Sex mit ihm. So geil war ich früher doch gar nicht.


Ich, stumm

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