Читать книгу Manchmal muss es Zuckerwatte sein - Jasmin Lukesi - Страница 7

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HIBBELZEIT

Eigentlich ging es mir gut, wenn da nicht dieses leidige Babythema gewesen wäre.

Es ist eine ganze Weile her, als ich zu meinem Mann sagte: »So, jetzt fühle ich mich bereit, ein Kind zu bekommen.«

Er war einverstanden und so kam unser Liebesleben in Fahrt. Nach etwa vier Zyklen war ich immer noch nicht schwanger, dafür schien mein Umfeld umso fruchtbarer zu sein.

Nun dachte ich aber nicht daran aufzugeben, hatte ich doch alles so schön geplant und schwanger werden sollte ja bekanntlich ansteckend sein.

Also wartete ich sehnsüchtig auf die »Infektion«. Doch es tat sich nichts. Um die Weihnachtszeit war da jedoch ein plötzlicher Heißhunger auf Fleisch. Wer mich kennt, weiß, dass ich lieber vegetarisch esse, doch auf einmal wurde ich vom Pflanzen-zum Fleischfresser. Also rannte ich voller Vorfreude zu meiner Frauenärztin und bat sie mich zu testen.

Sie machte einen Ultraschall, runzelte die Stirn und sagte: »Ja, doch ich bin mir fast sicher, dass sich da was eingenistet hat. Hier gebe ich ihnen schon mal Folsäure zum Aufbau mit, und wenn die Regel nächste Woche ausbleibt, dann kommen sie wieder.« So ging ich freudig nach Hause und wartete, bis die Regel da war. Drei Mal ließ ich mich auf die Prozedur ein. Dieselbe Ärztin, dieselben Äußerungen: Ja doch, das Gespräch darüber könnten wir uns gespart haben. Könnte, könnte …

Ich setzte mich ab da mit meiner schwierigen Familiensituation auseinander und kam zu der traurigen Erkenntnis, dass sie nicht unschuldig an meiner Kinderlosigkeit war. Daraufhin fasste ich den Entschluss, mein Leben erst einmal umzukrempeln. Das hieß nicht etwa die Möbel umzustellen, sondern direkt den Wohnbezirk zu wechseln. Frei nach dem Motto: Jetzt kümmere ich mich um mich.

Als meine Frauenärztin nach zwölf Monaten schließlich Bedenken einräumte: »Na ja, sie sind verheiratet und Erzieherin« und weiterhin empfahl: »Da hilft nur Geduld und Spucke«, wechselte ich sie ebenfalls und machte mein Projekt Lebenswandel komplett.

Bei der »Neuen« fühlte ich mich verstanden. Wir machten Test, die mein Mann und ich alle »bestanden«. Sie gab mir den Zeitpunkt vor, wo wir es noch einmal probieren sollten, doch auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Dann riet sie mir, mich einfach zu entspannen.

Ich ging also schwimmen, ernährte mich besser, las in Büchern wie z. B. Gelassen durch die Kinderwunschzeit, aber nichts davon half. Jeden Monat fiel ich von Neuem in ein tiefes Loch. Sie kennen das vielleicht. Mein Mann holte mich wieder heraus. Meine Regel war immer pünktlich, aber wenn man sich ein Kind wünscht, verändert sie sich manchmal. Das war bei mir nicht der Fall, also war ich vollkommen aufgeregt, als sie plötzlich »bummelte«. So schnell, wie sie da war, war sie wieder weg. Und dann war auch noch Hochsommer und meine Kollegin merkte an: »Du siehst so weich aus, na bist du vielleicht schwanger.« Ab da dachte ich: Vielleicht hat sie recht, vielleicht ist mir deshalb schwindelig und die Brust spannt.

Und dann war sie plötzlich nach fünfzehn Stunden wieder da. Jetzt machte ich einen Test, das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen und hatte nicht meine Cousine noch erwähnt: »Das hat nichts zu heißen, das war bei mir auch so.«

Als ich übrigens den Test davor machte, war es auch sie, die vorschlug erst mal zusammen zu beten und dann an einer Bushaltestelle das Ergebnis abzulesen.

Doch als wir dann oben waren und ich es vor Ungeduld nicht mehr aushalten konnte, klingelte ihr Telefon und sie ging doch tatsächlich heran. Ich musste warten, bis sie endlich fertig telefoniert hatte, ich verwünschte ihren Mann innerlich: Wie konnte er im wichtigsten Moment meines Lebens anrufen? Dann war es so weit: Wir hielten uns fest im Arm, soweit das mit ihrer Babykugel möglich war und lasen gemeinsam das Ergebnis: nicht schwanger.

Ich rate jedem: Finger weg von digitalen Teststreifen. Da gibt es keinen Strich, der eventuell rosa ist und den man vielleicht übersehen hat. Nein, gnadenlos wird dir ins Gesicht geschrien: »Ätsch. Nicht bestanden!«

Heulend zu Hause angekommen, empfing mich mein Mann: »Ab jetzt keine Hibbelei mehr, das nächste Mal machen wir den Test zusammen.«

Er hatte recht. Ich war mal wieder viel zu ungeduldig und er mit seinem Latein am Ende. Was hatte er nicht schon alles mit mir zusammen ausprobiert. Folsäure geschluckt, auf Cola verzichtet, sogar eine Fruchtbarkeitsmassage hatte er mit mir ohne Meckern durchgezogen.

Die Massagen waren nett, auch wenn nichts dabei herumgekommen ist.

Bei jeder vermeintlichen Heißhungerattacke, bei Brustschmerzen oder Übelkeit stand er in den Startlöchern, um mich zu trösten.

Es passierte weiterhin nichts bis auf ein peinliches Vorkommnis und das war so:

Ich testete jeden Morgen meine Fruchtbarkeit und einmal fiel diese direkt zusammen mit unserem Übernachtungsbesuch aus Holland. Wir redeten nicht lange drum herum, schickten die Gäste am Nachmittag weg. Die Erklärung für deren siebenjährigen Sohn fiel folgendermaßen aus: »Wir gehen noch mal spazieren, die beiden müssen ›wibbelen‹ um ein Baby zu bekommen.«

Wer jemals in einer ähnlichen Lage steckte, weiß, wie unangenehm sie ist, und dass man selbst viel zu unentspannt ist, da die Gäste ja jeden Moment zurückkommen könnten. Also machten wir schnell und danach noch schnell die Wohnung sauber.

Als sie wieder zurück waren, ging ein Raunen durch den Raum: »Ihr hattet noch Zeit die Wohnung zu putzen?«

Darauf habe ich nicht geantwortet.

Nach diesem gescheiterten Versuch gab es noch Millionen anderer guter Ratschläge und jeder weiß, so lächerlich es auch klingen mag, dass man dreißig Minuten eine Kerze machen soll (die Gymnastikübung danach!!) , du tust es, denn ein kleines bisschen ist die Hoffnung da, dass es tatsächlich so klappen könnte. Du lässt deinen Mann vorher noch Kaffee trinken, weil du gehört hast, dass es die Spermien schneller machen soll.

Du denkst nicht drüber nach, sondern tust es einfach. Und ich ebenfalls: Ich machte brav meine Kerze, bis ich meine Beine kaum noch spüren konnte, und dann passierte es: Ich fing mittendrin lauthals an zu lachen, weil ich bemerkt hatte, wie absurd das Ganze war. Was dachte ich? Dass ich die Spermien überlisten konnte? Ich lachte und lachte wie eine Wahnsinnige und bei der nächsten Menstruation – denn die Gymnastik hatte nichts bewirkt – schmiss ich sämtliche Bücher, Test-Sets und Sorgen über Bord, bis zum nächsten Anruf meiner besten Freundin: »Ich bin zum zweiten Mal schwanger.«

Mein Mann fragte nur: »Gehts?«

»Ja ich mache mich nicht mehr verrückt.«

»Jaja, das kannst du nicht«, erwiderte er darauf. »Du bist nun mal eine Frau, und ihr seid wie Archäologinnen – wenn ihr gerade keine Probleme habt, grabt ihr so lange, bis ihr eines findet, auch wenn es ein altes ist. Wir Männer dagegen sind spitzenmäßig im Verbuddeln von Sachen. Problem nicht gelöst, Problem begraben. Und dann widmen wir uns einfach neuen Dingen. Unser Baby ist eben ein Spätzünder, genau wie ich.«

Ich lächelte nur, denn ich wusste: Er hatte recht.

Hibbelei I

Leider hielt das mit meinem Glauben nicht lange an: Wissen Sie, vorher kannte ich den Begriff »Hibbeln« überhaupt nicht. Wer hatte sich das eigentlich ausgedacht?

Aber jeder, der Internet hat, kann sich leider in diversen Seiten anmelden, wo die anderen fleißig »mithibbeln« und sich über Scheinsymptome austauschen. Wie auch sonst ist stetiger Informationsfluss in dieser Art nicht gerade hilfreich. Ich will schon draußen eigentlich nicht sehen, wer alles wieder oder erstmals schwanger ist. Was nützt es mir also, das jetzt noch im Netz aufs Brot geschmiert zu bekommen?

Ich beschloss also nach einiger Zeit, dass ich dort nicht mehr langsurfen würde. Es blieb bei dem Beschluss, natürlich kam ich wieder und wieder in Versuchung, Symptome miteinander zu vergleichen, mir noch andere Tipps geben zu lassen.

Schließlich, nach drei Jahren, sah ich ein, dass unser Baby wirklich ein Spätzünder war. Ich wollte nicht aufhören zu glauben, dass es noch klappen würde. Die Ärztin aber riet uns in den Urlaub zu fahren und zu verhüten um entspannter zu sein.

Und aus der Hibbelzeit wurde nun die »Urlaubszeit«.

Urlaubszeit

Die Urlaubszeit begann und wir fuhren tatsächlich weg, ausgerüstet mit einer großen Portion Vertrauen in Gott und die Welt.

Endlich entspannen, lautete unsere Devise. Zumindest theoretisch taten wir das. Nun ist es ja allgemein bekannt, dass sich Probleme nicht über Nacht auflösen, sondern lediglich verlagern. So war es auch bei uns. Was machen wir denn mit dieser neugewonnenen Freiheit?

Lass uns ans Meer fahren, da lass ich am besten los.

Gut. Also an die polnische Ostsee. Als wir dort ankamen, wurde aus der gemieteten Ferienwohnung ein Zimmer, in einem Einfamilienhaus, das voller Familien steckte. Unnötig zu erwähnen, dass es mir dabei ein kleines bisschen schwerfiel, dieses Thema auszulassen.

Die Familien benutzten ein Bad und die Küche mit uns gemeinsam. Ein Paar mit einer kleinen Fünfjährigen. Zeit zu zweit wurde ab da doch etwas rar. Eines Abends bekam eine von den anderen Frauen im Haus einen Kreislaufkollaps und musste ins Krankenhaus. Ihre Bekannten, die Eltern der Mädchen begleiteten sie und wir sprangen kurzerhand als Babysitter ein. Wir brachten uns bis dahin völlig fremde vorpubertäre Mädchen ins Bett, nötigten sie zum Zähneputzen und beruhigten sie abwechselnd, dass ihre Eltern sicher gleich wieder da wären und sie ja solange fernsehen könnten.

Diese kamen dann exakt vier Stunden später, mitten in der Nacht, zurück, nicht ohne ein Grinsen und dem netten Spruch: »Na, so konntet ihr ja wenigstens schon mal üben ihr zwei.« Ich konnte vor Erschöpfung kaum noch stehen und meinem Lieben ging es nicht anders, Wie gerädert lagen wir auf dem Bett, völlig unfähig dem Babythema irgendeine Bedeutung zuzumessen.

Gott hatte hier wirklich Humor bewiesen: Auf der Suche nach Entspannung hatten wir uns gleich mal als Ersatzeltern für eine Nacht versuchen dürfen.

Am nächsten Tag am Strand kamen wir ein wenig zur Ruhe. Wir waren nur leider nicht die Einzigen, die sich so früh auf dem Weg zum Meer gemacht hatten. Überall wo man hinsah, hatten sich die Einheimischen regelrechte Forts aufgebaut. Der normale Windschutz hatte scheinbar nicht mehr ausgereicht und statt auf dem Bauch zu liegen und sich bräunen zu lassen standen überall Menschen vor diesen Abgrenzungen und waren tiefbraun gebrannt; sie hatten wohl schon lange so dagestanden.

Ich beobachtete das Ganze, neugierig, wie diese Form von Sonnenbaden funktionierte. Ab und zu drehten sie sich immer der Sonne entgegen. Hände in die Hüften gestemmt, zur Abkühlung ins Wasser und dann wieder hingestellt. Stunden später waren sie schwarzbraun gebrannt. Aber das war nicht das einzige Schauspiel, was sich mir bot. Plötzlich tauchte ein Verkäufer mit Bauchladen vor mir auf, der uns Popcorn anbot.

Das war was für mich: am Meer zu liegen, das Treiben am Strand zu beobachten und genüsslich dazu Popcorn zu knabbern. Es gab nichts Besseres in diesem Moment. Und endlich war ich mit meinen Gedanken woanders und fühlte mich tiefenentspannt.

Das Privatkonzert

Mein Mann war jetzt eher nicht das Romantikmodell, aber irgendwie gerieten wir manchmal in Situationen, in denen uns so viel Romantik entgegengeworfen wurde, dass es selbst ihm schwerfiel, einfach wegzusehen oder wegzuhören.

So geschehen beim Ausflug in Kolberg. Es war heiß, wir flüchteten wieder einmal vor unserem Ferienzuhause und hatten großen Appetit und noch größeren Hunger.

Weit und breit waren die Restaurant-Terrassen bis auf den letzten Platz besetzt. Es gab keine Alternativen bis auf ein paar polnische Pommesbuden. Das wollte ich nun auch nicht. Wir waren schon auf dem Weg zu unserem Auto, als wir an einem kleinen italienischen Lokal vorbeispazierten. Ein Musiker war gerade dabei seine Gesangsanlage aufzubauen. Der Musiker, schon etwas grau an den Schläfen, bat uns Platz zu nehmen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. War mir doch egal, was es schließlich zum Essen geben würde, wir bekamen ein Privatkonzert. Wie erwartet sang er dann auch so schön schmalzig, dass mir die billige Portion Spaghetti Frutti di Mare doppelt so gut schmeckte, und mein Mann kuschelte sich sogar zu mir herüber und ließ sich von der Schmusestimmung anstecken. Das machte den ganzen Ärger mit der falschen Zimmerbuchung wett und auch am nächsten Tag war ich noch so gut gelaunt, dass ich mich zu einem Abschiedsgrillen mit den anderen Ferienbewohnern hinreißen ließ und es auch mal genießen konnte unter so vielen Familien zu sein. Allerdings beschlich mich dabei das Gefühl, dass Eltern überall lockerer mit ihren Kindern umgehen als zu Hause.

Die Kinder durften den ganzen Abend fernsehen, Süßigkeiten essen und bekamen nur ein genuscheltes »Okay« als Antwort darauf, ob sie die Nacht aufbleiben durften. Es war, als wären alle Erziehungsregeln außer Kraft gesetzt. Hauptsache Ruhe vor dem Nachwuchs und unter Gleichaltrigen Party machen.

Das ließ mich nachdenken. Stellte ich mir das Familienleben vielleicht zu rosarot vor?

Ich bekam von meinem Mann die richtige Antwort darauf: »Wir werden es anders machen.«

Und daran hielt ich erst mal innerlich fest.

Wir genossen unseren zehn Tage Urlaub in Polen, so lange wir aus dem Haus waren und stellten uns dabei sonderbaren Gefahren. Eins vorab: Versuchen sie nie, wirklich niemals in Polen über einen Zebrastreifen zu gehen, in der Annahme, der Autofahrer würde schon bremsen. Das werden sie vielleicht nicht heil überstehen. Ich unterhielt mich eben noch mit meinem Mann, schlenderte wie selbstverständlich Richtung Zebrastreifen, als ich fast umgenietet wurde. Die polnischen Autofahrer halten nicht. Es herrschen anscheinend komplett andere Regeln, wenn es um den Autoverkehr geht. Selbst mein Liebster war sichtlich geschockt. Er zog mich im letzten Moment zu sich herüber, damit mir nichts passierte. Ich fluchte dem Autofahrer einiges hinterher, aber das hatte keinen Sinn, er war schon weg.

Unliebsame Gäste

Die Nächte in dem viel zu kleinem Bett mit der zu weichen Matratze wurden nicht besser. Ganz im Gegenteil – lockere Stimmung wollte nicht so recht aufkommen, weil ich mich plötzlich ständig kratzen musste. Nun hatten meine Eltern Katzen und ich weiß, wie Flohbisse aussehen, da ich als Kind bereits einem zum Opfer gefallen war. Das konnte doch nicht wahr sein.

Wir waren hierher gefahren um als Ehepaar ungestört zu entspannen und jetzt hatte ich Flöhe. Unnötig zu sagen, dass an Lust und Liebe nicht mehr zu denken war. Seltsamerweise war nur ich betroffen.

Ich fragte nach einer juckreichen Nacht die Vermieterin, wer denn sonst in diesem Bett schliefe, und sie antwortete mir: »Mein Sohn.« Vorsichtig fragte ich weiter: »Hat der vielleicht Katzen?«

»Auf keinen Fall, er ist hoch allergisch.« Ich verkniff mir den Rest. Sie fragte: »Warum interessiert Sie das?« 0

»Weil ich durch seine Bettwäsche hin Flöhe bekommen habe. Es juckt furchtbar.«

Sie nickte mitfühlend: »Das kenne ich, ich bringe Ihnen eine Salbe. Ich war erst neulich wieder mit meinen zwei Hunden beim Arzt, weil sie welche hatten. Tun sie das zweimal am Tag drauf, dann ist der Juckreiz weg und die Flöhe auch.«

Ich fragte sie nicht noch, ob ihre Hunde vielleicht vorher in unserem Bett geschlafen hatten, nahm aber dankbar die Tube an und tat, wie sie es angeraten hatte.

Und langsam war der zehntägige polnische Ostsee-Urlaub auch vorbei und wir hatten auch nicht eine Nacht »zusammen« verbracht.

Und dann wurde ich wieder in den unfreiwilligen kinderlosen Alltag gebeamt und das ganze Hibbeln begann von vorn.

Hibbelei II

Es gibt unzählige Möglichkeiten sich im Internet Auskunft darüber zu holen, wann die fruchtbaren Tage sind. Wenn Sie meine Meinung hören wollen, lassen Sie es besser dort nachzusehen.

Ich ging zu meiner Frauenärztin und erzählte ihr davon. Sie war nur mäßig angetan und meinte, nun gut, beginnen wir wieder von vorne, aber jetzt lassen wir ihren Mann testen.

Das Ergebnis war zufriedenstellend, also lag es auch nicht an ihm und ich begann an mir zu zweifeln und allmählich den Glauben zu verlieren. Die Urlaubszeit war sehr schön, aber langsam wollte ich doch wieder an meinem Wunsch arbeiten, ein Kind zu bekommen.

Eines Tages wurden wir mit den Worten »Wir können an dieser Stelle nichts mehr für sie tun« aus der Praxis ausgesondert. Wir fragten uns schon, was das bedeuten könnte, da wedelte die Ärztin bereits mit einer Visitenkarte. »Kinderwunschzentrum« stand darauf.

Wieder musste mein Mann sich testen lassen. Und das war angesichts der Umstände mehr als witzig. Er fragte doch tatsächlich an der Rezeption, ob er den Becher vollmachen müsste! Ich war nicht dabei, aber erntete beim nächsten Mal ein breites Grinsen im Gesicht der Angestellten. Wir entschieden uns nach reiflicher Überlegung, dass es keine Option war, sich künstlich befruchten zu lassen. Und auch dort riet man uns, erst noch mal abzuwarten.

Beim nächsten Mal wurde uns der richtige Zeitpunkt genannt und wir taten gut, uns daran zu halten. Ich sollte später zur Blutabnahme, um festzustellen, ob ich schwanger war. Aufgeregt rief ich zum genannten Zeitpunkt an, um das Ergebnis zu erfahren.

Und dann kam der Schock: »Es tut uns leid, aber wir können ihre Probe und das Ergebnis gerade nicht finden, bitte probieren Sie es morgen noch einmal.«

Man könnte denken, wer solange gewartet hat, bei dem kommt es auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht an. Aber ich wäre der Frau im Telefon am liebsten an die Gurgel gesprungen und mein Herz setzte für einen Moment aus.

Ich beruhigte mich jedoch und sagte nur: »In Ordnung, bis morgen.«

Endlich kam der nächste Morgen und ich rief noch einmal an. Da sagte die Stimme, die ich gestern noch innerlich für ihre Inkompetenz verflucht hatte doch tatsächlich nach fünf Jahren: »Herzlichen Glückwunsch, der Test ist positiv.«

Völlig verwirrt fragte ich: »Heißt das, ich bin schwanger?«

»Ja, das heißt das.« Nun sieht man in den Hollywoodfilmen an dieser Stelle oft wie die Frau etwas für den Mann vorbereitet, das ihm durch die Blume sagen soll, dass sie ein Baby bekommt. Ehrlich gesagt, ist es nicht meine Art, so etwas Subtiles vorzubereiten.

Ich konnte es nicht für mich behalten und rief ihn noch während seiner Arbeitszeit an: »Wir bekommen ein Baby!«, brüllte ich ihm fast ins Ohr und er erwiderte nur: »Wirklich, das ist schön. Ich habe es dir doch gesagt.«

Hallo, dachte ich, das ist wieder mal typisch für ihn: Ich erzähle ihm etwas, das unser ganzes Leben verändert und er hört sich an, als bringe er nebenbei den Müll herunter. So abgeklärt und cool, dass ich es kaum aushalten konnte. Mit dem Ergebnis hörte ich direkt auf zu arbeiten, dank eines Beschäftigungsverbotes und es begann eine sehr aufregende Zeit für mich und uns.

Manchmal muss es Zuckerwatte sein

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