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2. DAS DURCHLEUCHTETE LEBEN DES PRIESTERS DONOVAN

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Drei Tage nach Ankunft der Diadora im Hafen von Rabaul bereitete sich die Forschungscrew des alten Schoners auf die Abreise nach Sydney vor. Der Ersatzmast war aufgestellt. Im unteren Bereich und Unterdeck hatten sie ihn sehr fachmännisch mit dem alten Stumpf verbunden, so dass die Originalgröße fast erreicht werden konnte. Der Zwangsaufenthalt für die jungen Forscher ging damit bald zu Ende.

Auch Viola, Melanies Tante und ihr tapferer Tankerkapitän Viktor bereiteten ihre Abreise aus Rabaul vor. Die Idee eine neue Zeitschrift oder Magazin zu gründen, in denen kritische Artikel frei von der Seele veröffentlicht werden durften - die zunächst die politisch-wirtschaftsnahe Presse unter Vorbehalt nur oberflächlich, oder gar nicht kommentierte - schien für die beiden Verliebten faszinierend genug, eine neue Lebensperspektive zu ermöglichen.

Erstaunlicherweise trennte sich die Tante mit Leichtigkeit von all dem Haushaltskram und sonstigen Nettigkeiten des Lebens, die sie in der Abgeschiedenheit im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte. Nichts fesselt den Geist so sehr, wie liebgewonnener Kleinkram des Alltags. Einzeln für den Augenblick befriedigend, in der Vielzahl jedoch amüsant wie ein Kaleidoskop der Wertlosigkeit. Der Tankerkapitän dagegen wirkte wie ein nobler Nomade. Bis auf ein paar Handelsmarine Uniformen, Familienphotos und das Logbuch seines Lebens brauchte er nicht viel einzupacken.

An diesem späten Nachmittag saßen die jungen Forscher auf dem aufgeräumten Deck des alten Schoners, tranken Tee und horchten Viola und ihrem Kapitän zu. Von der Vergangenheit in die Zukunft trennte sie sichtbar nur ein kleiner Schritt zwischen dem Deck des Schoners und dem Pier. Dagegen lag ihre ungewisse Zukunft in Sydney Tausende Seemeilen weit entfernt.

Auf den benachbarten Yachten war es zu dieser Stunde sehr ruhig. Die anstrengende Arbeit mit dem Mast lagen Don, Erol und Edy tief in den Knochen. Zumindest vermuteten dies die jungen Forscher, dass dies der Grund sei, weshalb sich die drei Freidenker Kapitäne in ihre Kojen zurück zogen. Die neuseeländische Crew der Diadora schien auf einer Erkundungstour in den Bergen zu sein. Auch das vermuteten die jungen Forscher, weil sie die Naturburschen mit Rucksäcken und Pickel ausgerüstet losmarschieren sahen.

In Wirklichkeit war die vier Mann starke Truppe, angeführt von der Köchin als Photographin, in die Unterwelt der fünfhundert Kilometer langen Tunnel unterwegs. Sie hatten nicht vor ziellos die ganze Strecke abzulaufen, das Unterfangen hätte Wochen in Anspruch genommen. Ganz im Gegenteil, sie waren schon früh vor Sonnenaufgang aufgebrochen und sollten bis Mittag nächsten Tages ihre seltsamen Erkundungen abgeschlossen haben. Die Crew musste sehr präzise Aufgaben erfüllen, anhand von Handskizzen nur bestimmte Kavernen aufzusuchen, sie fotografieren, kennzeichnen und zum Schiff zurückzukehren. Schließlich sollte noch einiges ins Lot gebracht werden, bevor die Flotte sich verabschiedete.

In der Zwischenzeit warteten Don und seine Freunde auf den Sprengstoffexperten aus Palau. Schon sehr früh nahmen sie den Ex Priester Donovan und seine Aktivitäten unter die VIRDULA Lupe, seitdem sie von der Falle in Palau erfuhren. Nachdem der Admiral mit seiner Idee so kläglich gescheitert war den Gastanker in der Bucht von Rabaul explodieren zu lassen, vermuteten sie, dass die Hintermänner des Opus Dei die eine oder andere Alternative in Erwägung ziehen würden.

Die gigantischen unterirdischen Tunnel von Rabaul, gebuddelt von versklavten Menschen der japanischen Okkupation, blieben in der Welt nicht verborgen. Für die Forscher des faschistoiden Wahnsinns der Japaner waren sie deshalb von Interesse geblieben. Als touristische Attraktion eher weniger empfehlenswert, weil der Zutritt zum größten Teil noch immer lebensgefährlich war.

Das Pentagon dagegen wusste wesentlich besser Bescheid. Sie kannten wohl die zwei bedeutenden Geheimnisse der unterirdischen Kavernen, erstens die gewaltigen Munitionsdepots, zweitens die riesigen Goldreserven. Beides sollte den Japanern während des zweiten Weltkrieges zur glorreichen Eroberung von Australien und Neuseeland verhelfen. Tat es aber nicht, ganz im Gegenteil. Das von dem Bankenkonsortium der Welt geborgte Gold an die kriegführenden Länder erhielten unbemerkt die Banken als Spielkapital zurück. Die unvorstellbaren Kriegsschulden wurden später den Völkern als Altlasten durch Besteuerung aufgebürdet.

Die einfachsten Wahrheiten in der Menschheitsgeschichte, solche die jedem wie Schleim aus der Nase tropfen, werden grundsätzlich übersehen. Die Illusion für Gott und Vaterland Opfer gebracht zu haben, verleiht den Menschen die Illusion eines würdevollen Lebens danach. Dass es weder Gott noch Gerechtigkeit unter den Unwissenden geben kann, ändert nichts an dem Bedürfnis sich der Illusion hinzugeben.

Die Illusion der Macht kann ohne Demonstration der Macht nicht existieren. Sie bestätigt sich durch Gewaltanwendung und spiegelt sich in Gegengewalt. Scheitert die Gewaltanwendung der Machthaber, muss die Demonstration so lange wiederholt werden, bis sie sich in Gegengewalt widerspiegelt. Der Albtraum aller Machthaber wäre, durch Aussitzen der Gegengewalt zu scheitern. Die Illusion der Macht würde wie eine Seifenblase zerplatzen.

Auf die Idee ein schwarzes Loch für die Gewaltanwendung zu erzeugen, kamen die Freidenker Freunde von alleine. Alle bisherigen wohlgemeinten Versuche durch Mitwirken der staatlichen Justizorgane die Killerkommandos los zu werden, schien im Sumpf der Seilschaften der Machthaber zu versickern.

Das kurzzeitige Gedächtnis der Menschen, die Presse die berufsmäßig die Bevölkerung mit einer Flut an belanglosen Meldungen zuschüttete, das Bedürfnis der Justiz alles Unangenehme zu verschieben, waren immer zuverlässige Faktoren und verlässliche Partner der Ganoven. Wie sonst hätte eine kannibalisch veranlagte, kriminelle Organisation trotz der endlosen Liste von skandalösen Handlungen, Hexenverbrennungen, Kreuzzügen, unlauterer Bereicherung usw. Jahrhunderte überleben können?

Don brachte das Dilemma zum Gespräch, unmittelbar nach der Inhaftierung der zwei „Cleaner“ Spezialisten.

„Wenn das so weiter geht, sind wir in einen Krieg verwickelt, noch bevor wir bemerkt haben dass wir mittendrin stecken. Ich sehe mich nicht dazu berufen, ständig Ganoven an die Justiz zu liefern, um später zuzusehen, wie schnell die wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Das käme einer Sisyphusarbeit gleich. Die Menschheit hätte lediglich einen winzig kleinen Bruchteil der Wahrheit durch die korrupten Medien erfahren. Und das was sie hätten erfahren können, wäre so trickreich im spekulativen Sumpf versunken, im Gedächtnis mit neuem Schlamm bedeckt und schnell vergessen.

Sollten wir heute eine Umfrage in Brisbane starten um zu erfahren wie viele Bürger dieser Stadt überhaupt mitbekommen haben was vorgefallen ist, werden wir bitter enttäuscht sein. Ein Jahr später verbliebe nur noch ein drittel davon übrig. Sehr wenige Philanthropen der Geschichte sammeln Zeitungsartikel und schreiben Notizen für die Nachwelt. Die Nachwelt, in der Regel die eigenen Kinder oder Verwandtschaft, weiß damit nichts anzufangen, verschachert den verwertbaren Nachlas in bare Münze. Der Plunder landet anschließend auf der Müllhalde. Genau auf diesen Verdrängungsmechanismus bauen alle Ganoven der noblen Lügner ihre Strategien auf.

Der Klerus war nie verlegen wenn es um destruktiven Nachweis ging. Viele Besitztümer bauten und ergaunerten sie im Laufe von Jahrhunderten weltweit. Viele Klöster oft in abgelegenen ethnischen Gebieten in denen sie naive junge Männer für ihre Killerkommandos abrichteten. Oder Waisenkindern, die für solche Geschäfte vorbestimmt waren, nach denen niemand schreit wenn sie verschwunden sind. Männer, ohne eigene Identität abgerichtet zu Bestien, vollgestopft mit Wissen, Erfahrung und Motivation nach dem Motto: „Wie richtet man die Menschheit zu Grunde“.

In diesem Geschäft ist der Vatikan nicht gerade unschuldig. Die Juden und Mohammedaner pflegten ihre eigenen Methoden aus dem unerschöpflichen Brunnen der religiösen Fanatiker ihr Verschleißmaterial zu züchten.

Summa summarum, wäre das eine Sisyphusarbeit für uns diese Massen an Gotteskrieger hinter Schloss und Riegel zu bekommen. Für die Justiz, vorausgesetzt sie wäre in keiner Weise korrumpiert, wäre es ebenfalls eine Sisyphusarbeit auf zehnter Potenz. So viele Gefängnisse und Gerichtshöfe gibt es nicht auf dieser Erde um alle „Krieger“ ordentlich durch die Justizmühle zu drehen.

Genauso ironisch wäre es darauf zu wetten, dass wir zu unseren Lebzeiten reichlich genug eingeweihte Freidenker ausbilden können, um der Lawine der Gotteskrieger gebührend entgegen zu treten. Die VIRDULA hilft uns schon sehr viel weiter, die geplanten Gemeinheiten der noblen Lügner im Vorfeld zu vereiteln. Das aber ist wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Was wir gerade in Rabaul verhindert haben ist ein Bruchteil dessen, was in den Ganovenküchen der Welt zurzeit vorgekocht wird. Als Konsequenz dieser unumstrittenen Tatsache, werden wir wohl an einer neuen, noch nie dagewesenen Strategie arbeiten müssen. Etwas, worauf sich die Ganoven auf lange Sicht nicht anpassen können. Etwas, was durch den Umkehreffekt wie ein Bumerang auf ihre eigene destruktive kriminelle Energie zurückfällt. Wir werden damit beginnen, ihre eigenen Kriegerbestien in umprogrammierte Insider-Berichterstatter zu verwandeln.

Gerade bei diesen bedauernswerten Menschen, die nie eine Chance hatten sich zu normalen Bürgern zu entwickeln, steckt ein gewaltiges Potential an Gräuel gegenüber ihren satanischen Zuchtmeistern. In jeder Menschenseele steckt immer ein Engel, der auf seine Chance wartet wiedererweckt zu werden. Der Teufel dagegen ist durch schiere Gier nach Macht und Moneten geblendet. Die Unersättlichen unter diesen kranken Männern macht sie zu einer leichten Beute für die geschickt eingefädelte Strategie der wiedererweckten Engel. Wollen wir sehen, ob wir den Ex Priester Donovan, unseren ersten waschechten Engel, herausputzen können.“

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Der abtrünnige Priester und Gotteskrieger Donovan machte sich ähnliche Gedanken auf dem langen Flug nach Rabaul. Man muss nicht unbedingt eine Intelligenzkanone sein, um den Sinn im Unsinn seiner Bruderschaft zu durchschauen. Jede kriminell orientierte Organisation baut bei der Ausbildung ihres Nachwuchses auf die Sensibilisierung animalischer Instinkte der wehrlosen Zöglinge auf. Mit geschickten Methoden kann man sogar Gras fressende Schafe so abrichten, Menschen gegenüber aggressiv zu wirken.

Das menschliche Wesen dagegen ist von Natur aus mit allen denkbaren Instinkten ausgestattet, dessen Sensibilisierung auf vielfältige animalische Verhaltensformen anpassbar ist. Je nach körperlicher und mentaler Situation lassen sich Waisenkinder in den isolierten Zuchtschulen in jede denkbare Richtung formen. Donovan war nur einer von vielen solcher chancenloser Kreaturen. Einer, der seinem Peiniger für jeden Peitschenschlag in seiner kindlichen Phantasie den Tod wünschte.

Er und seinesgleichen, die Peitschenhiebe statt Streicheleinheiten erfahren mussten, kannte aus eigener Erfahrung wie grausam der Gott war, zu dem sie gezwungen wurden um Gnade und Vergebung zu bitten. Gnade, für Taten die sie nicht begangen hatten, Vergebung für ihr Schicksal, in Obhut der Stiefmutter Kirche geboren worden zu sein. Eine Kirche die vorgibt im Namen eines gütigen himmlischen Vaters zu handeln, dessen Zuchtmethoden es sind, aus unschuldigen Engeln auf perfideste Weise blutdürstige Bestien zu schmieden. Diesem himmlischen Vater glaubte Donovan kein einziges Wort, obwohl er nie dazu kam ihn sprechen zu hören.

„An den Taten werdet ihr die Bösen erkennen und nicht an den Gebeten die sie auswendig gelernt herunterleiern“, flüsterte ihm eine alte von Leid gezeichnete Nonne heimlich ins Ohr, als sie versuchte den weinenden Jungen zu beruhigen. Der damals zehnjährige Donovan beichtete am nächsten Tag diesen Spruch seinem Peiniger. Die alte Nonne sah er nie wieder, aber ihr flüstern im Ohr hörte er jede Nacht vor dem Einschlafen.

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Der Pilot der gecharterten Maschine kündigte den Anflug auf die Landepiste von Rabaul an. Donovan war der einzige Fluggast. Laut Charterauftrag, ein Vertriebsdirektor einer Spielzeugfirma aus Hongkong, die sich auf neumodische batteriebetriebene kleine Roboter und Astronauten spezialisierte. Sogar eine Kontaktadresse und Hotelreservierung hatte er parat, falls die Zollbeamten am Flughafen neugierig werden sollten.

Während der Zollabfertigung wurde Donovan routinemäßig nach zollpflichtigen Waren gefragt. Er öffnete die zwei braunen Koffer und sah eine Warenliste die obenauf lag. Sie diente als Dokument für die Abrechnung der Zollgebühren. Die Beamten erwarteten eines dieser Spielzeuge als Geschenk zu bekommen. Donovan dachte nicht daran den Mann und seine Familie ins Unglück zu stürzen. Er überhörte einfach die plumpe Anspielung des Beamten. Nachdem alles Formelle geklärt war, hing er wortlos seine Reisetasche um den Hals, ergriff die braunen Koffer und schleppte sie mit Mühe zum Taxistand. Der Taxifahrer bemühte sich ebenfalls mit großer Anstrengung die schweren Koffer im Kofferraum zu verstauen.

„Wo soll’s denn hingehen mein Herr?“, fragte der schnaufende Taxifahrer. Donovan nannte den Namen des Hotels und setzte sich auf den Beifahrersitz. Er vermutete dass ihn jemand aus seinem Verein beobachtete. Diese Leute ließen nie etwas geschehen ohne einen Aufpasser, der die Abläufe genau kontrollierte. Donovan schaute zum Ausgang in der Hoffnung, einen Aufpasser zu entdecken. Er wusste allerdings nicht, dass die Aufpasser längst mit einer Yacht aus Rabaul getürmt waren. Auf diesen Gedanken kam er erst beim Einchecken im Hotel. Während der Concierge die Formalitäten erledigte, schaute sich Donovan diskret in der Hotellobby um. Er konnte einen Detektiv oder Geheimdienstler auf Anhieb erkennen.

Zwei alte Damen tranken ihren obligatorischen Nachmittags Tee. Zwei junge sportlich gekleidet Damen winkten ihm vom Barhocker ausgelassen zu. Er fragte sich in diesem Moment wann ihn zuletzt eine sinnliche Erregung übermannte. Oberflächliche Begegnungen mit leichten Damen bereiteten ihm stets Unbehagen. So etwas musste er immer sorgfältig vorbereiten. An seinem Körper klebte ein ganzes Arsenal von nützlichen Dingen, die für seinen beruflichen Einsatz gedacht waren. Ein spontaner Striptease im Hotelzimmer erschien deswegen ausgeschlossen. Eine der Damen merkte sein zögern. Sie sprang vom Barhocker und marschierte schnurgerade zur Rezeption.

„Ich nehme an Sie sind Mr. Donovan?“ Ohne seine Antwort abzuwarten fügte sie hinzu: „Sie werden im Zimmer zweihundertelf erwartet. Um ihr Gepäck kümmern wir uns schon.“

„Woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte er freundlich verwirrt.

„Manche Träume sind keine Schäume, Mr. Donovan. Sie wissen was ich meine“, erwiderte sie kokett.

„Und ob ich das weiß“, flüsterte er erleichtert mehr für sich. Die Anspielung an seinen Traum war eindeutig. Er verbeugte sich leicht zu der jungen Frau, schritt schweigend zum Aufzug und wartete gespannt, ob sie ihm folgte. Die Aufzugtür öffnete sich und er stieg ein. Noch bevor die Tür wieder schloss, sah er die beiden Damen an der Bar, die ihm noch einmal zuwinkten. Unterwegs zum zweiten Stock wunderte sich Donovan nicht, dass die junge Dame an der Bar auf ihn wartete. Seine bis dahin verlebten Tage gestalteten sich ziemlich öde und einsam, mit gelegentlichen Maskeraden durch kurze aufregende Aktivitäten, mit extrem destruktiven Ergebnissen. Deshalb erschienen ihm diese letzten Tage bizarr, surreal, befremdend. Er wagte sich nicht weiter nachzudenken, denn nach den Lehrsätzen seiner Ausbilder brauchte er der Menschheit gegenüber für seine Untaten keinerlei Schuldgefühle zu zeigen. Jedoch musste er vor dem Gottvater, im Beisein des schwarzen Prinzen, für jedes noch so kleine Vergehen büßen.

Im zweiten Stock angelangt ging die Aufzugtür auf. Der Flur war leer. Donovan stieg beruhigt aus von niemandem erwartet zu werden, der ihn mit der Pistole unter der Nase zum Zimmer zweihundertelf begleiten wollte. Was ist das für eine Welt in der er eingetreten war. Er träumte oft, wie viele aus seiner Bruderschaft, sich irgendwann aus dem Staub zu machen. Manche versuchten es, sind aber doch wieder erwischt worden. Die Welt die er kannte, von hochintelligenten Psychopathen entworfen, in Jahrhunderten bis ins kleinste Detail optimiert, die Welt der perfektionierten Abartigkeit, Paranoia bis in die Markknochen. Eines war sich Donovan gewiss, dieser demütigenden Welt wollte er entrinnen. Kaum stand er vor der Zimmertür zweihundertelf, ging die Tür von allein auf.

„Seien Sie herzlich willkommen Mr. Donovan“, begrüßte ihn ein sportlich gekleideter junger Mann. Er ging zur Seite und deutete mit einer Handbewegung den Gast einzutreten. Als wenn ihm unbekannte Menschen überall Augen und Ohren hatten, wussten sie genau wer er ist und wo er sich gerade befindet. Das Unbehagen das er im Aufzug verspürte, löste sich auf einmal in Erleichterung auf.

„Mein Name ist Ezra, darf ich Ihnen ein Erfrischungsgetränk anbieten?“

„Ein kaltes Bier wäre mir recht”, lautete kurz seine Antwort.

„Sehr wohl Mr. Donovan, machen Sie es sich bitte auf dem Sofa bequem.“

Während Ezra den Kühlschrank öffnete und zwei Flaschen Bier heraus nahm, wanderten Donovans prüfende Augen durch den Raum. Aus eingefleischter Gewohnheit setzte er sich in die Ecke mit der Sicht zur Tür des Nebenraumes. Ezra brachte auch zwei Gläser mit, öffnete die Bierflaschen und goss beide Gläser aus einer Flasche halbvoll. Mit dieser wohlbedachten Geste demonstrierte Ezra die ehrenhaften Absichten. Sie prosteten einander zu und tranken die Gläser leer.

„Mein allererstes Freibier in Freiheit, verbindlichen Dank Mr. Ezra. Wie soll es weiter gehen?“, fragte Donovan und wischte sich den Schaum vom Mund.

Ezra versuchte Donovan in kurzen Worten zu erklären, wie er und seine Freunde auf ihn aufmerksam wurden und welchen unwiderruflichen Auftrag er bekommen hat. Donovan hörte aufmerksam zu, ließ sich noch ein zweites Bier einschenken.

„Unsere Jungs inspizierten den ganzen Tag mehrere Tunnel und Kavernen. Alle Munitionslager sind geortet, die lokale Behörde ist im Bilde. Helle Aufregung können Sie sich vorstellen. Die Behörde weiß aber nichts von ihrem Auftrag. Das wäre viel zu viel für die Leute zu begreifen, zumal sie von der Tankerkatastrophe verschont geblieben sind. Ihre zwei Koffer haben wir vorerst sicher untergestellt. Wir werden sie in einen Edelstahlkasten einbunkern und bei der ersten Gelegenheit im Meer versenken lassen. Alles Weitere besprechen wir beim Abendessen auf der Yacht.“

„Darf ich fragen Mr. Ezra, wem verdanke ich meine bürgerliche Freiheit? Ich nehme an das ich die Freiheit nur kurze Zeit genießen darf?“

„Die bürgerliche Freiheit verdanken Sie ihrer eigenen Entscheidung, Ihr Leben neu zu gestalten. Wir richten über niemanden Mr. Donovan. Ich kann mir jedoch lebhaft vorstellen, dass ihr Ex-Auftraggeber gerne über Sie richten will. Die hiesige Justiz hat nichts gegen Sie in der Hand, sonst würden Sie nicht mit mir Bier trinken und plaudern. Schauen wir mal was sich heute Abend aus dem Gespräch entwickelt. So lange Sie unter uns weilen, wird Ihnen nichts geschehen. Das ist Ihr Zimmer, wenn Sie sich jetzt ausruhen möchten, hole ich Sie gegen sieben Uhr ab.“

„Danke Mr. Ezra. Ich werde mich zunächst von meinen Pfadfinder Utensilien befreien, dreimal einseifen und abwaschen. Sie ahnen nicht wie gut es tut ein ganz normaler Mensch zu sein.“

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Punkt sieben Uhr schellte das Telefon in Zimmer zweihundertelf. Donovan wartete schon eine gute halbe Stunde frisch rasiert und gekleidet. Ohne den Hörer abzunehmen sprang er vom Sofa, knallte die Tür hinter sich zu. Anstatt den Aufzug zu benutzen rannte er das Treppenhaus hinunter bis zur Lobby. Er traute dem Frieden nicht, auch wenn Ezra noch so einen netten Eindruck auf ihn machte. So vieles ging ihm in den letzten Tagen durch den Kopf. Er wusste von Ezra und seinen Freunden gar nichts und das machte ihm sehr zu schaffen. Er hing nicht so sehr an seinem Leben, zumindest nicht an dem das er bis jetzt führte.

„Ich dachte mir gleich dass Sie die Treppe nehmen werden“, begrüßte ihn Ezra belustigt. „Eingefleischte Reflexe wird man nicht in drei Tagen los, habe ich Recht?“

„Sie sagen es Mr. Ezra. Wer sein Leben lang mit steifen Ohren durchs Leben geht, wird irgendwann ein Lux.“

„Nun Mr. Donovan es schadet ja nichts vorsichtig zu sein. Sie kennen sich gut aus in der Welt der Oberganoven. Wir wollen das Taxi nicht länger warten lassen.“ Ezra ging voran zum Hotelausgang. Allmählich dämmerte es schon, nur die Berge im Westen leuchteten in purpurrot. Die Yachten leuchteten noch eine Weile in graurosa, als das Taxi am Rande der Straße, unweit des großen Trimarans anhielt. Der Fahrer unentschlossen zu welcher Yacht er seine Fahrgäste bringen sollte, stoppte vor der ersten Yacht. Donovan und Ezra stiegen aus, einige Schritte zu Fuß taten sicherlich gut vor dem Abendessen.

Donovans Kindheitsträume handelten oft von Zubereitung guter Speisen. Die karge Klosterküche war alles andere, nur keine Küche guter Speisen. Es schien mehr ein Laboratorium zu sein, in dem Kinder und Nonnen als tägliche Versuchskaninchen herhalten mussten. Man testete eben wie weit man mit der Unterernährung der Testpersonen gehen konnte. Bei gelegentlichen Stippvisiten der Hochwürden wussten die Nonnen sehr wohl, was dem Leib Freude machte. Die hungrigen Kinder bekamen es immer durch die Nase mit. Den Duft der guten Speisen konnten die Nonnen eben nicht verbergen. Donovan wachte aus seinen Erinnerungen auf. „Zeit für dich dem Leben zuzuwenden“, dachte er und folgte Ezra erleichtert.

Auf dem Achterdeck des Trimarans wimmelte es von jungen Leuten, die Klappstühle und Tische von den benachbarten Yachten anschleppten damit alle einen Sitzplatz fanden. Die Ausgelassenheit der jungen Menschen faszinierte Donovan zutiefst. Er, der gefürchtete Bombenleger wird hier empfangen, als wenn er sein Leben lang nur Schafe gehütet hätte. Wer diese furchtlosen jungen Leute sind wusste er nicht. Donovan entdeckte zum allerersten Mal in seinem Leben wie ergreifend es ist, unter furchtlosen Menschen zu weilen. Als wenn ein stickiger Nebel sich auflöste, fand er die Szene auf dem Deck wunderschön. Sehr oft verbrachten er und seinesgleichen so manche Wochen auf den Yachten seiner Ausbilder. Die Nächte durchlebte er immer in Furcht, dass der nächste Tag sein letzter sein wird. Jeder Schluck und Biss den er zu sich nahm, konnte auch sein letzter sein.

„Willkommen an Bord Mr. Donovan“, begrüßte Erol den ungewöhnlichen Gast. „Wie wär’s mit einem kalten Bier?“

Doch zuvor schüttelte er jede Menge Hände, bis alle Anwesenden vorgestellt waren. Dann folgte das kalte Bier samt einem Klappstuhl am Tisch. Eine große Platte mit Unmengen von gegrillten, zerlegten Hähnchenstückchen, eine zweite mit einem Berg von Reis, eine dritte mit verschiedenen Früchten standen auf dem Tisch. Bei diesem überwältigten Anblick konnte er nicht mehr inne halten, ihm lief das Wasser buchstäblich im Mund zusammen. Das fiel niemandem auf, denn jeder nahm einen Teller samt Besteck und bediente sich selbst. Seit er sich erinnern konnte, war das sein erstes Abendessen unter vielen Menschen, bei denen das obligatorische Gebet nicht von Nöten war. „Oh ja die Tischgebete“, dachte er, während er die gut gewürzte Hähnchenkeule zerlegte, „darüber könnte ich Romane schreiben.“

„Ich hoffe sehr Mr. Donovan“, sprang Alida in sein Selbstgespräch ein. „Sie sind oder waren ein frommer Priester stimmt so? Sie fühlen sich hoffentlich nicht gekränkt, dass wir Sie nicht aufgefordert haben ein Tischgebet zu sprechen?“

„Aber nicht doch verehrte Alida. Unmittelbar bevor Sie ihre Frage stellten, dachte ich gerade darüber nach, eine Abhandlung über Tischgebete zu schreiben.“

„Sie sollten uns vielleicht nach dem Essen etwas von dem psychologisch, strategischen Standpunkt des Begriffes „Beten“ erläutern Mr. Donovan schlug Lore vor, die sich in das Gespräch einmischte.

Don, Edy und Erol verhielten sich bewusst im Hintergrund. Sie dachten sich etwas für den braven Saulus aus, der auf dem besten Wege war ein Anti-Paulus zu werden. Es dauerte nicht lange bis alle Platten mit den Köstlichkeiten leer gefegt und die Gäste gesättigt waren. Die Jugend räumte Hand in Hand den Tisch ab und begab sich in die Kombüse dort ebenfalls alles in Ordnung zu bringen. Don, Erol und Edy stopften wie gewohnt nach einem guten Mahl ihre Pfeifen. Sie machten es sich diesmal im Deckhaus gemütlich, weil an Deck die Moskitos ziemlich nervten.

„Was tut sich so alles in Palau Mr. Donovan“, fragte Don als die ersten Rauchwölkchen aufstiegen.

„Man wartet geduldig auf euch, falls ihr hier heil herauskommen solltet. Mir ist nur nicht klar, weshalb so viel Aufwand wegen euch betrieben wird?“

„Dahinter zu kommen was ein Psychopath wie der Escriva im Kopf ausbrütet, weshalb er seine Killer ausgerechnet auf harmlose junge Menschen ansetzt, deswegen sitzen wir hier zusammen, Mr. Donovan. Sie sind ja der Experte in Fragen Massenexekution”, antwortete Don.

„Im Groben ausgedrückt errichtet Escriva sein Werk Gottes, was auch immer man darunter verstehen mag. Welchem Gott er damit huldigen will, könnte man wie er es anstellt, unmissverständlich als das Werk des Bösen bezeichnen. Ich bin unter diesen Leuten aufgewachsen, zu blindem Gehorsam ausgebildet Befehle auszuführen. Erklärungen erhielten wir keine, weshalb wir dieses oder jenes tun müssen. Wir sind nie lange genug an einem Platz um Freundschaften mit anderen Jungs zu schließen. Wir sind überall und nirgends, wechseln Identitäten wie die Unterwäsche, kennen uns überall oberflächlich aus, gerade so viel um unseren Auftrag sauber durchzuziehen. In der Regel haben wir eine hundertprozentige Trefferquote, bis auf euren Fall. Das ist genau der wunde Punkt der mich neugierig macht. Wer seid ihr?

„Wir sind genau das was Sie sehen Mr. Donovan, harmlose junge Menschen die Spaß am Leben haben. Aber an uns sind ihre Auftraggeber nicht interessiert. Diese Herren jagen seit Jahrzehnten die Familie meiner Frau Alida, das müsste Ihnen bekannt sein. Die jungen Forscher sind genauso harmlos wie wir. Sie hatten lediglich das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, als sie die Bombardierung der Mayflower beobachteten”, antwortete Erol sachgemäß.

„Viele Fischer die mit ihren Booten unterwegs waren konnten das gruselige Szenario auch beobachten. Ihre Auftraggeber bemühten sich alle Zeugen hinterhältig zu beseitigen. In ihrem Wahn gingen sie so weit, sogar eine ganze Stadt voller harmloser Menschen durch Ihren Einsatz auszulöschen. Die Frage wer wir sind ist somit unerheblich. Wer Ihre Auftraggeber sind und zu welchen Wahnvorstellungen sie fähig sind, sollten wir einmal besprechen. Morgen wird die hiesige Behörde die Munitionsdepots besichtigen. Die Einheimischen wissen nichts von ihrem Spezialauftrag. Von den kleinen niedlichen Spielzeugen in ihrem Koffer wissen sie auch nichts. Die Frage ist viel mehr, wie kommen Sie heil aus dieser Affäre heraus? Ihre Kollegen sitzen im Knast und berichten freiwillig alles was sie wissen. Selbst die Presse bekam ihre Informationen aus erster Hand. Was ihre Auftraggeber im Schilde führen, ist inzwischen jedem bekannt.“

„Das juckt meine Auftraggeber nicht im Geringsten, liebe Leute. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie durch ähnliche Aktivitäten aufgefallen sind. Der Vatikan hat alle Unannehmlichkeiten seit Jahrhunderten überstanden. Schweigen, Aussitzen und Zeugen beseitigen darin sind sie absolute Weltmeister. Es passieren so viele mysteriöse Dinge in der Welt. Wer erinnert sich Jahre später an diesen Vorfall in Rabaul? So lange sie alles als Verleumdung und als Verschwörungstheorien abtun können, steigert die Ehrfurcht der Lammfrommen. Eine Macht die sich nicht demonstriert, eine von der keiner weiß dass sie existiert, ist keine wahre Macht. Zumindest ist das die Philosophie die Rom bis heute verholfen hat die Welt zu unterjochen.“

„Offensichtlich weiß die Menschheit noch gar nicht, dass sie bereits unterjocht wird Mr. Donovan“, äußerte sich Lore zu diesem Thema.

„Der Vatikan setzt sehr viel Kapital auf den Glauben. Durch Bedürfnisse des Lebens verändert sich die Glaubenslehre wie Duftnoten mein lieber Donovan. Darauf ist inzwischen kein Verlass mehr, es sei denn man bemächtigt sich der Quellen der Gelderzeugung und kontrolliert die Weltwirtschaft. Das hört sich so einfach an. Heutzutage hält sich jeder Mafiosi für den Gottvater, warum nicht auch so einer von inneren Zerwürfnissen Befallener wie Escriva. Die Menschheit hat es wirklich nicht leicht mit all den Größenwahnsinnigen.“

„Ihr seid also voll im Bilde“, gab Donovan resigniert auf. „Ihr wollt die Welt verbessern, sie wieder erträglicher machen. Habe ich Recht so?“

„Es wimmelt ja nur so von Weltverbesserern, einer davon ist dieser Escriva“, sprang Alida ins Wort. „Wann war die Welt jemals in Ordnung? Wenn überhaupt, vielleicht vor vier oder achttausend Jahren? Seit die Kannibalen mit Schwertern die Weltgeschichte schreiben, die Schlacht im Namen dieses oder jenes Gottes besungen wird, dürfen die Frauen Trümmer aufräumen und ihre kleinen Jungs als Soldaten groß ziehen. Sie Mr. Donovan sind hierher gekommen um eine ganze Stadt mit einem gewaltigen Knall auszulöschen. Wieviele andere Knaller haben Sie hoch gehen lassen? Sehen Sie wirklich eine Chance sich selbst zu verbessern? Wer von Weltverbesserung redet, muss zunächst bei sich selbst anfangen.“

„Es reicht schon für den Anfang aus dem Teufelskreis auszusteigen Alida“, versuchte Erol sie zu beruhigen. „Mr. Donovan weilt friedlich unter uns und Rabaul ist nicht zerstört. Mr. Donovan hätte es vermutlich aus eigener Kraft, ohne Zureden von Magda nicht geschafft. Hauptsache wir haben eine Katastrophe verschoben, eher verhindern können. Der hiesige Bischof ist nicht getürmt, das heißt, er weiß von ihrem Auftrag gar nichts.“

„Wie Sie eben sagten, wäre der hiesige Bischof einer von diesen Escriva Anhängern, hätte er türmen müssen noch bevor der Tanker explodieren sollte. Nichts ist dem guten Escriva heilig, bis auf seinen Wahn, das Werk seines persönlichen Gottes zu vollenden”, erwiderte Donovan.

„Die Menschheit hat keine Ahnung welche „heiligen Männer“ sie demnächst regieren. Es ist faszinierend solche Männer zu studieren. Derselbe Mann kann in einem nebensächlichen Bereich seiner Psyche völlig rationell denken und handeln. Das ist im Wesentlichen der Bereich den die Öffentlichkeit zu sehen bekommt. Zur gleichen Zeit tüftelt sein Hirn das von religiösen Phantastereien befallen ist, ganz unüberlegte Alternativen aus. Jeder normale Bürger nimmt die vernünftigen Erscheinungen wahr und baut seine Meinung darüber. Das ist das große Manko der Männer, deren völlig unabhängige Hirnbereiche sich nicht nach ein und demselben Maßstab richten. Frauenhirne dagegen ticken ganz anders. Sie denken in fließenden Übergängen und fragen sich, ob diese oder jene Entscheidung generell vernünftig wäre. Daher kommen die ureigensten Ängste der Männer, von extrem vernünftig, rationell denkenden Frauen, als Dummkopf entlarvt und lächerlich gemacht zu werden.

Schauen Sie sich diese von Macht und Ruhm besessenen Männer an. Angefangen vom Papst über Diktatoren bis zum Militär. Die Hackordnung, ihre Kleidung, der Schmuck, die Medaillen, auf Hochglanz polierte Stiefel oder Lackschuhe. Nichts kann teuer genug sein für diese Hosenscheißer, die sich durch den ganzen Firlefanz als Machtmänner gegenseitig bestätigen müssen. Keiner duldet kluge Frauen in seiner Nähe, weil sie keinen Wert auf den Prunk legen, sondern auf Substanz. Denken Sie an Napoleon wie er durch seinen Palast in Versailles wie ein aufgeblasener Truthahn stolzierte. Beim Rückzug aus Moskau jedoch schleppte er sich mit dem Rest seiner stolzen Krieger wie ein vertriebener Hund durch das Jammertal der Versager.

Vernünftigerweise baute sich Adolf Hitler seinen allerletzten Fluchtbunker unter der Erde. Sein Verstand hatte ihm schon das Endergebnis seines Wahnsinns vorausgesagt. Trotzdem hinderte es ihn nicht das größte Blutbad aller Zeiten anzurichten. Die männlichen Nachkriegspolitiker zogen keine Konsequenzen aus diesem Wahnsinn. Im Gegenteil, die Bankiers der Weltkriege rieben sich die Hände vor lauter Freude so viel Geld verdient zu haben.

Versteht ihr jetzt was ich euch klar machen möchte? Die meisten Männer die sich anschicken die Welt zu regieren, sind sich mit einem Teil ihrer Hirne wohl der Konsequenz ihrer wahnwitzigen Pläne bewusst. Verfangen in dem gesponnenen Netz ihrer Vorväter, aus purer Eitelkeit und Geltungssucht getrieben bringen sie nie den wahren Mut auf, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Wenn sie es tun würden, würde der Rest der Männer sie zu Kneifern und Verrückten erklären.

Sie werden mir nicht glauben wollen, dass es Päpste gab, die ganze Bücher über die fundamentalen Lügen des Christentums verfasst haben, heimlich natürlich. Als sie sich dann endlich entschlossen hatten ihre Bücher zu veröffentlichen, wurden sie stillschweigend kalt gestellt. Seitdem wählen die Kardinäle nur noch die hochbetagten alten Schurken. Die Männerwelt, liebe Leute, ist ein großes Jammertal vieler Schurken die was werden wollen, voller Hass über ihre eigene Unfähigkeit, sich der Vernunft der Frau zu ergeben. Sie richten lieber die Welt zu Grunde, als den Mut zu fassen richtige ehrliche Männer zu sein.“ Dass Donovan für seine Analyse einen schallenden Applaus ernten würde, damit hatte er nicht gerechnet. Zum allerersten Mal in seinem Leben standen Freudentränen in seinen Augen.

„Ihr habt keine Ahnung wie gut das tut“, bedankte er sich schluchzend bei den neuen Freunden. „Ihr wollt keine Beichte von mir, sondern meine innige Meinung. Ich fing schon als kleiner Junge an darüber nachzudenken, in welcher Welt ich da eigentlich lebe. Während meiner Reisen von einem Kloster zum anderen bekam ich einen kleinen Einblick von der Welt da draußen. Eine sehr andere Welt als ich und meinesgleichen sie kannte.

Ich war zwölf Jahre als der Krieg ausbrach. Österreich wurde annektiert und die Nonnen im Tiroler Kloster gönnten uns ein Stück Fleisch in der kargen Suppe und einen trockenen Kuchen mit Milch. Das Gotteswerk wird errichtet, priesen die Nonnen wie aufgescheuchte Hühner. Extra Gebetsstunden legten sie ein, damit der Adolf mit den gottlosen Kommunisten bald fertig wird. Ausrotten sollte der Adolf das Proletenpack. Ich verstand das damals nicht mit der Nächstenliebe. Daher fragte ich naiv die Oberin, weshalb ein Krieg besser ist, statt Nächstenliebe. Mit der Frage handelte ich mir eine Ohrfeige ein. Die Kommunisten wären vom Teufel und Adolf ein gerechter Gotteskrieger bekam ich zu hören. Sechs Jahre später schickten sie mich nach Spanien zu diesem Escriva.

Eine echte Universität bauten diese Fanatiker dort auf. Wer das Werk Gottes errichtet, muss zuerst Schmerzen ertragen lernen, dann sich selbst Schmerzen zufügen um geläutert zu werden. Das ist die Reihenfolge für die i-Männchen des Grauens. Dann kamen die Indoktrinationen, das Handwerkszeug der Gotteskrieger. Nach dem Krieg flüchteten viele SS Experten nach Spanien. Bessere Ausbilder für die Gotteskrieger konnte sich seine Heiligkeit Escriva nicht erträumen.

Die Idee mit den Luxusyachten die überall andocken durften, kam vom Monsignore Pacelli aus Rom. Er, sein spezieller Freund Guy Rothschild und Lord Mountbatten brachten es fertig, etwa dreihundert Millionen Menschen zu überreden, vorzeitig von diesem Planeten auszuwandern. Ihr schaut mich so verdutzt an wenn ich von Auswandern rede. Die Adligsten der Adligen entwickelten eine Theorie, wonach die vorzeitig gestorbene Menschenseele auf einem anderen Planeten angesiedelt werden kann. Die Idee ist uralt aber erst vom Großvater Pacelli juristisch begründet. Hört sich makaber an, ist für diese Sorte von Männern durchaus im Rahmen des Machbaren. Die Hauptzentrale dieser irdischen Auswanderungsbehörde ist der Vatikan. Die Finanzierung geht durch die Federal Reserve Bank und deren Filialen in der ganzen Welt.“

„Was Sie nicht sagen Mr. Donovan“, meldete sich Don zum ersten Mal zu Wort. „Ihrem Verein ist also die Ehre zugeteilt die Auswanderungsunwilligen etwas bombastisch dazu zu bewegen, sich freiwillig zu melden. Sie meinen also der alte Marcantonio Pacelli der den L’Osservatore Romano gründete, verkaufte dem Leo XIII sowohl die Strategie, als auch die finanziellen Vorteile der Auswanderungstheorie?“

„Von Verkaufen war keine Rede, Kapitän Don. Viel mehr von Konsolidierung der Grundlagen der praktischen Umsetzung der globalen Auswanderungsstrategie. Schon 1542 als die Inquisition geschaffen wurde suchte man nach geeigneten juristischen Grundregeln. Soweit ich neulich mitbekommen habe, soll dieses Jahr die Inquisition abgeschafft werden. Immerhin hat dieses Experiment vierhundertfünfundzwanzig Jahre einige Millionen von Seelen das lukrative Geschäft der unfreiwilligen Auswanderung gesichert. Mit den erwirtschafteten Finanzmitteln baute man in ganz Europa wunderschöne Kirchen und Prachtbauten in Rom. Allein der stattliche Dom zu Würzburg benötigte etliche Tausende von vermögenden Auswanderern. Heute sind es Kulturgüter in Europa schlechthin, sehr werbewirksam und effizient. Die Amerikaner brachten es mit der Definition von Henry Kissinger auf den Punkt: nutzlose Esser. Damit ist die Generation gemeint die gerade in Vietnam kämpft, auf beiden Seiten wohl bemerkt. Eine einzige Gewehrkugel reicht schon um einen jungen Auswanderer ins Jenseits zu verfrachten. Die noblen Männer sehen die Menschen nicht so wie die Menschen sich selbst einschätzen.

Der Allah der Mohammedaner spricht zu seinen Sklaven, der Christengott sieht die Menschen als Schafe, die den Hirten brauchen. Die belämmerten Sklavenschafe sehen sich selbst als Kinder Gottes und leben in der Illusion von diesen Göttern gerecht behandelt zu werden. Die Juden warten noch immer auf ihren erlösenden Messias. Somit scheint alles in bester Ordnung auf diesem Planeten zu sein. Jeder weiß wo er hingehört”, beendete Donovan seine Erklärung mit einem tiefen Seufzer.

„Und wie ist Ihre Einstellung?“, fragte Don.

„Nun wenn Sie mich vor hundertfünfzig Jahren die gleiche Frage gestellt hätten, wäre ich viel optimistischer hinsichtlich der Zukunft der Menschheit gewesen, Kapitän Don.“

„Sie zitierten Henry Kissinger, kennen Sie den Mann?“

„In unseren Kreisen kennt ihn jeder. Er ist der Adlatus des Rockefeller Familienclan. Alle unsere Yachten sind in Panama registriert, wo auch Henrys Kommandozentrale angesiedelt ist. Von dort aus kontrolliert er Lateinamerika. Wer ein Diktator werden will, muss bei Henry anklopfen. Er bastelt zurzeit an einer neuen Organisation Operation Condor. Schon was davon gehört?“ Diese Frage von Donovan hatte mehr provokativen Charakter als es Don lieb war.

„Wieder so ein Reiseveranstalter für unliebsame Politiker nehme ich an“, antwortete Don darauf.

„Von dort kommen die Cleaner bestätigte Donovan. „Das ganze Unternehmen finanziert sich durch den Kokainhandel. Von A wie Abraham, B wie Busch, C wie Clinton, alles was Rang und Namen hat. Seit Prescott Zeiten ist jeder an dem Deal beteiligt. Die Kissinger Familie hat ihre Beziehung zu den Nazis in Deutschland nie abgebrochen. Es sind sehr alte Seilschaften bis zu Weishaupt und seinem Manifest der Illuminatis. Von den Juden die aus Nazideutschland ausreisen durften, waren viele unter ihnen die dem christlich-römischen Reich die größten Dienste erwiesen und dreckigste Arbeit leisteten. Das hat mit dem arme Leute Judentum nichts gemeinsam. Die Rede ist von den Koryphäen besonderer Art, die man in jeder ethnischen Gruppierung vorfindet. Die Rede ist von den Ashkenazis.“

„Offensichtlich kennen Sie sich in der Weltpolitik aus Mr. Donovan. In welchem Verhältnis steht Henry zu den Bolschewisten? Stalin ist doch kein Jude oder?“, fragte Ezra belustigt.

„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen Mr. Ezra. Der alte Amschel und Stalins Großvater sind Cousins, wussten Sie das nicht?“

„Das ist aber sehr weit gegriffen Mr. Donovan. Sie wollen doch nicht behaupten die Blutsverwandtschaft spielt eine Rolle bei den Gauganoven?“, ermunterte Erol den redseligen Ex-Priester.

„Ich behaupte sogar das ist die Grundvoraussetzung schlechthin. Die Blutbande sind den Illuminatis absolutes Heiligtum.“

„So was wie Reptiliengenetik meinen Sie?“

„Absolut, Krokodile sind nicht nur Kannibalen, sie betrachten alles was schwimmt und kriecht als Futter. Nehmen Sie die Veranlagung der Römer und die Habgier der jüdischen Pharisäer dazu, dann sind Sie bei den Gaukannibalenspezies angelangt. Ungezügelter Tötungsdrang unersättlicher Machtanspruch durch Reichtümer zu horten, kennzeichnen diese Noblemans vortrefflich. Während wir hier sitzen und friedlich miteinander plaudern, hocken Millionen hochbegabter Erfinder zusammen und grübeln darüber nach, mit welchen Waffensystemen die Menschheit am schnellsten ausgerottet werden könnte. Die drei ABC Möglichkeiten, atomare biologische und chemische Waffen stehen den Gaukannibalen frei zur Verfügung.“

„Das ist unbestritten Mr. Donovan, alles das und noch viel mehr ist in Entwicklung“, bestätigte ihm Alida. „Mal angenommen Sie kleiden sich wieder wie ein Priester und halten auf dieser Insel einleuchtende, nachvollziehbare Predigten. Gerade hier sind die Menschen aufs höchste Maß sensibilisiert und werden genau zuhören was Sie zu sagen haben. Meinen Sie es würde etwas nutzen eine neue Bewegung in Gang zu setzen?“

„Wenn ich das tun wollte, hätte ich nicht meinen Verein wechseln müssen verehrte Alida“, antwortete Donovan sarkastisch. „Dieser Hut ist so alt wie der Vatikan. Dort gäbe es eine Auswahl zwischen extrem links bis extrem rechts. Das dürfen Sie mir abnehmen. Die Ausbilder sind Spezialisten die sich in allen „rebellischen Gefilden“ bestens auskennen. Auf diese Weise hält man den Mob unter Kontrolle und sammelt potentielle Querdenker wie reife Birnen.

In der Politik macht man genau das Gleiche. So bald sich eine neue progressive Bewegung anschickt die Macht in irgendeiner Weise zu gefährden, schleusen sich gut ausgebildete Radauprovokateure ein. Das sind die Ersten die bei einer Demonstration die Fensterscheiben einschlagen. Damit liefern sie der Ordnungsmacht die juristische Grundlage, Knüppel und Wasserwerfer einzusetzen. Die führenden Köpfe der zunächst friedlichen Demonstration dürfen anschließend verhaftet und als Kriminelle abgeurteilt werden. Wächst die Bewegung desto Trotz weiter, schickt man neue Leute, die sogenannten Realpolitiker, die alsbald in die höchsten Gremien der Bewegung einrücken. Damit ist vorerst der Wind aus den Segeln genommen und die dahinter marschierende Masse lässt sich genauso manipulieren, wie die Schafe in der Kirche. Um drei Ecken herum finanzieren die Rothschilds & Rockefellers eine Vielzahl von sogenannten freien Institutionen und Universitäten. Ob Kommunist oder Kapitalist, alle sind manipulierbar und natürlich korrumpierbar. So funktioniert die Machterhaltung in der Welt und nicht anders herum.“

„Das was Sie sagen stimmt nur zum Teil Mr. Donovan. Niemand ist in der Lage die Gedanken von fünf Milliarden Menschen zu kontrollieren. Und das ist gut so. Die weltliche Macht und die Reichen sind vergänglich, weil sie absolute Ansprüche mit Ganoventricks aufrecht erhalten wollen. Das tausendjährige Reich von Hitler-Rothschild dauerte kaum zwölf Jahre. Rom hat sich zwar nach Washington, Moskau und London ausgebreitet, aber auch deren Bäume wachsen nicht in den Himmel. Die Rohstoffreserven sind nun mal begrenzt, das Öl ist in fünfzig Jahren so gut wie verbraucht. Die gigantische Kriegs- und Wirtschaftsmaschinerie ist ein Exzess, der vom eigenen Virus gefressen wird. Die freien Gedanken dagegen sind der Ursprung aller Dinge des Universums und verfügen über uneingeschränkte Energiequellen. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, wann die männliche Kannibalengesinnung an ihrer eigenen Unvernunft erstickt”, dozierte Lore stolz.

„Nichts ist so wie es scheint zu sein. Wenn Sie glauben dass Ihr Verein allgegenwärtig, allmächtig schalten und walten kann wie Sie es soeben geschildert haben, dann müssen Sie sich die Frage stellen, wieso sind Sie unter uns? Wir alle können Ihnen versichern, weder Henry noch Escriva wissen wo Sie sich aufhalten. Ihre direkten Auftraggeber werden sich erst in einigen Tagen wundern, was in Rabaul schief gelaufen ist. Morgen ist ein neuer Tag und jede Seele auf diesem Planeten bekommt eine neue Chance, neue Gedanken zu entwickeln. Haben Sie eine vage Vorstellung davon, wie viel freie Energiequanten an einem einzigen Tag von fünf Milliarden Menschen in Taten umgesetzt werden? Es gibt höhere Werte als die jüdischen-, mohammedanischen-, vatikanischen-, Hindu-, Shinto- und Buddha-Gottheiten. Das höchste göttliche im Universum ist der bewusst handelnde Mensch.“

Lores Rede beeindruckte den Ex-Priester Donovan sehr. Er suchte den Blickkontakt jedes einzelnen. Allmählich dämmerte es in ihm, dass er unter Menschen weilte, deren Bewusstsein von einer anderen Güte war, als er es bis dahin kannte. Gedanken schwirrten durch seinen Kopf, gemischt von Skepsis und Vertrautheit.

„Gehe ich richtig in der Annahme, dass ich hier unter aufrichtigen Menschen verweile?“, fragte er noch immer verunsichert.

„Sie dürfen davon ausgehen Mr. Donovan, dass Sie sich unter sehr bewussten, konstruktiv denkenden und vernünftig handelnden Menschen befinden“, klärte ihn Ezra freundlich auf.

Donovan dachte einige Sekunden nach. Seine bis dahin destruktiv oberflächliche Weltordnung, das was man ihm von klein auf beibrachte, in dieser Unordnung kannte er sich gut aus. Aber diese seine Weltordnung galt unter den jungen Menschen nicht. Ihre konstruktiv-vernünftig scheinende Weltordnung schien ihm in diesem Moment eher suspekt.

„Seid ihr so etwas wie leibhaftige Engel, oder bin ich schon mit Rabaul ins Himmelreich gegangen, oder träume ich das bloß in meinem Bett in Palau?“ Die jungen Menschen platzten in schallendes Lachen aus. Lore klopfte ihm mehrmals auf die Schulter, sodass auch er so langsam in die Fröhlichkeit mit einstimmte. Don fasste sich als erster, legte die kalt gewordene Pfeife in den Aschenbecher, griff nach dem Pfeifenreiniger und machte sie sauber.

„Ruhe bitte“, rief er noch immer lachend. „Dem guten Donovan ist nicht zum Lachen zumute.“

„Oh doch Kapitän Don José, mir ist mehr als nur zum Lachen zumute, eher zum Jubeln”, widersprach Donovan. „Ich möchte nur meine Fragen beantwortet haben, damit ich weiß woran ich bin.“

„Zunächst die Antwort auf Ihre erste Frage, ob Sie im Himmel unter den Engeln sind? Ausnahmslos sind alle neugeborenen Menschen kleine Engel, unbeachtet dessen wer Vater und Mutter ist. Was Ausbilder und Erzieher aus den Kindern machen, ist eine andere Geschichte. Betrachten Sie sich vorerst als missratenes Produkt einer destruktiven Gesinnungsgemeinschaft. Missraten deswegen, weil Sie den Auftrag ihrer Auftraggeber erfreulicherweise nicht ausgeführt haben. Die Bevölkerung von Rabaul ist Ihnen unbewusst zum Dank verpflichtet.“ Don räumte mit beiden Armen den Tisch in der Mitte etwas frei. Dann verblüffend und unerwartet für Donovan erzeugte er den VIRDULA Bildschirm mitten auf dem Tisch. Der Bildschirm zeigte jetzt den schlafenden Donovan in seinem Bett in Palau. Er war sprachlos und entsetzt zugleich.

„Ihre zweite Frage Mr. Donovan, ob Sie träumen oder bei vollem Bewusstsein sind, müssen Sie aus eigenem Antrieb herausfinden.“

Donovan betrachtete den Bildschirm fasziniert, nahm sein eigenes lautes Schnarchen deutlich wahr, sogar die feuchtmuffige Luft im Raum reizte seine Nase.

„Das ist ein technischer Trick den Sie hier vorführen. Eine Technik die ich allerdings noch nicht kenne. Mein Ex-Verein kennt alle technischen Mittel die man zur Überwachung von Zielpersonen benötigt. Mit dieser Technik sind Sie uns allerdings weit voraus“, meinte Donovan sichtlich verunsichert.

„In gewissem Sinne haben Sie Recht Mr. Donovan. Wir sorgen schon dafür, dass ihr Verein möglichst wenige Dummheiten anrichtet. Mal sehen was gerade seine Heiligkeit Escriva so treibt”, erwiderte Don gelassen und wechselte die Szene.

„Das kann nicht wahr sein, das gibt’s nicht“, schrie Donovan auf. Er fasste sich entsetzt an den Kopf. „Das ist ein Albtraum hört auf damit.“

„Der Knabe der auf den Knien hockt und gerade ausgepeitscht wird sind Sie Mr. Donovan. Habe ich Recht?“, flüsterte Alida leise. „Zu dieser Zeit gab es keine Überwachungskameras habe ich Recht? Und doch können wir Ihnen jede Sekunde Ihres bedauerlichen Lebens vorführen. Nicht um Sie zu demütigen, sondern um Ihnen zu demonstrieren wie wenig ein Geheimnis auf diesem Planeten geheim gehalten werden kann.“

Don wechselte jetzt in die KGB Zentrale im Kreml. Die Folterkammer war leer bis auf eine Kreatur, die von der Decke an den Füßen aufgehängt, leblos herunter hing. Ein anderer stämmiger Mann stand daneben und urinierte auf den Kopf des Hängenden.

„Das ist der Genosse Lawrentij Berija. im Jahre 1946 Mr. Donovan. Er verhört einen seiner Ex-Kollegen aus dem Parteivorstand.“ Don teilte jetzt den Bildschirm in zwei Hälften. Die zweite Szene zeigte einen Dorfplatz in Vietnam. Eine grausame Szene spielte sich dort ab. Eingekesselt von GIs der US Marine, die auf wehrlose alte Männer, Frauen und Kinder volle Salven abfeuerten. Blut, Fleischfetzen, Hirnmasse, Staub und Maschinengewehrrauch, alles in einer wilden Orgie des Wahnsinns vermischt. Hunderte von leblosen Körpern, die mehrfach angeschossen aufs Neue aufzuckten.

„Merken Sie sich den jungen Mann dort bei der brennenden Hütte. Er heißt John Kerry. Das ist nicht sein wahrer Name. Sein Vater war ein konvertierter Katholik, ein deutscher Jude wie der Henry. Hier in dieser Szene beweist er dem Rockefeller dass er für etwas Höheres bestimmt ist.“ Don löschte die grausame Vietnam Szene und projizierte das Bild einer Felslandschaft. Auf dem höchsten Felsplateau stand ein altes ehrwürdiges Kloster.

„Schauen Sie sich diese wunderschöne Insellandschaft an Mr. Donovan.“

„Kenne ich, dort war ich drei Monate mit von der Partie. Henry liebte solche verschlagenen Klöster, idyllische Landschaften, pastorale Scheinparadiese sozusagen. Er ist ein Feinschmecker, mag Ziegenkäse mit Oliven und Lammfleisch vom Spieß.“

„Ersparen Sie sich den Sarkasmus Mr. Donovan. Oben wird gerade ein griechischer Kommunist am Spieß gebrutzelt. Ersparen wir uns die abscheuliche Szene. Die frommen Priester haben gerade ihren Spaß, so erzählt man sich unten im Dorf, nicht wahr? Die sogenannten Heiden hatten keine Bibel zur Hand, um ihre Heidentaten zu rechtfertigen, die frommen Priester dagegen schon. Sie schlugen irgendeine Seite ihres Heiligen Buches auf, und siehe da eine halbwegs brauchbare Interpretation des Wort Gottes sprang wie ein Korken aus der Flasche. Dafür sind die heiligen Schriften da, verehrter Donovan, damit man jede Schandtat rechtfertigen kann. So mancher Ziegenhirten aus dem Dorf ahnte schon längst, was da oben auf dem Plateau bei den heiligen Männern so getrieben wird. Die konnten sehr wohl den Duft vom gegrillten Lammfleisch unterscheiden. Kommunistisches Pack, nicht wahr? Klappe halten, Ziegen hüten und beten“.

„Was genau wollen Sie mir durch diese Demonstration sagen, dass ich nichts gesehen oder mitgemacht habe? In meinem Ex-Verein kannte ich mich bestens aus. Bei euch bin ich mir nicht im Klaren, ist es Traum oder Wirklichkeit”, protestierte Donovan völlig entsetzt.

„Nun Mr. Donovan was wir soeben sahen ist knallharte Realität. Suchen Sie sich irgendeinen Ort aus, an dem Sie noch nie waren und wir zeigen Ihnen was vor Ort passiert, oder in der Vergangenheit geschehen ist. Was wir nicht können und auch nicht wollen, ist in die Zukunft schauen.

Viele Menschen, ungeachtet ihres Alters, haben alltägliche Wünsche oder Träume, ob sie morgen etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf haben? Diese überwiegende große Mehrheit träumt in einem sehr bescheidenen Rahmen und sehr kurzfristig. Manche dagegen träumen von Frieden und Brot für alle, von blühenden Wiesen und paradiesischen Landschaften. Eine winzig kleine Minderheit dagegen, insbesondere die destruktiv gesinnten, träumen langfristig gigantisch, niederträchtig, ausbeutend. Sie fühlen sich als die Elite, Realisten, eben Zukunftsgestalter im Rahmen des Machbaren. Die konstruktiven Träumer dagegen werden als Phantasten diskreditiert. Menschen, die angeblich keinen Bezug zur Realität erstellen können, sich trotzdem ein Paradies auf Erden wünschen. Beide extreme Minderheiten sind von dem Mandat und der Vollmacht der großen Mehrheit der braven Bürger abhängig.

Beide Zukunftsgestalter beschwören eine übergeordnete göttliche Kraft im unerforschten Himmel. Weil es keine gibt, erfindet man eben eine oder gleich mehrere, je nachdem wofür sie gelegentlich braucht werden. Je nach Wunschvorstellung der Erfinder sind die Gottheiten mehr oder minder gerecht, mal gut mal zornig gestimmt. Die bösen Gottheiten sind logischerweise immer die der Konkurrenz. Die Erfinder, man nennt sie auch Propheten, schrieben sich die Seele aus dem Leib, die ihre Gottheit priesen bis zum Exzess. Jeder von ihnen der irgendwann eine Abhandlung seiner eigenen Wunschvorstellungen verfasste, behauptet, entweder von Gott persönlich oder durch seine angeblich gesandten Engel inspiriert worden zu sein. Damit niemand das Gegenteil beweisen kann, und um die Dramaturgie attraktiver zu gestalten, suchten Engel die Propheten immer in entlegenen Berglandschaften oder in geheimnisvollen Höhlen auf. Damit verschaffte sich dieser Prophet das Exklusivrecht der göttlichen Eingebung. Die Phantasie der Menschen, speziell der Männer ist eben grenzenlos.

Es ist daher sehr wichtig zu erkennen, dass die Theorien der Propheten zu ihren Lebzeiten kaum Anhänger fanden, weil sie selbst für ihre Überzeugungen keinen absoluten Anspruch zu erheben wagten. Erst viele Jahrhunderte später, als die räuberischen Römer die klug formulierten Behauptungen als eine Art Machterweiterung erkannten, und zu einem lukrativen Konzept zusammen trugen, erklärten sie diese göttlichen Eingebungen durch die Propheten für legitim. Die Römer bestätigten was das Zeug hielt, denn Papier trägt alles geduldig, genauso wie der erfundene abstrakte Gott, der für alles herhalten muss, was die Schurken auf Erden vermasseln.

Damit das ganze abstrakte Himmelreich auch einen Anker bekam, also ein real existierendes menschliches Wesen, suchte man nach einer geeigneten Person, die womöglich gar nichts schriftliches hinterlassen hatte, die aber werbewirksam langfristig gut zu gebrauchen ist. Moses für die Juden, Jesus für die Römer, Mohammed für die Araber. Keiner dieser drei Charaktere hinterließ ein einziges von ihm geschriebenes Wort. Was allerdings nach ihrem Ableben zusammengedichtet worden ist, kann man in drei wesentliche Teile aufgliedern:

Den ersten Teil, der im Wesentlichen aus einer Sammlung von Allzeit Weisheiten besteht, die im Prinzip durchaus für das alltägliche Leben von nutzen ist. Das betrifft insbesondere die Körper- und Nahrungsmittel Hygiene.

Der zweite Teil behandelt die Rechtsprechung, oder Vormachtstellung, für die die männlichen religiösen Idealisten lange Zeit vorsorgten. Dagegen deklarieren sie Dreiviertel der Menschheit – Frauen und Kinder – als unterwürfige Gesellschaft. Ein Zehntel der männlichen Seelen, insbesondere die Oberganoven des Klerus und der Aristokratie garantieren sich die ewige Allmacht. Nicht einmal ein Funke göttlicher Gerechtigkeit ist in diesen sogenannten heiligen Schriften zu finden. Homo und pädophile Klosterhocker durften sich bei dieser Juristerei köstlich austoben.

Der dritte Teil ist unter der Rubrik Mystischer Schmarren einzuordnen. Dieser Teil ist ursprünglich als historische Rückendeckung für die fundamentalen Lügen gedacht. Die damaligen Klöster als einzige Verlagshäuser, waren weit voneinander entfernt und hatten keine Kommunikation wie wir heute. Daher ereiferten sich die Stubenhocker in der Dichtung denkbarer Wundergalionsfiguren.

Das dunkle Mittelalter, ein Zeitalter voller schrecklicher Dichtungen, in dem noch schlimmere Entwürdigungen der Menschen stattfanden. Knapp vierhundert Jahre erdichtete Geschichte, samt Karl der Große und einundsechzig Päpste. Eigenartigerweise wagt sich kaum ein Akademiker in diesen Abfalleimer hineinzuschauen. Jetzt mein lieber Donovan haben Sie eine wage Vorstellung davon, welches Potential hier ansteht, einmal nach den spannenden wahren Geschichten zu forschen, andererseits die erfundenen Geschichten aufzudecken. Hier ist unser Hilfsmedium”, dabei zeigte Don auf den VIRDULA Bildschirm.

„Unsere VIRDULA Technologie ist eine Erfindung die den Menschen zur Wahrheitsfindung dienen soll. Das Zeitalter des Computers ist angesagt. Unsere VIRDULA ist ein Quanten Computer. Wir nennen ihn VIRDULA. Im Klartext: „Virtueller Dualer Lügenanalysator“. Er verschafft uns uneingeschränkten Zugang in die Vergangenheit und Gegenwart, aber nicht in die Zukunft. Uns interessiert in erster Linie die Wahrheit. Das, was einerseits wirkliche Geschichte war, wie andererseits die Wahrheit manipuliert wurde, und was die Ganoven zurzeit hinter verschlossenen Türen austüfteln.

Die Menschheit hat zu allen Zeiten das uneingeschränkte universale Recht, anhand von Fakten und nicht in gutem Glauben, von hinterlistigen Ganovenversprechungen ihre Zukunft zu gestalten. Das ist das Minimum was wir als Freidenker den nachfolgenden Generationen schuldig sind. Es kann doch kein vernünftig denkender Mensch die Zukunftsplanung den abgebrühten, kannibalisch gesinnten Ganoven überlassen, die in ihrem Wahn die Welt zu Grunde richten. Schlussendlich war der Erste- und Zweite Weltkrieg ein unmissverständlicher Bugschuss. Wer das nicht kapiert hat, dem ist nicht zu helfen.“

Nach diesen klaren Worten herrschte stilles Nachdenken an Deck der Yacht. Jeder war mit eigenen Gedanken beschäftigt. Ein kaum wahrnehmbarer Jasminduft breitete sich allmählich an Deck aus. Alida, die so oft den Duft als erste verspürte hob ihr Haupt, und lächelte dem unerwarteten, und doch bekannten Gast entgegen. Sie stand abrupt auf gefolgt von Lore. Beide eilten nach Achtern. Erst jetzt erkannten die Anderen den lieben Gast. Sie sprangen alle auf und warteten dass der Gast ins Deckhaus kam. Nur Donovan blieb sitzen in seinen Gedanken vertieft.

Hände haltend betraten Alida und Lore das Deckhaus. Don folgte, danach die jungen Leute. Es dauerte eine Weile bis sie Magda begrüßten. Als wenn die trüben Gedanken der Diskussion wie durch eine Windböe weggeblasen waren, verbreitete sich eine ansteckende Fröhlichkeit aus.

„Mr. Donovan, darf ich Ihnen Frau Pantera vorstellen. Das ist die Dame die Ihnen im Traum so arg zugeredet hat.“ Diese charmante Vorstellung holte Donovan zurück in die Gegenwart. Er wischte seine verschwitzte Hand an der Hose ab, streckte sie mutig der unbekannten Frau entgegen, die sie einfach ignorierte. Stattdessen nahm sie mit beiden Händen Donovans Kopf und küsste ihn auf die Stirn. Er stand da, sprachlos, unsicher was demnächst passieren werde. Magda drückte ihn sanft in den Stuhl hinein.

„Setzt euch bitte, macht es euch bequem“, sagte sie. Sie mochte einfach nicht im Stehen reden.

„Magst du ein Glas eiskalte Limonade Tante Magda?“, wagte sich Susi zu fragen.

„Danke, sehr gerne.“ Sie wandte sich anschließend an Donovan. „Du siehst etwas mitgenommen aus Bruder Donovan. Ich nehme an die jungen Leute haben dich mächtig verunsichert. Es wäre bestimmt verfrüht zu fragen, was du mit deinem restlichen Leben anfangen willst.“

Donovan blickte sie verlegen an der zugleich von ihrer gütigen Ausstrahlung fasziniert war. Viele Geschichten hörte er von Erscheinungen der Mutter Gottes und anderen Heiligen. Erzählungen vom Hörensagen von alten Menschen oder Dorfweibern, die ähnliches angeblich bezeugen konnten. Die Popanze nahmen solche Mythen nie wirklich ernst, versuchten sie aber doch im Nachhinein sehr werbewirksam in bare Münze umzusetzen.

Seit Donovan unter diesen jungen Menschen weilte, fühlte er sich in eine surreale Welt versetzt, in der alles Unvorstellbare machbar, alles Undenkbare zur nüchternen Realität geworden war. Ihm wurde auf einmal bewusst, wie wenig er und seiner Bruderschaft von den Menschen und der Welt wusste. Die bis in den Exzess mystifizierten Galionsfiguren der Mutterkirche offenbarten sich ihm als ganz gewöhnliche Menschen, wie soeben die Erscheinung der Magda. Ihr Verhalten ihm gegenüber empfand er als eine ganz normale Begegnung. Er begriff in diesem Moment, wie die Mystifizierung eine gewaltige Entfremdung der religiösen Charaktere bewirkte. Der Klerus katapultierte alles was er nicht beweisen konnte und durfte in den abstrakten Himmel. Stattdessen lieferte er mystische Absurditäten. Donovan fasste endlich Mut, die ihm gestellte Frage sachlich zu beantworten.

„In der Tat Schwester Magdalena, bin ich bis an die Knochen total verunsichert. Als Bluthund abgerichtet, sehe ich kaum eine Chance ein Schoßhund zu werden. Zweifelsohne ist es ein berauschendes Gefühl unter reinen Seelen zu sein. Was aus mir werden soll, bin ich nicht gewohnt selbst darüber zu entscheiden. Seit meiner Jugendzeit träume ich davon aus den Fesseln dieser Bruderschaft zu entfliehen. Jetzt wo ich ausgestiegen bin, weiß ich nicht wo ich hingehöre.“

„In der gleichen Zwangslage stehen Millionen von Menschen, die zwar keine abgerichteten Bluthunde sind, jedoch Mitwisser. Jeder der einen Krieg miterlebt hat, weiß aus eigener Erfahrung, wie wenig man sich auf die Gottesmänner und deren Verheißungen verlassen kann. Immer und immer wieder stellen die verzweifelten Menschen die gleiche Frage: Oh Gott wie kannst du so etwas zulassen? Auf diese einfache und berechtigte Frage bekommen die Gläubigen nie eine Antwort. Auch diejenigen, insbesondere die Frauen, die ihre Schreie an meine Schwiegermutter richten: Oh heilige Mutter Gottes, hilf uns in unserer Not. Auch sie bekommen keine Antwort. Warum das so ist, fragen sich viele. Zunächst betrachtet sich meine Schwiegermutter nicht als Mutter Gottes, nicht von dem Gott, vor dem die Leute so ehrfurchtsvoll in den Gotteshäusern beten. Dieser Gott hat nie eine Mutter, sondern nur einen Erfindervater gehabt. Mit dieser unsäglichen Erfindung sind die Gottesmänner noch lange nicht fertig. Wie gesagt, aus diesem Dilemma kommen nur wenige heraus.“

„Mein Dilemma ist nicht religiöser Art, liebe Schwester Magdalena. Morgen werden meine Auftraggeber wissen wollen, wann ich gedenke meinen Auftrag zu erledigen.“

„Mach dir deswegen keine Sorgen Donovan. Morgen wird die Welt aus den Zeitungen erfahren, wie eine Touristengruppe, rein zufällig versteckte Munitionslager in den unterirdischen Kavernen von Rabaul entdeckt haben. Somit bist du aus dem Schneider. Die Zeitzünder die du im Koffer mitgebracht hast, werden wir irgendwo in der Tiefe des Ozeans versenken. Von dieser Warte her kannst du dich bei deinen Brüdern unbefleckt wieder einklinken. Solltest du mit uns nach Palau segeln wollen, bist du willkommen. Das Dilemma ist aber nach wie vor da”, meinte Ezra.

„Wenn ich mich nicht melde werden sie mich als verhaftet betrachten und eine neue Truppe mit anderen Killern schicken. Damit ist dem ahnungslosen Volk von Rabaul wenig geholfen. Den einzigen vorübergehenden Ausweg sehe ich darin, meinen Verein wissen zu lassen, dass ich für eine Weile untertauchen musste. Das verschafft mir Zeit zum Nachdenken. Ich wüsste deshalb keinen sicheren Platz zum Untertauchen, als auf eurem Schiff nach Palau zu segeln.“

„Wie willst du dann Kontakt aufnehmen?“, wollte Edy wissen.

„Vom Postamt ein Ferngespräch nach Melbourne führen oder ein Telegramm schicken.“

„Wenn du mit uns segeln willst, musst du morgen sehr früh zum Postamt eilen. Dir steht es auch frei gleich von hier weg zu gehen, deinen eigenen Weg suchen oder nach Panama fliegen und deinen Bossen über uns berichten. Du wirst in keiner Weise von uns gehindert.“

„Worüber soll ich denen berichten? Von einem neumodischen Computer, von der Erscheinung der Magdalena und meine Unterhaltung mit ihr. Von den jungen Leuten, die sich über Gott und die Welt bis Mitternacht unterhalten. Das mit der Erscheinung würde schon reichen mich in eine Schwitzkammer einzusperren, von wo aus der Weg zum Fleischwolf der kürzeste ist. Auch dann, sollte ich meine Klappe halten, hätte ich meine Misere nur um kurze Zeit erträglicher gemacht. Wann bekomme ich noch einmal solch eine Chance spurlos auszusteigen?“

„Ich sehe Bruder Donovan, du hast deine Überlegungen rund um abgeschlossen, zumindest was deine Rückkehr anbelangt. Wie oft kommt es vor, dass einige von euch durchdrehen oder das Weite suchen?“, fragte Magda.

„Die Jüngeren resignieren sehr früh, die Abgebrühten werden schnell zum Ausbilder befördert oder bekommen einen lukrativen Posten bei einer skurrilen Behörde. Sehr wenige von uns werden alt, zumindest kenne ich keinen über fünfzig. Der Nachschub an Waisenbuben ist enorm und die Popanze gehen sehr locker mit dem frischen Fleisch um.“

„Du sollst wissen Bruder, dass wir über alles wachen und alles wissen. Wir die zeitlosen Seelen sind jedoch der absoluten Neutralität verpflichtet und greifen nur im äußersten Fall in das Geschehen ein. Diese jungen Leute sind eher der relativen irdischen Neutralität verpflichtet, daher verfügen sie über einen wesentlich größeren Spielraum. Weder die einen noch die anderen sind befugt im irdischen Sinne Gewalt anzuwenden, über andere zu richten oder Menschenseelen zur Gewaltanwendung zu ermuntern.

Wer sich seiner Göttlichkeit bewusst ist und im Wissen in Weisheit sein Dasein führt, verfügt zwangsläufig über ein uneingeschränktes Vernunftpotential, woraus grenzenlos viele „INTELLIGENTE LÖSUNGEN“ zur Auswahl stehen. Konstruktive Alternativen die zum allgemeinen Wohl aller Lebewesen auf diesem Planeten dienen. Destruktives Verhalten ist das Produkt der Unreife des Geistes. Wer räuberisch handelt, erntet Hass und Rache. Das weiß doch jedes Kind, deswegen braucht kein Heiliger zu erscheinen, um diese einfache Weisheit zu verkünden. Ich denke Bruder Donovan, du solltest einmal darüber schlafen und morgen bist du hoffentlich ein bisschen weiser geworden. Gute Nacht allerseits”, verkündete Magda laut und löste sich im berauschenden, duftenden Jasminnebel auf.

Auf diesen abrupten Abgang war Donovan nicht vorbereitet. Verwundert schaute er umher. „Wie schafft sie es bloß so lebendig zu erscheinen und sich plötzlich im Nebel aufzulösen“, fragte er nachdenklich.

Lore ging zu ihm, legte ihre Hand auf seine Schulter. „Erinnerst du dich was ich dir am Anfang unserer Unterhaltung sagte: Nichts ist so wie es scheint zu sein. Der Grundbaustoff aller Dinge ist die purifizierte Gedankenenergie. Man nennt sie auch Äther. Jeder Schöpfung geht ein Gedanke voraus, das Wissen, wie das Schlüsselwort heißt. Sein oder nicht sein ist die Frage des Wissens wie, wo, wann, wozu und womit. Die Materie ist nichts weiter als verdichtete Gedankenenergie.

Die Tragödie der Menschheit ist die Trägheit des Geistes durch religiöse, ideologische Beeinflussung zu erstarren. Es ist alles eine Frage des Zustandes der geistigen Gedankenenergie. Wie Luft oder Wasser kann die Gedankenenergie in ätherischen, flüssigen oder festen Zustand gebracht werden. Sowohl religiöse, als auch ideologische Doktrin verlangen von den Gläubigen an diese Theorien fest zu glauben, ohne sie durch Nachdenken zu hinterfragen. Die Menschen die nachdenken und hinterfragen werden zu Ketzern, oder ungläubige Widersacher abgestempelt. Dein Job lieber Donovan war es diese Widersacher ins Jenseits zu befördern. Es wäre nicht sinnvoll diesen Spieß umzudrehen und deine Auftraggeber ins Jenseits zu befördern. Viel sinnvoller ist es die „Ketzer“ vor der Gefahr deiner Exkollegen zu warnen. Das wäre für den Anfang eine sinnvolle Aufgabe für dich.“

Donovan schwieg. Ihm wurde fast schwindelig welchen Prozess der Erneuerung seines Lebens er jetzt durchleben musste. Aber diesmal bestand seine Aufgabe darin, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben und sie auch noch mit Freude erledigen zu dürfen.

„Da ist etwas Wahres dran Lore, eine herausfordernde Aufgabe bis ans Ende meines Lebens. Darüber werde ich heute Nacht nachdenken. Wenn du mir jetzt zeigen kannst wo ich schlafen kann, würde ich mich gleich der neuen Aufgabe widmen.

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VIRDULA Endlosgeschichten Band 3

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