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Kapitel 9

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Serge Quinnec versuchte mit dem Fernglas auszumachen, zu wem die Beine unter der Plane gehörten. Sie hatten am Bildschirm des Einsatzfahrzeuges mitbekommen, dass sich die Geiselnehmer zwischen ihre Geiseln stellen wollten. Es erschien ihm aber unmöglich, mit Hilfe der Scharfschützen die Verbrecher zu treffen. Die Gefahr für die Geiseln war einfach zu groß. Außerdem stellte er fest, dass auch die drei Frauen Jeans trugen, so dass eine Unterscheidung anhand der Kleidung nicht möglich war. Es blieb ihnen nichts Anderes übrig als die Gruppe zum Hubschrauber gehen zu lassen. Seine Männer hatten in der Zwischenzeit rund um den Parkplatz Aufstellung genommen und warteten auf seinen Einsatzbefehl.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die acht Personen unter der Plane den Weg zwischen der Bijouterie und dem Parkplatz zurückgelegt hatten. Der Hubschrauber stand in der Mitte des Platzes, die Rotorblätter drehten sich nur noch sehr langsam. Schritt für Schritt näherten sie sich dem Fluggerät.

Denis Maubert versuchte, vorsichtig über die Schulter der vor ihm gehenden Frau zu blicken, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen. Sein Gesichtsfeld war jedoch erheblich eingeschränkt. Jetzt standen sie vor dem Hubschrauber. Die Seitentür stand offen, der Pilot saß an seinem Platz, auf dem Kopf einen Helm.

„Stopp“, rief Denis der Frau zu.

„Sie drehen sich jetzt ganz vorsichtig um und gehen drei Schritte nach links.“ Zu dem Mann neben ihm sagte er, dass der sich neben ihn stellen sollte.

„Jules, Marc, ihr steigt hinter den Geiseln in den Hubschrauber. Haltet euch gebückt.“

Der Mann neben ihm sollte jetzt in den Hubschrauber einsteigen. Vorsichtig hob der die Plane an und stieg in den Hubschrauber, dicht gefolgt von Jules und Marc mit ihren Tüten.

„Jetzt du“, rief er dem zweiten Mann zu. Auch der bewegte sich unter der Plane in Richtung des Hubschraubers und stieg ein.

Jetzt war Denis an der Reihe einzusteigen. Vorsichtig versuchte er sich dem Hubschrauber zu nähern, dabei zog er die Plane zu sich hin und heischte den drei Frauen zu:

„Ihr kommt rückwärts zum Hubschrauber, los macht schon. Ihr könnt gehen, sobald ich drin bin.“

Argwöhnisch bewegten die Frauen sich auf ihn zu. Denis ging rückwärts zum Hubschrauber und sah sich um. Der Einstieg war direkt hinter ihm. Er hob die Plane weiter an und stieg in den Helikopter ein.

„Verschwindet!“, rief er den Frauen zu. Langsam kamen sie unter der Plane zum Vorschein und rannten dann in Richtung der Bäume, die den Platz umgaben. Erst nachdem sie an den Bäumen vorbei waren bemerkten sie die Scharfschützen, die sich dahinter verborgen hatten.

Denis Maubert schloss die Tür und befahl dem Piloten sofort zu starten. Die Motorgeräusche waren schon nach wenigen Sekunden zu vernehmen.

„Auf was warten sie noch? Starten sie endlich!“, schrie Denis dem Piloten entgegen. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, drehte sich der Pilot zu Denis um und zeigte auf einen der Plätze:

„Setzen Sie sich lieber, sonst fallen Sie mir noch in den Rücken, und ich verreiße den Steuerknüppel. Sie wissen vielleicht nicht was das bedeuten kann. Also setzen Sie sich, und dann sagen Sie mir wohin es gehen soll.“

Denis war verunsichert. Er setzte sich dennoch ohne eine Widerrede und sah den Piloten an.

„Sie erfahren es noch schnell genug. Machen Sie nur, dass wir wegkommen. Ich will hier nicht als Zielscheibe dienen.“

Der Motor war inzwischen auf Touren gekommen, und der Rotor drehte sich mit maximaler Geschwindigkeit. Langsam hob der Hubschrauber ab und verließ in einer Rechtskurve den Parkplatz. Denis sah hinunter.

„Wir haben es geschafft!“, jubelte er und lachte Jules und Marc an.

„Ich habe euch gesagt, dass ich euch raushole. Wir haben es geschafft. Mit der Kohle können wir jetzt ein neues Leben beginnen.“

„Wir sind immer noch in Frankreich“, meinte Jules, der nicht so euphorisch wie Denis war.

„Noch können sie uns kriegen. Die werden uns weiterverfolgen. Ich jubele erst, wenn ich wirklich in Sicherheit bin.“

„Wo soll das sein?“, fragte Marc.

„Was heißt hier wo soll das sein?“ Jules schien verwirrt zu sein.

„Kann mir jetzt einer sagen wo wir hinfliegen sollen?“, meldete sich der Pilot.

„Dorthin wo möglichst wenig Polizei ist“, antwortete Denis.

„Wo soll das sein?“

„Wir fliegen nach Groix aber kein Ton darüber an die Leitstelle.“

„Denis, die können uns doch mit Radar verfolgen!“, rief Jules ihm zu.

„Wir müssen einfach niedrig fliegen, dann klappt das nicht. Ich habe davon gelesen.“ Denis vermittelte den Eindruck, alles im Griff zu haben. Sicher war er sich allerdings nicht. Seine beiden Kumpel durften das aber nicht merken. Sie sollten weiterhin davon ausgehen können, dass er der Chef war, der alles bedacht hatte.

Der Pilot setzte seinen Flug jetzt in östliche Richtung fort. Bis zur Insel Groix waren es nicht mehr als 25 Minuten.

Marc wandte sich an Jules.

„Und, Jules, was meinst du damit, sie können uns immer noch kriegen“, wiederholte er die Frage.

„Die werden uns nicht in Ruhe lassen, nur weil wir die Geiseln freilassen. Sie werden uns jagen, bis sie uns haben. Auch im Ausland kann man uns kriegen und nach Frankreich zurückschicken. Wir müssten schon nach Südamerika oder Russland ausfliegen.“

„Ich will nicht nach Russland, sprichst du Russisch?“

„Das war doch nur ein Beispiel, ich will auch nicht nach Südamerika, ich kann kein Spanisch.“

„Hört mit dem Gequatschte auf!“, fuhr Denis jetzt dazwischen.

„Wir bleiben in Europa aber eben nicht in Frankreich. Mit dem erbeuteten Zaster können wir überall gut leben! Wenigstens eine Zeitlang.“

Der Hubschrauber näherte sich langsam der Insel Groix, und der Pilot wollte wissen, wo er runtergehen sollte.

„Was heißt hier wo? Nicht gerade vor der Gendarmerie. Sehen Sie zu, dass Sie einen Landeplatz nahe der Küste finden, nicht zu weit vom Hafen entfernt.“

„Was sollen wir am Hafen?“, fragte Jules voller Erstaunen.

„Willst du auf der Insel bleiben?“

„Wir können doch direkt nach Spanien fliegen. Du wolltest doch nach Spanien?“

„Ich mische mich nur ungern in eure Gespräche ein“, fuhr der Pilot dazwischen. „Aber mein Treibstoff reicht nicht bis nach Spanien.“

„Du hörst es, mit dem Hubschrauber kommen wir sowieso nicht nach Spanien.“ Denis wandte sich Jules zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Jules sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

„Was willst du machen?“

„Halts Maul, es braucht doch nicht die ganze Welt zu wissen wie unser Plan aussieht, mach was ich sage.“

Jules nickte und hielt seine Pistole fest umklammert.

„Also, wo soll ich jetzt landen?“

Denis beugte sich näher zum Piloten. Mit einem Griff hatte er das Mikrofonkabel aus seinem Helm gerissen. Ein weiterer kräftiger Zug riss das Kabel auch aus dem Funkgerät des Cockpits.

„Nur, dass du nicht sofort Bescheid geben kannst wo wir uns befinden. Jetzt geh langsam runter, damit ich sehen kann wo wir uns aufhalten.“

Der Pilot sah Denis mit wutverzerrtem Gesicht an, vermied es aber den Geiselnehmer weiter zu provozieren. Die Pistole in Denis Hand zielte auf ihn. Langsam senkte sich der Hubschrauber und näherte sich dem Boden.

„Wir sind hier unmittelbar am Port Lay“, sagte der Pilot zu Denis und wartete auf eine Erwiderung.

„Port Lay? Ist das der Fährhafen?“

„Nein, es ist ein kleiner, ehemaliger Fischerhafen, aber er ist nur wenige hundert Meter vom Port Tudy, dem Fährhafen, entfernt.“

„Gut, dann setz uns hier ab.“

Der Pilot steuerte den Hubschrauber auf eine Wiese und setzte auf.

„Los, den Motor ausschalten und aussteigen.“

„Aussteigen? Warum soll ich aussteigen?“

„Weil ich es sage, verstanden?“

Jules hatte die Tür geöffnet und war als erster aus dem Hubschrauber gesprungen, seine Tüte mit dem Diebesgut hielt er fest in der linken Hand. Nach ihm stieg die erste Geisel, dahinter die zweite aus. Marc folgte ihnen, ebenfalls mit seiner Tüte. Der Pilot und Denis waren die letzten die den Hubschrauber verließen.

„Los, gib mir deinen Hosengürtel“, schrie er den Piloten an.

„Meinen was?“

„Los, du hast mich schon verstanden, oder soll ich dir lieber eine Kugel verpassen?“

Der Pilot öffnete den Gürtel und zog ihn aus den Schlaufen.

„Setzt dich hier neben die Kufen.“

Der Pilot folgte dem Befehl. Er hatte keine Lust auf eine Kugel. Denis trat hinter ihn und band ihm mit dem Gürtel die Hände zusammen, dann befestigte er den Gürtel an der linken Kufe des Hubschraubers.

„So, nur damit du in den nächsten Minuten nicht die Gendarmerie informieren kannst. Man wird dich bestimmt schnell gefunden haben und befreien. Bis dahin sind wir weg.“

„Da lang, auf geht’s, wir müssen weiter“, heischte er die beiden Geiseln an und zeigte mit der Pistole auf einen kleinen Fußweg, der zur Küste zu führen schien.

Die schwarzen Männer

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