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1 - Aller Anfang ist schwer

„Der Sinn für das Tragische wird im Fußball als Einsicht in die Fragilität der menschlichen Existenz und in die Unsicherheit der sozialen Gruppe ausgedrückt. Das Streben nach Herrschaft droht immer wieder an drei Flanken zu scheitern: am eigenen Körper, an der Schwierigkeit, den Ball zu beherrschen, und an der Gegnerschaft der anderen Mannschaft, die alle Bemühungen zunichtemachen droht.“

Gunter Gebauer, Das Leben in 90 Minuten, Seite 134

Halt, Stopp – wenn Sie ein/e Fußballromantiker/in sind und ggf. schon langjähriger Fan eines mindestens 70 Jahre alten Fußballklubs – legen Sie dieses Heft- oder Büchlein weg. Es ist absolut subjektiv. Sie ärgern sich nur. Vielleicht graben Sie stattdessen lieber Ihren Garten um oder kochen etwas von Jamie Oliver? Für Sie gibt es sinnvollere Dinge, als weiterzulesen.

Als weiblicher Fan von RB Leipzig - fange ich heute, am 10. April 2016, 51 Jahre, 6 Monate und 4 Tage nach der Geburt mit dem Buch an. Nürnberg hat eben gegen Duisburg verloren und so soll ‚Mein Aufstieg mit RasenBallsport Leipzig‘ bald fertig sein, damit es nach diesem gleich in die Läden oder als ebook in das Internet kommen kann. Es sind noch 6 Spiele bis Saisonende und vielleicht bis zum direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga. Bleiben noch 35 Tage, falls RB in die Relegation muss, noch ein paar Tage länger.

Ich möchte so viel wie möglich Interessierte gewinnen, die mit mir den 1. FFC RB gründen – den 1. FrauenFanClub RB. Warum das, es gibt doch mehr als 37[1] Fan-Clubs mit vielen Frauen und Männern, wie der Blick auf die linke Leiste der Seite rb-fans.de zeigt:[2] Als ich begann, mich für RB zu interessieren, gab es einfach niemanden im engeren Verwandten- und Freundeskreis, der regelmäßig mit zu den Spielen kam. Schon gar nicht zu den Auswärtsspielen. Und ich wollte flexibel sein – spontan entscheiden können, möglichst noch am Spieltag, ob man fährt und wenn ja - in einer Gruppe, mit dem Auto, mit dem Zug oder vielleicht mit dem Fanbus, falls man darin spontan noch einen Platz bekommt. Bisher habe ich lediglich in den beiden Zweitligarunden 2014/15 und 2015/16 ein Heimspiel verpasst. Mit dem Besuch des Spiels gegen Union Berlin im August 2015 startete die erste Auswärtsreise, immer mit der Deutschen Bahn, nicht mit dem Fanbus oder im Auto mit anderen.

Neben der Werbung für einen neuen Fanclub – natürlich ist auch die ‚Erfahrungsweitergabe’ ein Ziel. Möchten Sie erfahren, wie man Nina Hagen, Buttersäure und das Kulturkaufhaus Dussmann an einem Tag unter einen Hut bringt? Oder wo man in Bielefeld fußläufig Nähe Stadion gut frühstücken kann? Und weshalb die Fürther Ordner an einem warmen Dezembertag im Jahr 2015 im Gästeblock Antirutschmittel verteilten? Warum hat das friedliche und freundliche St. Pauli einen Totenkopf im Symbol und führt mit AC/DC zur ‚Einmarsch-Gladiatoren-Stimmung‘? Vielleicht interessiert Sie, wie lange der Schriftzug ‚Willkommen in der Bundesligastadt Paderborn‘ die Reisenden am Bahnhof Paderborn noch begrüßen wird? Gegebenenfalls auch ein wichtiger Hinweis, weshalb man in Freiburg nicht im Block D über den Verkaufsständen sitzen und unbedingt auch Anfang März etwas Warmes zum Anziehen, am besten Funktionskleidung, im Gepäck haben sollte?

Habe ‚Fever Pitch‘ (Original 1992 erschienen) und zwar in der Neuübersetzung[3], ‚Fußballgefühle’[4] (2014) sowie ‚111 Gründe RB Leipzig zu lieben“[5] (2015) gelesen. ‚Das Leben in 90 Minuten’[6] (2016) zumindest auszugsweise. Um stadthistorisch etwas sattelfester zu werden, liegen ‚1. FC Lokomotive Leipzig’[7] (2016) sowie ‚Leutzscher Legende’[8] (2014) und ‚BSG Chemie Leipzig’[9] (2016) auf dem Lesestapel. „RB - Aufstieg ohne Grenzen“[10] (2016) liegt bereit - das lese ich aber erst, wenn ich mit dem Schreiben dieses Buches fertig bin und RB tatsächlich aufsteigt – in einigen Tagen, spätestens am 15. Mai 2016, dem letzten Spieltag, wissen wir es. (Nachtrag 08.05.2016: Mit dem Sieg gegen Karlsruhe ist RB aufgestiegen.)

Der Ost-Fußball und seine Fans sind ein Thema für sich – auch in dieser Hinsicht wartet ein Fortbildungsstapel im Bücherregal – kleine Auswahl: ‚Zonenfußball’[11] (2011) und ‚Stadionpartisanen’[12] (2013). Das Neue Deutschland hat die wöchentliche Rubrik ‚Ostkurve’ als Dossier[13] (2015) herausgebracht.

Wann fing es eigentlich an, das RB-Leipzig-Fußballfieber? Mit der täglichen Lektüre vom rotebrauseblogger[14]? Mit dem Verfolgen der Tabelle in der Regionalliga 2012/13 oder dem Nachmittag des 2. Juni 2013, auf der Couch vor dem Fernseher, als Leipzig das Rückspiel gegen Lotte gewann und in die Dritte Liga aufstieg? Oder das irre Gefühl am 3. Mai 2014 beim 5:1 gegen Saarbrücken und dem Aufstieg in die 2. Liga? Rote und weiße Schnipsel von der Papierkanone krümelten noch ewig in meiner Tasche herum.

Ich kann es nicht genau sagen, das eigentliche Schlüsselerlebnis war wahrscheinlich das 9-stündige Anstehen zum Erwerb der Dauerkarte für die Spielzeit 2014/15 Ende Mai 2014. Zitat „K-U-N-D-E-N-B-E-L-E-G: Kartenzahlung EUR 450,00; Datum: 30.05.2014, 22.21 Uhr.“ Kurz nach 13 Uhr hatte ich mich an der Schlange am Stadion angestellt, 2 bis 3 mal kurz vor der Ohnmacht und alle mit Campingstuhl beneidend. Die Ohnmacht wurde abgewendet, indem die netten Jungs und Mädels vom Verkaufsteam eiskalte Red-Bull-Dosen an die Wartenden verteilten. Derer trank ich drei hintereinander mit verheerender Wirkung – wegen Flügel verleihen und so.... ich musste doch stehen, warten, in der Schlange, und nicht wegfliegen.

Erkunde seit zwei Jahren Leipzig als Sport- und Fußballstadt. Ärgerlich im Nachhinein das späte Entdecken - wegen der wahrscheinlich vielen verpassten Emotionen, der Auseinandersetzung mit Lok und Chemie, mit Roter Stern oder FC International. Geschichte und Stadtentwicklung wie in einem Brennglas. Wenn man die Red Bull Arena verlässt und über den Parkplatz Richtung Waldstraßenviertel geht, kommt man an einem Gebäude vorbei mit der kaum noch lesbaren Schrift ‚Sportmuseum‘. Ob dies noch einmal neu aufgebaut wird? Diskussionen in der Stadtöffentlichkeit gibt es darüber in Abständen.

In dieser Saison 2015/16 ist die Stadt schon lange in der Bundesliga der Handballfrauen mit dem HCL vertreten, meist ganz vorn. Der Aufstieg der Handballmänner des SC DHfK in die 1. Bundesliga und ab und zu Gastspiele des MBC - Mitteldeutscher Basketballclub aus Weißenfels in der 1. Basketball-Bundesliga. Immer dann, wenn ALBA Berlin oder Bayern München zu Gast waren, eine fast oder ganz ausverkaufte Arena. (Nachtrag 2. Mai 2016: Der MBC steigt in die 2. Liga ab.)

Die Volleyballer in der 2. Bundesliga und die Icefighters in der neu geschaffenen Oberliga im Eishockey, vergleichbar mit einer 3. Liga. Vor kurzem erfuhr ich, dass Leipzig mit dem MFBC beim Floorball in der 1. Bundesliga mitmischt. Weitere Sportarten ließen sich aufzählen – Olympiamedaillen im Rudern und Kanu, 1. Bundesliga Judo, Silbermedaille Olympia 2012 Frauen Radrennsport.

Nein, versprochen, Sie werden auf diesen Seiten kein Foto, Bild oder Screenshot über RB Leipzig aus Zeitungen oder dem Internet finden – doch eines, aus ‚11 Freunde’. Aber dazu später. Ich habe versucht, keinen einzigen Absatz über die landauf und -ab geführte Auseinandersetzung mit, gegen und über RB schreiben - Retortenklub, Brausemilliardär, Rangnick - Hurensohn des deutschen Fußballs …. die Fantasie der Spruchbänder auswärts knapp auf der Gürtellinie, meistens darunter. Da es auf den folgenden Seiten ebenso um die Erlebnisse in den anderen Städten geht, kommt man jedoch nicht drum herum, auch dazu etwas zu schreiben, denn die (Fan)Aktionen gegen RB Leipzig waren ein ständiger Begleiter – direkt im Stadion oder medial unterwegs.

Ich sehe gern ein spannendes Fußballspiel und lerne gern andere Städte kennen. Darum soll es hier auch gehen - um die anderen Städte und die Erlebnisse dort. Dann ist es wohl ein Reisetagebuch mit etwas mehr als einem Drittel aller Auswärtsspiele 2015/16 - Berlin (28.08.2015), Bielefeld (21.11.2015), Fürth (19.12.2015), Hamburg (12.02.2016), Paderborn (26.02.2016) und Freiburg (07.03.2016). Die noch ausstehenden Spiele werde ich am TV verfolgen - morgen Abend 11.04.16 gegen Düsseldorf und am 25.04.16 gegen Kaiserslautern. Vom 13.05. bis 16.05. bin ich mit Freunden in London, leider ergab die Internetsuche nach ‚RB Fans London‘ bisher keinen Treffer. Immerhin habe ich schon herausgefunden, dass in ausgewählten Sky-Pubs auch die 2. Bundesliga übertragen wird – am 15. Mai 2016 ist das letzte Spiel der Saison in und gegen Duisburg.

Mein Aufstieg mit RasenBallsport Leipzig

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