Читать книгу BUSREISEN MACHEN GLÜCKLICH - Jens Bergmann - Страница 6

Оглавление

1. Kapitel - „Der Beginn einer Reise“


Besagten Kaffee am heimischen Küchentisch hinuntergestürzt, mache ich mich im Pkw auf den Weg in Richtung Firma zu meinem Bus, der bis auf Kleinigkeiten bereits komplett vorbereitet ist für die anstehende Reise. Nicht nur Diesel ist aufgefüllt, sondern auch alles Notwendige kontrolliert und für gut befunden. Sicherheit ist stets oberstes Gebot, dennoch gibt es immer mal wieder den Typ Fahrgast der sich für berufen hält, auch genauestens seinen Kommentar zum Thema Tiefe des Reifenprofils meines Busses abgeben zu müssen und mir zu erzählen, dass er ja schon einmal mit einem Bus „umgekippt“ sei aufgrund unzureichender Profiltiefe! Beides hat ungefähr so viel direkt miteinander zu tun, wie geröstete Zwiebeln auf dem Hamburger Fischmarkt mit dem Schnee am Matterhorn – aber wie immer denke ich das natürlich nur und enthalte mich jeglicher Bemerkung auch wenn es auf nüchternen Magen mitunter schwer fällt.

Die nächsten Gäste „trudeln“ ein. Heute 28 an der Zahl, die bereits vom Betriebsgelände aus mitreisen, bevor der Bus an 3 weiteren Zustiegsorten komplett gefüllt sein wird. Cirka 4-mal wird in diesen frühen, ja nächtlichen Morgenstunden, die Frage an mich gerichtet: „Wo können wir denn den PKW abstellen?“ Eine berechtigte Frage, ist doch der Gästeparkplatz nur spärlich mit mehreren hundert Watt starken Flutlichtstrahlern ausgeleuchtet und wahrscheinlich schon vom Mond aus als ein helles Quadrat auf der Erde sichtbar. Auch die beleuchteten Hinweisschilder mit dem blauen „P“ irritieren natürlich.


Freundlich gebe ich gern den Hinweis für die Anfahrt zum Parkplatz. Wie immer. Ist dann das Familienvehikel geparkt, beginnt – zumindest in einigen Fällen – das eigentliche Drama, eines jener Dinge, die sich eben immer wiederholen: „Das Gepäck kommt!“ Der Bus, ich, alle Gäste und auch deren Gepäck – wir alle reisen zum selben Zielort, zum selben Hotel. Dies bedeutet, dass alle Gepäckstücke die ich in den Kofferraum meines Busses verlade, auch alle an derselben Stelle vorm selben Hotel, am selben Zielort wieder ausgeladen werden. Das Verladen des Gepäcks gestaltet sich gelegentlich recht aufwendig und – sagen wir einmal vorsichtig – „kräftezehrend“. Egal ob Kurzreise oder Langzeiturlaub – dieser Umstand lässt nicht immer Rückschlüsse auf die Größe der Gepäckstücke zu. Auch für eine 3-tägige Reise „rollen“ mitunter Koffer an, mit Ausmaßen und Gewichten, dass ich schon oft versucht war, diese zu öffnen, um nachzuschauen, ob nicht vielleicht ein weiteres Familienmitglied, die Oma oder jemand anderes, heimlich in den Bus geschmuggelt werden soll. Ich erinnere mich dann oftmals an eine ältere Dame, die immer zum selben Ziel in Tirol zu reisen pflegte. Dieses Ziel steuerte sie nach eigenen Auskünften schon seit über 40 Jahren an. Sie buchte also nur die reine Busfahrt, als Transfer sozusagen und wohnte nach wie vor in dem seit fast fünf Jahrzehnten gewohnten, herrlichen „Privatquartier“ bei ihrem Vermieter „Erich“. Da sie die ersten gut 80 Autobahnkilometer stehend neben meinem Fahrerplatz verbrachte, war ich bestens informiert über alle Dinge, die sich im beschaulichen Urlaubsort Kramsach abspielten. Dazu zählten auch familiäre Verstrickungen und das die Enkelin von Erich und der Bäckermeister aus dem Nachbarort …na ja…ich schweige lieber .Zurück zu der Dame. Ihr Mann – Gott hab ihn selig – war inzwischen verschieden, ebenso wie die Frau von Erich im fernen Österreich. Um auch die Abende vorm Tiroler Kamin gemütlich zu Erichs Zufriedenheit zu gestalten, brachte besagte Dame als Mitbringsel aus Ostwestfalen das so sehr beliebte und begehrte „Herforder Pils“ mit. Wie sie mir glaubhaft versicherte, passen bei professionellem Packen gut 5 Kisten zu je 30 Flaschen in den voluminösen Koffer, den es dann galt in meinen Kofferraum zu verladen. Dies war allerdings auch nur möglich durch die Hilfe von mindestens ein oder zwei kräftigen Herren! Die Dame reiste generell im Winter, was wohl auch gut so war, denn der Koffer, der ja mit Rollen versehen war, hätte im warmen Asphalt eines Sommerabends sicherlich tiefe Spuren in selbigem hinterlassen – sogenannte Spurrinnen!

Natürlich ist das Volumen eines Omnibus-Kofferraumes auch einmal erschöpft und so gilt es gut und fachmännisch mit Augenmaß, einem 3D-Puzzle ähnlich, zu packen. Als ein gelungener Auftakt für den Tag ist es dann immer anzusehen – nein – anzuhören, wenn es heißt „also die Reisetasche gehört zu meinem Koffer! Könnten sie die bitte im Kofferraum zusammenstellen“? Ja. Gerne. Auch Gepäckstücke haben eine Seele…und wer ist schon gern einsam… in so einem großen, dunklen Kofferraum?

Beliebt sind natürlich immer wieder die konventionellen Koffer, die von 2 Gurten umspannt sind. Eben jenes Modell, das man schon so gut aus den „Heinz Rühmann-Filmen“ kannte, um nicht das böse Wort „altmodisch“ zu verwenden. Diese Koffer haben den großen Vorteil, dass man sehr gut überdimensionale Regenschirme unter den Gurtschnallen hineinschieben kann, die dann vorne und hinten 20 cm über den Koffer hinausragen. Beliebt sind auch Spazierstöcke. Hier rangiert an erster Stelle das Modell in Wurzelholzoptik, beschlagen mit Souvenirschildern aller Urlaubsziele seit 1968 und den errungenen Wanderabzeichen, damals als man es schaffte, von der Bergstation der „Hohen Salve“ die letzten 220 m ohne nennenswerte Pausen und zusätzlichen Sauerstoff bis zum Gipfel zu erklimmen – schließlich ist man ja Mitglied im „Alpenverein“ seit 1971! Da es nahezu unmöglich ist, solch „verzierte“ Gepäckstücke systematisch und „kompatibel“ zu anderen Gepäckstücken in den Kofferraum eines Busses zu verladen, besteht meine erste Amtshandlung inzwischen generell darin, besagte Gegenstände, wie Regenschirme oder Spazierstöcke, demonstrativ unter den Koffergurten hindurch herauszuziehen, um sie ihren Besitzern mit dem Kommentar in die Hand zu drücken.. „ist das ihrer?“ Völlig verdutzt, aber in 99 % aller Fälle ohne weitere Diskussionen oder Gegenwehr, gehen besagte Gäste dann mit Schirm oder Stock in der Hand in den Bus um ihren Sitzplatz einzunehmen (dies wirft dann allerdings das nächste Problem auf; dazu mehr zu gegebener Zeit).

Generell ist es ja schon so, dass man hinter oder neben mir steht, solange bis das scheinbar wertvollste Gut – „mein Koffer“ im Gepäckraum des Busses verschwunden ist und dem Reisepartner - in der Regel handelt es sich hier um die Ehefrau - nicht einmal den Bruchteil der gleichen Aufmerksamkeit widmet, so dass es mitunter passieren kann, das der Bus losrollt und die Ehefrau noch auf der Toilette am Busparkplatz sitzt und der Ehemann erst nach bis zu 500 m Alarm schlägt. Ich frage mich dann – „war das Absicht? Hat er vielleicht gezögert und mit dem Gedanken gespielt, sie wissentlich zurückzulassen, sich aber dann doch darauf besonnen, dass er ja eines Tages auch wieder zurückkehren musste nach Ablauf der Reise..?“


Zurück zur Gepäckverladung. Immer wieder gern hört man sich dann auch die Erklärungen vereinzelter Gäste dazu an, weshalb sie auf den Fersen des Busfahrers stehen.

„ Letztes Mal kamen wir in Italien an und unser Koffer war nicht da! Stellen se sich das doch mal vor. Man weiß gar nicht was man dann tun soll. Ihr Kollege hat den einfach stehen lassen – nichts gegen sie!“

Das sind Momente, die mich als Busfahrer für den ganzen weiteren Tag motivieren, liegt doch heute nur die geradezu lächerliche Strecke ins 900 km entfernte Bozen vor uns. Aber mit den Jahren wird auch das zur Routine und man löscht solche „geistigen Ergüsse“ anstrengender Gäste sozusagen ungelesen von der eigenen Festplatte, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – eine sichere Fahrt!

Ist dann endlich alles Gepäck verladen, folgt eine letzte, kurze Runde um den Bus um zu kontrollieren ob auch alle Gepäckfächer, Stauklappen usw. fest verschlossen sind und die komplette Rundumbeleuchtung tadellos funktioniert und alle Reifen „noch“ rund sind. Der geübte Busfahrer sollte dies aber in möglichst schnellem Tempo absolvieren, da bestimmte Fahrgäste diese 20-Sekunden-Unterbrechung zum Anlass nehmen, schon wieder aus dem Bus zu steigen, um nach dem Fahrer zu suchen, war er doch gerade eben noch da und nun ist eine „Ewigkeit“ vergangen und er ist nicht zu sehen. Nähere ich mich dann dem vorderen Einstieg, so habe ich mir zwischenzeitlich angewöhnt kurz und knapp mit eindeutiger Tonlage zu sagen „bitte einsteigen und anschnallen!“ was in etwa 96% aller Fälle sofort Wirkung zeigt. Zumindest steigen sie sofort in den Bus, allerdings nicht selten kommt es dann vor, das sie sich auf halbem Weg zum zugewiesenen Sitzplatz nochmals auf den Rückweg zum Fahrerplatz machen um die beliebteste aller Fragen zu stellen: „Herr Fahrer ( da ich mich ja noch nicht offiziell vorgestellt habe, kennt man meinen Namen nicht), was meinen Sie denn wann wir wohl am Hotel sein werden…?“


Immer und immer wieder. Und ich sage mir immer und immer wieder: „ Das Leben ist schön und alles wird gut.“


In etwa so gestaltet sich also der Beginn einer jeden Busreise und diese kleine Episode soll nur eine leichte Einleitung zum Inhalt dieses Buches darstellen und hat eigentlich kaum Bezug auf das weitere, inhaltliche Geschehen, denn wir wollen nun gemeinsam verreisen. Wohin? Wie wäre es mit einem ganz außergewöhnlichen Ziel – wie wäre es mit einer der schönsten Inseln, die ich in meinem bisherigen Leben kennen lernen durfte? Wie wäre es mit – Sizilien???.

BUSREISEN MACHEN GLÜCKLICH

Подняться наверх