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Kapitel 1: Die Begegnung
ОглавлениеDie Farbenpracht der Natur ließ Jason ‚The Gun‘ Wagenfeld sein Pferd anhalten. Er konnte weit voraus über das Tal blicken. Ganz tief unten zeichneten sich die weißen Kieferwälder und grüne Koniferenwälder ab.
Sie waren durchsetzt mit eingestreuten Manzanita-, Junibeeren- und Antilopenbitterbüschen. Gelblich erstrahlten die weiter höher liegenden Gelb-Kiefer, ergänzt durch Blaufichten und Douglastannen.
Direkt vor ihm auf dem Paunsaugunt Plateau standen verstreut Nevada-Zirkelkiefer und Grannenkiefer.
Weit im Hintergrund lagen die zerklüfteten Felsformationen der Tafelberge in einem blauen Dunst. Nur ihre rote Farbgebung leuchtete zwischen dem Grün der Pflanzen.
Genau deswegen zog Jason ‚The Gun‘ Wagenfeld seit dem Jahre 1879, nunmehr schon fast einem Jahr, durch das noch unberührte Colorado.
Er hatte die alte Welt zurückgelassen, um ein neues, freies Leben ohne Zwänge und Willkür zu erfahren.
Jason war Deutscher, aber er war kein Untertan irgendeines Kaisers. Es war ihm nicht leichtgefallen, seine Eltern und Freunde einfach so zurückzulassen und ein gänzlich neues Leben zu beginnen.
Aber nachdem die Sozialdemokratie durch Bismarck verboten worden war und die Sozialistenverfolgung durch den Reichstag legalisiert wurde, blieb ihm sowieso nichts anderes übrig, als dem Reich den Rücken zu kehren.
Er war und blieb eben ein eingefleischter Demokrat. Aber das war schon lange Vergangenheit.
Es lag nun schon über ein Jahr zurück. Hier in Amerika hatte er sich bereits einen Namen gemacht.
Man nannte ihn ‚The Gun‘, weil er mit seinem original Henry Rifle mit der Seriennummer 355, ein Repetiergewehr mit 15 Schuss, auf 500 Meter noch genau ins Schwarze traf.
Er hatte es bereits mehrfach unter Beweis stellen müssen. Seit die Heiligen der Letzten Tage, mormonische Siedler, vermehrt in das Land einfielen, kam es immer wieder zu Zwischenfällen mit den Indianern.
Auch kamen immer mehr Goldschürfer in das unberührte Land. Jason hatte schon überlegt, von hier weiter westwärts zu ziehen. Doch dort bekämpften sich reiche Viehbarone gegenseitig.
Es wollte eigentlich nur dorthin, wo es noch keinen weißen Mann gab. In die unberührte Natur.
Er richtete sich im Sattel auf. War dort hinten nicht gerade ein Berglöwe von einem Felsen gesprungen?
Ja genau, er war hinter dem Maultierhirsch her, der seelenruhig am Ufer des Pariatal graste. Jetzt war er hinter einer Wasserbirke verschwunden.
Der Hirsch musste ihn aber gerochen haben. Mit weiten Sprüngen überquerte er den Fluss an einer Furt und verschwand am gegenüberliegenden Ufer im Dickicht. Der Berglöwe hatte das Nachsehen und stieß ein ärgerliches Fauchen aus.
Er würde dem Hirsch nicht folgen. Wasser war nicht unbedingt sein Ding.
Jason streckte sich und ließ sein Pferd wieder antraben.
„Auf, Tecumseh, lass uns weiterziehen. Weiter nach Westen.“
Ein indianisches Sprichwort sagt: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern wir haben sie von unseren Kindern nur geliehen.“
Jason hatte sich einige besondere Weisheiten der Indianer gemerkt und ab und an fielen sie ihm wieder ein.
Sie passten merkwürdigerweise jedes Mal von neuem auf die jeweilige Situation wie die Faust aufs Auge.
Jason war in dem Jahr, das er jetzt hier meist in der Natur verbracht hatte, fast so etwas wie ein Außenseiter geworden. Aber das machte ihm nichts aus. Er brauchte keine Menschen, die von Nächstenlieben sprachen und in Wirklichkeit bereits das Messer im Verborgenen schärften, um es bei der nächst bester Gelegenheit in die Brust ihres Gegenübers zu stechen.
Da waren die so genannten weißen Amerikaner auch nicht besser, als ihre Landsleute in der Alten Welt.
Jason bewunderte den Blick in den Canyon hinunter.
Links neben ihm standen einige Blautannen, mindestens zwanzig Meter hoch und gaben dem Canyon, der keine fünf Meter hinter ihnen über 60 Meter in ein bizarres Amphitheater abfiel, ein noch atemberaubendes Erscheinungsbild, als die jetzt am Horizont untergehende Sonne, die die Natur in eine blutrote Silhouette tauchte.
Kurz scheute Tecumseh, als nämlich ein Felsenhörnchen von einem kleinen Vorsprung ihm direkt vor die Hufe sprang.
„Ruhig Alter, du wirst dich doch nicht vor so einem kleinen Nager erschrecken.“ Jason zog die Zügel strammer und dirigierte sein Pferd nach rechts.
Etwa hundert Meter weiter waren einige Findlinge zu erkennen, den einen einladenden Eindruck vermittelten dort die Nacht zu verbringen. Jason löste das Sattelzeug, nachdem er abgestiegen war.
Das Gewehr und die in eine Decke zusammengerollten wenigen Habseligkeiten stellte er an den Felsen.
Er löste seine Chaps und warf sie daneben und streckte sich nochmals, sodass es gefährlich laut an den Gelenken knackte und blickte sich um.
Er suchte nach losen Ästen und Gestrüpp, um noch ein kleines Feuer zu entfachen. Es konnte nachts bereits sehr kalt werden.
Tecumseh schaute kurz zu ihm rüber und fing an zu grasen. Jason hatte sein Pferd nicht festgebunden, noch die Hufe zusammengeschnürt.
Er wusste, dass sein Pferd sich nicht weit von ihm entfernen würde. Beide hatten sich nicht nur aneinander gewöhnt, sondern es verband sie wirkliche Freundschaft.
Jason richtete sich den Sattel so her, dass er als Kopfauflage dienen konnte. Sein Gewehr stand schussbereit neben ihm. In der Wildnis und in dieser Zeit war es ratsam, immer auf irgendwelche Überraschungen gefasst zu sein.
Als das Feuer brannte, nahm er sein Blechgeschirr, ein paar Bohnen aus seinem Proviantbündel und füllte mit Wasser aus der Wasserflasche auf. Das Blechgeschirr stand auf zwei Steinen im Feuer und erhitzte sich langsam.
Mehr war heute zum Abendessen nicht vorgesehen. Er nahm sich aber morgen als allererstes vor, auf die Jagd zu gehen. Vielleicht konnte er ein Wapiti oder ein Gabelbock erlegen.
Und wenn es auch nur ein Streifenhörnchen werden würde, etwas Fleisch war wieder dringend notwendig.
Alleine der Gedanke an einen gegrillten Braten ließen seine Magennerven rebellieren.
Der Sonnenuntergang über dem Canyon war schon fantastisch. Wenn es nur nachts nicht so kalt werden würde.
Selbst Tecumseh kam bereits immer näher an das Feuer. Er würde sich dann, spät nachts, wenn Jason bereits schlief, neben ihn legen. Einmal hatte Jason ihn dabei beobachtet, wie er sich ganz sorgfältig und vorsichtig neben ihm niederließ. Am nächsten Morgen, bevor Jason so richtig wach geworden war, hatte sich Tecumseh bereits wieder aufgerichtet und war am Grasen.
Er glaubte wohl, Jason hätte nicht mitbekommen, dass er nächtlich neben ihm gelegen hatte. Jason musste grinsen.
Tecumseh war schon ein eigenartiges Pferd. Aber es war auf seine Art auch sehr intelligent. Das konnte man ihm nicht abstreiten.
Es benahm sich manchmal schon wie ein Mensch. Und das war das Einzige, was Jason an ihm manchmal störte.
Jason hatte sich die Decke um seine Beine gelegt und löffelte die warmen Bohnen aus der Blechpfanne.
Der Tag neigte sich dem Ende zu. Man konnte das Heulen eines Präriehundes hören. Tecumseh sah nur kurz auf und fraß dann ruhig weiter. Er zeigte keine Angst. Diesbezüglich konnte Jason sich voll und ganz auf ihn verlassen. Sollten sich Raubtiere oder Feinde in der Näher aufhalten, würde er sofort mit einem leisen Schnauben oder Wiehern und mit dem Scharren der Vorderhufe sich bemerkbar machen.
Das hatte ihm schon öfters geholfen.
Jason stellte das Geschirr zur Seite, zog die Decke hoch und legte sich bequem mit dem Kopf am Sattel zum Schlafen.
Seine Gedanken schweiften ab und beschäftigten sich mit dem saftigen Braten, den er sich morgen schießen wollte.
Als er in dieser Nacht nur kurz einmal aufwachte, spürte er die Nähe und die Wärme von Tecumseh, der wie jede Nacht neben ihm lag.
Am nächsten Morgen, als Jason zu sich kam, war die Sonne bereits aufgegangen. Tecumseh stand wie jeden Morgen etwas abseits und schien zu fressen.
Jason nahm wie immer, wenn er aufgestanden war, die Wasserflasche und goss davon etwas in eine runde Blechschüssel und gab es seinem Pferd zu trinken.
Nach einer schnellen Morgentoilette prüfte er sein Gewehr und schulterte es. Frühstück gab es erst, wenn der Braten geschossen war.
„Du bleibst ruhig hier. Ich komme wieder, sobald ich meinen Braten gefunden habe“, er streichelte Tecumseh und das Pferd schnaubte ihm zustimmend zu.
Dann ging es in die tiefer gelegenen Regionen. An Junibeeren- und Antilopenbitterbüschen entlang in Richtung des kleinen Flusses, dessen Rauschen er jetzt bereits hören konnte.
Um diese frühe Zeit waren viele Tiere unterwegs, um sich am Fluss ihren Durst zu stillen. Vorsichtig und geduckt ging Jason weiter. Je näher er dem Fluss kam, umso grüner wurde die Umgebung.
Zischen den Blaufichten und Douglas Tannen konnte er sich gut anschleichen. Dann gewahrte er eine ganze Reihe von Tiere. Zuerst beobachtete er nur.
Er scheute sich, hier und jetzt ihr friedliches Beisammensein zu stören.
Neben einem Maultierhirsch, einem riesigen Vertreter seiner Art standen Gabelböcke und Wapitis. Zwischen ihren Beinen huschten Goldmantel-Ziesel, Felsenhörnchen und Uinta-Streifenhörnchen.
Er musste sich richtig zwingen sein Gewehr anzulegen. Ein noch junger, etwas abseitsstehender Gabelbock wurde anvisiert.
Es war absolut kein Kunststück ihn zu treffen. Jason legte viel Wert auf einen Blattschuss.
So musste das Tier nicht unnötig leiden.
Der Knall des Schusses verjagte im Nu alle Tiere von der Wasserstelle. Als Jason nun den kleinen Bock über die Schulter legte, hörte er in der Nähe ein lautes Brüllen.
Hinter einem Felsen wurde ein braun- schwarzes Fell sichtbar. Ein ausgewachsener Schwarzbär kam in seinem typischen schaukelnden Gang direkt auf ihn zu.
Jetzt musste er selbst sehen, dass er schnellstens von hier verschwand. Mit ihm wollte er sich an diesem Morgen wirklich nicht anlegen.
Jason nahm den Bock aus, schnitt das gute Fleisch in Streifen und ließ es anbraten. Die besten Stücke wurden direkt verzehrt. Er hatte schon lange nicht mehr so gut gefrühstückt. Es waren bestimmt an die drei Kilogramm Fleisch, die er aß.
Hätte er nur nicht so viel gegessen. Er war nochmals am Fluss gewesen und hatte die Trinkflasche nachgefüllt. Jetzt, während die Sonnenstrahlen ihre ganze Kraft entfalteten und es angenehm warm wurde, überfiel ihm ein Müdigkeitsgefühl, das ihn überlegen ließ, sich nicht doch noch einiger Stunden aufs Ohr zu hauen.
Ihn hetzte niemand. Er war sein eigener Herr.
Das Einzige was dagegen sprach, war das ungeduldige Wiehern und mit den Hufen scharren von Tecumseh.
Er wollte anscheinend weiter. So sattelte er nun denn sein Pferd und ritt langsam am Canyon entlang weiter.
Das Plateau erstreckte sich auf eine Länge von über 30 Kilometer. Meist wuchsen die Bäume, Nevada-Zirkelkiefer neben Engelmann-Fichten und Espen, bis an den Rand.
Er musste vorsichtig reiten, da die Bäume einen jähen Abgrund schon einmal verdecken konnten.
Da er jedoch wusste, dass Tecumseh von sich aus sehr vorsichtig war, konnte er sich erlauben, die Augen nur kurz zu schlissen.
So saß Jason im Sattel, etwas nach vorne gebeugt und döste vor sich hin.
Nicht unweit von seinem Weg, ebenfalls nahe der Plateaukante nahm ein Drama seinen Lauf.
Zwei weiße Tagelöhner, die auf dem Weg zu einem reichen Viehbaron waren, für den sie sich als Scharfschützen hatten anheuern lassen, jagten einer Indianer Squaw hinterher.
Sie rannte zwischen den dicht gewachsenen Kiefern hindurch, direkt auf den Canyon Rand zu.
Sie schien es überhaupt nicht zu bemerken. Sie hörte nur hinter sich das Geschrei der Weißen.
„Bleib stehen, du rotes Miststück. Wir kriegen dich doch.“
Dann stand sie vor der steilen, etwa 60 Meter tief abfallenden Felsenformation. Das Plateau erstreckte sich über 19 Kilometer. Ob nach rechts oder links, es gab kein Ausweichen.
Als sie sich erschrocken umblickte, stürzte sich bereits einer der beiden von seinem Pferd herunter, direkt auf sie und riss sie zu Boden.
„Ich habe sie. John, komm schnell hierher.“
Er drückte sie mit seinem ganzen Körper auf den Boden nieder.
„A-i-i-i“, schrie sie immer wieder. Er schlug ihr mit der Hand mehrmals ins Gesicht.
„Halt endlich dein verdammtes Maul.“
Dann hatte er ihr bereits das Oberteil zerrissen und grapschte nach ihrer Brust.
„Das wird ein Spaß.“
Sein Kumpane löste die Chaps an seinen Beinen und kam nun ebenfalls auf sie zu. „Mach schon, zieh ihr die Leggings endlich aus. Ich will auch meinen Spaß.“
Als John sich an ihren Beinen zu schaffen machte, hielt der andere die Frau mit einer Hand am Hals, während er mit der anderen seine Hose öffnete.
Er hatte sie bereits so weit gewürgt, dass sie halb ohnmächtig und zu keiner wirklichen Gegenwehr mehr fähig war.
„Ich hab sie so weit!“
John faste ihr in den Schritt und spreizte ihre Beine. „Schau dir das Weib an. Rassiger geht’s kaum noch. Das wird ein Ritt.“
„Lass mich zuerst. Ich habe sie eingefangen.“
Der andere wollte sich auf sie legen.
„Du Mistkerl. Soll ich mir selbst einen runterholen, während du deinen Spaß hast?“
John gab ihm einen Stoß und drang dann selbst gewaltsam in sie ein.
Ein Schuss schallte durch den Canyon und der Widerhall ließ ihn doppelt so laut erscheinen.
Die Kugel flog sehr nahe an Johns Ohr vorbei und spritzte in den sandigen Boden neben ihm.
„Lasst sofort von der Frau ab. Greift ruhig zum Revolver, dann habe ich eine Grund euch abzuknallen.“
Jason stand keine zehn Meter hinter ihnen und zielte mit seiner Henry Rifle auf sie.
„Verdammt, verdammt“, hört er zwei Flüche.
„Steht ganz langsam auf und schnallt eure Gürtel ab.“
John und sein Kumpan gehorchten.
„Ganz langsam Freund. Was machst du hier für einen Aufstand. Ist doch nichts geschehen. Ist doch bloß eine dreckige Indianer Squaw.“
Die Indianerin hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt. Jetzt schloss sie langsam ihre auseinander gedrückten Oberschenkel.
Jason ließ die beiden Typen nicht aus den Augen. „Dort hinüber, beide schnell“, er deutete mit dem Gewehr nach links zu den dort stehenden Bäumen.
Sie hielten noch immer die Hände nach oben und bewegten sich langsam zu der angegebenen Stelle.
Jason ging zu der noch am Boden liegenden Frau. Als sie aufschrie, konnte er sich gerade noch zur Seite fallen lassen. Eine Kugel verfehlte ihn nur knapp.
Noch im Drehen schoss er in Richtung der beiden Kerle. Eine von ihnen hatte eine Derringer, eine Taschenpistole auf ihn abgefeuert.
Sie gaben Fersengeld, als er ihnen Nachschoss.
Leider standen die Bäume so nahe, dass ein genaues Zielen nicht möglich war. Jason sprang auf und hechtete ihnen nach.
Er konnte beide nur noch auf ihren Pferden davon galoppieren sehen.
Zwischen den Bäumen hindurch in einem mehr oder weniger Zickzackkurs hatte er sie bereits wieder schnell aus den Augen verloren.
Jason war kein Menschenfreund. Wirklich nicht. Und das jetzt zeigte ihm wieder einmal, dass er im Grundsatz Recht hatte mit seiner Einstellung. Er ging zurück zu der Stelle des Überfalls.
Dort stand eine verzweifelte Frau am Rande des Paunsaugunt Abgrundes.
Ihn 60 Metern Tiefe floss der Pariatal. Sie hatte keine Seele mehr. Ihr Leib war beschmutzt worden und ihre Seele vernichtet.
Niemals mehr konnte sie einem Mann ganz alleine gehören. Sie wurde missbraucht und weggeschmissen.
Von Weißen. Ihr Leben musste von Grund auf neugestaltet werden. Nur Manitu hatte die Macht dazu. Die Macht ihr ein neues, besseres Leben zu geben.
Gerade als Jason um eine Kiefer herumbog, hatte sie einen Entschluss gefasst.
Als Jason, der nun langsam auf sie zuging, bemerkte, dass etwas nicht stimmte, war er bereits zu spät.
Sie sprang in den Abgrund.
Jason hatte noch versucht in einem gewaltigen Satz zu ihr zu gelangen und sie festzuhalten.
Er hatte sein Gewehr fallen lassen und beide Arme ausgestreckt, um sie zu greifen, aber es war bereits zu spät.
Als ganz kleiner Punkt sah er ihre Leiche weit unten am Flussbett liegen.
Als er sich immer noch etwas geschockt umdrehte, sauste ein Tomahawk auf ihn nieder. Ein rasender Schmerz breitete sich in seinem Schädel aus und er schwankte.
Vor ihm standen zwei, nein drei indianische Krieger und schlugen auf ihn ein.
Jason hatte keine Zeit sich zu wehren.
„Du Mörder. Du wirst bestraft“, hörte er die Stimme durch das Rauschen seines Blutes. Ein zweiter Schlag warf ihn nun ganz in das Reich der Träume.
„Hiamovi, du nimmst dir die Brüder von unserer toten Schwester und holst ihren entseelten Körper von dort unten herauf. Wir werden die Totenfeier neben ihrem Tipi vollziehen.
Und dieser hier, ihr Mörder wird am Marterpfahl ihr in die ewigen Jagdgründe folgen, um sie bis an das Ende aller Zeiten zu bedienen.“
„Hoye“, kam ihre Zustimmung.
Nur kurz raschelte es in einem Gebüsch, keine zehn Meter vom Abgrund entfernt. Die Krieger nahmen es nicht wahr.
Sie waren mit dem Abtransport des vermeintlichen Mörders beschäftigt.
Auch hatten sie sein Pferd gefunden. Tecumseh setzte sich kräftig zu Wehr, gehorchte aber sofort, als er Jason gewahrte, der von zwei Indianern zu einem Pferd geschleift wurde.
Zwei verweinte Augen, die hinter den Manzanita Büschen hervorblickten, hatten dem Geschehen machtlos zugeschaut.
Abedabun, die jüngere Schwester der Toten hatte alles mit ansehen müssen. Sie hatte aus Angst nicht gewagt einzugreifen und war von dem Freitod ihrer Schwester noch immer geschockt.
Sie konnte es nicht verstehen, noch dazu, wo dieser Fremde mit dem Gewehr sie befreit hatte.
Abedabun saß noch einige Stunden an der gleichen Stelle und blickte zum Plateaurand hinüber. Sie würde ihre Schwester niemals wieder sehen.
Erst gegen Sonnenuntergang wagte sie den Rückweg ins Dorf.
Als Mantotohpa mit den beiden Brüdern der Toten und deren Leiche im Dorf ankamen, brach ein lautes Geschrei und Wehklagen unter den Weibern aus.
Jason lag zu diesem Zeitpunkt noch gefesselt in einem Tipi. Der Rat der Ältesten hatte beschlossen, erst nach der Totenfeier ihn an den Marterpfahl zu binden um ihn dort langsam zu Tode zu foltern.
Hiamovi und Mantotohpa musste mehrmals die Brüder der Toten davor zurückhalten, Jason nicht sofort zu töten.
Als Abedabun in der beginnenden Dunkelheit im Dorf ankam, war die erste Aufregung einer stolzen Trauer gewichen.
Die Frauen saßen bei dem aufgebarten Leichnam und wehklagten leise vor sich hin. Abedabun gesellte sich zu ihnen und wurde unter Trauerbekundungen in die Zeremonie mit aufgenommen.
Sie stand immer noch etwas unter Schock und brachte kein Wort heraus.
Mitten in der Nacht kam Jason zu sich. Zuerst blickte er verwirrt um sich. Dann setzte sie Erinnerung langsam wieder ein.
Anscheinend hatten die Indianer ihn überrascht und dachten, er hätte den Tod der Squaw verschuldet.
Wie konnte er ihnen jetzt das Gegenteil beweisen? Das war die erste wirklich verzwickte Lage, in die er hineinschlittert war, seit er hier im Westen unterwegs war.
Und wie es schien, auch eine sehr aussichtslose Lage. So sehr er sich auch den Kopf zerbrach, er kam zu keinem Ergebnis, wie er sich aus diesem Schlamassel wieder hätte befreien können.
So versuchte er so gut als möglich etwas Ruhe zu finden und den neuen Tag abzuwarten.