Читать книгу Club V Sammelband - Jessa James - Страница 8

3

Оглавление

Die U-Bahnfahrt in die Stadt am nächsten Abend war lang und mir unbekannt. Ich hätte mit dem Auto fahren können, aber das wäre einfach nur ein Albtraum gewesen. Auf meinem Handy hatte ich eine U-Bahnkarte gefunden, die ich jetzt immer mal wieder rauszog, um mich zu vergewissern, dass ich meine Haltestelle nicht verpasste. Weil ich nicht irrtümlich für einen Touristen gehalten werden wollte, hielt ich den Kopf hoch erhoben und versuchte, den Anschein zu erwecken, als wüsste ich, was ich tue, obwohl ich ein bisschen Angst hatte, allein durch die Stadt zu reisen. So etwas machte ich nicht oft und obwohl ich Vertrauen in meine Fähigkeiten hatte, durfte ich in meiner Wachsamkeit nicht nachlassen und die Verbrechen vergessen, die Frauen manchmal in öffentlichen Verkehrsmitteln passierten.

Einige Haltestellen später wurde ich auf gruselige Weise daran erinnert, als ein älterer Mann den Wagon betrat und sich direkt vor meinen Platz stellte, sodass ich seinen Schritt beinahe im Gesicht hatte. Ich stand auf und lief durch den Wagon, nur um festzustellen, dass er mir dicht auf den Fersen war. Da ich mir seiner Absichten nicht sicher war – ob sie pervers oder schlichtweg kriminell waren – stellte ich mich neben eine andere Frau. Ich beobachtete den Mann, als er stoppte und mich anstarrte, während sich ein breites Grinsen, bei dem mehrere Goldzähne aufblitzten, auf seinem Gesicht ausbreitete.

Es war ein Fehler gewesen, bereits in meiner Arbeitskleidung in die U-Bahn zu steigen. Netzstrümpfe, Heels und ein Minirock riefen bei den Leuten im Zug nur eine hervor und ich hoffte einfach, dass ich wenigstens nach High-end aussah, wenn sie schon Vermutungen anstellten. Für die Dauer der Fahrt ignorierte ich die unerwünschte Aufmerksamkeit und erreichte schließlich meine Haltestelle. Ich sprang auf und eilte aus den Türen, die Plattform entlang und die Treppe zur Straße hinauf.

Der Club V lag nur ein paar Blocks von der U-Bahn-Haltestelle entfernt und ich war innerhalb kürzester Zeit dort, ohne auf weitere Probleme mit Menschen zu treffen, denen ich auf der Straße begegnete. Dieser Club V machte, wie auch der bei uns zu Hause, von außen nicht viel her. Hier schien es jedoch aus Diskretionsgründen zu sein, da viele der Clubbesucher tatsächlich Mitglieder der Gesellschaftselite waren. Klar, zu Hause hatten wir die auch und unterhielten oft Männer, die bekanntermaßen Mitglieder von Mafiafamilien waren, aber hier bespaßten sie Schauspieler, Diplomaten, Medienleute und Politiker, die in der Stadt waren und in mehreren Nachrichtensendern auftraten.

Das Gebäude des Club V war einst eine Textilfabrik. Es umfasste zwei Stockwerke, wovon jedes übermäßig hoch war und über die hohen Fenster verfügte, die so typisch für die Fabriken waren, die vor über hundert Jahren gebaut worden waren. Der Großteil dieser Fenster schien von Innen verdunkelt worden zu sein, um das Ambiente, für das Club V bekannt war, zu kreieren. Doch von außen war die Schönheit des alten Gebäudes recht eindrucksvoll. Wären da nicht die Worte „Club V“, die in eine Messingplatte in der Nähe der Eingangstür eingraviert waren, würde man niemals vermuten, was hinter diesen Wänden vor sich ging. Ich hegte den Verdacht, dass es viele trotzdem nicht wussten, da man nicht Google um Hilfe bitten konnte, um irgendetwas über diesen Laden rauszufinden. Ich wusste das, weil ich es viele Male probiert hatte, bevor ich vor über einem Jahr das ursprüngliche Jobangebot angenommen hatte.

Ich lief um die Seite des Gebäudes und drückte einen Knopf am Personaleingang.

„Ja?“, erklang eine Stimme über die Sprechanlage.

„Ähm… hi. Ich bin Samara, Samara Tanza. Von der Filiale in New Jersey. Ich bin hier, um heute Abend an der Bar auszuhelfen.“

Es entstand eine Pause und einen Moment fragte ich mich, ob ich weggeschickt werden würde und mir grauste es bereits vor der langen U-Bahnfahrt nach Hause.

„Richtig, richtig. Ich lass dich rein.“

Es summte und dann klickte es und ich konnte die schwere Tür aufdrücken, die zwischen mir und dem Inneren des Club V stand. Sie war so schwer, dass sie schnell und fest hinter mir ins Schloss fiel, wodurch ich in das kleine Foyer gestoßen wurde. Einen Augenblick war alles in undurchdringliche Schwärze gehüllt und ich musste meinen Augen eine Sekunde Zeit geben, damit sie sich an die Abwesenheit von Licht gewöhnen konnten. Nach einigen Sekunden wurde deutlich, dass es nicht richtig dunkel im Gebäude war, nur dämmrig und das insbesondere in diesem kleinen Bereich des Clubs.

Eine Frau in einem kurzen, hautengen roten Bandage-Kleid tauchte aus dem Nichts auf, lächelte mich an und streckte mir zur Begrüßung ihre Hand entgegen.

„Samara… es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen. Ich bin Elle, die Personalchefin hier. Warum folgst du mir nicht. Jake wollte dich noch sehen, bevor du zur Einarbeitung mit einem unserer leitenden Barkeeper geschickt wirst.“

Ich wusste nicht, wer Jake war, aber ich nahm an, dass er die NYC Version von Stew war und daher folgte ich Elle durch den Flur zu einem der Büros.

„Jake ist einer der Miteigentümer. Er möchte dir nur kurz die Firmenregeln erklären und dir die Erwartungen, die wir hier in der NYC Filiale haben, mitteilen. Ich bin mir sicher, das meiste kennst du schon aus New Jersey, aber es könnte vielleicht ein paar Unterschiede geben. Wir rühmen uns damit, eine sehr exklusive Mitgliederliste zu führen und tun alles, das in unserer Macht steht, um ihre Privatsphäre zu schützen. Ich denke, du verstehst, worauf ich damit hinauswill.“

Ich nickte, dann realisierte ich, dass sie mich nicht sehen konnte, weil ich ihr folgte, und daher sprach ich: „Oh, richtig. Natürlich. Ja, außerhalb des Clubs reden wir nie über unsere Gäste.“

„Das ist großartig“, sagte Elle. Ich konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören. „Ich bin mir sicher, es wird dir Spaß machen, Jake kennenzulernen. Hier ist sein Büro.“

Das Büro lag in der gegenüberliegenden Ecke und die Tür schwang auf, um einige dieser gigantisch hohen Fenster zu offenbaren, die ich von außen gesehen hatte. Nur waren diese nicht verdeckt und das spätabendliche Licht drang in das schummrige Büro.

„Jake, das ist Samara“, stellte Elle mich vor. Sie lächelte und schloss die Tür hinter sich, sodass ich allein dort stehen blieb, während Jake langsam seinen Bürostuhl umdrehte und sich erhob, um mich zu begrüßen.

Er grinste, während er mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen dastand. Der hellgraue Anzug, den er anhatte, war gut geschnitten und passte ihm perfekt. Er war ein großes, umwerfendes Bild von einem Mann mit rabenschwarzen Haaren, vollen Lippen, olivfarbener Haut und Augen, die irgendwo zwischen blau und grau rangierten.

Ich schwieg und realisierte, dass ich ihn angestarrt und er das ebenfalls getan hatte. Unsicher, von wem erwartete wurde, zuerst das Wort zu erheben, sprach ich schließlich.

„Hi… Jake.“

Er nickte. „Ich lerne gerne alle neuen Leute, die wir an Bord holen, kennen. Nur um eine Vorstellung davon zu bekommen, wer neu in diesem Bereich ist und wer vielleicht Unterstützung braucht.“ Er trat um seinen Schreibtisch und nach vorne, um mich zu begrüßen, wobei er eine Hand ausstreckte, um meine zu schütteln. „Samara? Hübscher Name.“ Seine Worte waren wie Butter. Ich war mir nicht sicher, aber es klang auch, als hätte er einen ganz leichten Akzent und das machte diesen ohnehin schon unglaublich gut aussehenden Adonis sogar noch attraktiver.

„Dankeschön“, sagte ich in dem Versuch, mich so cool wie möglich zu geben. Wenn jeder in diesem Laden nur halb so gut aussah wie Jake, dann würde es eine lange, aber spaßige Nacht mit jeder Menge Sahneschnittchen werden.

„Ich hoffe, dir wird deine Zeit hier gefallen. Und nicht, dass ich darauf aus bin, jemanden von einer unserer anderen Filialen abzuwerben, aber du solltest wissen, dass jemand von deinem Kaliber hier im Club V NYC immer willkommen ist. Ich habe gehört, was für eine fantastische Barkeeperin du in Jersey bist und du bist mir wärmstens empfohlen worden.“

Ich spürte, wie mir Hitze ins Gesicht stieg. „Nun, Stew ist zu freundlich. Die Arbeit im Club V im vergangenen Jahr hat mir wirklich Spaß gemacht und ich könnte mir keinen besseren Arbeitsplatz für mich vorstellen.“

Jake rieb sich nachdenklich über das Kinn. „Wie sehen deine Langzeitziele bezüglich deiner Beschäftigung bei uns aus?“

Niemand hatte mir jemals zuvor diese Frage gestellt, mit Ausnahme von Stew, als er mich zur Barkeeperin befördert hatte, nachdem ich einige Monate gekellnert hatte.

„Mir macht die Arbeit hinter der Bar wirklich Spaß. Um ehrlich zu sein, ist es das, was ich tue, um meine Collegegebühren bezahlen zu können. Dafür ist es super. Das Trinkgeld ist wunderbar und bis jetzt konnte ich alles selbst bezahlen, ohne Hilfe von meinen Eltern.“

Etwas schien über Jakes Gesicht zu huschen. „Wie alt bist du?“

„Neunzehn“, antwortete ich, ohne zu zögern.

„Wow… ich schätze, ich bin einfach davon ausgegangen, dass du etwas älter als das bist. Oh nun gut, immer noch legal.“

Der Satz erschütterte mich und ich war mir sicher, dass meine Augen weit aufgerissen waren.

„Ich meine… legal, um in New Jersey und New York hinter der Bar zu stehen“, fügte er mit einem Lachen an. „Aber im Ernst, hast du jemals den Wunsch verspürt, im Club einen Schritt weiter als diese Stelle zu gehen?“

Es dämmerte mir allmählich, was Jake, einer der Mitinhaber des Club V, mich fragte. Diesem Mann gehörte nicht nur der Club, er war auch Teilhaber all der anderen Clubs in den Vereinigten Staaten und mittlerweile gab es einen in jedem Staat.

Beruhig dich, Samara. Er stellt jeder einzelnen Frau, die durch diese Tür tritt, die gleiche Frage. Jetzt antworte ihm.

„Du meinst… ob ich daran interessiert bin, im Hauptbereich zu arbeiten?“

Im Hauptbereich arbeiten. Das war die Bezeichnung, die wir benutzten. Es war die Bezeichnung, die die Frauen, die es machten, benutzten, anstatt allzu offen darüber zu reden. ‚Ich arbeite im Hauptbereich des Club V‘ war etwas, das man in der Öffentlichkeit erzählen konnte und dabei noch immer respektabel klang. Dabei war ‚im Hauptbereich arbeiten‘ in Wahrheit eine Umschreibung dafür, dass man für Sex mit einem oder vielen Männern bezahlt wurde, wobei noch unterschiedliche Grade an BDSM und andere Akte dazukamen.

„Das ist genau das, was ich dich frage, ja.“

Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich noch nie zuvor darüber nachgedacht hätte, im Hauptbereich zu arbeiten. Ich wusste, wie viel Geld die Mädels machten, und es war sehr verlockend. Obgleich sie Verträge mit dem Club hatten, war es ihnen auch erlaubt mit den meisten der Eliteclubmitglieder außerhalb des Clubs ‚professionelle Beziehungen‘ zu unterhalten. Der Club V agierte dabei als eine Art Mittelmann oder Vermittler der Geschäfte. Dieser Teil wurde jedoch totgeschwiegen. Was im Club vor sich ging, war privat und jeder wusste das. Niemand sprach außerhalb des Clubs davon. Mitglieder bezahlten hohe Preise, damit diese Informationen nicht in den Nachrichten landeten.

Alle Angestellten wussten jedoch, dass das etwas war, das mehrere unterschiedliche Gesetze umging, und es lediglich einer einzigen Razzia bedurfte sowie einer falschen Sache in den Büchern und das Ganze würde in Rauch aufgehen. Es handelte sich um organisierte Prostitution in gigantischem Ausmaß. So würden zumindest die Gesetzeshüter und die Regierung es sehen, wenn sie jemals beschlossen, tief genug zu graben. Meine Vermutung war schon immer, dass Club V seine Krallen tief in einen großen Fisch geschlagen hatte und dieser dafür sorgte, dass in keiner der Filialen Razzien durchgeführt wurden.

Aber hatte ich Interesse daran, dieser Art von Arbeit nachzugehen? Ich wusste, dass es uns erlaubt war, unsere eigenen Komfortlevel festzulegen. Ich könnte dort draußen im Hauptbereich herumgehen und nichts anderes tun, als mich auf Schöße zu setzen, hier und da ein paar Küsse zu verteilen sowie ab und zu vielleicht einen Handjob anzubieten. Doch ich wusste, dass die Frauen, die in dieses Geschäft mit dem Plan einstiegen, nur so weit zu gehen, ihre Grenzen selten einhielten. Es war verführerisch, wenn man erst einmal dort draußen war, insbesondere, wenn man von einem der edelsten Männer, den man jemals gesehen hatte, nach allen Regeln der Kunst umworben wurde. Wenn er einem immer und immer wieder erzählte, wie sehr er einen wollte. Dass er dich in eines der Zimmer mitnehmen, deine Beine spreizen und mit dem Kopf voran in deine Pussy tauchen möchte. Allein der Gedanke daran erzeugte in meinem ganzen Körper ein Prickeln.

Natürlich hatte ich darüber nachgedacht. Und ich hätte es vielleicht sogar getan, wäre ich nicht noch immer Jungfrau. Für mich war das der Knackpunkt. Nur für Geld würde ich mich nicht hergeben. Die Bezahlung war gut, aber sie war nicht so gut. So dringend brauchte ich das Geld auch wieder nicht.

Ich schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, ich habe momentan kein Interesse daran, im Hauptbereich zu arbeiten.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Momentan nicht, also vielleicht in der Zukunft?“

Ich lächelte und senkte leicht den Blick. „Es gibt ein paar Dinge in meinem Privatleben, die ich gerne klären würde, bevor ich so etwas in Erwägung ziehe.“

Jake nickte und musterte mich nachdenklich, während er näher zu mir trat. Ich atmete scharf ein, weil mir bewusstwurde, dass wir nur Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich war mir nicht sicher, ob es eine Nebenwirkung des Clubs war oder ob ich mich wirklich zu diesem Mann hingezogen fühlte oder ob es eine Kombination aus beidem war. Er streckte eine Hand aus und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

„Nun, behalt es im Kopf, falls du jemals Interesse hast. Was mich angeht, so wartet hier jederzeit ein Job auf dich.“

„Das weiß ich zu schätzen.“ Seine Hand lag leicht auf meiner Schulter und ich konnte spüren, wie mein Herz raste.

„Es gibt nur noch eine Sache“, sagte er, wobei er die Stirn in Falten legte und an meiner Bluse hinabsah. „Deine Knöpfe. Hast du was dagegen?“

Oh Gott, hatte ich vergessen, einen der Knöpfe meiner Bluse zu schließen? Hatte ich deswegen all die Aufmerksamkeit in der U-Bahn auf mich gezogen? Vielleicht hatte ich für alle Mitfahrer eine Peepshow hingelegt.

„N-nein…“, stammelte ich.

Geschickt knöpfte Jake zwei der Knöpfe an meiner Bluse auf und öffnete diese, um eine ziemliche Menge Dekolleté und einen Hauch scharlachroter Spitze meines BHs zu entblößen. Dann entfernte er seine Hand und wich höflich zurück.

„Club V NYC Standard – die obersten vier Knöpfe müssen offen bleiben. Du kannst den Gang runter gehen und dann nach rechts. Celeste wird dort sein, um dir die Bar zu zeigen und dir alles zu erklären.“

Ich verließ Jakes Büro völlig verblüfft. Ich war mir nicht sicher, was ich gedacht hatte, das passieren würde, aber dass er meine Bluse aufknöpfen würde, war es jedenfalls nicht gewesen. Ich glaubte nicht, dass daran irgendetwas wirklich Sexuelles oder Unangemessenes gewesen war. Ehrlich gesagt, war das Zurückstreichen der Haare aus meinem Gesicht vermutlich schlimmer als das Aufknöpfen an sich. Der Mann hatte mir keinerlei Hinweise gegeben, dass er sich zu mir hingezogen fühlte. Je länger ich darüber nachdachte, während ich wieder durch den schwach beleuchteten Gang lief, desto mehr begann ich zu glauben, dass das wahrscheinlich das gleiche Gespräch war, das er mit jeder Frau führte, die durch die Türen dieses Clubs trat, um hier zu arbeiten. Natürlich wollten sie eine junge Frau lieber im Hauptbereich sehen als hinter der Theke.

Und mein Alter. Das war die Krönung. Ich sah älter aus, weshalb ich nicht die Leute anziehen würde, die auf der Suche nach Jüngeren sind. Das Wissen, dass ich erst neunzehn war, würde jedoch einen Teil dieser Kerle wirklich scharf machen. Plus die Jungfrauengeschichte… Ich machte mir eine geistige Notiz, dieses Wissen für mich zu behalten. Suzy wusste es, aber Suzy war meine beste Freundin und sie war zu Hause. Es bestand kein Grund, dass irgendjemand in diesem speziellen Etablissement dieses kleine Detail aus meinem Privatleben erfahren musste.

Die Bar war genau da, wie Jake es mir beschrieben hatte und ich fand Celeste dort stehend vor, während sie ein Inventurblatt überprüfte.

„Hi, Celeste?“

Sie sah von ihrem Klemmbrett auf und wirkte nur leicht verärgert, weil sie unterbrochen worden war. Ich konnte mich recht schnell davon überzeugen, dass vier geöffnete Knöpfe tatsächlich dem Standard des Club V NYC entsprachen.

„Du musst Samara sein. Willkommen in meiner Bar.“ Sie schwenkte ihre Hand einmal im Kreis. „Es ist meine Bar. Das wirst du dir merken müssen. Ich weiß, du hast bei dir zu Hause deinen eigenen Standard und ich bin mir sicher, dass es ein hoher ist und das ist prima. Aber behalt im Kopf, dass das hier mein Laden ist. Ich bin hier die Herrin im Haus. Und auch wenn ich dir am Anfang gerne aushelfe, bist du hier, um mich zu unterstützen. Es verhält sich nicht anders herum.“

Ich knickte. „Alles klar.“

Sie musterte mich einmal von oben bis unten. „Ich sehe, du hast Jake schon kennengelernt und er hat dich über unsere Knopfregel informiert.“ Sie verdrehte die Augen. „Er ist größtenteils harmlos. Ich frage mich allmählich, ob es ein Insiderwitz zwischen ihm und den anderen Besitzern ist. Wie auch immer, so lange du nicht sofort aus dem Gebäude rennen und eine Klage wegen sexueller Belästigung einreichen willst, gehe ich mal davon aus, dass du bereit bist, anzufangen?“

„Jep, ich bin startklar.“

Celeste legte das Klemmbrett ab. Sie hatte einen kurzen und ernst aussehenden Bob und ich merkte schon, dass diese Frau ganz geschäftsmäßig war und sich nichts bieten ließ.

„Also, unsere Ausstattung entspricht so ziemlich dem Standard. Ich denke nicht, dass du hinter der Bar irgendwelche Probleme haben wirst. Samstagabends wird es hier immer richtig voll und wegen der Werbekampagne erwarten wir ungefähr das doppelte unserer üblichen Gästezahlen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Besitzer das Ganze auch bis zu Ende durchdacht haben, aber wir werden es irgendwie schaffen müssen.“

Celeste klang verzweifelt. „Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass einige unserer Mädels hier in den Hauptbereich und nach oben gewechselt sind. Arbeitest du in deinem Club im zweiten Stock?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht mehr. Ganz am Anfang habe ich dort ab und zu gearbeitet.“

„Hier ist es so ziemlich derselbe Aufbau, falls du doch mal hochgehst. Eine offene Lounge, einige private Nischen und die Sky-Bar.“

Die Sky-Bar war eines der wenigen Dinge, die Aufmerksamkeit auf den Club V lenkte. Ich wusste aufgrund der Gebäudearchitektur nicht, wie sie in dieser Filiale aussehen würde, aber zu Hause war die Sky-Bar eine Bar, die zu einem Balkon führte. Eine Menge Leute kamen zur Eingangstür und verlangten, hereingelassen zu werden in dem Glauben, dass sie einfach hochgehen und dort einen Drink genießen könnten. Es schien ein gutes Werbemittel zu sein und die Mitglieder waren so weit von der Straße entfernt, dass ihre Privatsphäre nach wie vor gewährleistet war.

„Im Großen und Ganzen ist der Aufbau aller Filialen gleich, nur dass New York die größte ist. Du wirst vielleicht feststellen, dass es hier ein bisschen wilder zugeht, als du es gewöhnt bist. Ich weiß nicht, ob man dir gesagt hat, dass du auf der Hut sein musst, aber das solltest du. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Leute hier aggressiv sind, aber manchmal geraten sie in einen Zustand und achten dann nicht mehr darauf, wer zum Barpersonal gehört und wer im Hauptbereich arbeitet, obwohl es eigentlich ziemlich eindeutig sein sollte.“

Ich wusste, was sie damit meinte. Zu Hause hatten wir auch Mädels, die im Hauptbereich arbeiteten, aber sie machten nicht den Großteil des Geschäfts aus. Es wäre zu riskant Club V zu etwas zu machen, das sich letzten Endes auf ein Bordell reduzieren ließ. Die meisten Leute trafen sich dort, um Sex zu haben. Es ging mehr darum, offen damit umzugehen und Leute zu finden, die an den gleichen Aktivitäten teilhaben wollten, die man selbst bevorzugte. Die Hauptbereichmädels waren nur ein Bonus und sorgten dafür, dass der Laden weiterhin Unterhaltungswert hatte.

In diesem Moment näherte sich eine Gruppe Geschäftsmänner der Bar und Celestes gesamtes Verhalten veränderte sich. „Gentlemen! Was kann ich Ihnen heute Abend bringen?“ Ihr Lächeln war kokett und sie zwinkerte einem der Männer zu, als sie sich alle um die Bar versammelten. Nachdem wir ihre Bestellungen aufgenommen hatten, begannen wir beide, die Drinks zu mixen und sie drehte sich zu mir, um sich leise mit mir zu unterhalten.

„Du wirst das Kind schon schaukeln. Dieser Laden ist größer, die Leute sind wichtiger, aber du bist hier, um genau dieselbe Arbeit zu machen.“ Sie schaute nach vorne zu der Gruppe. „Aber mach dich auf was gefasst. Ich denke, es wird eine wilde Nacht werden.“


„Cece? Uns ist der Wermut ausgegangen“, rief einer der Barkeeper vom anderen Ende der Bar und ich brauchte eine Minute, um zu realisieren, dass er mit Celeste sprach. Es war eine sehr arbeitsintensive Nacht mit einer Menge Martinibestellungen gewesen und jetzt um Mitternacht schien uns eine der essenziellen Zutaten ausgegangen zu sein.

„Schau im Lager nach“, antwortete sie, wobei sie sich bemühte, das Lächeln für die Gäste vor sich beizubehalten. Sie war eine wahre Zauberin an der Bar und es war kein Wunder, dass die Männer so nah wie möglich an sie rankommen wollten. Sie besaß diese Art frechen Scharfsinn, der die Männer in einem Gespräch herausforderte, aber sie war absolut unerreichbar für sie. Im Verlauf des Abends hatte ich erfahren, dass Celeste glücklich mit ihrer Frau verheiratet war und sie zwei hübsche Kinder hatten.

„Nope, dort hab ich diese Flasche her.“ Der Barkeeper hielt eine leere Wermutflasche hoch und schwenkte sie herum. „Das war die letzte.“

„Gottverdammt“, fluchte Celeste unterdrückt. „Erinnere mich daran, dass wir am Montag mehr bestellen. Samara…“ Sie wandte sich mir zu und verengte die Augen. „Ich glaube, ich weiß, wo wir noch ein paar zusätzliche Flaschen aufbewahren. Aber das ist in einem der Lagerräume im zweiten Stock. Ich würde ja oben anrufen und den Wermut von einem von ihnen runterbringen lassen, aber in der Sky-Bar gehen sie nie ans Telefon. Geh zurück zum Lagerbereich, nimm den Lastenaufzug hoch zum zweiten Stock und er wird dich in einem Gang absetzen. Geh nach rechts und dann links und dann wieder rechts und dort auf deiner linken Seite wird eine Tür sein. Schau dort nach dem Wermut. Und wenn dort keiner ist, dann klau einfach ein oder zwei Flaschen aus der Sky-Bar.“

„Verstanden“, sagte ich, bevor ich mich am restlichen Barpersonals vorbeischob und zurück zum Lagerbereich lief. Der Lastenaufzug war leicht zu finden und schoss sofort nach oben, als ich die entsprechenden Knöpfe drückte. Er ließ mich genau dort raus, wie es Celeste erklärt hatte, aber zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Gang erreichte, hatte ich bereits die genaue Wegbeschreibung vergessen, die Celeste mir gegeben hatte. Da war was mit rechts und dann links und einer Tür auf der linken Seite gewesen?

Ich machte mich auf den Weg den Gang hinunter, bog links ab und durchschritt diesen Gang und anstatt irgendwelcher Türen fand ich einen Flur zu meiner Rechten sowie einen zu meiner Linken. Wenn ich geradeaus weitergehen würde, würde ich den Hauptbereich des zweiten Stockwerks erreichen. Daher wählte ich den linken Gang, der mich weg von den pulsierenden Beats führte, die der DJ auflegte, und gelangte irgendwann an eine Tür. Sie lag allerdings nicht zu meiner Linken, was mich verwirrte, aber ich öffnete sie trotzdem und trat in die Dunkelheit. Es sah jedenfalls wie ein Lagerraum aus.

Ich tastete die Wand nach einem Lichtschalter ab, fand jedoch nichts. Ich hatte mein Handy in der Hosentasche, das ich, falls nötig, als Taschenlampe benutzen könnte. Doch zuerst tastete ich den Raum vor mir ab, um herauszufinden, womit genau ich es hier zu tun hatte.

Meine Hände berührten Samt und griffen direkt durch den Vorhang. Plötzlich erkannte ich, dass der Raum, in dem ich mich befand, sehr viel geräumiger war als ein Lagerraum. Als ich mich an dem Vorhang vorbei und in einen schwach beleuchteten Bereich schob, wusste ich gleich, dass ich definitiv falsch abgebogen war, aber ich war zu schockiert von dem, was ich sah, um mich umzudrehen und wegzurennen.

Club V Sammelband

Подняться наверх