Читать книгу Die schwarze Leopardin - Jo Phantasie - Страница 5
Schwarze Leopardin 2: Bill
ОглавлениеDer Genuss dieser Klänge, bevorzugt einer außergewöhnlichen Stundenglocke oder der ganz großen Kirchenglocken, das ist meine große Liebe. Um sie zu hören, werde ich nachts extra wach, zwölf Uhr Mitternacht, lausche erwartungsvoll in den dunklen Nachthimmel. Dann überzieht sich meine Haut mit dieser unvermeidlichen Körnung, meine Ohren berauschen sich am Kolorit dreier Töne aus unterschiedlichen Richtungen und meine Seele wird von dreimal zwölf Zauberschlägen besiegt.
Kann es etwas Schöneres geben auf der Welt ..., außer natürlich Männer zu demütigen, sexuell zu unterwerfen und abhängig zu machen, um so aus ihrer Mittäterschaft für meine kleinen Unternehmungen größtmöglichen Profit zu erzielen?
Aber diese Glocken sind mir jetzt eindeutig zu nah! Der große Glockenturm der russisch orthodoxen Kirche in Sanremo ist eine bemerkenswerte Sehenswürdigkeit, ebenso wie das Erscheinungsbild der gesamten Kirche überhaupt. Diese fünf Zwiebeltürmchen, der große, umsäumt von den vier kleineren, die hätte man hier am Mittelmeer niemals erwartet. Genau dies war von Anfang an die Faszination für mich und dann meine Entscheidung, mich hier niederzulassen. Auch der Klang ihrer Glocken ist einzigartig, jedenfalls, wenn man sie aus der Ferne hört.
Allerdings hänge ich im Moment an den Armen an der Decke genau dieses großen Glockenturmes, nackt, mit gerötetem Gesäß und geschwollenen Schamlippen, ein wenig frierend und eindeutig hilflos. Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Komik: Es hätte mein Spiel sein können, mein Einfall! Die inszenierte Entwürdigung eines Mannes zum Beispiel, die hätte ihren entsprechenden optischen und emotionalen Reiz gehabt. Wie konnte mir das nur passieren? Ein Mann hätte hier eindeutig besser und vorteilhafter gehangen! Bill, Bill dieser Mistkerl, der hätte es sein sollen. Ganz vorn in meinen Erinnerungen schwebt jetzt sein Bild vor mir: buschige Augenbrauen, narbige Haut, zerklüftete Lippen. Ach, Bill ...!
„Donngggg, Donngggg, Donngggg, Donngggg, Donngggg“, fünf Uhr nachts, der letzte Schlag schwebt noch sekundenlang greifbar in der Luft, die Subharmonischen, dieser tiefe Infraschall unterhalb der Hörgrenze, den verspürt jetzt sogar mein Körper, weil er über die Gewölbedecke durch die Seile auf meine Handgelenke übertragen wurde. Sehe ich durch die leicht verstaubten Glasfenster bereits das erste Morgenrot? Um acht Uhr ist die Frühmesse, meiner Erinnerung nach läuten sie dann mindestens zwanzig Minuten alle Glocken gleichzeitig. Das wird für mein Wohlbefinden und die Unversehrtheit meines feinen Gehörs dann wohl das Ende bedeuten ...
William, heute nenne ich ihn Bill, ist Amerikaner und ich hatte ihn im Kasino kennengelernt. Sanremo ist einer meiner Orte, an denen ich mich bevorzugt im Frühjahr aufhalte, dann ist es weder zu heiß, noch touristisch überlaufen, aber die Zitronen- und Orangenbäume und die sonstige Blütenpracht dort haben es mir in dieser Jahreszeit angetan.
In das Kasino gehe ich immer erst sehr spät abends, dann, wenn die ersten Spieler schon abgenervt und seelisch ausgebrannt sind und sich deshalb meine Chancen vervielfachen.
Niemals spiele ich Roulette, ich kenne die Statistiken und weiß, dass im Endeffekt immer die Bank gewinnt. Poker ist mein Spiel, ich beherrsche es perfekt. In den Augen der Männer sehe ich, welches Blatt sie in den Händen halten, erkenne ihre Verunsicherung, wenn ich meine langen Beine andersherum schlage oder mich vorbeuge, um ihnen einen kleinen Einblick zu gewähren.
Bill hatte auch gedacht, mit mir leichtes Spiel zu haben. Eine Poker spielende Frau, die das gut kann, Pokerface aufsetzen, Profis überlisten, ausreichend bluffen ..., einfach undenkbar! Bei ihm hat es gereicht, dass ich sinnlich meinen Zeigefinger in den Mund führte und in seinen Pupillen sah, dass er nicht mehr als ein einfaches Paar haben konnte. An dem Abend verlor er an mich 22.000 Euro, zusätzlich noch sein glockendunkles Lachen und eine Einladung für den morgigen Abend auf seine Yacht.
Nicht protzig, sondern sportlich sieht sie aus, eine richtige Segelyacht, mit der er auch die lange Seereise von Miami bis Sanremo selbst zurückgelegt hatte. Den großen Salon ahnt man auch nicht, wenn man das Schiff von außen sieht, und dass er mit nur drei Leuten Besatzung auskommt, schon gar nicht. Obwohl, diese vollbusige Blondine Isabelle, die Stewardess, die darf man wohl nicht zur Segelbesatzung zählen, die ist eindeutig für etwas anderes zuständig! Das habe ich auch an ihrem vernichtenden Blick gesehen, als Bill die gesamte Besatzung, also auch sie, nach unserem Abendessen zum Landgang verdonnert hatte.
Hummer gab es, im Salon, weil es auf Deck dann doch zu frisch war und wir wurden von Isabelle und Mike aufs Vortrefflichste bedient. Es kehrte auch bald eine warme und knisternde Atmosphäre ein, insbesondere, als ich mein Bolerojäckchen dann noch ablegte und er, eindeutig beeindruckt, meine muskulösen Oberarme und mein tiefes Dekolleté bewundern konnte. Dafür kam dann der Champagner auf Eis und ich bemerkte, wie Isabelle sich eindeutig zu tief herunterbeugte, als sie Bill einschenkte, wohl, um ihm einen Vergleich zu bieten, hatte sie doch offensichtlich die größere Oberweite. Doch meine Eloquenz und meine historischen Kenntnisse beeindruckten ihn sichtlich mehr, konnte ich ihm doch eine 2000‑jährige spannende geschichtliche Abhandlung über Sanremo und Umgebung liefern, gespickt mit einigen amourösen Vorkommnissen in der höheren Gesellschaft, die ich genüsslich ausschmückte.
Natürlich war ich auch für den weiteren Verlauf des Abends bestens vorbereitet. Bill scherzte noch, als ich ihm in seinem beeindruckenden Schlafzimmer die Handschellen anlegte und ihn damit an die Bettpfosten kettete. Er hatte wohl ein amouröses Spielchen, verbunden mit ausdrucksstarker Erotik, erwartet. Als dann seine Fußgelenke eingeklinkt waren, war er schon wesentlich weniger zuversichtlich und nach dem folgenden Strammziehen zu einem richtigen symmetrischen „X“ kamen die ersten Protestlaute, aber da war es bereits zu spät für ihn.
Sein Körper roch nach Algen, Salz und Diesel. Diese Gerüche wird man auch so schnell nicht wieder los, egal, wie lange man duscht, badet, reibt, aber sie sind für mich mit einem gewissen Hauch von Männlichkeit verbunden. Seine wahre „Männlichkeit“ präsentierte er mir dann auch, mehrmals sogar! Das erste Mal ging es relativ schnell, da ich natürlich meine schwarzen Handschuhe dabei hatte, an die ich mich so gewöhnt habe. Pulsierend und erwartungsvoll stand seine Pracht senkrecht im Raum, die Spitze steil empor zur goldenen Deckenleuchte gestreckt. Danach befand sich seine Erektion dort einige einsame Sekunden in dieser aufregenden Zwischenphase, allein gelassen und unberührt von meinen Fingerspitzen, in einem labilen Stadium zwischen Explosion und Zusammenfall.
Ein wahrer Seemann verträgt schon Einiges an Schmerz und so hatte ich seine Penisspitze etwas kräftiger gedrückt, als ich es normalerweise bei schwächeren Männern durchführe. Seine Reaktionen verschafften mir multiple Orgasmen. Seine Protestschreie, vermischt mit Luststöhnen drangen tief in meine weit geöffnete Vagina ein, während ich sein Gesicht, insbesondere seinen Mund weiter kräftig ritt.
Dieses Auf und Ab, seine unkontrollierten erzwungenen Erektionen, das Pulsieren, das machte mich immer sehr schnell wieder feucht. Mit strahlenden Kinderaugen betrachtete ich seine mehrfachen „ruinierten“ Orgasmen, weil sein Glied die aufgestaute Lust irgendwann nicht mehr halten konnte und es dann nach den „frei stehenden“ zehn Sekunden in Konvulsionen sein Sperma an die Oberfläche pumpen musste, weit und energiegeladen bis auf meine Brüste. Sein Gesicht, Form, Beschaffenheit der Haut, Augen, Lippen, das hat mich danach interessiert. Mit meinen wahren Augen erkannte ich auch alles besser, sah, dass er nachdachte, seiner nahen Zukunft genau in diesem Moment eine Richtung geben wollte. Er denkt nach, sehr gut ...!
Meine Gedanken waren einige Sekunden abgeschweift, mein sechster Sinn signalisierte mir Gefahr aber ich wusste nicht, woher sie kommen sollte. Bill lag ruhig und gefasst, so völlig anders, als ich aus meinem Erinnerungen von den bisherigen Unterwerfungen anderer Männer nach vorne holen konnte. Keine Sturmhaube hinderte meine Zunge daran, über seine Lippen zu gleiten, sich rosagefährlich hineinzuschlängeln, während meine Hand seine Wiedererstarkung bereits vollzogen hatte. Seine Lippen, rau, widerspenstig, wettererprobt, meine Klitoris rief nach ihnen und mein Geist verirrte sich.
Unklar blieb dann, ob es meine vielen „Ahhs“ und „Ohhs“ waren, oder meine danach direkt einsetzenden heftigen Masturbierbewegungen an seinem erschlaffenden Glied, die ihn dazu bewogen, doch endlich seine Zunge einzusetzen. Heute weiß ich, dass er es konnte, weil er seine Planung abgeschlossen hatte, ich mich bereits geistig in seinen Händen befand.
Für mich jedoch wurde es „der“ perfekte Abend, denn ich war der Überzeugung, er hätte sich ergeben, so, wie es bislang alle irgendwann getan haben.
Bill ist viel komplexer, vorausschauender und taktischer ...
„Hörst du, das sind die Glocken der chiesa ortodossa, der russischen Kirche, sie klingen so wunderschön!“, als ich diesen Satz aussprach, ahnte ich noch nicht, dass er sich ihn merken würde. Er sagte nur: „Ja, diese Kirche ist genau richtig für dich, sozusagen geschaffen für dich!“
*
Ein wahrer Seemann hat seine eigenen Methoden, sich zu rächen. Schon die alten Seefahrer haben renitente Mannschaftsmitglieder in die Rahen gehängt, für diejenigen dann sehr schmerzhaft, einprägsam sichtbar für alle anderen. Niemals hätte ich geahnt, dass Bill so nachtragend und rachsüchtig denken würde, als er mir verkündete: „Deine kleinen Spielchen sind so amüsant, wir sollten sie unbedingt wiederholen! Übermorgen wieder bei mir auf dem Schiff, bring bitte auch die Handschellen mit!“
Die Konsequenzen seines Vorhabens? Seine lachenden Augen verrieten sie nicht. Oh Bill ...!
Seeleute sind auch sehr geschickt im Umgang mit Seilen, Tauen und Winden, können einen Knoten in wenigen Sekunden wie von Zauberhand herstellen und auch sofort wieder lösen. Dass er solches auch mit den Handschellen vollbringen konnte, das war mir jedoch neu!
Das Abendessen, wieder einmal erlesen, der Champagner hatte meine Erwartungen beflügelt, aber mich auch etwas leichtsinnig werden lassen. Abermals hatte Bill seine Crew auf Landgang geschickt, lag bereits verlangend und nackt auf seinem Bett, vor dem ich, angefeuchtet durch meine übersteigerten Fantasien, mit den Handschellen stand. Dann war ich jedoch umso überraschter, als ich diese unvermutet selbst hinter meinem Rücken um meine eigenen Handgelenke hatte.
Ja, ich hatte den großen Fehler begangen, meine Rolle als „Schwarze Leopardin“ für einen Moment abzulegen, mich dem Trug hingeben zu können, meine „Spielchen“ ungestraft auch im privaten Bereich ausleben, Männer unterwerfen und hörig machen zu können. Bei Bill war ich dabei an den Falschen geraten. Mein Instinkt, mein so sensibler sechster Sinn, der hatte für einen kurzen aber entscheidenden Moment versagt und ich hatte alle vorherigen Warnungen ignoriert.
Bill ist ein Meister der Vorbereitungen und ich bin mir sicher, er hat es im Alleingang durchgeführt. Wer so vorausschauend ist, zieht seine Crew nicht als Mitwisser und Mittäter in solche Sachen hinein, dafür ist mir Bill zu ähnlich! Die Seile, an starken Haken seitlich an der Decke aufgehängt, waren bereits vorbereitet. Die Handschellen ersetzte er durch breite Ledercuffs, wofür ich ihm dankbar bin, denn mit den Handschellen oder auch mit Seilen hätte es dauerhafte Spuren an meinen Handgelenken gegeben. Soll ich ihn dafür etwa bewundern? Etwas schon! Eine Träne rinnt für mein Versagen ... und für Bill.
Mit einer Art Flaschenzug hat er mich hochgezogen, nicht weiter als zehn Zentimeter über den Boden hängen meine Füße nun. Zu nah, um die Gefahr einer wirklichen Tiefe zu verspüren, zu weit entfernt, um vom Boden irgendeinen Nutzen für eine Befreiung zu ziehen. Die Arme sind durch die beiden Seile an der Decke in einem Winkel von etwa 90 Grad auseinandergezogen, jeder meiner Versuche, nach dem anderen Handgelenk zu greifen, um etwas zu lösen, scheiterte bislang. Bill machte einige Fotos mit seinem Smartphone. Es war so demütigend, so entwürdigend und ich versuchte vergeblich, meinen nackt präsentierten Körper vor seiner Linse wegzudrehen.
Sanremo ist nicht der Ort, in dem man diese Hightech-Erotik-Spielzeuge zu kaufen bekommt, er muss sie in Nizza oder Genua besorgt haben. Jedenfalls verfügt dieser Dildo über verschiedene Funktionen: Er kann nicht nur in verschiedenen Stufen vibrieren, sondern sich auch bewegen, seitlich vor und zurück, seine Spitze kann rotieren und diese Rotation ist gleichzeitig mit Vibrationen versehen. Es ist ein tolles Teil, wenn man es gezielt und eigenständig einsetzen kann. Auf dieses endlos ablaufende Zufallsprogramm eingestellt, wird es jedoch nach spätestens einer halben Stunde zur Qual, zur sexuellen Tortur.
Meine ersten Orgasmen hatte ich versucht zu genießen, wollte mich nicht demütigen lassen, sondern meinen unverwundbaren Mut demonstrieren. Alle Versuche, das Ding aus meiner Vagina herauszupressen, waren ebenfalls zum Misserfolg verurteilt. Bill hatte das Dildoende mit einer dünnen schwarzen Schnur, die durch meine Vaginal- und Analspalte und dann um meine Hüfte lief, sehr sicher fixiert. Seeleute sind sehr geschickt im Umgang mit Seilen und Schnüren! Die Alternative, es als Lust zu empfinden, funktionierte eine gewisse Zeit lang, auch noch, als Bill zusätzlich dieses Lederpaddel herausholte, zuerst mein Gesäß, dann aber auch meine Beine und meinen Rücken damit rötete.
Kein Wort kam von ihm, aber auch keine Freude, keine Erregung war in seinem Gesicht zu erkennen, so, es bei mir der Fall gewesen wäre. Mit gleichmäßiger und ausdrucksloser Miene führte der Kapitän hier die notwendige Bestrafung eines Meuterers durch und ich wusste wahrhaftig, wie sehr ich sie verdient hatte!
Immer wieder legte er wortlose Pausen ein, in denen er sanft mit seinen Fingerkuppen über meine schmerzenden Gesäßbacken und den Rücken fuhr, so, als wolle er sich vergewissern, dass diese Rötungen keine ernsten und dauerhaften, sondern nur lehrsame Male auf meinem Körper hinterlassen würden. In diesen Momenten gelang es mir oft nicht, meinen Orgasmus zu unterdrücken, insbesondere, wenn dieser Dildo dann in den rotierenden Programmteil verfiel.
Nein, nicht alleine der Dildo, diesmal waren es seine Hände, warm, rau, elektrisierend!
Irgendwie beneidete ich Bill für seine Talente! Auch für seine Klugheit, als er erkannte, dass er für eine ausreichend wirksame Bestrafung mir entweder sehr viel härtere Schläge versetzen oder eben wirkungsvollere Stellen finden musste.
So fing er an, mir mit diesem Lederpaddel zwischen die Beine zu schlagen, den Venushügel und die Schamlippen zu treffen, immer links oder rechts neben das sichtbare Dildoende. Seeleute sind auch im Zielen sehr geschickt! Meine Versuche des Wegdrehens, ein Zusammendrücken der Oberschenkel, alles blieb ausweglos. Immer wieder fand er den richtigen Zeitpunkt, in dem er gekonnt und heftig sein Ziel fand und ich bereits die Schwellungen meiner Labien bemerkte.
Als Bill auch diese Stellen fürsorglich betastete, konnte ich mein eigenes Schamgefühl nicht ertragen, wusste ich doch um die tropfende Nässe dieser gesamten Region. Mein Schwebezustand zwischen Lust und Schmerz, Klitoriserektion und Handgelenkdehnung, er wurde endlos.
Nach dem dritten Glockenschlag hat er mich dann verlassen. Am unangenehmsten sind nun doch diese Dildobewegungen, die dieses Rotieren der Spitze bei gleichzeitiger Vibration hervorruft. Jetzt kann ich nachempfinden, wie ein Mann sich fühlen muss, wenn er nach viermaligem Orgasmus zwangsweise weitermasturbiert wird, seine Erektion nicht verhindern kann, so schmerzhaft sie auch sein mag. Mein Körper fühlt den kommenden Orgasmus, will ihn, sehnt ihn herbei, jedoch sind die dafür nötigen Serotonine und alle anderen Hormone längst verbraucht. Und so summt dieses Teil weiterhin sinnlos in meiner Vagina herum, spult sein Programm mit einer langlebigen Batterie ab, ohne dass es mir irgendeinen Gewinn eingebracht hätte, außer der Erkenntnis, dass ich es an seiner Stelle genauso gemacht hätte. Wut auf ihn? Nein, nur Verständnis und einige weitere Gefühle, für die ich noch keine Namen habe ...!
Zeit des Nachdenkens, Sinnieren über mein Leben, meine Taten, meine Zukunft, dazu habe ich jetzt Muße im Überfluss. Tränen der Ohnmacht über mein eigenes Versagen und eine unterdrückte Bewunderung für Bill, das hängt gleichzeitig in meinem Kopf fest. Seeluft, ich kann sie riechen, verunreinigt mit den in den Vordergrund drängenden Abgasen dieser Zweitaktroller, den beliebten Vespas einiger später Nachtschwärmer, die immer noch vereinzelt unterwegs sind. Das Summen des Dildos vermischt sich mit den klackenden Geräuschen mehrerer Nachtfalter, die, angelockt von den Außenstrahlern der Kirche, sinnlos versuchen, die Glasscheiben zu durchdringen. Diese Geräusche erwecken Assoziationen: Ihre Scheiben sind meine Seile, ihr vergeblicher Versuch, in das Licht zu gelangen, gleicht meinem Ankämpfen gegen weitere drohende Orgasmen und der nachfolgenden ohnmächtigen Leere. Dann kommt wieder diese unterdrückte Wut hoch, die auf mich selbst und auf Bill, diesen Mistkerl, diesen, diesen ...!
Wie lange wird er mich hier hängen lassen? Die Handgelenke machen sich bemerkbar, immer, wenn der Dildo auf leichtes Vibrieren umschaltet, drängt der Schmerz der Handgelenke weit nach vorne. Das alles werde ich jedoch überleben. Die sechs Glockenschläge waren meine bislang größte Tortur. Durch die Stille der Nacht waren meine Sinne so geschärft, dass mein Gehör durch die plötzlich einsetzenden Donnertöne völlig überrumpelt wurde. Jetzt, fünf Minuten nach dem Ausklingen fühlen sich meine Ohren immer noch wie in Watte eingepackt an, das Summen des Dildos ist nur noch körperlich spürbar. Ein zwanzigminütiges Läuten aller fünf Glocken werde ich nicht überleben!
Was ich über meine Brüste rinnen spüre, ist kein Schweiß, dafür ist es hier zu kalt, es sind meine Tränen.
Meine Watteohren haben seine Schritte nicht gehört, mein Geruchssinn ist jedoch noch voll funktionsfähig: Salzschweiß und Dieselwolle, Bill ist hier und er steht hinter mir: „Möchtest du dich jetzt entschuldigen?“
Es ist ein gutes Zeichen, dass er mit mir redet. Mein Stolz, niemals würde ich mich bei einem Mann entschuldigen, eher sterbe ich! Diesem Bill, dem Schurken, Mistkerl, keinen kleinen Finger werde ich ihm reichen, er ist so, so, grrrr ...!
Seine Schritte entfernen sich, diesmal höre ich es, weil ich auch diesen Sinn noch etwas reaktivieren und schärfen konnte: „Bill, bleib ..., bitte ...!“
Hören, lauschen, es bleibt still, aber auch keine weiteren Worte kommen von ihm.
Dildosummen, Nachtfalterklacken, keine weiteren Schritte, so angespannt ich auch lausche.
Mein geistiges Zerbrechen, Aufgabe meines vorherigen Stolzes, der Überheblichkeit gegenüber Männern, aber insbesondere gegenüber Bill, alles ist deutlich spürbar, hörbar und fühlbar:
„Bill, es tut mir leid, was ich mit dir angestellt habe! Was ich dir angetan habe, das hast du niemals verdient, nein, du wirklich nicht! Bill, Bill hörst du, ich glaube, ich ..., ich glaube, ich liebe dich!“
Dildosummen, Nachtfalterklacken ...
Seine Schritte!
Meine Füße berühren den Boden.
Bill nimmt mich auf seine starken Arme, küsst mich, sagt mir so viele gute und liebe Dinge.
Die Stundenglocke verabschiedet mich mit sieben kräftigen Schlägen, aus sicherer Entfernung, deutlich schöner und angenehmer.
Er trägt mich, eingewickelt in eine nach Öl riechende graue Decke, während ich ihn mit meinen heißen Lippen überschütte. Das Meer, noch liegt es still und friedlich, nur das leichte Kräuseln auf der Spiegeloberfläche sowie die wenigen Zirruswolken am blauen Himmel lassen einen größeren Sturm erahnen.
Ohne große Anstrengung schwingt Bill uns auf seine Yacht, die vor der dunkelroten Sonne wie zur Begrüßung erwartungsvoll auf und ab tanzt.
***