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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

auch die Herzogenrather Passionspredigtreihe war durch das Verbot öffentlicher Gottesdienste zur Eindämmung der Covid-19-Epidemie im Frühjahr 2020 betroffen.

Wir haben uns gefragt, wie wir mit der Passionspredigtreihe in der Markuskirche verfahren sollen und uns entschieden, die Predigtreihe unter veränderten Bedingungen fortzusetzen. Wir haben die Gottesdienste in kleiner Runde fortgeführt. Ab dem vierten Wort Jesu am Kreuz wurden die Gottesdienste aufgezeichnet und auf dem Youtube-Kanal LydiaGemeinde Herzogenrath hochgeladen. Die Gottesdienste der Predigtreihe wurden erstaunlich oft abgerufen.

Das hat uns gefreut und unsere Erwartungen übertroffen. Schade, dass die sonst üblichen Predigtnachgespräche nur in einem sehr überschaubaren Kreis der Gottesdienstfeiernden stattfinden konnten.

Wenn Sie die einzelnen Predigten lesen, werden Sie merken, wie Predigerinnen und Prediger ihr Wort Jesu am Kreuz in Beziehung setzen zu den Erfahrungen der gegenwärtig Leidenden und Helfenden in der Zeit der Ungewissheit, Angst und Panikmache der sich ausbreitenden Pandemie im Frühjahr 2020. Es ist und bleibt eine Stärke evangelischer Predigtkultur, die Gegenwart von einem Bibelwort her zu deuten. Einmal mehr wird deutlich, wie sehr das Kreuz evangelische Theologie prägt und wie relevant dieser durch Paulus geprägte Ansatz bis heute ist.

Eine kurze Inhaltsübersicht verschafft Ihnen einen ersten Eindruck über die Vielfältigkeit der angesprochenen Themen und Zugänge. Jesu Worte auf dem Weg zum Tod sind Lebensworte. Worte, die uns zu einem guten und sinnvollen Leben anstiften wollen.

Herzlich bedanke ich mich bei allen Predigerinnen und Predigern, die sich der Auseinandersetzung mit einem Wort Jesu am Kreuz gestellt haben, und der Lektorin Juliane Siekmann, die auch den Buchumschlag gestaltet hat.

Joachim Leberecht

Die 7 Worte Jesu am Kreuz

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun: Joachim Leberecht führt aus, dass Jesus am Kern seiner Botschaft vom Reich Gottes im Sterben festhält, wenn er seinen Vater um Vergebung für die bittet, die ihn kreuzigen. Die Frage nach Schuld und Vergebung ist für das menschliche Miteinander zentral.

Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein:

In seiner biblisch fundierten Predigt legt Erhard Lay seinen Auslegungsschwerpunkt auf die drei Worte: Amen, heute und Paradies. Das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit kommt zur Sprache, aber auch die Frage nach dem Versöhnungstod wird gestellt.

Frau, siehe das ist dein Sohn! und: Siehe, das ist deine Mutter:

Mit einer meditativen Predigt über Hände erzählt Dirk Puder sehr plastisch von der Kreuzigungsszene im Johannesevangelium. Er nimmt seine Leserinnen und Leser behutsam an die Hand und weckt viele Assoziationen und eigene Erlebnisse.

Dem Verlag Bergmoser & Höller sei gedankt, der den Abdruck dieser Predigt zugestimmt hat.

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen:

Renate Fischer-Bausch spricht von der Gottverlassenheit Jesu am Kreuz. Dabei gelingt es ihr, die Gottverlassenheit wörtlich zu nehmen und sie nicht theologisch aufzulösen. Gerade in diesem Moment ist Jesus vielen Menschen nah, die sich mit ihrem Schicksal auch von Gott verlassen fühlen.

Mich dürstet:

In seiner Predigt führt Jochen Remy zwei wirkungsgeschichtlich prägende Bilder von dem Gekreuzigten vor Augen. Auf dem einen wird Jesus dargestellt, als ob ihn das Kreuz gar nicht berühren würde. Der Erhöhte leidet nicht. Er hat das Leiden schon überwunden.

Auf dem anderen wird Jesus dargestellt, als ob er ganz in dem Leiden aufgehe. Dann ist er ein Spiegelbild der Leidenden.

Der Jesus am Kreuz, der sein Bedürfnis äußert: „Mich dürstet“ ist für Jochen Remy ein menschlicher Zugang.

Es ist vollbracht:

Dr. Britta Schwering bringt dieses Jesuswort mit der Einspielung der gleichnamigen Arie der Johannespassion von Johann Sebastian Bach zum Klingen. Auch wenn unsere Frömmigkeit heute eine andere ist als zu Bachs Zeiten, schafft doch die Musik einen emotionalen Zugang, der Jesu Worte in einer Art und Weise einfängt, die unser theologisches Nachdenken und unsere Worte übersteigt. Die Musik ist hier das Medium des Evangeliums.

Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände:

In der Pandemie haben viele Menschen den Boden unter den Füßen verloren. Auch der gekreuzigte Jesus ist bodenlos. Frank Ungerathen wagt einen neuen Blick auf die Kreuzigungsgruppe. Dieser überrascht, irritiert und bettet das Wort Jesu vom „Vater“ im Lukasevangelium neu ein. So schließt sich der Kreis vom ersten bis zum letzten Wort Jesu am Kreuz.

Joachim Leberecht


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