Читать книгу Krisen und Krisenbekämpfung in Unternehmen - - Joachim Lieberum - Страница 3

Kennzeichnung des Marktes für touristische Dienstleistungen

Оглавление

Urlaub gehört zu den begehrtesten Konsumgütern. So planen rund 2/3 der Deutschen jährlich mindestens eine Urlaubsreise. (Spiegel; (2009); o.S.) Die Nachfrager nach touristischen Dienstleistungen stellen einen Querschnitt der Bevölkerung dar, die unterschiedliche Ansprüche an einen Urlaub stellen. Zur Strukturierung der Nachfrage touristischer Dienstleistungen wurden Typen entwickelt. Eine dieser Typologien soll hier beispielhaft vorgestellt werden.


Abb. 1: Urlaubs-und Reisetypologie (Quelle: O.V.; (2005); o.S.)

Der Struktur der Nachfrager wird eine relativ große Konstanz zugeschrieben, bei der sich nur längerfristig und kontinuierlich Verschiebungen zeigen. Als Ursache dafür wird unter anderem die demographische Entwicklung angeführt, weiterhin eher langfristig wirkende Trends.

Dem gegenüber stehen Anbieter, welche die verschiedenen Ansprüche befriedigen wollen. Als Säulen der Tourismuswirtschaft gelten:

- Reisemittler, Reiseveranstalter

- Verkehrsträger, Beförderungsbetriebe

- Hotellerie, Parahotellerie, touristische Gastronomie

- Destination-Zielgebietsagenturen, Freizeit-, Animation-, Entertainment-, Kultur-Betriebe

(Sölter, M.; (2005); S. 62)

Ebenso wie bei der Klassifizierung durch das Statistische Bundesamt werden hier 12 Bereiche genannt, aber wegen unterschiedlicher Untersuchungszwecke in einer anderen Einteilung. Beim Statistischen Bundesamt sind es: Beherbergungsgewerbe, Dienstleistungen für Zweitwohnsitze, Gastronomie, Eisenbahnverkehr, Straßenverkehr, Schifffahrt, Luftverkehr, Hilfstätigkeiten für den Verkehr, Vermietung von Reisefahrzeugen etc., Reiseveranstalter und -büros, Kulturelle Leistungen und Sport bzw. sonst. Erholungsleistungen. (Statistisches Bundesamt; (2008), o.S.)

Dieser Wirtschaftszweig hat insgesamt betrachtet eine große und wachsende Bedeutung für die Gesamtwirtschaft. Das zeigt sich anhand aggregierter Zahlen, die Branchenvergleiche oder eine Beurteilung des Einflusses auf eine Volkswirtschaft ermöglichen. In der Vergangenheit wurde häufig der Branchenumsatz als Leistungsindikator genannt. Die Branche erzielte im Jahr 2010 einen Umsatz von ca. 160 Mrd. Euro. (O.V.; (2011 b); o.S.) Allerdings nannte das Bundeswirtschaftsministerium für die selbe Zeit einen Branchenumsatz von 57 Milliarden Euro (ohne Berücksichtigung von Geschäftsreisen) und beruft sich dabei auf eine Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung. (BMWi; (2011); o.S.) An anderer Stelle werden auch 137 Mrd. Euro genannt. (O.V.; (2013); o.S.) In den Erklärungen der Daten werden die Ursachen für die Unterschiede selbst genannt. Sie bestehen hauptsächlich in der Zusammensetzung der eingerechneten Bereiche.

Um die gesamtwirtschaftliche Rolle deutlicher herausstellen zu können, ist durch die Zusammenarbeit verschiedener internationaler Organisationen eine Methodik entwickelt worden, die mittlerweile allgemeine Anerkennung gefunden hat. Im Rahmen dieses Konzeptes werden zuerst die Konsumausgaben der Touristen in Deutschland genannt, die sich auf fast 280 Milliarden Euro belaufen. Das Bundeswirtschaftsministerium gibt derzeit noch einen Wert aus dem Jahr 2010 an, wonach die Ausgaben bei Privat-und Geschäftsreisen in Deutschland 278,3 Milliarden Euro aus. Unter Berücksichtigung indirekter und induzierter Effekte ergibt sich insgesamt eine dem Tourismus zurechenbare Bruttowertschöpfung von 214,1 Milliarden Euro. (DRV; (2013); o.S.) Der direkte Beitrag belief sich im vergangenen Jahr auf 97 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil von 4,4 % an der Gesamtwirtschaft. (dtad; (2011); o.S.) Als Grundlage zur Berechnung des Bruttoinlandsproduktes ist die Bruttowertschöpfung die am häufigsten verwendete Vergleichszahl zur Bewertung der Leistungsfähigkeit eines Wirtschaftssektors. Doch auch diese Angabe enthält ein Problem. Teilweise wird bei der Berechnung mit vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gearbeitet, was nach Herausgabe der korrigierten Werte zu Abweichungen führen kann.

Für eine genauere Betrachtung soll daher ein Teilbereich herausgegriffen werden, der im Blickpunkt des Interesses liegt. Reiseveranstalter erzielten im Jahr 2012 einen Umsatz von auf 24,2 Mrd. Euro, bis 2017 erhöhte sich dieser Wert auf 33,7 Mrd. Euro. Darüber hinaus zeigte Reiseveranstalter-Markt ein überdurchschnittliches Wachstum von 4%. (DRV; (2013); o.S.; DRV; (2018); S. 15)

Den Umsatz der größten Reiseveranstalter in Deutschland 2012 in Milliarden Euro zeigt folgendes Schaubild:


Abb. 2: Marktanteile deutscher Reiseveranstalter (Quelle: DRV; (2012); o.S.)

TUI ist der größte Reiseveranstalter, mit einigem Abstand gefolgt von der Touristik der Rewe-Gruppe (2013 folgte die Umfirmierung in DER Touristik; DER; (o.J.); o.S.) und Thomas Cook. Diese drei vereinen einen Marktanteil von rund 45 % auf sich. Er lag allerdings bereits einmal bei ca. 70 % (Born, K.; (2004); S. 71). Dieser Rückgang hat sich mit einigen Schwankungen in den letzten Jahren kontinuierlich vollzogen. Offenbar ist es den großen Touristikkonzernen nicht gelungen, von Trends wie etwa der als Wiederentdeckung Deutschlands zu profitieren. (Kotzbücher, S.; (2010); o.S.) Dies ist um so erstaunlicher, da sie mit einem Komplettangebot eine Deckung der gesamten Tourismusnachfrage anstreben. Schließlich gelten die großen drei auch als integrierte Touristikkonzerne. Neben ihrem Kerngeschäft, dem Reiseveranstalter-Management, betreiben sie noch:

- Reisemittler-Management

- Verkehrsträger-Management

- Hotel-Management.

Bevor die Ursachen für den Rückgang ihres Marktanteils eingehender betrachtet wird, soll eine These formuliert werden, um die Untersuchung gezielt anzugehen. Es ist denkbar, dass das breite Angebot der Reiseveranstalter selbst eine Ursache für den Rückgang ihres Marktanteils ist. Durch diese Breite ist die Intensität der kontinuierlichen Beobachtung der Entwicklungen in jedem Kundensegment nicht mehr gegeben. Es werden Schwerpunkte gesetzt, was auch auf Anpassungsmaßnahmen zutrifft. Schließlich ist all dies mit Investitionen verbunden ist. Bevor jedoch die wirtschaftlichen Probleme der großen Reiseveranstalter eingehender betrachtet werden, ist zunächst das Angebot genauer zu beschreiben.

Die Aufgabe eines Reiseveranstalters ist es, aus den Teilleistungen Transport, Beherbergung, Verpflegung, Transfer, Reiseleitung und -betreuung, Animation, Arrangement von Kultur-und Sportveranstaltungen, Rundfahrten und Besichtigungen ein eigenständiges Produkt zu kombinieren. In der Regel werden nach dem Baukastenprinzip die Teilleistungen zu Paketen geschnürt, die auf ausreichend große Nachfragersegmente abgestimmt sind. Die einzelnen Leistungen werden teilweise selbst erbracht und über verschiedene Kanäle direkt, über Reiseportale oder Reisebüros vertrieben. (Wirtschaftslexikon24; (2011); o.S.)

Krisen und Krisenbekämpfung in Unternehmen -

Подняться наверх