Читать книгу Ein Hauch von Sommerglück - Joana Lehmann - Страница 4

Prolog

Оглавление

Jasmin rekelte sich schlaftrunken im Bett und konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen. Sie warf einen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Es war bereits neun Uhr. Ein herrlicher Morgen, die Sonne schien und die Vögel zwitscherten. Mit einem tiefen Seufzer richtete sie sich im Bett auf und streckte sich ausgiebig. Eine leichte Sommerbrise wehte durch das geöffnete Fenster. Jetzt raus mit dir, dachte sie.

Im Grunde war sie sehr zufrieden mit ihrem bisherigen Leben. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren hatte sie vieles erreicht. Sie arbeitete bei einem namhaften Elektroverband in Frankfurt. Dort war sie als Chefsekretärin tätig. Ihr Chef Prof. Dr. Weinhaus stellte hohe Anforderungen an sie, die einiges von ihr abverlangten. Der Verdienst erlaubte es ihr eine Vierzimmerwohnung mit Terrasse zu mieten, mit einem herrlichen Ausblick auf den Main. Ihr liebevoll eingerichtetes Zuhause erfüllte sie mit Stolz.

Der Alltag stimmte sie jedoch des Öfteren etwas traurig. Jasmin fehlte einfach der richtige Mann an ihrer Seite. Sie war durchaus in der Lage sich selbst zu versorgen und wollte auch niemals abhängig von einem Mann sein, das war unvorstellbar für sie. Es gab für sie nichts Wichtigeres, als eigenständig zu sein und es auch in der Zukunft zu bleiben. Sie wünschte sich einen Partner, mit dem sie ihre Alltagssorgen teilen konnte und eine breite Schulter zum Anlehnen, wenn es ihr danach war. Denn auch solche Phasen gab es in Jasmins Leben.

Seit mehreren Jahren verband sie eine lockere Beziehung zu Gunnar. Er war neunzehn Jahre älter als sie. Das Handicap in ihrer Beziehung war sein Zwillingsbruder Hendrik.

Die beiden waren unzertrennlich, da sie eineiige Zwillinge waren. Bekam Gunnar Kopfschmerzen, so hatte sein Bruder Hendrik garantiert auch welche. Hendrik besaß das Talent, sich ständig zwischen sie und Gunnar zu drängen, was Jasmin äußerst wütend machte.

Ungestörte Momente gab es zwischen Gunnar und ihr praktisch zu keiner Zeit. Die Augenblicke der Zweisamkeit konnten sie lediglich in Jasmins Wohnung genießen, wenn sein Bruder schmollend Zuhause zurückblieb.

Gunnar und Hendrik ähnelten sich bis auf das Haar. Blaue Augen, kurze blonde Haare, ein Grübchen am Kinn und einem durchtrainierten Körper. Ein Gesamtpaket, dass sich sehen lassen konnte, aber vom Charakter her waren jedoch beide von Grund auf verschieden.

Gunnar war eher der heitere und lockere Typ und ständig zu einem Späßchen aufgelegt. Jasmin gefiel das nette Lächeln und die schelmischen Blicke, die Gunnar ihr bei jeder Gelegenheit zuwarf, wenn sie ungestört waren. Er war galant und äußerst hilfsbereit. Er las ihr für gewöhnlich jeden Wunsch von den Augen ab. Jedoch erinnerte er sie fortwährend an den immensen Altersunterschied von neunzehn Jahren, der zwischen ihnen bestand. Jasmin ignorierte seine diesbezüglichen Bemerkungen. Sie fühlte sich wohl und geborgen an Gunnars Seite und das war für sie die Hauptsache! Was spielte das Alter für eine Rolle, wenn man sich gut verstand. Höchstwahrscheinlich würde sich das in späteren Jahren zeigen, aber darüber wollte sie derzeit noch nicht nachdenken. Die Zwillinge erfreuten sich bester Gesundheit und sprühten förmlich vor Tatendrang ständig etwas Neues zu unternehmen und auf dem Laufenden zu bleiben.

Hendrik war der Ruhigere von beiden und eher der in sich gekehrte, aber auch der Intellektuellere, mit dem man bis spät in die Nacht reden und über brisante Themen diskutieren konnte. Das Grübeln gehörte ebenso zu seinem Alltag, wie einfach nur stundenlang seinen Gedanken nachzuhängen, und Löcher in die Luft zu starren. In Sachen Technik war er seinem Zwillingsbruder allerdings weitaus überlegen. Sein Beruf als Fotofachverkäufer hatte er sich zum Hobby gemacht. Er liebte ebenso die Kunst als auch die Fotografie.

Gunnar hingegen hatte, wenn man so sagen darf, zwei linke Hände. Er arbeitet bei einem namhaften Chemiewerk in Frankfurt. Vor einigen Jahren hatte er es sogar fertiggebracht, während einer Versuchsreihe, die missglückte, das Labor in die Luft fliegen zu lassen. Seitdem begleitete er eher einen ruhigeren Job in der Firma. Er durfte im Laboratorium nur noch die Reagenzgläser abstauben oder andere leichte Tätigkeiten verrichten, bei denen er keinen größeren Schaden anrichten konnte. Die ihm übertragenen Aufgaben trugen erheblich zum allgemeinen Firmenfrieden bei.

Hendrik arbeitet am Frankfurter Flughafen bei einem namhaften Fotogeschäft und ging vollständig in seinem Beruf als Fotofachverkäufer auf. Sein Verdienst ließ eher zu wünschen übrig. Meistens arbeitete er bis spät abends und musste nach Dienstschluss mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren. Des Öfteren verschlief er den Haltepunkt und wurde vom Zugbegleiter an der Endstation geweckt, dann war es an Gunnar, der sich wütend auf den Weg machte, um seinen Zwillingsbruder dort abzuholen.

Gunnar verdiente wesentlich besser als Hendrik, aber das spielte keine Rolle, denn das, was sie beide als Einkommen erzielten, warfen sie in einen gemeinsamen Topf. So konnten sie sich manches leisten, wofür andere ewig sparen mussten. Vor einigen Jahren hatten sie sich ein Segelboot und ein Reisemobil gekauft, das sie sehr gerne in ihrer Freizeit nutzten. Es bereitete den Zwillingen und Jasmin viel Spaß damit durch die Gegend zu fahren und einfach an einem Ort zu verweilen, der ihren Gefallen gefunden hatte. Das gab ihnen ein Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Da das Segelboot ganzjährig in Kroatien im Hafen lag, verbrachten sie die meisten ihrer Sommerurlaube dort, aber leider immer zu dritt.

Jasmin und Gunnar hatten getrennte Wohnungen und trafen sich vorwiegend am Wochenende. Im Grunde genommen konnte sie sich in keinerlei Hinsicht beschweren, da die Zwillinge ausgesprochen höflich und liebenswürdig waren, was man von den meisten Jungs in Jasmins Alter nicht behaupten konnte. An den Wochenenden, die sie bei Gunnar verbrachte, bekam sie sogar das liebevoll zubereitete Frühstück ans Bett gebracht. Leider hielt sie überhaupt nichts vom Frühstücken, da sie ein ausgesprochener Morgenmuffel war und ausgiebigen Schlaf bevorzugte, aber Gunnar zuliebe machte sie gerne eine Ausnahme.

Ein Hauch von Sommerglück

Подняться наверх