Читать книгу Sagenbuch des Erzgebirges (Johann August Ernst Köhler) (Literarische Gedanken Edition) - Johann August Ernst Köhler - Страница 185
180. Waldweibchen im Seegrunde bei Zinnwald.
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Ein Mann von Zinnwald trieb etwas Spitzenhandel, der ihn öfters nach Böhmen führte. Einmal ritt er durch den Seegrund nach Eichwald, da begegnete ihm ein Waldweibchen. Dasselbe redete ihn an: »Bruder, willst Du mit mir schnupfen?« dabei that es sonderbarer Weise seine Schürze auf und die war voller Laub. Als der Spitzenhändler hineingriff, um sich des Spaßes halber, wie er meinte, eine Hand voll Laub zu nehmen, blickte er zugleich auf und sahe das Gesicht des Waldweibchens gleich einem alten Käse. Da erschrak er so sehr, daß er seine Hand schnell zurückzog und fortritt. Das Weibchen aber rief ihm nach: »Nun muß ich noch hundert Jahre warten; hättest Du das Laub genommen und wärest nicht erschrocken, so wäre ich erlöst!« Ein Blatt war ihm jedoch unter den Ärmel gefahren, und das war, als er es später fand, lauter Gold.
Das Ansehen des Gesichts vom Waldweibchen gleich einem Käse erinnert an die Zwerge Tirols und der Schweiz, welche »Kasermandeln« (Käsemännchen) heißen und goldene Käse oder sich erneuernde Gemskäslein verschenken. Förstemann hat in Kuhns Zeitschrift für Sprachforschung I. S. 426 nachgewiesen, daß Quark (= Käse) und Twarg (vergl. mhd. querx und twere) im deutschen Norden bis Lievland beides Zwerg und Käse bedeutet. (Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, I. S. 12.) In den Lausitzer Sagen heißen die Zwerge Querxe. Nach einer schottischen Sage haben auch die Elfen, welche sich durch ihre gewöhnlich grüne Kleidung unsern Holzweibchen nähern, eine Vorliebe für Käse. Auf dem Gipfel des Minchmuir in Peebleshire befindet sich die Käsequelle, welche den Elfen geweiht war und die ihren Namen davon erhalten hat, daß die Vorübergehenden gewohnt waren, ein Stück Käse hineinzuwerfen. (Henne-Am-Rhyn, die deutsche Volkssage, S. 269.)