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Überholte Weltbilder

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Wir müssen unsere alten Weltbilder über Bord werfen. Insbesondere das, dass wir uns Menschen als außerhalb der Natur betrachten. Das ist auch im Christentum ganz schön schwer. Im Christentum ist es so, dass der Mensch ganz besonders ist, und die Natur ist etwas, das ihm untergeordnet ist und das er behandeln muss. So ist es nicht, sondern wir sind Teil eines größeren Organismus. Wir haben schon unsere besonderen Eigenschaften, aber wir sind nichts total Anderes. Wenn man sich vorstellt, es gibt nur noch uns Menschen und die Pflanzen sind alle gestorben, können wir nicht sagen, tummeln wir uns allein auf der Erde herum. Und wer kocht was? Es gibt dann keine Nahrung mehr. Daran merken wir, wir sind ein Teil eines größeren Ganzen. Wir Menschen sind Teil eines Biosystems, in das wir eingebettet sind. Wenn wir das ruinieren, sind wir auch ruiniert. Das Biosystem ist eingebettet in ein System, das den ganzen Planeten ausmacht, angepasst an den Planeten in der Art und Weise, wie er ist, welche Stoffe er an der Oberfläche hat. Über 4 Milliarden Jahre ist es so gewachsen, dass es zusammen gehört. Wir sind ein Teil davon. Und nicht ein abgetrennter Teil, der bevorzugt andere Möglichkeiten hat, sondern wir sind mit beteiligt. Das sieht man so zunächst nicht.

Man hat also gesehen, dass die einzige Art und Weise, wie wir aus dieser Betrachtungsweise herauskommen „Hier ist der Mensch, und dort alles übrige, und wir müssen den Menschen erziehen, wie er das um sich herum in den Griff bekommt, so dass es vor allem ihm nützt“, ein anderes Denken ist. Wir brauchen eine andere Art zu denken. Das ist besonders wichtig geworden, als Russel und Einstein 1955, ein Jahr, nachdem man herausgefunden hat, dass Hiroshima und Nagasaki kleine Bomben sind im Vergleich zu dem, was möglich wäre, davor warnten. Wenn wir das jetzt haben, bedeutet es, entweder, wir schaffen es, das aus dem Weg zu räumen, oder die Menschheit hat keine Zukunft mehr. Nämlich, wenn etwas passiert: Wir sind die Empfindlichsten in der ganzen Struktur, wir sind die ersten, die runterfallen.

1955! Vor kurzem haben wir 50 Jahre gefeiert, und ich habe den Auftrag bekommen: Was hätten Russel und Einstein 50 Jahre danach gesagt? Die wären verzweifelt gewesen, weil wir null gelernt haben. Im Gegenteil, nicht nur die Bomben, alles läuft in die falsche Richtung. Was ist denn los mit uns Menschen, wo wir immer glauben, wir seien so toll, so lernfähig? Ich behaupte, wir sind es! Es sind nicht wir, die wir da sind, wir stehen unter einer Macht, die es uns gar nicht erlaubt. Ihr ist es schnurzegal, was in Zukunft passiert, die einfach sagt: „Du kannst ja Recht haben, dass es nicht geht, aber der Dinosaurier ist doch auch ausgestorben.“ Ja, er ist ausgestorben, aber erst nach 4 Millionen Jahren, und wir haben es noch längst nicht so weit gebracht. Und du bist nur 60 Jahre alt! Diese 30 Jahre, die noch vor mir liegen, um die kümmere ich mich nicht, aber einige von uns denken daran, was in den nächsten 100 Jahren passiert, wenn wir da überhaupt noch da sind.

Wenn ich über die Zukunft spreche, ist nicht meine Zukunft gemeint, sondern eure Zukunft. Nachhaltigkeit ist das Wichtigste. Wir müssen alles tun, damit die Menschheit überhaupt eine Zukunft hat.

Das Wort Nachhaltigkeit ist ein bisschen falsch. Wenn man vor jungen Leuten steht und von Nachhaltigkeit spricht, da schlafen ihnen die Füße ein. Nachhaltigkeit, da habe ich den Eindruck, ich kann mich tot hinlegen, und dann habe ich das erfüllt. Auf Englisch heißt Nachhaltigkeit „Sustainability“, die Fähigkeit, die Welt so zu lassen, wie sie ist. Am besten, ich sterbe gleich, dann bleibt sie, wie sie ist. Das ist nicht wirklich, was uns vorschwebt. Uns schwebt vor, dass wir eine Welt sind, wo das Lebendige eine große Rolle spielt, und nicht nur das Tote. Wo das Lebendige eine Rolle spielt, hat es die Eigenschaft, dass Kreativität, Vitalität und all diese Dinge sprühen. Es bedeutet letzten Endes, dass wir das Lebendige lebendiger werden lassen. Das ist für die jungen Leute besser, eher: „Ihr seid beauftragt, es nicht so zu lassen, wie es ist, sondern die Welt muss noch lebendiger werden“. Ihr müsst euch daran erinnern, dass wir vor dreieinhalb Milliarden Jahren eine chemische Soße gehabt haben, und jetzt sind dreieinhalb Milliarden Jahre vergangen, und alles ist so anders. In so kurzer Zeit! Aus einer Brühe einen Menschen zu machen, überhaupt das Lebendige zu machen. Wir sind hier in einer Entwicklung. Das einzige, was wir feststellen, ist die Evolution des Lebendigen.

Evolution ist eigentlich nicht das richtige Wort. Evolution heißt Auswickeln. Da entsteht der Eindruck, es ist alles da, und jetzt wird es ausgewickelt und – ah, toll, jetzt kommt ein Mensch raus!

Nein, es ist wirklich etwas Kreatives im Hintergrund. Die Vorstellung von Evolution ist im Wesentlichen so: Am Anfang steht der Big Bang, den hat jemand gemacht – der liebe Gott hat bei den Physikern nicht eine Woche Zeit, sondern nur eine Millionstel Sekunde. Und dann wickelt sich alles aus – das reicht uns doch nicht.

Es wird sich herausstellen, dass die Kreativität Teil des Systems ist. Deshalb ist auch der Ausspruch wichtig: Das Lebende lebendiger werden lassen. Ich zitiere auch immer gerne den Albert Schweitzer: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Das kommt meinem Gefühl entgegen, dass wir Teil sind von einem viel größeren Ganzen. Und damit hat er eigentlich auch Recht.

Etwas, wovon heute keiner spricht, ist, dass wenn wir von unserer Freiheit sprechen, wir den Menschen die Möglichkeit geben müssen, möglichst frei, ungebremst zu sein – das kann gar nicht gut gehen. Solange er nicht auch das Ganze im Auge hat. Die Meisten sehen nicht, dass, wenn sie hier auf unserem Planeten sitzen, sie nicht alles machen können. Wir können nicht einfach Rohstoffe beliebig verbrauchen, denn es gibt einen Erhaltungssatz für Materie. Materie verschwindet nicht und entsteht nicht, aber wenn ich sie verstreue, ist es, als ob es sie nicht gibt. Energie verschwindet auch nicht, sondern geht verloren. Sie wird zu Wärme in einer Form, in der sie uns nichts mehr nützt.

Wir müssen also jetzt auf diesem Planeten sehen, wie wir nicht nur 30 Jahre leben können, sondern wir haben noch etwa viereinhalb Milliarden Jahre Zeit, bis die Sonne explodiert. Aber das kümmert mich ehrlich gesagt nicht.

Das ist also eine ganz wichtige Sache. Hier will ich Ihnen auch sofort sagen, weil es eine ganz große Rolle spielt, weil wir so viel über Energie sprechen: Nicht nur die Materie bleibt gleich, auch die Energie bleibt gleich. Die Sonnenenergie, die einfällt, muss wieder in den Weltraum zurückgestrahlt werden. Sonst würden wir allmählich flüssig werden, dann gasförmig, und dann wären wir weg. Wenn wir sagen, wir brauchen Energie, ist dies eigentlich eine falsche Bezeichnung. Wir nennen es in der Physik Exergie, eine geordnete Form der Energie, die wir brauchen und die für das Leben unverzichtbar ist. Diese Form ist es, die überhaupt die Entwicklung des Lebendigen erst möglich macht. Es ist nicht die Energie selber.

Nur ein Viertausendstel der Sonnenenergie wird von den Pflanzen aufgesammelt und ist der Träger des ganzen Biosystems. Ein Viertausendstel! Das Übrige ist Sonnenlicht, das als Wärme wieder zurückgestrahlt wird.

Wenn jemand sagt, wir wissen nicht, wie wir unsere Energieprobleme lösen sollen – das stimmt nicht! Wir müssen uns einfach ein bisschen anstrengen. Es hat nichts damit zu tun, dass es nicht geht, sondern dass wir einfach nicht interessiert sind an etwas, das von der Sonne kommt. Jeder kann die Sonne anzapfen, er braucht nur nach oben gucken. Wir wollen aber etwas haben, wo man dauernd betteln muss: Mach doch die Energie etwas billiger! Ich nehme die Sonne, wo sie kommt, das heißt, wir werden unabhängiger und kommen dem näher, was wir anstreben wollen. Nämlich, dass der Mensch in der Demokratie nicht nur einen Wahlzettel weiterreicht, und dann wird ein Millionär Führer, sondern dass wir wirklich beteiligt sind an der Zukunft. Und das hat man nur, wenn man direkt auf die Dinge zugreifen kann, die wir brauchen, um das Leben fortzuführen.

Die Pflanzen sind schon toll! Mit 42 Schritten nehmen sie das Sonnenlicht so, dass die Ordnung nicht kaputt geht. Es wird immer wieder weitergereicht, bis man am Schluss Glucose hat. Das ist ein chemisch stabiler Zucker. Das bedeutet, es ist Sonnenlicht, das aufgefangen wurde.

Die fossilen Brennstoffe haben Millionen von Jahren gebraucht, um das zu sammeln, was wir in einem Jahrhundert verbraucht haben.

Ich will noch etwas sagen darüber, wie wir die Welt wahrnehmen. Wir glauben jeder, wir sind alle Menschen, und dass jeder dasselbe meint, wenn wir über die Welt sprechen. Welt, das heißt die vom Menschen wahrgenommene Wirklichkeit. Wir haben alle nur fünf Sinne. Was wir wahrnehmen ist nur ein Teil des Ganzen. Man nimmt an, dass jeder Mensch dasselbe sieht, aber wir wissen heute, das ist gar nicht der Fall. Was man für wichtig hält, sieht man mehr, und was man für unwichtig hält, sieht man weniger oder überhaupt nicht.

Wir erleben mehr, als wir begreifen. Warum? Weil wir noch zu dumm sind, um das zu erklären. Also wird mehr geforscht, damit wir alles begreifen – und das ist es, was schief geht.

Wir erleben mehr, als wir begreifen – da gibt es etwas, was ich überhaupt nicht begreifen, und trotzdem erleben kann. Das wissen wir, denn wir haben nicht nur unsere fünf Sinne, sondern auch unsere Gefühle.

Ich will zum Beispiel sagen „Ich habe mich verliebt“. Ich kann das erleben, aber kann ich erzählen, begreifen, was es ist? Ich habe mich verliebt – Liebe ist es nicht. In dem Augenblick, in dem ich es begriffen habe, habe ich genau das kaputt gemacht, was ich zum Ausdruck bringen wollte.

Die Welt ist voller Möglichkeiten, dass wir miteinander umgehen können, ohne uns auf das Begreifen zu verlassen. Aber das Begreifen ist das, was für die Physik wichtig ist. Etwas, das man messen kann, dann hängt es nicht von dem Menschen ab, sondern ich kann es in ein Buch schreiben, und das Buch kann auch noch in 100 Jahren auf dieselbe Weise beschrieben werden. Das ist nun eine ganz wichtige Sache. Wir haben ja in Deutschland den großen Vorzug, dass wir das Wort Wirklichkeit haben. Wir verwenden kaum Realität. Geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Meister Eckhart! Er hat gesagt, das ist es, was man Wirklichkeit nennt. Aber Wirklichkeit ist etwas ganz anderes als Realität. Wirklichkeit ist etwas, das wirkt, das sich verändert. Realität – ja, was ist Realität? Realität bedeutet, dass wir als Beobachter und das, was wir beobachten, getrennt sind. Subjekt guckt das Objekt an.

Echte Wissenschaft hat man nur, wenn man in seinen Aussagen ganz und gar objektiv ist. Wenn man sich mit seinem Ich abschneidet von dem, was man sieht. Subjekt und Objekt trennt sich.

Wenn sie das nicht trennen, können sie nicht veröffentlichen. Sonst kann es sein, dass man schlechte Laune hatte, und deshalb ein anderes Ergebnis bekommen hat. Ein Wissenschaftler muss zeigen, dass er blind das als Ergebnis hat.

Aber dieser Schnitt, das Subjekt vom Objekt abzutrennen, das ist das, was uns den Garaus macht. Das Objekt ist nicht nur ein Objekt, sondern isoliert, so dass es abtrennbar ist. Nicht nur vom Beobachter, sondern von allem anderen. Die Welt ist aus Dingen aufgebaut, und Ding heißt im Lateinischen „Res“. Die Realität ist die Welt der abgetrennten Bausteine, die dann zusammenspielen und alles Übrige machen, was wir jetzt beobachten. Das ist die alte Physik.

Sie werden selbstverständlich sehen, dass da das Lebendige nicht hängen bleibt. Durch diesen Schnitt habe ich nur Resultate, aber was ist das Lebendige dann eigentlich?

Probieren Sie es mal aus: Sie zerschneiden sich in Tausend Teile und kleben sie mit dem Uhu wieder zusammen, Sie kommen nicht wieder in die Situation, in der Sie angefangen haben.

Das heißt, die Realität kann nur angewandt werden, wenn das Unbelebte betrachtet wird. Die Physik macht ihre Experimente am Unbelebten; nicht nur aus Sympathie an den Menschen, sondern weil es einfacher ist.

In unserem alten Bild wird die Wirklichkeit als Realität identifiziert.

Hier kommt jetzt ein ganz wichtiger Punkt. Kein Mensch redet darüber, obwohl es einer der wichtigsten Punkte ist: Eine Charakteristik des Unbelebten. Das Dominante in der Naturwissenschaft ist Getrenntheit und Wechselwirkung. Im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik heißt es: Das Wahrscheinlichere passiert wahrscheinlicher. Ist das eine tiefgründige Aussage, dass das Wahrscheinlichere wahrscheinlicher ist? Natürlich ist es wahrscheinlicher! Aber es ist nicht trivial.

Schauen Sie sich Ihren Schreibtisch an, da sehen Sie es am besten. Zuerst ist er aufgeräumt. Nun haben Sie den ganzen Tag hart gearbeitet, jetzt ist er ein wenig durcheinander. Am Abend legen Sie sich hin, in der Nacht passiert immer das umgekehrte wie am Tag, man legt sich hin, steht wieder auf, aber der Schreibtisch hat sich nicht aufgeräumt. Das heißt, auch nachts geht es in diese Richtung, das wahrscheinlichere passiert. Bis der Schreibtisch so durcheinander ist, dass ich eine Stunde rumstöbern kann, es wird nicht wahrscheinlicher.

Dann kommt man an etwas wie diesen Tisch. Der rührt sich nicht mehr, der ist schon angekommen.

Die Frage ist, wie kann in einer solchen Welt überhaupt etwas Lebendiges entstehen? Leben ist so unwahrscheinlich, wenn Sie das ausrechnen, so unwahrscheinlich! Gilt da der 2. Hauptsatz etwa nicht? Er stimmt doch. Aber wir wissen genau, wenn wir unseren Schreibtisch aufräumen, brauchen wir eine ordnende Hand. Sie muss präzise vorgehen und alles an den richtigen Platz stellen. Am Schluss hat man zwei Häufchen und wir sagen, alles ist jetzt wieder in Ordnung.

Ich muss einen Blick darauf werfen: Erledigt – rechts, unerledigt – links. Ich brauche ein lebendiges Element, um überhaupt Leben in diese Unordnung hineinzubringen.

Wir können nicht überbetonen, es ist wunderbar, was wir alles mit den Gesetzen der Physik machen können. Ich sage es noch einmal: Es wird sich nicht als falsch herausstellen. Aber wenn wir sagen, exakt das, dann kommt es nicht heraus. Das liegt zum Teil daran, wenn wir als Physiker messen, müssen wir bestimmte Bedingungen stellen, damit es eine solide Messung wird.

Eddington hat es mit einem „Fischkundler“ verglichen, der das Leben im Meer erkunden will, und nach zwei Jahren des Fischfangs zu den ichthyologischen Gesetzen kommt: 1. Alle Fische sind größer als fünf Zentimeter. 2. Alle Fische haben Kiemen. Bei jedem Fang hat er das festgestellt. Dann geht er zu seinen philosophischen Freunden und sagt „Zwei Grundgesetze der Ichthyologie habe ich gefunden. Alle Fische sind größer als fünf Zentimeter und alle haben Kiemen.“ „Alle? Du hast nur zwei Jahre geforscht, es kann sein, dass alle Fische Kiemen haben, es kann aber auch sein, dass es noch etwas anderes gibt. Aber das erste ist überhaupt kein Gesetz! Wenn du die Maschen deines Netzes gemessen hättest, hättest du festgestellt, die sind größer als fünf Zentimeter. Du kannst mit dem Netz einfach keinen Fisch fangen, der kleiner ist.“

„Mein Philosophischer Freund, ich bin immer noch der Naturwissenschaftler, für mich ist ein Fisch definiert als etwas, was man mit diesem Netz fangen kann.“

So ist es. Das Netz ist in unserem Fall die Art, wie Wissenschaftler vorgehen. Wir zerlegen und zerlegen. Alles, was zu klein ist und kaputt geht beim Zerlegen, das können wir nicht, das machen wir später mal. Wir haben solche Regeln. Die Analyse ist das Instrument der Wissenschaft. Analyse heißt, auseinandernehmen.

Es ist eine gewisse Parallele darin, dass der Andere sagt: „Es gibt aber noch kleinere Fische“ und der Erste sagt: „Das interessiert mich nicht!“ Und ich bin nicht Fischkundler (Ichthyologist) gewesen, ich bin Fischer gewesen, und ich habe meine Fische am Markt verkauft. Ich habe am Markt nie einen Menschen gefunden, der einen Fisch wollte, den ich nicht fangen kann.

Hören Sie nur nicht auf die Wirtschaft! Die sprechen nur von den Dingen, die sie fangen können, und das andere ist ihnen egal.

Aber das andere, der kleinere Fisch, ist selbstverständlich eine Vorstufe des Fischs, den er gefangen hat.

„Ohne Instrumente sind die Menschen in einem kognitiven Gefängnis“ sagte Edward Wilson im Buch „Die Einheit des Wissens“. Also in einem Gefängnis, in dem man nur ganz Bestimmtes wahrnehmen kann. Er schreibt dann darüber, was es für Vorstellungen gibt. Und am Schluss sagt er: „Aber alles ist falsch. Sie irren sich immer wieder, weil die Welt zu weit weg ist von ihrer möglichen Erfahrung, um bildlich dargestellt zu werden.“

Er hat selbstverständlich Recht! Aber er meint, er sitzt nicht in einem Gefängnis. Dabei ist es noch enger dort, und die Knöpfe hat er selber gemacht. Selbstverständlich kann er mit dem umgehen, was er selber erzeugt hat. Aber wenn jemand draußen im Wald ist und jedes Mal etwas anderes sieht, der ist doch viel offener, als wenn er da drinnen ist. Das ist sozusagen die Schwierigkeit unserer Experten. Ich finde sie ja fantastisch. Aber wenn sie glauben, sie könnten irgendetwas Gescheites über die Welt als Großes sagen, dann sind sie auf dem Irrweg. Wir können deshalb das, was wir wissenschaftliche Messmethoden nennen, noch mit anderen Gleichnissen beschreiben.

Das Netz ist noch nicht gut genug, passender wäre, wenn ich statt dem Netz einen Fleischwolf nehme. Ich nehme einen Fleischwolf und ein Stück Fleisch – Entschuldigung an die Vegetarier unter Ihnen. Das Fleischstück stopfe ich oben rein und wirble es unten durch. Vorne kommen diese Nudeln raus – Ah, die Welt ist aus Nudeln zusammengestellt!

Unsere Sprache, wie wir die Welt ansehen, hängt damit zusammen: Wie habe ich sie angesehen? Jeder konstruiert sich eine andere Welt, und baut sie dann immer weiter aus. Wir dürfen nicht verwundert sein, dass wir zu anderen Bildern kommen.

Ein Beispiel ist das Vexierbild. Ich sehe die junge Dame, aber andere sehen die alte Frau. Manche nehmen es mir übel, sie sagen, du bist alt genug, die alte Frau zu sehen. Aber ich sehe immer noch die junge Dame, weil die mich bisher mehr beeindruckt hat. Es ist dasselbe Bild, aber je nachdem, wie wir es betrachten, schauen wir die Welt auf eine andere Art und Weise an. Wir sollten also, bevor wir anfangen zu streiten, erst einmal immer vergleichen: „Was hast du gesehen, als wir dasselbe angeguckt haben“?

Es ist doch fantastisch, dass wir so viel gesammelte Intelligenz haben in der Summe von allem! Ich musste Gottseidank nicht alles lernen, was ich brauchte, sondern ich musste die kennenlernen, die das besser können als ich, und umgekehrt.

Hier ein Beispiel wie wir in Deutschland mit dieser modernen Betrachtungsweise umgehen: Der Biologe Prof. Dr. Hubert Markl schrieb 1995 einen Artikel im Spiegel „Pflicht zur Widernatürlichkeit“. Das hat mich furchtbar aufgeregt. Ich zitiere: „… wenn wir dafür sorgen wollen, dass unsere Spezies noch möglichst lange überleben kann, dann sind wir gezwungen, aus Eigeninteresse oder aus sittlicher Verantwortung für das Wohlergehen künftiger Generationen, gerade unsere Natürlichkeit aufzugeben und uns ganz bewusst anders zu verhalten, als es naturgegebenen Antrieben entspräche.“

Mich hat es vom Stuhl gehauen. Ich habe dann mit dem Spiegel gesprochen und gesagt „Das kann nicht so stehenbleiben.“ Ich habe einen eigenen Artikel hingeschickt mit der Überschrift „Pflicht zur Mit-Natürlichkeit“. Interessant war, dass der Spiegel mir geantwortet hat „Wir haben eine Riesen-Anzahl an Briefen bekommen, ob sie nicht die Namen verwechselt haben. Es kann doch nicht sein, dass der Biologe zur Widernatürlichkeit rät, und der Kernphysiker schreibt Pflicht zur Mit-Natürlichkeit.“ Das heißt also nur, wir haben die Hölle sozusagen einmal durchlaufen und sehen, warum das eigentlich nicht funktioniert.

Noch kurz, wie die moderne Physik aussieht, die uns erlaubt, alles zu integrieren. Die moderne Physik sagt folgendes: Der Anfang ist nicht die Materie, sondern der Anfang ist die Verbindung. Das Dazwischen. Wirklichkeit ist nicht Realität, sondern Wirklichkeit ist Potentialität. Es ist die Möglichkeit, sie materiell und energetisch zu zeigen, aber nicht das, was da ist. Die Welt besteht größtenteils nicht aus Dingen, sondern aus etwas, was dazwischen ist. Das ist einfach furchtbar schwierig, aber ich habe schon das Handy erwähnt. Wie wir eigentlich telefonieren können, ohne dass eine Strippe dazwischen ist. Dann sagen alle „das ist eine Welle im Äther“, aber Einstein hat gesagt, den Äther gibt es gar nicht, sondern es ist eine Welle im Nichts. Stellen Sie sich mal im Nichts eine Welle vor, das geht einfach nicht.

Deshalb will keiner erklären, wie ein Handy funktioniert, wenn sein Sohn es fragt, denn er weiß es selber nicht. Aber es lässt sich auch nicht verstehen.

Es sind drei wichtige Dinge dabei. Die Verbundenheit ist da. Es ist das, was alles mit allem verkoppelt. Es sagt aber auch aus, dass es alles eine Struktur ist. Es gibt nichts, was unabhängig ist, was abgetrennt ist. Und dann das Dritte ist, dass sich die Zukunft nicht eindeutig vorhersehen lässt. Die Zukunft ist nicht beliebig offen, aber in der vorgegebenen Tendenz ist alles offen.

Das heißt, Ihre Kreativität ist kein Missverständnis – wir sind alle kreativ. Es ist nicht so, dass nach dem „Big Bang“ alles wie an einer Schnur abläuft, und das all das Schlimme, was wir tun, schon seit dem „Big Bang“ eingegeben wurde. Wir sind kreativ. Mit anderen Worten: Den Urknall gibt es gar nicht. Es knallt die ganze Zeit. Und alles, was lebendig ist, knallt, weil es diese Möglichkeit hat. Wir sind alle daran beteiligt, wie die Wirklichkeit im nächsten Schritt aussieht. Es gibt nicht eine Verlängerung in die Zukunft, wo man sagt, da werde ich hingezogen, sondern Wirklichkeit bedeutet, Neuschöpfung in jedem Augenblick.

Das will ich Ihnen noch mit ein paar Sachen zeigen, dass es gar nicht so sehr eine komische Sache ist. Deshalb will ich noch etwas durchgehen. Das ist vor allen Dingen, dass hier das Materielle wegfällt. Denn das Dazwischen ist keine Materie, sondern es ist nur eine Beziehungsstruktur, an der es eigentlich praktisch da ist. Das heißt, die Frage „Was ist?“ darf nicht mehr gestellt werden. Man kann nur noch fragen: „Was passiert?“. Zu fragen „Was ist ein Atom“ macht keinen Sinn. Aber „Was passiert?“ kann man fragen.

Statt Atom nenne ich es „Wirks“. Jeder fragt: Was meinst du mit „Wirks“? Kann ich nicht verstehen.

Die Welt ist aus Wirks aufgebaut, etwas das sich verändert. Die Veränderung selber, und nicht A hat sich in B verändert. Das ist eine ganz komische Beschreibung. Bausteine, die eine Grundbeziehung zueinander haben, aus der alles aufgebaut ist.

Wenn ich es mit einem Computer vergleiche, heißt es, dass es eigentlich nur noch die Software gibt, und nicht mehr die Hardware. Natürlich gibt es das Gehäuse und die Drähte, aber die Software ist es, die es zu einem funktionierenden Computer macht. In dem Sinne gibt es die Materie nicht, sondern nur das, was dazwischen ist.

Ich will noch ein Beispiel nennen. Zuerst kommen zwei Fäden, die bilden einen Knoten. Ich kann aus Knoten keine Fäden machen, aber ich kann aus Fäden einen Knoten machen. Die Verbindung macht sie zu einem Knoten.

Das ist übrigens das, wofür Heisenberg seinen Nobelpreis bekommen hat. Er war in Helgoland und hat einen Heuschnupfen gehabt. Er war gesundheitlich ganz schlecht beieinander, und er hat gesagt, dass er dann immer ein bisschen spinnt. Zu dieser Zeit hat er einfach etwas mit dem herumgespielt, was gemessen wurde, und dem, was dabei herauskam. Dabei hat er festgestellt, dass wenn die Mathematik etwas mogelt, auf einmal alles ganz gut geht. Dass wenn er Q x P sagt, es etwas anderes ist als P x Q. Bei der Multiplikation ist es anders: 2 x 3 ist 3 x 2. Wenn es aber einen Unterschied ausmacht, hat er es auf einmal herausgefunden. Er hat nicht verstanden, was es bedeutet, er hat nur gesehen, die Mathematik hat ihm die nun richtigen Resultate gebracht. Das Symbol ist nicht mehr ein Ding, sondern ein Prozess. Es kommt etwas anderes heraus, wenn P zuerst ist und dann Q. Stellen Sie sich ein Duell vor. Der, der als Erster schießt, schießt den Anderen über den Haufen. Und wenn man es umdreht, ist der Andere dran. An dieser Stelle ist anstelle des Dings der Prozess gekommen.

Als weiteres Beispiel der Aufbau von Computern. Der Computer hat nur zwei Elemente, 0 und 1. Es ist die Aufeinanderfolge von 0 und 1, aus der alles gemacht wird. Sie können auch Ja und Nein sagen. Ja – Nein – Ja – Nein -Nein - Ja – Ja – Ja – Nein: Bild! Ja – Ja – Ja – Nein – Nein – Ja – Ja: Musik! Nein – Ja - Nein – Nein – Ja – Ja – Ja – Nein – Nein: Ein ausgedruckter Text. Nichts anderes als die Reihenfolge von Ja und Nein. Das ist doch absoluter Wahnsinn! Auf diesem kleinen USB Stick sind 60 Vorträge von mir drin, mit 80 Bildern! Der Zusammenhang erzeugt das. Ich kann es immer noch nicht verstehen, außer, wenn ich mich daran erinnere: Als Kind habe ich in einem Chor gesungen. Die Matthäus-Passion hat mich sehr beeindruckt. Zu Weihnachten habe ich dann eine Schallplatte bekommen. Und ich habe gesagt: „Das kann doch nicht sein, dass auf der Schallplatte die Matthäus-Passion drauf ist!“. Da sagte meine Mutter: „Doch!“ Und ich konnte das nicht verstehen. Dann hat sie mich erwischt, wie ich mit einem Vergrößerungsglas auf die Schallplatte geguckt habe, und ich habe sie gefragt: „Kannst du mir sagen, wo der Sopran ist?“ „Nein, der ist nicht ausgelagert, er ist mit allem überlagert in einem Kratzer.“ Das ist doch Wahnsinn, dass die Form so viel Information enthält, dass wir ganz komplizierte Dinge erzeugen können.

Dass was wir begreifen können, muss auch als Element begreifbar sein. Das kann wahnsinnig primitiv sein. Ja - Nein ist wie Münzen werfen. Das ist aufregend genug, und das will ich nicht erklären. Das haben Sie selber in der Schule gelernt. Atome - die große Überraschung, dass man sagen kann, jetzt haben wir endlich die kleinste materielle Einheit. Dann kam Rutherford und sagte, er hat festgestellt, dass das Atom einen Kern hat, der ein Tausendstel des Atoms ist. Und dann ist da noch etwas wie Elektronen, die schwirren um den Atomkern herum. Die sind nicht wichtig für die Materie, der Kern ist das Wichtigste. Dann hat man gesagt, es sieht aus, wie die Erde, die um die Sonne kreist, wie ein Planetensystem. Aber das kann nicht gehen, das stürzt da rein. Dann hat man erkannt, was da herumschwirrt, die Elektronen, sind ausgeschmiert. Ausgeschmierte Elektronen. Dann versteht man auf einmal, warum es nur bestimmte Bahnen gibt. An dieser Stelle ist es passiert: Das Elektron ist nicht verschmiert, es existiert einfach nicht. Es ist wie eine Art Welle, und wenn ich es ausrechne, sieht es etwas komplizierter aus. Was hier auf dem Bild nicht zum Vorschein kommt: Diese Gebilde haben unendlich lange Schwänze, bis ans Ende des Universums. Es gibt keine Abtrennung, alles füllt alles aus!

Sie glauben, Sie sitzen hier auf dem Stuhl und sonst ist nichts mehr da von ihnen. Da liegen Sie falsch! Sie sind alle überall in der ganzen Welt, aber nicht so aufmerksam wie jetzt.

Wenn man das anwendet auf die Doppelhelix, hat man den Eindruck die sagen „Hallo! Ich halt mich da fest, denn wir müssen jetzt etwas Wichtiges übertragen“.

Da alles miteinander in Kommunikation ist, wäre es viel besser, ich würde es als ein Gedicht sehen. Es ist eine Aufeinanderfolge von Buchstaben und Wörtern, aber ich verstehe das Gedicht erst, wenn ich es ganz gelesen habe. Es kommt auf das Ganze an! Ob ich Schreibfehler habe ist unwichtig.

Das Zweite ist: Es gibt nur eine Welt. Eine Schöpfung ohne Schöpfer, aber das Schöpferische ist in der Schöpfung drin. Nicht abgetrennt wie ein Gott, der es geschaffen hat, sondern wir sind Teil dieser Schöpfung.

Im Indischen nennen sie es „Advaita“, das heißt untrennbar, alles mit allem.

Und das Dritte ist: Die Zukunft ist offen, die Schöpfung ist nicht abgeschlossen. Sie können davon ausgehen, wenn Sie kreativ sind, denken Sie nicht, das ist für die Katz gewesen. Was Sie machen verändert was. Es ist wie ein Stein, den Sie ins Wasser geworfen haben. Da geht eine Welle aus, es verändert das, was auf diesem See passiert. Kommt dann die andere Welle dazu von meiner Frau Sue, wir kommen zusammen, es verändert sich alles. Dann kommt etwas bei raus, was weder das eine, noch das andere ist. Wir sind drin, aber nicht in der Form, in der wir eigentlich angefangen haben.

Das nur nebenbei, um zu zeigen, dass der Grund warum wir hier in eine komplizierte Sprache hereinkommen, ist, anstelle der zweiwertigen Logik die wir haben, ja oder nein – die zweiwertige Logik gilt da nicht mehr. Das ist so wie Minus 1 und Plus 1. Jeder Punkt auf diesem Kreis ist eine mögliche Logik, eine modulare Logik. Hört sich kompliziert an. Deswegen sprechen wir immer von einer Welle. Die Logik ist nicht eindeutig, aber auch nicht willkürlich. Wenn sich ja und nein überlagern, dann gibt es die wildesten Dinge. Wie zwei Wellen, die übereinander gehen, sie können sich sogar auslöschen.

Anstelle des alten Bildes, wo man Materiebrocken hatte, die miteinander in Wechselwirkung stehen, hat man nun ein Wellenfeld, aber ein sehr kompliziertes, in verschiedenen Dimensionen.

Der entscheidende Punkt ist: Ich spreche ja hier von einer Mikrophysik. Zwei Dinge sind für mich überraschend: Erstens das Kreative, und zweitens, dass die Zukunft nicht eindeutig festgelegt ist. Diese Offenheit der Zukunft und diese Kreativität würden wir eigentlich als ein Element des Lebendigen sehen. Es ist eine embryonale Lebendigkeit, die Grundstruktur des Lebendigen. Materie ist nicht das erste, es fängt mit etwas an, was kreativ ist und in Bezug auf die Zukunft offen.

Ein Gramm Materie ist aus Millionen mal Millionen „Wirks“ aufgebaut, und wenn ich das durchschüttele, stelle ich fest, es kommt die alte Physik heraus. Die alte Physik ist eine grobe Betrachtung von Billionen mal Billionen von lebendigen Sachen. Es erinnert an einen Ameisenhaufen, den ich aus 10 Kilometern Entfernung angucke. Erst wenn ich hingehe, sehe ich, da geht eine Ameise hin, da eine weg, und es sind so viele, dass man gar keine Veränderung sieht, denn für jede Bewegung kommt eine Gegenbewegung. Also für was sollen wir uns darum kümmern?

Diese Lebendigkeit, kann ich die auf unser Niveau anheben? Da muss ich einen Vergrößerer, einen Verstärker haben! Nein, ich kann Ihnen ganz einfach zeigen, wir brauchen praktisch null Energie.

Deshalb habe ich dieses Pendel mitgebracht. Es ist ein Pendel, das wir mit der normalen Physik erklären können. Es wackelt und wackelt und wackelt, und wegen der Reibung verliert es langsam an Energie. Ohne Reibung würde es unendlich lange wackeln. Ich kann es genau ausrechnen, aber es ist nicht ganz richtig.

Wir haben hier eine Situation: Wenn ich das hier auf den Kopf stelle, dann weiß ich nicht, fällt es links oder rechts runter. Man sagt, man muss nur genau wissen, wo die Mitte ist. Ich gehe immer weiter zur Mitte und komme schließlich an einen Punkt, wo die Kräfte, die uns umgeben, in entgegengesetzter Richtung ziehen, und deshalb bleibt es oben stehen. Aber am Ende fällt es doch runter. Wie kommt das? Es liegt daran, dass man einmal links davon, einmal rechts davon steht, damit die Gravitation beeinflusst. Jeder von Ihnen kann eine Auswirkung darauf haben. Nicht nur wer hier im Raum ist, sondern auf der ganzen Welt.

Das heißt, an dem Punkt ganz oben, den nennen wir eine Instabilität, ist der Punkt der höchsten Sensibilität. An diesem Punkt spürt das Pendel im Hintergrund alles, was noch nicht die neue Physik, sondern die alte Physik ist. Und es hat auf einmal einen Zugriff.

Jetzt verstehen Sie auch: Wir hassen das eigentlich, diese Unsicherheit. Aber wenn man einmal in diese Unsicherheit kommt, öffnet sich auf einmal alles Übrige.

Aber es ist in diesem Fall nicht sehr ergiebig, weil wenn das Pendel einmal oben ist, fällt es gleich wieder runter. Kann ich es nicht ein bisschen interessanter machen? Ja, es geht, und hier kommt dann auch die medizinische Bedeutung herein. Es ist nämlich kein einfaches Pendel, sondern es hat zwei Zapfen, die ich anbringen kann.

Wenn ich diese Sachen jetzt anwerfe, kommt es immer und immer wieder nach oben. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Deshalb nennt man es das Chaospendel.

Wenn ich den Computer die Bewegungen berechnen lasse, bleibt er sofort stehen und sagt, du hast einen Fehler gemacht. Das gibt es gar nicht. Das ist für mich auch ein Hinweis für die Medizin. Wenn etwas krank ist, denken Sie mehr an Zapfen raus anstatt Zapfen rein. Damit Sie mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben. Der Raum, in dem die Lösung gesucht wird, wird größer und größer.

Nach ein paar Minuten hört das Pendel dennoch auf. Ich bin jetzt über 82 Jahre, ich muss einen Haufen von diesen Balancen hier haben. Wie kann man das machen, dass man das so strecken kann? Ich brauche mehr als eines von diesen Pendeln. Ich habe sie nicht mit, aber ich kann Ihnen das vorführen.

Warum steh ich eigentlich auf zwei Beinen? Drei Beine wären doch viel besser. Drei Beine sind stabil. Ich müsste nicht dauernd Angst haben, dass ich umfalle. Aber ich werfe genau das weg, was lebendig ist! Deswegen nehme ich ein Bein weg – ich spüre wenigstens, ich fall noch nicht um, meine Füße können das, und so geht es auch. Ich kann instabile Sachen nehmen, und wenn ich die ineinander binde, kann ich es so machen, dass ich etwas bekomme, was nicht mehr stürzt.

Stehe ich auf einem Bein, falle ich um. Gehe ich abwechselnd mit jedem Schritt nach vorne, falle ich nicht. Und ich laufe durch die Gegend, immer wieder umkippen, verstehen Sie? Und auf einmal gehe ich von meinem Standort weg, eine ganz neue Dimension öffnet sich. Und alles, was ich brauche, ist, dass meine Beine genau das Gegenteil voneinander machen. Wenn sie dasselbe machen, falle ich um, als ob ich nur ein Bein hätte. Unser Gegner ist sozusagen jemand, mit dem ich ein Spiel mache, um die Balance zu bekommen, und nicht in dem Sinne, dass ich sage, ich will den Anderen kaputtmachen.

Man stellt fest, dass es in unserer Dimension möglich ist, so etwas zu sehen, was ganzheitlich aussieht, und das nennt man dann „Holon“. Wir können uns als Holon betrachten, als etwas Ganzes, aber nicht wirklich ganz, sonst würden wir einander nicht sehen. Wir sind immer noch durch Schall und Licht verbunden. Wir können mal so tun, als wär das nicht so.

Das Paradigma des Lebendigen geht immer dahin, das es beliebig differenziert. Es gibt nicht zwei Dinge in der Welt, die genau gleich aussehen. Und wenn Sie diese Vielfalt haben, dann, und das ist ganz wichtig, fangen die an, miteinander zu spielen, und sie suchen sich die raus, mit denen sie ein Spiel anfangen, so dass sie eine Stufe höher kommen. Kein Monopoly, bei dem nur ein Sieger übrig bleibt, sondern ein „Panpoly“, das heißt, so lange miteinander spielen, dass wir zusammen etwas machen, was wir vorher nicht konnten. Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile. Und das ist die Entwicklung des Lebendigen. Immer wieder Differenzierung und kooperative Integration zugunsten einer neuen Dimension, in der sich das entwickelt.

Ich würde am liebsten die Olympischen Spiele ändern, die gehen mir ein bisschen auf den Wecker. Eine Hundertstelsekunde schneller beim Hundert-Meter-Lauf, und dann kriegt er den ersten Preis, und die anderen sind Versager. Ich finde das ein wenig albern. Aber wie soll man das den Leuten beibringen?

Ich habe gesagt, „Fangen wir doch mal damit an: die Läufer gehen alle runter, sagen auf die Plätze, fertig, los, dann lauft ihr alle los, aber ihr sagt nicht, in welche Richtung! Und dann sind sie alle Sieger!“

Das ist doch eine neue Dimension, die sich da öffnet. Alle sind Sieger. Das ist doch die eigentliche Entwicklung. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Prof. Hans-Peter Dürr war nicht der Einzige, der die Forschungsergebnisse der Quantenphysik weit revolutionärer interpretierte als viele seiner Kollegen. Im Verlauf der letzten 80 Jahre äußerten sich vor allem die Mitbegründer der Quantenphysik wie Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger in ähnlicher Weise.

Heute gilt in der theoretischen Physik die Aussage, dass der leere Raum all diese Energie trägt, die durch die Materie selbst nur unwesentlich erhöht wird. Materie bildet daher nur ein winziges Tröpfchen jenes Ozeans an Energie, in welchem sie relativ stabil und manifestiert ist. Meine Schlussfolgerung ist daher, der impliziten Ordnung eine Realität zuzuschreiben, die jene der Materie bei weitem übersteigt. Materie macht vor jenem gewaltigen Hintergrund nur ein Tröpfchen aus.

David Bohm (In: Renée Weber, Wissenschaftler und Weise)

In den Experimenten über Atomvorgänge haben wir mit Dingen und Tatsachen zu tun, mit Erscheinungen, die ebenso wirklich sind wie irgendwelche Erscheinungen im täglichen Leben. Aber die Atome oder die Elementarteilchen sind nicht ebenso wirklich. Sie bilden eher eine Welt von Tendenzen und Möglichkeiten als eine von Dingen und Tatsachen.

Werner Heisenberg

Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.

Werner Heisenberg

Nichts geschieht im menschlichen Bewusstsein, ohne dass irgendetwas im Universum darauf reagiert. Mit jedem Gedanken, jeder Handlung beschreiben wir nicht nur unsere eigene kleine Festplatte, sondern speichern auch etwas im Quantenuniversum ab, das unser irdisches Leben überdauert.

Jack Sarfatti, (*1939) US-amerikanischer theoretischer Physiker

Alles ist von Bewusstsein durchdrungen.

David Bohm

Der amerikanische Physiker Professor John A. Wheeler sagte: „Viele Physiker hofften, dass die Welt in gewissem Sinne doch klassisch sei – jedenfalls frei von Kuriositäten wie großen Objekten an zwei Orten zugleich. Doch solche Hoffnungen wurden durch eine Serie neuer Experimente zunichte gemacht.“

„Aus der Erkenntnis, dass das Bewusstsein das Agens ist, das ein subatomares Teilchen, etwa ein Elektron existent werden lässt, sollen wir nicht voreilig schließen, wir seien die einzigen Schöpfer in diesem schöpferischen Prozess. Wir schaffen zwar subatomare Teilchen und dazu das gesamte Universum, aber umgekehrt erschaffen sie auch uns. Eins erschafft das andere im Rahmen einer selbstregulierenden Kosmologie.“

John Wheeler

Der britische Kernphysiker und Molekularbiologe Jeremy Hayward von der Universität Cambridge macht aus seiner Überzeugung keinen Hehl: „Manche durchaus noch der wissenschaftlichen Hauptströmung angehörende Wissenschaftler scheuen sich nicht mehr, offen zu sagen, dass das Bewusstsein neben Raum, Zeit, Materie und Energie eines der Grundelemente der Welt sein könnte“, versichert er. Zusammenfassend kommt er zu dem Schluss, dass das menschliche Bewusstsein möglicherweise sogar grundlegender als Raum und Zeit sei.

Einen Tag bevor wir unseren Flug nach London starteten, sorgte spät am Abend eine Mail der Koordinatorin des Quantenphysikers Dr. Amit Goswami, für einen heftigen Adrenalinschub bei mir. Dr. Goswami möchte das Interview und die Besprechung nicht am Sonntagnachmittag, wie vereinbart, sondern am Donnerstag, so gegen 13 Uhr durchführen. Ob dies möglich wäre. Mir war klar, wenn das nicht möglich wäre, würde es wohl kaum mehr zu einem zeitnahen Treffen kommen, da wir im Vorfeld bereits mehrmals das Zeitfenster für dieses Treffen verschoben hatten. Dr. Goswami hatte sich wohl für diese paar Tage, die er in London weilte, einen sehr engen Terminplan für seine Meetings gegeben. Oh, dachte ich mir, dies wird aber nicht leicht sein, da wir am Donnerstag schon zur selben Uhrzeit das Treffen bei Dr. Rupert Sheldrake in dessen Londoner Haus vereinbart hatten. Nach einigen Mails an meinen Freund Ulrich Kramer, der mich zu diesem Interview begleitete und den anderen Beteiligten, sowie meinem Kameramann Bruno, konnten wir die Termine doch noch so anordnen, dass wir beide Forscher am gleichen Tag treffen und interviewen konnten. Wow, das war echt heftig, aber die Interviews waren zu wichtig und die Vorbereitungen zu diesen Treffen zu umfangreich, zumal dies auch die letzten Interviews für diese Dokumentation waren. Sie durften einfach nicht scheitern. Eine Lösung musste also gefunden werden. Gut, dachte ich mir, dass ich in früheren Zeiten als Geschäftsführer einer Marketingagentur arbeitete, welche viele große Veranstaltungen plante und organisierte, kam mir nun hier zu Gute. Ich bin es gewohnt, unter extremen Zeitdruck Lösungen zu finden.

Der Flug war reibungslos, das Wetter in London an diesem Tag wesentlich schöner als bei uns in Niederbayern, und so hatten wir auch nicht das Risiko extrem nass zu werden, während wir bei Dr. Amit Goswami noch rund eine dreiviertel Stunde vor einer Haustüre in einer alten Londoner Randsiedlung auf dessen Eintreffen warten mussten. Die Götter waren uns wohl gnädig gesonnen, wenn es nämlich tatsächlich in Strömen geregnet hätte, wäre das für die nicht wasserfeste Kameraausrüstung wohl fatal gewesen. Auch die „Umbaumaßnahmen“ im Wohnzimmer bei der Bekannten von Dr. Goswami, bei der er diese drei Tage in London verbrachte, verschafften meinem Freund Ulrich noch genügend Zeit, um rechtzeitig zum Interviewstart mit dem Taxi dort einzutreffen. Ulrich war separat nach London geflogen und war zudem auch verspätet gelandet. Endlich angekommen, wurde er auch noch von den schon wieder gestiegenen Taxipreisen in London überrascht. Verglichen mit den Kosten einer Londoner Taxifahrt vom Flughafen zu unserer Adresse, waren die Flugkosten das kleinere Übel. Bis dahin kannte Ulrich auch noch nicht die flexiblen und flinken „UBER“-Privattaxen und auch noch nicht die extremen finanziellen Vorzüge von „UBER“. Ich kann nur jedem empfehlen, wenn er nach London fliegt, um sich die Stadt anzusehen, auch diese neue Art des privaten Fahrservices zu nutzen. Es empfiehlt sich, sich die App aufs Smartphone zu laden – das ist simpel, superschnell, einfach und spart richtig Euros. Denn mit den Londoner Taxifahrern sind keine „Preis-Verhandlungen“ möglich. Ich bin kein knausriger Typ. Normalerweise ist mein Motto: Leben und leben lassen, aber diese Londoner Taxi-Gebühren kommen wohl von einem anderen Stern und dadurch, dass die Flughäfen rund eine Stunde Fahrzeit von der Innenstadt Londons entfernt liegen, kann man seine Reisekasse damit ganz schön strapazieren.

Aber kommen wir wieder zurück zu einem der weltweit bekanntesten Quantenphysiker unserer Zeit: Dr. Amit Goswami. Nachdem wir die Mikrofonverkabelung angebracht hatten und uns mit einem kurzen Smalltalk über seine Aktivitäten in London ausgetauscht hatten, legten wir los. Er war sehr professionell und äußerst zuvorkommend, denn meine Fragen hatten es in sich. Wie schon bei den vielen anderen Interviews, war es mir wichtig, den heiklen und umstrittenen Fakten, etwas näher auf den Grund zu gehen. Ich wusste, dass auch Dr. Amit Goswami bereits viele Interviews zu diesem Themenbereich hinter sich hatte und wollte auf alle Fälle vermeiden, dass wir nur „Routine“-Antworten erhalten. Ich wollte tiefer in die neuesten Erkenntnisse eintauchen, und bei der einen oder anderen Antwort auch noch mal etwas genauer nachhaken.

Illusion Tod

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