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Vierter Gesang

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  Als man bei Hofe vernahm, es komme Reineke wirklich,

  Drängte sich jeder heraus, ihn zu sehn, die Großen und Kleinen,

  Wenige freundlich gesinnt, fast alle hatten zu klagen.

  Aber Reineken deuchte, das sei von keiner Bedeutung;

  Wenigstens stellt' er sich so, da er mit Grimbart, dem Dachse,

  Jetzo dreist und zierlich die hohe Straße daherging.

  Mutig kam er heran und gelassen, als wär er des Königs


  Eigener Sohn und frei und ledig von allen Gebrechen.

  Ja, so trat er vor Nobel, den König, und stand im Palaste

  Mitten unter den Herren; er wußte sich ruhig zu stellen.

  Edler König, gnädiger Herr! begann er zu sprechen:

  Edel seid Ihr und groß, von Ehren und Würden der Erste;

  Darum bitt ich von Euch, mich heute rechtlich zu hören.

  Keinen treueren Diener hat Eure fürstliche Gnade

  Je gefunden als mich, das darf ich kühnlich behaupten.

  Viele weiß ich am Hofe, die mich darüber verfolgen.

  Eure Freundschaft würd ich verlieren, woferne die Lügen

  Meiner Feinde, wie sie es wünschen, Euch glaublich erschienen;

  Aber glücklicherweise bedenkt Ihr jeglichen Vortrag,

  Hört den Beklagten so gut als den Kläger; und haben sie vieles

  Mir im Rücken gelogen, so bleib ich ruhig und denke:

  Meine Treue kennt Ihr genug, sie bringt mir Verfolgung.


  Schweiget! versetzte der König: es hilft kein Schwätzen und Schmeicheln,

  Euer Frevel ist laut, und Euch erwartet die Strafe.

  Habt Ihr den Frieden gehalten, den ich den Tieren geboten?

  Den ich geschworen? Da steht der Hahn! Ihr habt ihm die Kinder,

  Falscher, leidiger Dieb! eins nach dem andern entrissen.

  Und wie lieb Ihr mich habt, das wollt Ihr, glaub ich, beweisen,

  Wenn Ihr mein Ansehn schmäht und meine Diener beschädigt.

  Seine Gesundheit verlor der arme Hinze! Wie langsam

  Wird der verwundete Braun von seinen Schmerzen genesen!

  Aber ich schelt Euch nicht weiter. Denn hier sind Kläger die Menge,

  Viele bewiesene Taten. Ihr möchtet schwerlich entkommen.


  Bin ich, gnädiger Herr, deswegen strafbar? versetzte

  Reineke: kann ich davor, wenn Braun mit blutiger Platte

  Wieder zurückkehrt? Wagt' er sich doch und wollte vermessen

  Rüsteviels Honig verzehren; und kamen die tölpischen Bauern

  Ihm zu Leibe, so ist er ja stark und mächtig an Gliedern;

  Schlugen und schimpften sie ihn, eh er ins Wasser gekommen,

  Hätt er als rüstiger Mann die Schande billig gerochen.

  Und wenn Hinze, der Kater, den ich mit Ehren empfangen,

  Nach Vermögen bewirtet, sich nicht vom Stehlen enthalten,

  In die Wohnung des Pfaffen, so sehr ich ihn treulich verwarnte,

  Sich bei Nacht geschlichen und dort was übels erfahren:

  Hab ich Strafe verdient, weil jene töricht gehandelt?

  Eurer fürstlichen Krone geschähe das wahrlich zu nahe!

  Doch Ihr möget mit mir nach Eurem Willen verfahren,

  Und, so klar auch die Sache sich zeigt, beliebig verfügen:

  Mag es zum Nutzen, mag es zum Schaden auch immer gereichen.

  Soll ich gesotten, gebraten, geblendet oder gehangen

  Werden oder geköpft, so mag es eben geschehen!

  Alle sind wir in Eurer Gewalt, Ihr habt uns in Händen.

  Mächtig seid Ihr und stark, was widerstände der Schwache?

  Wollt Ihr mich töten, das würde fürwahr ein geringer Gewinn sein.

  Doch es komme, was will; ich stehe redlich zu Rechte.


  Da begann der Widder Bellyn: Die Zeit ist gekommen,

  Laßt uns klagen! Und Isegrim kam mit seinen Verwandten,

  Hinze, der Kater, und Braun, der Bär, und Tiere zu Scharen.

  Auch der Esel Boldewyn kam und Lampe, der Hase,

  Wackerlos kam, das Hündchen, und Ryn, die Dogge, die Ziege

  Metke, Hermen, der Bock, dazu das Eichhorn, die Wiesel

  Und das Hermelin. Auch waren der Ochs und das Pferd nicht


Reineke Fuchs

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