Читать книгу Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi - Johannes Cassianus - Страница 7

Zweites Buch

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1. Daß die Irrthümer der neuern Häretiker schon in ihren Urhebern und Erfindern verworfen und widerlegt worden seien .

Da wir in dem ersten Büchlein einiges vorausgeschickt haben, wodurch wir beweisen wollten, daß der neue Häretiker aus alten Stämmen der Häresie sprosse, so müßte die gerechte Verurtheilung der frühern Häretiker eigentlich auch für diesen genügen, um das Urtheil gerechter Verwerfung zu empfangen. Denn da er dieselben Wurzeln hat und aus den nemlichen Irrthümern auftaucht, so ist er schon genügend in seinen Vorfahren verworfen, besonders da seine Behauptungen auch von Solchen gut verurtheilt wurden, welche kurz vorher Jenen14 in übler Weise gefolgt waren, so daß den Jetzigen die Beispiele Ihresgleichen nach beiden Seiten hin im Überflusse hinreichend sein könnten, nemlich sowohl die der Gebesserten als die der Verurtheilten. Wenn sie also gebessert werden können, so haben sie ein Heilmittel in den Besserungen der Ihrigen; wenn sie Dieß aber nicht können, so haben sie ein Urtheil in der Verwerfung der Ihrigen. Damit man jedoch nicht glaube, daß wir mehr ein Vorurtheil als ein Urtheil gegen dieselben anwenden wollen, so laßt uns ihre eigene verpestende Lehre oder vielmehr ihren gotteslästerlichen Wahnsinn vorführen, indem wir zu Allem den Schild des Glaubens nehmen und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, damit nemlich das wiedererstehende Haupt des alten Drachen auch jetzt in diesen neuen Schlangen von demselben Schwerte des göttlichen Wortes abgeschnitten werde, welches früher bei dem alten Gewürm den trennenden Hieb führte. Denn da diese den gleichen Irrthum haben wie Jene, so ist auch der Schnitt bei den Einen der Schnitt für die Andern; weil aber die wiedererstehenden Schlangen ihren Pesthauch in der Kirche des Herrn ausstoßen und Manche durch ihr Zischen matt machen, so muß man wegen der neuen Krankheiten ein neues Mittel mit den alten Heilarten verbinden, damit, wenn das früher Geschehene zur Vernichtung der Sucht nicht hinreicht, doch Das, was wir jetzt thun, stark genug sei zur Erholung der Erschlafften.


2. Daß die jungfräuliche Gottesmutter nicht nur Christusgebärerin, sondern auch Gottesgebärerin und Christus wahrhaft Gott sei, wird nun bewiesen .

Wer immer du nun bist, o Häretiker, der du läugnest, daß Gott aus der Jungfrau geboren sei, du behauptest also, Maria, die Mutter unseres Herrn Jesus Christus, könne nicht θεοτόκος [theotokos], d. i. Mutter Gottes genannt werden, sondern χριστοτόκος [christotokos], d. i. nur Christi Mutter, nicht Gottes; denn Keine, sagst du, bringt Einen zur Welt, der älter ist als sie. Über diesen so thörichten Beweis nun, in welchem du die Geburt Gottes nach fleischlichem Verständniß abschätzen zu müssen und das Geheimniß der Majestät nach menschlichen Verhältnissen beurtheilen zu müssen glaubst, wollen wir nachher mit Gottes Hilfe reden; für jetzt wollen wir einstweilen durch göttliche Zeugen bewähren, daß Christus Gott und Maria die Mutter Gottes war. Höre also über die Geburt Gottes den Engel Gottes zu den Hirten sagen: „Geboren wurde euch heute der Erlöser, der da ist Christus der Herr, in der Stadt Davids.“ Damit du nun unter Christus nicht nur den Menschen verstehest, hat er dir auch noch den Namen des Herrn und Erlösers beigefügt, damit du nemlich durchaus nicht zweifeln mögest, daß Derjenige Gott sei, den du als Erlöser erkanntest, und damit du nicht anstehest, dem göttliche Macht zuzuschreiben, bei welchem du die Macht zu erlösen sahest, die ja doch nur der göttlichen Kraft zukommen kann. Aber das dürfte wohl deiner Ungläubigkeit noch wenig scheinen, weil ihn doch der Engel eher Herrn und Erlöser nennt als Gott und Sohn Gottes, während du gerade in ruchloser Weise läugnest, daß Jener Gott sei, von welchem du zugibst, daß er Erlöser sei. So höre denn weiter den Erzengel Gabriel, welcher Maria der Jungfrau verkündet und sagt: „Der heilige Geist wird auf dich herabkommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten; daher wird auch das Heilige, das aus dir geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Siehst du nun, wie er, um die Geburt Gottes anzuzeigen, das Thun der Gottheit vorausschickt? Denn, sagt er, der heilige Geist wird auf dich herabkommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. In gar schöner Rede hat so der Engel mit göttlichen Worten die Majestät des göttlichen Werkes dargestellt. Denn der heilige Geist, der den Schooß der Jungfrau heiligte und in demselben die Macht seiner Gottheit ausströmte, hat sich dadurch der menschlichen Natur eingegeben und vermischt und Das, was ihm so ferne stand, zu dem Seinigen gemacht, indem er es in seiner Kraft und Majestät für sich nahm. Und damit die menschliche Schwäche nicht etwa bei dem Einzuge der Gottheit unterliegen möchte, hat die Kraft des Allerhöchsten diese Allen verehrungswürdige Jungfrau gestärkt, um die körperliche Schwäche durch den ringsumgebenden Schutz seines Schattens zu heben und die menschliche Hinfälligkeit bei Erfüllung des unaussprechlichen Geheimnisses der hl. Empfängniß nicht dahinsinken zu lassen, sondern sie durch göttliche Umschattung zu halten. „Der hl. Geist also“, sagt er, „wird auf dich herabkommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten.“ Wenn nun der von der unverletzten Jungfrau zu Gebärende ein bloßer Mensch war, was sollte dann mit einer so großartigen Botschaft bezweckt werden, was mit einer solchen Bereitstellung der Gottheit selbst? Wenn doch nur Mensch vom Menschen und Fleisch vom Fleische geboren wurde, so hätte dazu doch wohl ein bloßer Befehl Gottes oder sein Wille hinreichen können. Denn wenn zur Herstellung des Himmels, zur Gründung der Erde, zur Erschaffung des Meeres, für die Herrschersitze und Throne, die Engel und Erzengel, die Fürstenthümer und Mächte, wenn endlich zur Erschaffung des ganzen himmlischen Heeres und jener unzähligen tausendmal Tausende der Schaaren Gottes sein Wille und Befehl ihm hinreichte (denn15 „er sprach, und sie wurden; er befahl, und sie waren geschaffen“); — warum sollte Das zur Empfängniß eines einzigen Menschen, wie du sagst, zu wenig geschienen haben, was doch genug war zur Erschaffung aller Gotteswerke, und warum hielt Gottes Macht und Majestät bei der Entstehung eines Kindleins Das für zu gering, was doch hingereicht hatte für die Gründung alles Irdischen und Himmlischen? Die Sache ist in allweg die, daß all jene Werke geschehen waren durch den Befehl Gottes, die Geburt aber nur durch seine Ankunft geschehen konnte, weil ja Gott von einem Menschen nicht empfangen werden kann, wenn er sich nicht gibt, und nicht geboren werden kann, wenn er sich nicht herabsenkt. Deßhalb zeigte der Erzengel der Jungfrau die Herabkunft der hl. Majestät an, damit so, weil eine so hohe Sache nicht durch menschliche Dienstleistung betrieben werden konnte, schon für die kommende Empfängniß die Majestät Dessen geziemend geehrt würde, der da kommen wollte in der Geburt. Deßhalb also stieg herab das Wort, der Sohn, deßhalb war zugegen die Majestät des hl. Geistes und die überschattende Kraft des Vaters, damit doch ja bei dem Geheimnisse der hl. Empfängniß die volle Mitwirkung der Trinität stattfinde. „Deßhalb“, sagt er, „wird auch das Heilige, das aus dir wird geboren werden, Sohn Gottes genannt werden.“ Treffend setzte er bei „deßhalb“, um nemlich zu zeigen, daß Dieses folgen werde, weil Jenes vorausgeschickt sei, und daß, weil Gott herabgekommen sei bei der Empfängniß, auch Gott in der Geburt sein werde. Er gibt also der Nichts davon wissenden Jungfrau den Grund der so hohen Sache an, indem er sagt: „Gerade weil der hl. Geist herabkommen und weil die Kraft des Allerhöchsten (dich) überschatten wird, deßhalb wird auch das Heilige, was aus dir geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Das will sagen: „Laß nicht unbeachtet diese feierliche Zurüstung einer so hohen Sache, dieß heilige Dunkel eines so großen Geheimnisses; denn deßhalb wird die ganze Majestät Gottes auf dich herabkommen, weil aus dir der Sohn Gottes geboren werden wird.“ Was kann da noch weiter gezweifelt, was sollte noch weiter gesagt werden? Er sagt, daß Gott herabkommen, daß der Sohn Gottes werde geboren werden. Nun frage du, wenn es dir beliebt, wie entweder der Sohn Gottes nicht Gott sein soll, oder wie Diejenige, welche Gott gebar, nicht Theotokos, d. i. Mutter Gottes sein könne! Es müßte dir also Dieß allein, ja Dieß am meisten genügen.


3. Er setzt denselben Beweis fort mit Zeugnissen des alten Testamentes .

Weil uns nun aber für die hl. Geburt Stellen im Überflusse zu Gebote stehen, die alle deßhalb geschrieben sind, um Zeugniß dafür abzulegen, so wollen wir wenigstens zum kleinern Theile auch im alten Testamente die Vorherverkündigung Gottes untersuchen, damit du einsehest, daß die kommende Geburt Gottes aus der Jungfrau nicht nur damals verkündet wurde, als sie geschah, sondern daß sie selbst vom Anfange der Welt an vorhergesagt wurde, doch sicher deßhalb, damit bei der Unaussprechlichkeit des Werkes, das geschehen sollte, die fortwährend vorausgeschickte Verkündigung des Zukünftigen einmal den Unglauben an das Gegenwärtige heben möge. Es sagt also der Prophet Isaias:16 „Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen nennen Emmanuel, was verdollmetscht ist: Gott mit uns.“ Wo gibt es nun da noch Platz für ungläubige Zweifelsucht? Der Prophet sagt, daß die Jungfrau empfangen werde, und die Jungfrau hat empfangen; — daß ein Sohn werde geboren werden, und der Sohn ist geboren worden; daß man ihn Gott nennen werde, und Gott wird er genannt; denn er wird mit jenem Namen genannt, welcher seiner Natur entspricht. Wenn also der Geist Gottes sagte, daß er Gott zu nennen sei, so beweist Derjenige, welcher sich von der Einheit mit der göttlichen Botschaft trennt, daß ihm der Geist Gottes fehle. „Sieh also,“ sagt er, „die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird seinen Namen Emmanuel nennen, was verdollmetscht ist: Gott mit uns.“ Aber vielleicht ist es Dieß, wohin sich die Ausflucht des Unglaubens wendet, daß sie sagt, der prophetische Ausspruch, Jener sei Gott zu nennen, beziehe sich nicht auf die Majestät der Gottheit, sondern nur auf die Mittheilung eines Namens. Was thun wir aber, wenn nun Christus in den Evangelien überhaupt nicht mit diesem Namen genannt ist und man doch nicht sagen kann, daß der hl. Geist durch den Propheten die Unwahrheit gesprochen habe? Wozu nun Dieß? Gerade damit wir einsehen, daß jene Prophezie damals den Namen der Gottheit vorhergesagt habe, nicht den des Fleisches.17 Denn wenn der mit Gott vereinte Mensch im Evangelium einen andern Namen erhalten hat,18 so muß nothwendig dieser der Name des Menschen gewesen sein, jener der des Gottes.19 Aber wir wollen weiterfahren und zur Erhärtung der Wahrheit andere Zeugnisse herbeiholen. Denn wo man von Gott handelt, da wird die Gottheit durch Nichts besser bewiesen als durch ihre eigenen Zeugen. Es sagt also derselbe Prophet an einer andern Stelle:20 „Ein Sohn ist uns geboren, ein Kindlein uns geschenkt, auf dessen Schultern die Herrschaft ruht, und man wird seinen Namen nennen „Engel des großen Rathes, Gott, Starker, Vater der künftigen Welt, Fürst des Friedens.“ Wie nun oben der Prophet gesagt hatte, man müsse ihn durchaus Emmanuel nennen, so sagt er hier, er werde auch Verkünder des großen Rathschlusses, Gott, Starker, Vater der künftigen Weltzeit, Fürst des Friedens genannt werden, während wir ihn gewiß an keiner Stelle der Evangelien mit diesen Namen bezeichnet finden, damit wir nemlich einsehen, daß diese Benennungen nicht dem Fleische gebühren, sondern der Gottheit, und daß jener evangelische Name der angenommenen Menschennatur gehöre, dieser aber der ungezeugten Macht. Da also Gott in dem Menschen geboren werden sollte, so sind durch göttliche Anordnung die Namen so vertheilt worden, daß dem Fleische der menschliche Name beigelegt wurde und der Gottheit der göttliche. Er wird also, sagt er, genannt werden „der Bote des großen Rathschlusses, Gott, Starker, Vater der künftigen Weltzeit, Fürst des Friedens“. Hier hat nicht, o Häretiker, wer du auch immer bist, hier hat nicht jener vom hl. Geiste erfüllte Prophet Denjenigen, der geboren wurde, nach Art deiner Behauptung mit einer gegossenen Statue oder mit einem gefühllosen Gebilde verglichen. Denn, sagt er, „ein Sohn ist uns geboren, ein Kindlein uns geschenkt, auf dessen Schultern die Herrschaft ruht, und nennen wird man seinen Namen Bote des großen Rathschlusses, Gott, Starker.“ Damit du nun unter dem Verkündeten keinen Andern als den im Fleische Geborenen verstehst, fügt er das Wort „Geburt“ hinzu und sagt: „Ein Kindlein ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ Siehst du, wie viele Bezeichnungen der Prophet angewendet hat, um die Eigenthümlichkeit der körperlichen Entstehung zu bezeichnen; denn er nennt ihn sowohl geboren als auch Kindlein, damit nemlich die Bezeichnung der Kleinheit um so deutlicher den Sinn eines geborenen Sprößlings ausdrücke. Da der hl. Geist ohne Zweifel diese Verkehrtheit häretischer Gotteslästerer voraussah, so hat er den Gott, der geboren wurde, aller Welt mit diesen dem Sachverhalte ganz angepaßten Benennungen bezeichnet, so daß der Häretiker, wenn er auch lästern wollte, doch durchaus nicht Raum für seine Lästerung finden könne. Ein Sohn also, sagt er, ist uns geboren, ein Kindlein uns geschenkt, auf dessen Schultern Herrschaft ruht, und dessen Namen man nennen wird Bote des großen Rathschlusses, Gott, Starker, Vater der künftigen Weltzeit, Fürst des Friedens. Von diesem Kindlein, welches geboren wurde, lehrt er, es sei der Fürst des Friedens, der Vater der künftigen Weltzeit, Gott und der Starke. Wo ist nun hier ein Raum für Ausflüchte? Dieses Kind, welches geboren wurde, kann von dem Gotte, der in ihm geboren wurde, nicht getrennt werden. Diesen, von welchem er die Geburt aussagt, nennt er Vater der künftigen Weltzeit; Diesen, welchen er Kind nannte, kündigt er an als Gott, als Starken. Wo willst du nun dich hinwenden, o Häretiker? Alles ist umzäunt, Alles geschlossen und gar nirgends ein Ausweg. Es erübrigt nur, daß endlich die Noth anfängt, den Irrthum zu bekennen, welchen der freie Wille nicht einsehen mag. – Aber nicht zufrieden hiemit, obwohl es hinreichend wäre, wollen wir untersuchen, was der hl. Geist noch durch einen andern Propheten sagt:21 „Kreuzigt denn der Mensch seinen Gott, weil ihr mich kreuzigt?“ Damit das Prophezeite deutlich genug würde, sagt der Prophet Das, was er über das Leiden des Herrn singt, wie mit dem Munde Desjenigen, von welchem er redet: „Kreuzigt denn der Mensch seinen Gott, weil ihr mich kreuzigt?“ Scheint es dir nun nicht, ich bitte dich, daß unser Herr und Gott Dieß gesagt habe, als würde er gerade zum Kreuze geführt? „Warum doch erkennet ihr in mir nicht euern Erlöser? Warum kennt ihr den Gott nicht, der für euch mit dem Fleische bekleidet ist? Eurem Heilande bereitet ihr den Tod? Den Urheber des Lebens führt ihr zum Tode? Ich bin euer Gott, den ihr hinhänget, euer Gott, den ihr kreuzigt.“ Wo doch, ich bitte, ist hier der Irrthum, worin besteht die Thorheit? „Kreuzigt denn der Mensch seinen Gott, weil ihr mich kreuzigt?“ Du siehst, wie dieses Wort gerade die eigentliche Bezeichnung dessen ist, was geschah. Suchst du noch etwas Ausdrücklicheres oder Klareres? Siehst du, wie die hl. Zeugnisse den im Fleische geborenen Herrn Jesus Christus gewissermaßen begleiten von der Wiege bis zum Kreuze, das er erduldete, da sich dir ja doch zeigt, wie eben Derjenige, von welchem du dort liesest, daß er als Gott geboren werde, hier als Gott ans Kreuz geheftet wird. Daher heißt er beim Propheten sowohl dort Gott, wo er geboren wird, als auch wird er auf’s Deutlichste dann Gott genannt, da er gekreuzigt wird, damit nemlich der göttlichen Würde durch die Annahme des Fleisches in Nichts Abbruch geschehe und weder die Niedrigkeit des Leibes noch die Schmach des Leidens die Ehre der Majestät mindere. Muß ja doch gerade sowohl die Herablassung bei der so niedrigen Geburt als auch die so wohlwollende Liebe des Leidenden in uns die Liebe mehren und die Verehrung, da es gewiß das größte und roheste Verbrechen wäre, wenn gerade durch Das seine Ehre bei uns vermindert würde, was einen größern Aufwand seiner Liebe beweist.


4. Er bringt aus dem Apostel Paulus Beweise für dieselbe Lehre vor .

Um nun aber diese Dinge zu übergehen, die doch nicht dargestellt werden können, weil die Aufzählung seiner Wohlthaten ebenso wenig eine Grenze hätte als diese selbst, so ist es nun Zeit, den kräftigsten und klarsten Zeugen über ihn zu befragen, nemlich den Apostel Paulus; denn am treuesten kann uns Derjenige Alles von Gott sagen, aus dessen Brust Gott immer geredet hat. Er leistet also in folgender Weise Zeugschaft für die Gnade und Ankunft des Herrn unseres Gottes, er, der da gesendet war zur Vertilgung des Irrthums heidnischen Aberglaubens als auserwählter Lehrer der Völker:22 „Es erschien“, sagt er, „die Gnade Gottes unseres Erlösers, allen Menschen und lehrte uns, daß wir aufgeben sollen die Gottlosigkeit und die irdischen Begierden und nüchtern, fromm und gerecht leben in dieser Welt, voll Erwartung auf die selige Hoffnung und Ankunft der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesu Christi.“ Es erschien, sagt er, die Gnade Gottes unseres Erlösers. Ein gar passendes Wort hat er gebraucht, um den Eintritt einer neuen Gnade und Zeugung zu bezeichnen. Denn indem er sagt: „es erschien,“ drückt er den Ursprung der neuen Gnade und Geburt aus, weil das Geschenk der neuen Gnade gerade von da an zu erscheinen begann, als Gott in der Welt geboren erschien. So zeigt er also in würdiger und passender Eigenthümlichkeit des Wortes dieses Licht der neuen Gnade an, indem er gleichsam mit dem Finger darauf hinweist. Denn mit Recht sagt man, daß Etwas erscheine, was gleichsam mit plötzlichem Lichte aufgeht und sich zeigt, wie wir ja in den Evangelien lesen, daß den orientalischen Magiern ein Stern erschienen sei, und wie es im Exodus heißt:23 „Es erschien dem Moses ein Engel24 im Feuer des flammenden Dornbusches.“ Denn in all diesen und andern heiligen Visionen glaubte die Schrift am ehesten dieses Wort anwenden zu sollen, so daß sie also von dem das „Erscheinen“ aussagte, was in unverhoffter Klarheit leuchtete. Da also der Apostel die Ankunft der himmlischen Gnade, welche mit dem Eintritte der hl. Geburt erschien, kannte, bezeichnete er sie mit dem Ausdrucke einer glänzenden Erscheinung, so daß er schlechthin „erschienen“ nannte, was mit dem Glanze eines neuen Lichtes aufstrahlte. Es erschien also die Gnade Gottes, unseres Erlösers. Kannst du hier vielleicht Etwas vorbringen wie von Zweideutigkeit der Worte, so daß du sagst: „Etwas Anderes sei Christus, etwas Anderes Gott,“ oder daß du dem Heiland die Majestät seines Namens nimmst und den Herrn von der Gottheit trennst? Siehe, hier spricht ein Mann Gottes aus Gott und bezeugt in klarster Verkündung, daß aus Maria die Gnade Gottes erschienen sei. Und damit du nicht etwa sagen könnest, Gott sei nicht aus Maria erschienen, so fügt er sogleich die Bezeichnung „Heiland“ hinzu, damit du nemlich glaubest, daß Jener aus Maria als Gott geboren sei, von welchem du nicht läugnen kannst, daß er als Heiland geboren sei, nach jener Stelle: „Denn es ist euch heute der Heiland geboren worden.“ O du wunderbarer und wahrhaft von Gott den Völkern geschenkter Lehrer! Du kanntest den künftigen Wahnsinn häretischer Verkehrtheit, der die Bezeichnungen Gottes zum Gegenstande des Streites macht und sich nicht scheut, Gott zu lästern wegen seiner Namen. Darum hast du den Namen Gottes vorausgeschickt, damit der Häretiker die Benennung „Heiland“ nicht von der Gottheit trenne, und damit so der vorausgeschickte Name Gottes alle folgenden Namen zu den seinigen mache, Niemand aber glaube, jener Christus der folgenden sei ein bloßer Mensch, da er doch gleich in der ersten Bezeichnung gelernt hatte, daß derselbe Gott sei. „Voll Erwartung“, sagt derselbe Apostel, „auf die selige Hoffnung und die Ankunft der Herrlichkeit unsers großen Gottes und Heilandes Jesu Christi.“ Wahrhaftig dieser Lehrer der göttlichen Weisheit sah, daß für die hinterlistigen Ränke teuflischer Verblendung die einfache Lehre nicht hinreichend sei, wenn er nicht die heilige Predigt des Glaubens mit dem Schutze der Vorsicht ausrüste. Wie er also oben die Bezeichnung „Gottes und Heilandes“ hingesetzt hatte, so fügt er hier bei „Jesu Christi“, damit du nicht etwa ungläubig hierüber sein mögest, daß zur Bezeichnung des Herrn Jesu Christi der Name Heiland dir hinreiche, und damit du nicht ohne die Einsicht bleibest, daß ebenderselbe Christus Gott sei, von welchem du erkanntest, daß er der Gott = Erlöser sei. Was sagt er also? In Erwartung, sagt er, der seligen Hoffnung und der Ankunft der Herrlichkeit unsers großen Gottes und Heilandes Jesu Christi. Da fehlt Nichts von den Namen unsers Herrn; du siehst hier den Gott und den Heiland, den Jesus und Christus; aber indem du all Dieß siehst, erkennst du auch, daß Alles im Gotte sei; denn du hörst von einem Gotte, aber er ist Erlöser; du hörst von einem Gotte, aber er ist Jesus; du hörst von einem Gotte, aber er ist Christus. Was nun die Gottheit als Einheit sich verbunden hat, das kann durch die Verschiedenheit der Namen nicht getrennt werden. Wie du nun auch hierüber untersuchen magst, du wirst das Gleiche finden. Der Erlöser ist Gott, Jesus ist Gott, Christus ist Gott; Alles, was du hier hörst, ist vielfach dem Namen nach, aber Eines in der Bedeutung; denn wenn der Erlöser Gott ist und Jesus Gott und Christus Gott, so kann man offenbar sehen, daß all Dieß unterschieden wird in der Benennung, aber verbunden in der Majestät. Und wenn du so deutlich hörst, daß in Jedem der eine Gott bezeichnet wird, so kannst du doch klar einsehen, daß in Allen der eine Gott ist, und so ist es dir also nicht erlaubt, in der Verschiedenheit der Namen des Herrn auch eine Ungleichheit der Macht zu suchen und wegen der wechselnden Benennung auch einen Unterschied in der Person zu machen. Es ist nicht erlaubt, zu sagen: „Christus ist aus Maria geboren worden und nicht Gott,“ denn der Apostel verkündet: „Gott“ (ist geboren etc.). Es ist nicht erlaubt, zu sagen: „Jesus ist aus Maria geboren worden, nicht Gott;“ denn der Apostel bezeugt: „Gott.“ Es ist nicht erlaubt, zu sagen: „Ein Erlöser ist geboren worden, nicht Gott“ — denn der Apostel bestätigt: „Gott.“ Es gibt keinen Ausweg für dich; welche von den Bezeichnungen des Herrn du immer hernimmst, es ist Gott, was du genannt hast. Es gibt Nichts, was du sagen, Nichts, was du beibringen, Nichts, was du mit ruchloser Falschheit erdichten könntest. Du kannst in deinem gottlosen Unglauben noch Etwas haben, was du nicht glaubst; du hast aber trotz dieser Gelegenheit zum Lästern Nichts, was du läugnen könntest.


5. Er schließt aus den Geschenken der göttlichen Gnade, die wir durch Christus empfangen, daß derselbe wahrhaft Gott sei .

Weil wir etwas weiter oben angefangen haben, von der göttlichen Gnade unsers Herrn und Heilandes zu reden, so will ich über ebendieselbe Sache aus den heiligen Lesestücken noch Einiges anführen. Wir lesen in der Apostelgeschichte, daß der Apostel Petrus Jene, welche das Evangelium annahmen und nichtsdestoweniger meinten, man müsse das Joch des alten Gesetzes forttragen, so anklagt:25 „Was versuchet ihr Gott, den Schultern der Jünger ein Joch aufzubürden, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten? Durch die Gnade unsers Herrn Jesu Christi glauben wir gerettet zu werden, wie auch jene.“ Der Apostel sagt also doch gewiß, daß das Geschenk dieser Gnade durch Jesus Christus gegeben sei. Antworte mir nun, wenn es dir gefällt, ob du glaubst, daß diese Gnade, die zum Heile Aller verliehen ist, von einem Menschen gegeben worden sei oder von Gott. Wenn von einem Menschen, so ruft dir das Gefäß Gottes, Paulus, entgegen und spricht: „Es erschien die Gnade Gottes, unsers Erlösers.“ Er lehrt, diese Gnade sei Sache eines göttlichen Geschenkes, nicht menschlicher Schwäche. Und wahrhaftig, wenn uns auch das heilige Zeugniß nicht zu Gebote stünde, so würde doch die Wahrheit der Sache für sich selbst zeugen; denn das Gebrechliche und Irdische kann doch nicht bieten, was von ewiger und unsterblicher Güte ist; noch kann je Einer dem Andern geben, was ihm selbst fehlt, oder Vorrath von Dem verleihen, woran er nach eigenem Geständnisse Mangel leidet. Du darfst also durchaus nicht läugnen, daß die Gnade von Gott gegeben sei, sondern Gott ist, der sie gab, und gegeben wurde sie durch unsern Herrn Jesus Christus; also ist der Herr Jesus Christus Gott. Wenn er aber, durchaus so wie er ist, Gott ist, so ist Jene, welche Gott gebar, Theotokos, d. i. Gottesgebärerin; wenn du nicht etwa deine Zuflucht zu der so lächerlich widerspruchsvollen Gotteslästerung nehmen willst, daß du Jene, aus welcher Gott geboren wurde, nicht als Gottesgebärerin anerkennst, da du doch nicht läugnen kannst, daß der Geborene Gott sei. Sehen wir aber nun doch nach, was auch das Evangelium Gottes von dieser Gnade unsers Herrn gemeint habe. Es sagt:26 „Gnade und Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden.“ Wenn nun Christus ein bloßer Mensch ist, wie sind dann Diese durch ihn geworden? Woher wohnt eine göttliche Kraft in ihm, wenn, wie du sagst, nur menschliche Beschaffenheit in ihm ist? woher göttlicher Reichthum, wenn nur irdische Armuth? Niemand kann geben, was er nicht hat; wenn also Christus göttliche Gnade gab, so hatte er, was er gab. Kann ja doch Niemand den Widerspruch so ganz verschiedener Dinge in sich tragen, daß er zugleich die Noth des Dürftigen leidet und den Reichthum des Freigebigen hat. Da also der Apostel Paulus wußte, daß alle Schätze göttlichen Reichthums in Christo seien, schreibt er mit Recht an die Gemeinden: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch.“ Wer nemlich schon öfter gelehrt hatte, daß Ebenderselbe Gott sei und Christus, daß in ihm alle Majestät der Gottheit sei, und daß leibhaftig in ihm alle Fülle der Gottheit wohne, der wünscht nun gewiß mit Recht ohne Beifügung des Namens Gottes nur die Gnade Christi. Denn da er schon öfter gelehrt hatte, daß die Gnade Gottes und Christi eine und dieselbe seien, so reicht es jetzt vollkommen hin, nur die Gnade Christi zu wünschen, weil er weiß, daß in der Gnade Christi alle Gnade Gottes enthalten sei. Er sagt also: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch.“ Ich frage dich nun, o Häretiker, wer du auch immer seiest, was wünschte der Apostel Paulus, als er Dieß an die Kirchen schrieb, hiemit Denjenigen, an welche er schrieb? Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, sagt er, sei mit euch. Wenn nun Jesus Christus ein bloßer Mensch war, so verlangt also auch Jener, der da wünscht, es möge den Kirchen die Gnade Christi gegeben werden, daß ihnen die Gnade eines Menschen gegeben werde; und indem er sagt: „Die Gnade Christi sei mit euch,“ sagt er: die Gnade eines Menschen sei mit euch, die Gnade des Fleisches sei mit euch, die Gnade der leiblichen Schwäche, die Gnade der menschlichen Gebrechlichkeit. Oder warum sollte er überhaupt das Wort „Gnade“ anwenden, wenn er die Gnade eines Menschen wünschte? War ja doch an einen Wunsch gar nicht zu denken, wo nichts Wünschenswerthes vorhanden war, und er konnte nicht wünschen, daß Jenen die Gnade Desjenigen zu Theil werde, der, wie du sagst, die Natur der gewünschten Gnade nicht hatte.27 Du siehst also, wie so ganz thöricht und lächerlich Dieß ist, oder vielmehr nicht lächerlich, sondern beweinenswerth; denn was den Leichtsinnigern lächerlich ist, das ist für Fromme und Gläubige beweinenswerth, da sie bei der Thorheit eures Unglaubens Thränen der Liebe vergießen und der Unvernunft fremder Gottlosigkeit ihre weinende Frömmigkeit entgegenstellen. Laßt uns also einmal wieder zu Vernunft und Geist kommen; denn diese Lehre ermangelt nicht nur der Weisheit, sondern auch des Geistes, da sie schlechterdings sowohl leer von geistiger Weisheit als fern von dem Geiste des Heiles ist.


6. Daß die Macht, göttliche Gnade zu verleihen, Christo nicht mit der Folge der Zeit zugegangen, sondern ihm von Anfang an sei angeboren gewesen .

Aber vielleicht möchtest du sagen, daß diese Gnade unsers Herrn Jesus Christus, von welcher der Apostel schreibt, nicht mit ihm geboren, sondern ihm nachher durch Herabkunft der Gottheit eingegossen worden sei; da ja auch unser Herr Jesus Christus, den du einen bloßen Menschen nennst, nicht mit Gott geboren wurde, wie du sagst, sondern nachher von Gott aufgenommen ward, und also hiedurch jenem Menschen die Gnade gegeben wurde, als er die Gottheit erhielt. Auch wir sagen nicht anders, als daß die göttliche Gnade zugleich mit der Gottheit herabgestiegen sei, weil die göttliche Gnade eben von Gott ist und gewissermaßen die Freigebigkeit der Gottheit ist, ihre Schenkung aber gnädige Wohlthätigkeit. Man könnte also etwa glauben, es sei unter uns mehr ein Unterschied in der Zeit als in der Sache, weil du die Gottheit, von welcher wir sagen, daß sie mit dem Herrn Jesu Christi geboren wurde, eine nachher eingegossene nennst; aber die Sache ist die, daß du die bei der Geburt geläugnete Gottheit auch nachher nimmer gläubig bekennen kannst; weil nicht eine und dieselbe Sache zum Theile gottlos sein und zum andern Teile als göttlich sich bewähren kann und nicht Ebendasselbe Theil haben kann am Glauben und am Unglauben.28 Zuerst will ich nun Das von dir wissen: Nennst du unsern Herrn Jesus Christus, der aus der Jungfrau Maria geboren wurde, nur den Sohn eines Menschen oder auch den Sohn Gottes? Denn wir, also der Glaube aller Katholiken, wir alle, sage ich, glauben Beides und verstehen es so, wissen und bekennen: daß er sowohl der Sohn eines Menschen ist, weil er aus einem Menschen geboren wurde, als auch der Sohn Gottes, weil von der Gottheit empfangen. Gestehst du nun zu, daß er Beides ist, sowohl Sohn Gottes als des Menschen, oder nur des Menschen? Wenn nur des Menschen, so rufen wider dich die Apostel, es rufen die Propheten, ja Derjenige selbst, durch welchen die Empfängniß geschah, der hl. Geist. Erdrückt wird deine unverschämte Zunge durch alle Zeugnisse der höchsten göttlichen Autoritäten, erdrückt durch die hl. Bücher, die heiligen Zeugen, erdrückt endlich durch das Evangelium Gottes selbst, wie durch göttliche Hand. Und jener große Gabriel, der des Zacharias ungläubige Stimme durch die Macht seines Wortes in Fesseln legte, er hat noch viel mehr deine gotteslästerliche und ruchlose mit eigenem Munde verurtheilt, da er zu Maria, der jungfräulichen Gottesmutter, sprach: „Der hl. Geist wird auf dich herabkommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Deßhalb wird auch das Heilige, welches aus dir geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Siehst du, wie Jesus Christus zuvor Sohn Gottes genannt wird, damit er dann Sohn würde dem menschlichen Fleische nach? Denn die Jungfrau Maria, die den Herrn gebären sollte, ermpfieng dadurch, daß der heilige Geist auf sie herabstieg und die Kraft des Allerhöchsten sie überschattete. Damit siehst du ein, daß der Ursprung unseres Herrn und Erlösers dort ist, woher er empfangen wurde, und daß, da er durch Herabkunft der ganzen Fülle der Gottheit auf die Jungfrau geboren wurde, er nicht Sohn des Menschen sein konnte, wenn er nicht zuvor Sohn Gottes gewesen wäre. Deßhalb legt auch der Engel Gottes, der zur Verkündung dieser so heilig bereiteten Geburt gesandt war, nachdem er zuvor von der geheimnißvollen Empfängniß gesprochen hatte, auch dem Sprößling selbst den Namen bei, indem er sagt: „Deßhalb wird auch das Heilige, das aus dir wird geboren werden, Sohn Gottes genannt werden“ (d. h. er wird der Sohn Desjenigen genannt werden, durch dessen Zeugung er entsproßte). Jesus Christus ist also der Sohn Gottes, weil er von der Gottheit gezeugt, durch die Gottheit empfangen wurde. Wenn aber Sohn Gottes, so ist er ohne Zweifel Gott; wenn aber Gott, so ist er nicht ohne die Gnade Gottes; denn er entbehrte nie, was er selbst geschaffen hat. „Die Gnade“ nämlich „und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“


7. Daß in Christo von Ewigkeit her vollkommen war, ist und sein wird: die Gottheit, die Majestät, die Macht, die Kraft etc. etc .

Es waren also immer mit ihm und in ihm alle Gnade, alle Macht und Kraft, alle Gottheit, kurz die ganze Fülle der Gottheit und ihrer Majestät, sei es im Himmel oder auf der Erde, sei es im Leibe der Mutter oder bei der Geburt; Nichts fehlte jemals diesem „Gott von Gott“; denn immer ist die Gottheit bei Gott, nie weder dem Raum noch der Zeit nach von ihm getrennt. Ist ja Gott überall ganz, überall vollkommen, nicht getheilt, nicht verändert, nicht verkleinert, weil Gott nie weder Etwas beigefügt noch Etwas genommen werden kann und er so wie keine Verminderung, auch keine Vermehrung seiner Gottheit hat. Er war also Derselbe auf Erden wie im Himmel, Derselbe in der Niedrigkeit wie in der Hohheit, Derselbe in der Kleinheit des Menschen wie in der Majestät Gottes. Deßhalb nannte der Apostel richtig, als er von Christi Gnade redete, die Gnade Gottes, weil Christus ganz war, was Gott ist, und weil sogleich bei der Empfängniß des Menschen die ganze Kraft Gottes, die ganze Fülle der Gottheit herabkam. Ward ihm ja die vollkommene Gottheit von ebendaher, woher ihm sein Ursprung kam; denn nie war jener Mensch ohne Gott gewesen, welcher schlechthin Das, was er war, von Gott empfangen hatte. Zuerst also mußt du, magst du nun wollen oder nicht, schon unterlassen, zu läugnen, daß der Herr Jesus Christus der Sohn Gottes sei. Ruft ja doch der Erzengel im Evangelium geradezu: „Das Heilige, welches aus dir wird geboren werden, wird man Sohn Gottes nennen.“ Steht Dieß fest, so mußt du wissen, daß du Alles, was du von Christus liesest, vom Sohne Gottes liesest, und was du vom Herrn oder Jesus gelesen hast, dir den Sohn Gottes nannte; all diese seine Namen bezeichnen den Sohn Gottes. Und wenn du also in all Dem, was du immer hörtest, den Namen der Gottheit findest und siehst, daß du unter Allem den Sohn Gottes zu verstehen hast, so zeige jetzt, wenn es dir beliebt, wie du Gott von dem Sohne Gottes zu trennen vermagst.

Sieben Bücher über die Menschwerdung Christi

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