Читать книгу Ausgewählte Briefe und Homilien - Johannes Chrysostomus - Страница 6

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Inhalt

1. Mehr als Jeremias über die Zerstörung Jerusalems muß ich darüber weinen, daß du von der Ascese dich abgewandt und deine Seele der Verödung preisgegeben. Jedoch nicht unwiederbringlich ist der Schmuck deiner Seele verloren, verzweifle nicht, setze deine Hoffnung auf Gott.

2. An die Hoffnung knüpft sich die Rettung an. Deßhalb sucht uns der Feind nach begangenen Sünden in Verzweiflung zu stürzen, die uns unfehlbar dem Verderben preisgeben muß.

3. Darum hab’ ich zu tiefster Trauer hinreichende Ursache. Um Gestorbene trauert man, obschon kein Klagen mehr sie ins Leben zurückführt. Ich aber traure nicht so ohne alle Hoffnung. Haben sie doch so viele schon vom Fall wieder aufgerichtet und sofort ein heiliges Leben geführt und die Krone der Herrlichkeit erlangt. Dem Sünder scheint solche Bekehrung unmöglich. Der Anfang ist allerdings schwer; allem die Beschwerden mindern sich dann immerfort. Entsagen wir nur der Umkehr nicht. Der böse Feind sucht uns in Verzweiflung und in Unbußfertigkeit zu stürzen, weil dann unser Fall gewiß ist.

4. Auch der ruchloseste Sünder darf nicht verzweifeln. Denn Gott zürnt ja nicht leidenschaftlich oder um seinetwillen, sondern aus Erbarmung und um unsertwillen. Wie der Arzt gegen den Kranken sich beträgt, der von Sinnen gekommen, so verhält sich Gott gegen den Sünder.

5. Thatsachen, welche die Schrift erzählt, beweisen Gottes Langmuth. Der König der Babylonier, den viele Wunderthaten genöthigt, Gott die Ehre zu geben, wurde zwar zuletzt, als die Langmuth erschöpft war, mit einer Züchtigung von Gott heimgesucht: aber diese war für ihn heilsam und währte nur eine Zeit lang.

6. Nicht bloß jenen, welche eine langwierige und schwere Buße bereits gethan haben, erweist Gott Barmherzigkeit, sondern schon jenen, welche Buße zu wirken anfangen, gewähret er Verzeihung. So den Königen Achab und Manasses. Dasselbe ersieht man aus dem Wort Davids (Ps. 94, 8), sowie aus der Geschichte der Niniviten und des Schächers und vieler Martyrer.

7. Auch jenen, die bereits im Glauben lebten und dann wieder in Sünden fielen, ist das Heil noch nicht entzogen, wenn sie nur sich bekehren und Buße wirken. Dieses ist zu ersehen aus dem Gleichniß vom verirrten Schäflein und vom verlornen Sohn. Lucas 15.

8. Daß die Bekehrung des Sünders Gott angenehm sei, geht ferners hervor aus dem Urtheil des heiligen Apostels Paulus über den sündhaften Corinthier und aus den Aufforderungen, welche derselbe Apostel an die Galater richtet.

9. Gott will, daß wir selig werden; für den Himmel sind wir erschaffen. Die Hölle ist nicht unsertwegen bereitet, aber das Himmelreich ist für uns bestimmt seit der Gründung der Welt. Jetzt können wir durch die Buße des unschätzbaren Gutes uns immer noch theilhaft machen, und nur dann erst, wann wir aus dem Leben abgeschieden sind, wird keine Buße mehr statt haben. Darum müht sich der böse Feind, daß der Gedanke der Verzweiflung in der Seele tiefe, starke Wurzeln schlage. Denn auch eine Buße, welche die begangenen Sünden nicht gerade aufwiegt, bleibt nicht unbelohnt. Darum beginne nur wieder mit frischem Muth den Streit. Sind nur einmal die ersten Schwierigkeiten überwunden, so nehmen die Gefahren fortwährend ab und die Kräfte wachsen. Darum hat der böse Feind den Judas fortgenommen, daß er nicht, von der Reue den Ausgang nehmend, auf guten Wegen fortginge zur Seligkeit.

Deßhalb widerstehe denn den Eingebungen des Teufels: ich verlange vorerst nur so viel, daß du aufhörest die Bosheit anzuhäufen, daß du dich aufmachest und umkehrest. Was zauderst du? Siehst du denn nicht, was die Ueppigkeit und die Hoffarth für ein Ende nimmt? Die Welt vergeht, der Flitter zerrinnt, das Leben entfleucht wie ein Traum; dem Wohlleben folgt ewige Pein.

10. Die Peinen der Hölle dauern ewig und sind schmerzlicher, ohne Vergleich schmerzlicher, als was irgend auf Erden dem Menschen widerfahren mag. Die unverwesliche Natur widersteht der Vernichtung oder Beschädigung durch die Qualen. Wie unbedeutend ist dagegen, intensiv und extensiv, das üppigste Wohlleben! Aber die martervollste Pein ist der Gedanke an das, was verloren gegangen, an die Größe des Verlustes.

11. Darstellung derselben. Die Seligkeit des ewigen Lebens läßt sich in Worten nicht erschöpfend aussprechen. Alles Uebel ist, wie alles Böse, dahin. Die Verklärung der Creatur. Die Gemeinschaft der Heiligen und Christi. Die Verklärung der Seligen anschaulich in der Verklärung Christi auf dem Berge Tabor. Und die ewige Seligkeit wäre keiner Mühe werth?

12. Den Verlornen ist der Verlust des Himmels ein größerer Schmerz als die Peinen der Hölle. Darum sind jene thöricht, die, ohne ein Verlangen nach der Seligkeit, bloß der Hölle zu entrinnen begehren. Die Entfernung von den Fürsten hält man für ein Uebel, das der Güterbesitz nicht aufwiege; und die selige Gemeinschaft mit Gott, dem Allmächtigen, dem Ewigen, dem Gerechten, sollte man leicht verschmerzen können?

13. Unerfaßlich ist die Größe der Seligkeit, die jenen zu Theil wird, an welchen durch die Wiedergeburt das Ebenbild Gottes wieder hergestellt ist. Die leibliche Schönheit unterliegt der Naturnothwendigkeit, wir können daran in Wahrheit nichts bessern. Aber der Adel und die Schönheit der Seele ist unser Werk. Es liegt das Vermögen in uns, die Seele, selbst wenn sie mißgestaltet wurde durch die Sünde, wiederum zur höchsten Schönheit zu erheben. Jerusalem, der Ehebrecherin, wird dennoch die Liebe Gottes nicht unbedingt entzogen; und Gott beut der ganzen Menschheit die Versöhnung an im Sohn. Wirst du sie verschmähen, nach dem Fleische lebend in der Welt?

14. Dich fesselt sinnliche Schönheit. Aber wie weit steht selbst eine hohe Schönheit des Leibes zurück hinter der Schönheit einer reinen Gott ebenbildlichen Seele! In dieser Zusammenstellung erscheint leibliche Schönheit wahrhaftig als Unrath und Häßlichkeit. Daniel weiß die Schönheit der Seele nur mit dem Leuchten des Blitzes zu vergleichen. Indeß, alle Dinge in der Natur können nur ein mattes Bild gewähren. Und diese zukünftige Herrlichkeit, sie sollte keiner Mühe werth sein? Paulus achtete all seine Trübsal gering um der Zukunft willen: aber nicht eine solche Mühe muthen wir nun auch dir zu. Nur aus der Sclaverei der sinnlichen Lust sollst du dich fürs erste loswinden. Hat die Lust schon einmal aus der Höhe des geistigen Lebens dich hinabgezogen, so werde darum nicht mutlos. Die Handelsleute gehen nach einem Schiffbruch wieder auf die See, und sie können doch den Stürmen nicht wehren. Um so mehr wende du dich zur Buße; der gute Fortgang hängt ja im Geistesleben nur von deinem eigenen Willen ab. Wenn ein Kämpfer in den Spielen auf sich zuschlüge, statt auf den Gegner, wäre er nicht thöricht? Dein Widersacher ist der Teufel: widersteh ihm durch Buße. Buße vermag viel. Sieh auf David hin; nachdem er in Ehbruch und Mord gefallen, bekehrt er sich und gewinnt nicht nur selbst die Aussöhnung mit Gott, sondern um seinetwillen schont Gott auch des Salomon und des Ezechias.

15. Freilich pflegt man sich um das Wohl des Leibes, der doch dem Naturzwang unterliegt, mehr zu bekümmern, als um das Heil der Seele, an welchem wir nie Ursache haben zu verzweifeln, weil es in unsere Hand gelegt ist. Ich halte dich noch nicht für verloren. Wenn du dich nur wieder finden wolltest! Die Nineviten, denen der Untergang schon angekündet war, haben noch Gnade erlangt, weil sie bittend und reuig sich zu Gott gewendet. Dienern, die gefehlt haben und sich bessern, schenkt man wieder Vertrauen. Gerade die schweren Beleidigungen, weit entfernt, die Verzweiflung zu rechtfertigen, sind vielmehr ein weiterer Grund zu durchgreifender Buße. Die Unbußfertigkeit ist Gott verhaßt über Alles, wie mehrere Schriftstellen deutlich zeigen. Die Büßer glänzen im hellsten Licht im Reich Gottes. Denn sie nehmen sich mit derselben Energie um die Tugend an, als sie ehdem der Sünde fröhnten. Beispiel Magdalena.

16. Darum sucht der Feind sie vom ersten Anfang zurückzuhalten. Ermanne dich. Dir zum Frommen, den Deinigen zur Freude.

17. Drei ermunternde Begebenheiten, nachzuahmende Vorbilder.

18. Worte des heiligen Paulus. Gleichniß vom Sämann.

19. Anerkennung der Sünde genügt nicht. Fasse Muth zum Werk. Trägheit und Verzagtheit arbeiten einander in die Hände. Die guten und die bösen Werke werden gegen einander abgewogen. Nach dem Ueberwiegenden das Urtheil. Auch kleine Werke werden nicht verachtet. Säume nicht länger.

Ausgewählte Briefe und Homilien

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