Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 339 - John Curtis - Страница 5
1.
ОглавлениеBen Brighton wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieß einen ellenlangen Fluch aus. Das war bei ihm reichlich ungewöhnlich und trug ihm auch sofort einen erstaunten Blick des Seewolfs ein.
„He, Ben, was ist denn in dich gefahren?“ fragte Hasard seinen sonst so ruhigen, beherrschten Ersten Offizier.
Wieder wischte sich Ben Brighton über die Stirn. Es herrschte eine geradezu bestialische Hitze hier unten am Südzipfel Floridas. Daran änderte auch die handige Brise nichts, die die Segel der „Isabella IX.“ füllte.
„Wir waren am Kap der Stürme und im Reich der Mitte, wir haben die heulenden eisigen Stürme des Nordens erlebt und die ausweglose Hitze im Sargassomeer, als wir im Tang festsaßen. Aber das hier ist die Hölle. Riechst du nicht diesen verdammten Pesthauch, den uns der Wind aus den Sümpfen herüberweht?“ fragte er und fuhr sich mit der Hand zum drittenmal über die Stirn, auf der der Schweiß in dicken Tropfen stand.
Der Seewolf schwieg. Er blickte nach Steuerbord, wo eben Shark Point aus dem Dunst auftauchte, der über der See lag und die Konturen verschwimmen ließ.
Dann nickte er, denn Ben Brighton hatte recht. Es war ein ganz eigentümlicher Geruch, den der ablandige Wind zur „Isabella“ hinübertrug. Es roch nach Moder und Fäulnis, nach Fieber und Tod. Irgend etwas in seinem Innern signalisierte dem Seewolf Gefahr und riet ihm davon ab, in die Ponce de León Bay einzulaufen.
Diese verdammte Quelle, von der Little Ross berichtet hatte, war das wahrscheinlich gar nicht wert – Gesundbrunnen hin, ewige Jugend her. Wenn Old O’Flynn an diesen haarsträubenden Unsinn glaubte, dann war das seine Sache. Er, der Seewolf, hielt das alles für eine Legende, bestenfalls. Und der Teufel mochte wissen, was sie an Land noch alles erwartete. Florida war ein gefährliches Fleckchen Erde.
Aber da war auch die Tatsache, daß die Wasservorräte der „Isabella“ zur Neige gingen und diese verdammte Quelle Abhilfe schaffen konnte. Nein, schaffen mußte!
Hasard wurde in seinen Gedanken unterbrochen.
„Es ist sinnlos, Sir“, hörte er Ben Brighton sagen, „bei diesem ablandigen Wind den Versuch zu unternehmen, in die Bucht zu segeln. Das schaffen wir wegen der vielen Inseln nicht. Es bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als irgendwo hier vorn in der Bucht zu ankern.“
Der Seewolf riß sich aus seinen Gedanken.
„Stimmt, Ben, segeln können wir nicht. Nicht bei diesem Wind, denn zum Kreuzen bleibt nicht genügend Raum. Aber hier vorn, von See her ohne weiteres zu sehen, können wir ebenfalls nicht liegenbleiben. Wir werden noch ein Stück weitersegeln und mit dem nächsten Schlag dann so weit wie möglich in die Bucht eindringen. Mit unseren Booten schleppen wir die ‚Isabella‘ dann hinter eine Insel, die uns zumindest Deckung nach außen gibt.“
Ben starrte den Seewolf an. Dann überzog plötzlich ein Grinsen sein Gesicht, das die Sonne stark gebräunt hatte.
„Na, das wird für die Jungs aber ein reines Vergnügen werden. Sicher hast du vor, ihnen diese Hiobsbotschaft selbst zu überbringen, oder?“
Der Seewolf nickte.
„Werde ich, Ben“, sagte er nur und fixierte gleichzeitig die Küste um Shark Point, die sich mehr und mehr aus dem Dunst schälte, aber den gleichen trostlosen Anblick bot wie alles andere, was sie hier sahen.
Natürlich wußte der Seewolf, daß er bei seinen Männern keine Begeisterungsstürme ernten würde, denn das Schleppen der „Isabella“ mit den Booten war bei dieser wahnsinnigen Hitze eine Knochenarbeit. Aber das half alles nichts, sie mußten vorsichtig sein nach allem, was geschehen war.
Hasard trat an die Schmuckbalustrade, die das Achterdeck abgrenzte. Auch ihm lief der Schweiß nur so am Körper herunter, und wieder hüllte eine Wolke von Modergeruch und Fäulnisgestank die „Isabella“ ein. Er warf einen Blick auf die Segel, dann einen weiteren in die Bucht und zur Küste.
„Klar zum Halsen!“ befahl er dann.
Sofort ertönte vom Deck Carberrys Donnerstimme.
„Klar zum Halsen!“ brüllte er. „O ihr lahmarschigen Takelläuse, ihr geteerten und gefederten Bilgenratten, ihr quergestreiften Affenärsche, bewegt euch! Hurtig, hurtig, oder ich werde euch Beine machen!“
Das Gebrüll Carberrys gehörte zum Bordleben der „Isabella“, und schon lange dachte keiner der Seewölfe mehr daran, das ernst zu nehmen. Aber es war wie das Salz in der Suppe – ohne Carberry und seine nie versiegenden Sprücheklopfereien hätte auf der „Isabella“ alles nur halb so gut funktioniert.
Die Männer stürzten an Brassen und Schoten, während Pete Ballie, der Rudergänger, in die Speichen des Ruderrades griff.
Die Oberkörper der Männer waren nackt und ebenfalls schweißüberströmt.
Die „Isabella“ schwang herum, ging auf Südostkurs und gewann so die Einfahrt in die Ponce de León Bay.
Drei Tage zuvor, aber in einer Entfernung von etwas mehr als dreihundert Meilen, ereignete sich um dieselbe Tageszeit etwas, was für die „Isabella“ und die Seewölfe noch Folgen haben sollte. Der Ort des Geschehens war die Ponce de Inlet, etwa zwölf Meilen südlich von Daytona.
Um Mardengo, den Piraten, scharte sich nur noch ein kleines Häuflein seiner einstigen Schnapphähne. Es waren diejenigen, die die Niederlage gegen die Spanier mehr oder minder unbeschadet überlebt hatten. Die anderen hatten entweder den Tod gefunden oder waren in Gefangenschaft geraten. Letzteren drohte ein schlimmes Schicksal, denn auf sie wartete entweder die Folter, oder man schickte sie als Arbeitssklaven in die Kupfer- beziehungsweise Silberminen der südamerikanischen Besitzungen der Spanier. Und auch dort war ihnen dann keine lange Lebensspanne mehr beschieden, sondern ein qualvolles, grauenhaftes Ende.
Mardengo wußte das alles, und wenn ihm das Schicksal seiner Spießgesellen auch ziemlich gleichgültig war, so doch nicht die Tatsache, daß seine einst so bedrohliche Streitmacht nunmehr fast zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft war.
In Mardengo tobte der Zorn. Denn dies alles hatte er den Spaniern, vor allem aber jenem schwarzhaarigen Bastard zu verdanken, der allmählich zu einem Alptraum für ihn zu werden begann. Doch Mardengo war nicht der Mann, der schnell aufgab. Sein Haß trieb ihn weiter. Er wollte Rache, er wollte den Seewolf, und er hatte seinen Plan nicht aufgegeben, sich zum Herrscher Floridas aufzuschwingen und die dortigen Indianerstämme als seine Sklaven einzusetzen.
„Wir brauchen ein Boot, Gato!“ stieß Mardengo hervor und sah seinen Unterführer an, der ebenfalls wie durch ein Wunder überlebt hatte. „Wir müssen fort von hier, ich will diesem verfluchten schwarzhaarigen Bastard folgen. Das Kanu, das wir gefunden haben, stammt von den Timucuas. Offenbar hat er welche von diesen Indianern an Bord. Das Krankenlager, das wir gefunden haben, deutet jedenfalls darauf hin. Vielleicht will er zu den Timucuas – wenn das aber so ist, dann weiß ich auch, wo ich ihn zu suchen habe.“
Gato, Kreole wie Mardengo, blickte seinen Anführer an. Seine dunklen, wilden Augen loderten vor Haß. Trotzdem beherrschte er sich.
„Gut“, sagte er, „vielleicht finden wir diesen Bastard wirklich. Aber was dann? Willst du ihn etwa mit diesem traurigen Haufen angreifen?“ Gato vollführte eine Handbewegung, die die restlichen Überlebenden der einstigen Streitmacht der Piraten einschloß. Das Häuflein lagerte unweit von den beiden Anführern und harrte mürrisch der Dinge, die kommen würden.
Mardengo funkelte seinen Unterführer an. Er war größer als Gato und ihm geistig auch überlegen, wenngleich Gato keineswegs dumm war.
„Laß das meine Sorge sein. Ich habe schon andere Situationen gemeistert. Wo Stärke fehlt, hilft List, das solltest du eigentlich wissen, denn du kennst mich lange genug. Wir brauchen ein Boot, das Kanu ist hinüber und für uns alle zu klein. Wir sollten versuchen, ob wir nicht eins unserer Beiboote finden und wieder flottmachen können. Vorwärts, hoch mit den Kerlen dahinten! Ich habe gesehen, daß eins der Boote unserer ‚Grinthian‘ abgetrieben ist, bevor die ‚Grinthian‘ sank. Wenn die Spanier es nicht mitgenommen haben, dann steckt es hier noch irgendwo in der Bucht. Wir müssen es finden, denn die Dons haben sich garantiert nicht um ein treibendes Boot gekümmert.“
Gato sprang auf.
„Verdammt“, sagte er, „du hast recht. Auch ich erinnere mich daran. Ich meine aber, daß das Boot beschädigt war – wir werden sehen!“
Er scheuchte die träge herumliegenden Piraten, die immer wieder nach den Moskitos schlugen, hoch.
„Los, ausschwärmen. Sucht das Boot, das sich beim Untergang der ‚Grinthian‘ vom Schiff gelöst hat. Ich habe gesehen, daß es durch die Bucht getrieben ist. Wenn mich nicht alles täuscht, dann liegt es irgendwo da drüben!“
Er deutete über die Bucht.
„Vorwärts, bewegt euch!“
Gato trieb die Männer an, und einen, der sich nicht schnell genug aufrappelte, trat er in den Hintern, was der Pirat mit einem wilden Fluch quittierte.
Aber Gato kümmerte das nicht, Mardengo und er teilten das Häuflein in zwei Gruppen, dann rückten sie ab. Mardengo nahm sich das Westufer der Bucht vor, während sich Gato und seine Männer mühsam den Weg zum wesentlich weiter entfernten Ostufer der Bucht bahnten, wo nur noch eine schmale Landzunge die Ponce de León Inlet vom offenen Meer trennte.
Gato und seine Männer entdeckten das Boot zwei Stunden später. Es steckte zwischen den Schlingpflanzen des Ufers, und sogar Riemen nebst dem Mast für das Segel und sogar das Segel selbst befanden sich an Bord.
Gato sprang ins Boot. Er konnte nicht glauben, was er sah. Warum befanden sich Riemen, Mast und Segel im Boot? Und wie war es nahezu unbeschädigt vom sinkenden Schiff freigekommen?
Gato stand im Boot und rührte sich nicht. Erst nach und nach begriff er, daß wahrscheinlich eine Gruppe von Piraten versucht hatte, sich mit diesem Boot von der „Grinthian“ abzusetzen, als klar wurde, daß die totale Niederlage unabwendbar war.
Gato spürte, wie der Zorn in ihm aufwallte. Aber wieder beherrschte er sich.
„Gut“, sagte er schließlich leise. „Hoffentlich haben die Spanier diese feigen Hunde erwischt oder getötet. Das spart mir die Arbeit. Und das Boot, bei allen Teufeln der Hölle, das können wir brauchen. Mardengo wird die Augen aufreißen!“
Er drehte sich seinen Männern zu.
„Steht nicht so dämlich rum. An Bord mit euch, hoch mit dem Segel und dann an die Riemen. Wir haben keine Zeit zu verlieren!“
Auch die Piraten brachen jetzt in wildes Gebrüll aus. Sie wateten durch das Wasser zum Boot hinüber und sprangen an Bord.
Nur wenig später stand der Mast, dann wurde das Segel gesetzt. Der Wind, der über die schmale Landzunge in die Bucht einfiel, füllte es im Nu. Das Boot nahm Fahrt auf, und die Piraten beschleunigten sie noch, indem sie sich kräftig in die Riemen legten.
Alle Müdigkeit und aller Mißmut waren von ihnen abgefallen. Sie hatten ein seetüchtiges Boot, sie konnten diese verfluchte Bucht verlassen. Für alles andere würde Mardengo sorgen. Zumindest konnten sie aber mit diesem Boot zu ihrem Versteck an der Westküste Floridas gelangen, das zu Fuß wegen der ausgedehnten Sümpfe nur unter allergrößten Strapazen zu erreichen gewesen wäre.
Mardengo erging es nicht anders als Gato zuvor. Auch er starrte das Boot zunächst sprachlos an, aber dann begriff er, welchem Umstand er das Vorhandensein dieses nahezu unbeschädigten und komplett ausgerüsteten Boots zu verdanken hatte.
Sein Gesicht lief vor Zorn knallrot an seine Augen funkelten.
„Diese Hunde!“ stieß er hervor. „Dieses Pack! Feige fliehen wollten sie. Sollte noch einer von diesen Bastarden leben und ich ihn erwischen, dann wird er einen Tod sterben, wie ihn noch nie zuvor jemand gestorben ist, so wahr ich Mardengo bin!“
Er atmete schwer. Doch nach und nach beruhigte er sich.
„Wir haben ein Boot, Gato. Nur das zählt in diesem Moment. Warte, du schwarzhaariger Bastard, Mardengo wird dich finden! Dann werden wir sehen, ob du auch weiterhin soviel Glück haben wirst!“
Mardengo watete an Bord, denn wegen der Lianen und Schlingpflanzen konnten sie das Boot nicht bis ans Ufer pullen. Die anderen Männer seiner Gruppe folgten ihm. Gleich darauf begannen die Männer wieder zu pullen, während Mardengo auf der Achterducht neben Gato Platz genommen hatte, der die Ruderpinne bediente.
Mit Hilfe des Segels würden sie schneller und bequemer vorwärts gelangen. Mardengo ahnte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht, daß sich die Dinge für ihn auf völlig unerwartete Weise zum Besseren wenden sollten.
Der Wind blieb ihnen den ganzen Tag über günstig. Zwar plagten Mardengo und seine Leute sowohl der Durst als auch der Hunger, aber der Pirat steuerte das Land nicht an. Er wollte so schnell wie möglich den Südzipfel Floridas erreichen und umrunden, um zur Westküste der riesigen Halbinsel zu gelangen.
Jedes Murren erstickte er im Keim, und als einer der Männer aufsässig zu werden begann, schlug er ihn auf der Ducht zusammen.
„Den nächsten“, sagte er und hielt sein Entermesser in der Faust, „schlitze ich auf. Wann wir an Land pullen, bestimme ich, sonst niemand, klar?“
Die anderen duckten sich. Anschließend packte Mardengo den Bewußtlosen, hob ihn hoch, umklammerte eins seiner Fußgelenke und hängte ihn außenbords in die See.
Der Mann kam rasch wieder zu sich, und Mardengo warf ihn ins Boot.
„Noch einen Laut oder ein Wort, du Mistkerl“, sagte er, „und ich werfe deinen Kadaver den Haien vor!“
Er deutete nach hinten, wo seit wenigen Augenblicken eine Dreiecksflosse hinter dem Boot herschnitt.
Der Pirat, dem das Wasser noch aus den Haaren lief, zuckte zusammen. Dann duckte er sich und griff wieder zu seinem Riemen.
Mardengo fixierte ihn noch einen Moment, dann setzte er sich wieder neben seinen Unterführer Gato.
Den ganzen Tag über wurde an Bord kaum ein Wort gesprochen. Mal pullten die Männer zusätzlich zum prall vom Wind gefüllten Segel, dann wieder ließ Mardengo sie ausruhen, um ihre Kräfte zu schonen.
So wurde es Abend. Die Sonne versank hinter der flachen Küstenlinie Floridas. Plötzlich erstarrten die Männer mitten in ihrer Bewegung. Das war, als bereits erste Schleier der Dämmerung die herannahende Nacht ankündigten und der Mond schon als deutlich sichtbare Scheibe am Himmel stand.
Sie hatten gerade eine kleine Bucht erreicht – und dort, am hinteren Ende dieser Bucht, nahe dem Ufer, lag stark nach Backbord gekrängt eine schmucke, wenn auch nicht sehr große Galeone. Ein Dreimaster, dem Mardengo auf den ersten Blick ansah, daß er sehr gute Segeleigenschaften haben mußte und auch recht ordentlich armiert war. Das bewiesen die gerade noch zu erkennenden Stückpforten in seinem Rumpf.
„Weg mit dem Segel, hart Backbord, schnell!“
Diesmal begriffen die Männer sofort. Noch während Gato die Ruderpinne herumdrückte, holten andere das Segel ein, und die restlichen Piraten begannen zu pullen, als ginge es um ihr Leben.
Mardengo beobachtete unterdessen die fremde Galeone.
„Die haben ein Leck unter der Wasserlinie“, sagte er dann zu Gato. „Deshalb haben sie das Schiff mittels über Taljen laufenden Tauen, die irgendwo am Ufer verankert wurden, gekrängt. Diese Galeone holen wir uns! Wäre ja gelacht, wenn wir das nicht schaffen würden!“
Gato blickte ebenfalls zu der fremden Galeone hinüber. Mardengo hatte recht. Das war ihre Chance, so schnell würde sich ihnen eine ähnliche nicht mehr bieten. Aber sie mußten sich von Land her der Galeone nähern, denn die Kerle durften sie nicht bemerken. Sie mußten sie überraschen.
„Das wird einer der Dons sein, dem wir eine verpaßt haben“, sagte Gato. „Aber wo sind die anderen? Die Galeone hat bestimmt zum spanischen Geschwader gehört.“
Genau das war die Frage, die Mardengo ebenfalls beschäftigte. In der Bucht befand sich kein weiteres Schiff. Mardengo kannte die Küste aber gut genug und wußte, daß es in der Nähe keine weitere Bucht gab, in der das spanische Geschwader hätte ankern können. Auf See draußen hatten sie jedoch ebenfalls keine einzige Mastspitze entdeckt.
Nach einigem Überlegen sagte Mardengo: „Die haben den Kahn hier zurückgelassen, weil er mit seinem Leck nicht weitersegeln konnte. Wahrscheinlich soll er seine Schäden beheben und dann dem Verband folgen. Ich glaube, die Dons sind schon südwärts gesegelt, denn auch sie sind hinter dem schwarzhaarigen Bastard her, der Fort St. Augustine ausgeplündert hat. So und nicht anders wird es sein. Es bleibt dabei – wir holen uns diese Galeone.“
Das Boot hatte sich der Küste inzwischen so weit genähert, daß es von der Galeone aus nicht mehr gesehen werden konnte.
„Und wenn die Kerle uns vorhin bemerkt haben?“ fragte Gato.
„Dann denken sie allenfalls an einen Fischer, der sich beim Anblick ihrer Galeone vor Angst eiligst in Sicherheit gebracht hat. Sie können gar nicht auf den Gedanken verfallen, daß ihnen von uns Gefahr droht. Ihre Galeone ist voll bemannt, und die Kerle sind bewaffnet. Vor was, zum Teufel, sollten sie sich also fürchten? Mich halten sie bestimmt für tot.“
Mardengo lachte, aber das Lachen klang rauh und böse. Ihm ging nämlich gleichzeitig durch den Kopf, wie er mit dieser spanischen Übermacht fertig werden sollte. Zu erklären, sie würden sich diese Galeone holen, war die eine Sache. Das dann aber auch zu vollbringen, die andere. Mardengo war Realist genug, um sich in dieser Hinsicht keinen Illusionen hinzugeben. Aber ihm würde schon noch einfallen, was zu tun war.