Читать книгу wenn ein Stier zum Ochsen wird - johnbotscheslav - Страница 3
ОглавлениеKapitel 1
Ein Stier begegnet auf einer Wiese einer sehr attraktiven Kuh, die sich ihm gegenüber jedoch leicht arrogant zeigt. Nach kurzen Überlegungen beschließt der Stier, ihr trotz der Arroganz schöne Augen zu machen…schließlich ist er ja ein Stier und würde sie schon zähmen können. Nachdem sie eine Weile miteinander geflirtet hatten, schlug der Stier vor, sich gemeinsam eine Wiese zu suchen, um diese abzugrasen. Die Kuh jedoch lehnte seinen Vorschlag ab und nahm ihn stattdessen mit auf die Wiese ihrer Eltern. Von Anfang an verursachte dieser Vorschlag seitens der Kuh ein seltsames Gefühl bei dem Stier. Er hatte irgendwie Bauchweh und ihm schwante nichts Gutes. Sicher würden ihm die Eltern der Kuh Vorschriften machen und ihm sagen, was er zu tun und zu lassen hatte. Seine Befürchtungen sollten sich bewahrheiten. Die Eltern seiner Angebeteten mieden ihn und machten ihm tatsächlich Vorschriften, wo er zu grasen hatte und auch das inzwischen vorhandene Kälbchen konnte die Situation nicht entschärfen. Die Eltern der Kuh ließen ihn nur auf dem Fleckchen Weide grasen, auf dem das Gras dünn gesät war. Das Kälbchen hingegen durfte an den saftigsten Plätzen der Wiese grasen und wurde vollkommen in die Familie integriert. Immer wieder blickte der Stier hilfesuchend zu seiner Kuh, die ihm jedoch mit ihren Blicken, Gesten und Worten unmissverständlich klar machte, das das Wort ihrer Kuheltern Gesetz war auf der Wiese und er sich gefälligst zu beugen habe. Oft grübelte der Stier nach, warum die Kuh sich so verändert hatte und warum sie zuließ, dass die Eltern ihn aus der Familie ausgrenzten. Die Situation stimmte ihn sehr traurig und er fühlte sich zurückgesetzt und alleine. Ihm fehlte die Liebe seiner Kuh, mit der er vor dem Einzug auf der Wiese der Eltern so glücklich gewesen war. Einmal hatte er sie angesprochen und auf die Sehnsucht, die in ihm brannte hingewiesen. Die Kuh erklärte ihm jedoch abgeklärt, dass sie keinen Spaß und keine Lust mehr an der Liebe empfände. Dies rührte wohl daher, dass bei der Geburt des Kälbchens Komplikationen auftraten und der Tierarzt sie falsch genäht hatte. Liebe mit dem Stier zu machen, verursachte Schmerzen bei ihr. Es traf den Stier gleich doppelt hart. Zum einen fühlte er sich alleine, war eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit und durfte nur in der ihm zugewiesenen schlechten Ecke der Weide grasen, zum anderen erhielt er von seiner Kuh, wegen der er erst in diese Lage gekommen war, keinerlei Zuwendung mehr. Trotzdem versuchte er Verständnis für seine Kuh aufzubringen. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, arbeitete sehr viel und sehr hart. Auch hoffte er auf die Anerkennung der Eltern seiner Kuh, wenn er sich als fleißig und zuverlässig zeigte.
Die Situation wurde zunehmend unerträglicher für den Stier und er beschloss, auf den Tisch zu hauen und sprach den Vater der Kuh darauf an, sich mit seiner Kuh und dem Kälbchen eine eigene Weide zu suchen. Diese Ankündigung hatte zur Folge, dass er von dem Vater der Kuh niedergetrampelt und von der Mutter der Kuh übel beschimpft wurde. Da lag er nun in seinem schäbigen Teil der Weide und alle Knochen taten ihm weh. Die Kuh stand ihm ausnahmsweise bei und beteuerte, auch vor ihren Eltern, mit dem Stier und dem Kalb auf eine andere Weide zu gehen. Als die Eltern der Kuh das hörten, schalteten sie einen Mediator ein. Sie hatten wohl Angst, die Tochter würde ihre Aussage wahrmachen und sie mit dem Stier und dem Kalb verlassen. Plötzlich schienen alle Gesprächs- und Verhandlungsbereit zu sein. Man bot dem Stier und der Kuh sogar ein eigenes Stück Weide an, was die Problematik ein für alle Mal lösen sollte. Da der Stier seine Kuh liebte, gab er schließlich nach. Vielleicht war es ja auch sinnvoll das Angebot anzunehmen. Hätte er einen eigenen Weidenteil mit saftigerem Gras, würde er auch besseres Futter aufnehmen und wieder zu vollen Kräften kommen. Mit voller Kraft, könnte er noch mehr Arbeiten und vielleicht dann endlich die Eltern der Kuh beeindrucken und Einlass in die Familie erhalten. Die Eltern der Kuh überschrieben der Kuh die Hälfte der Weide. Der Stier erhielt nichts, er war weiterhin nur geduldet und er fragte, sich, ob er jemals zur Familie gehören würde.
Eine Weile schien es als würde sich alles zum Guten wenden. Sogar die Kuh ließ dem Stier wieder Zärtlichkeiten zukommen und bekam schließlich sogar ein zweites Kälbchen. Zu viert bewohnten sie nun den Teil der Weide, den die Eltern der Kuh ihnen überlassen hatten.
Leider verlief auch das Leben auf dem neuen Teil der Weide nicht ganz nach Wunsch des Stiers. Die Eltern der Kuh waren ständig zu Besuch und präsent auf dem Teil der Weide, den sie der Kuh und ihrer Familie überlassen hatten. Wieder waren der Stier, seine Kuh und die beiden Kälbchen keine Familie für sich. Ihm kam das seltsam vor und er fragte sich, warum seine Kuh sich darüber nicht aufregte. Er beschloss jedoch abzuwarten und zu sehen, wie sich die Sache weiter entwickelt.
Die Eltern der Kuh übertrugen ihm ständig neue Aufgaben, die er für sie erledigen sollte. Sie beschwerten sich sogar darüber, wenn er mit der Kuh Zärtlichkeiten austauschte und wiesen ihn darauf hin, dass zwei Kälbchen mehr als genug waren. Er sollte seine Zeit und seine Energie vielmehr in Arbeit umlegen, meinten die Eltern der Kuh. Der Stier tat wie ihm befohlen, denn er wollte noch immer in die Familie aufgenommen werden und es den Eltern der Kuh recht machen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass ihm das nie gelingen würde.