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1. Der Fall Vaucher

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Es war ein trüber Regentag. Ab und zu klatschte ein verirrter Regentropfen gegen das schmutzige Fensterglas. Ziemlich unelegant saß ich auf meinem Bürostuhl und versuchte mit Schere und Brieföffner, einen Fettfleck aus meiner Hose zu ent­fernen.

Plötzlich schrillte das Telefon. Ich pflück­te den Hörer von der Gabel. Eine Frauen­stimme flötete mir ins Ohr.

»Was ist?«, fragte ich erstaunt.

»Vaucher will Sie sprechen«, zirpte der Kehlkopf in der Leitung.

»Vaucher?« Meine roten Ohren konnte sie zum Glück nicht sehen.

»Um fünfzehn Uhr in seinem Büro«, kam prompt die Empfehlung.

Bevor ich mich verteidigen konnte, war die Leitung unterbrochen. Der Fettfleck war weg, die Hose kaputt.

Eigentlich mag ich keine Fahrstühle, und Treppen noch viel weniger. Trotzdem musste ich zu Vaucher. Also entschloss ich mich für den Fahrstuhl.

»Vaucher erwartet Sie«. Ich erkannte die Stimme sofort. Es war die Goldflöte von vorhin.

»So«, sonorte ich und ließ eine meiner abgegriffenen Visitenkarten über den Schreibtisch zwirbeln.

»Was ist?«, wollte die Telefonflöte wissen.

Sie hatte Augen wie zwei Schwimmbecken im Hochsommer.

»Was soll sein?«, fragte ich leicht gereizt zurück.

»Sie haben ein Loch im Anzug«, kam sie gleich zur Sache.

»Schon möglich«, erwiderte ich gelassen.

»Es ist so!« Die Goldflöte schwebte einem Missklang zu. »Vaucher erwartet Sie!«, piff sie mich dann an.

Die Visitenkarte lag unberührt auf dem Schreibtisch.

»Sind sie neu hier?«, fragte ich die musikalische Lady, um Zeit zu gewinnen. Sie hatte aber ihre Badeanstalt geschlossen und schenkte mir keinen Blick mehr.

In Vaucher Büro roch es penetrant nach Motten­kugeln.

»Was ist los?«, fragte ich, noch halb unter der Tür stehend.

Vaucher streckte seinen fetten Bauch vor. Die Westenknöpfe waren schussbereit.

»Meine Tochter und ihr Pferd sind verschwunden!« Er schwabbelte zu den Worten mit dem gan­zen Gesicht.

»Sieht nach Schwierigkeiten aus«, sagte ich und ließ die Tür hinter mir locker ins Schloss fallen.

»Und ob!«, grunzte Vaucher und versprühte seinen trüben Speichel in meine Richtung.

»Wann haben Sie ihre Tochter das letzte Mal gesehen?«, stieg ich gleich ins Rennen ein.

Vaucher klatschte seine flache Hand, die die Größe eines Tennisschlägers hatte, auf die Tischplatte. Er hätte damit ein Wespennest vernichten können.

»Vor einer Woche«, kam es über seine nassen Lippen.

»Vor einer Woche«, wiederholte ich ohne besonderen Grund.

Zögernd unternahm ich einen Schritt ins Zimmer. Vaucher beobachtete mich dabei kritisch.

»Was ist mit dem Verlobten?«, feuerte ich einfach einen Schuss ins Dunkel ab.

»Welchem Verlobten?«, vibrierte der Fettwanst

»Pferd oder Pony?«, rief ich ihm zu.

»Pferd – wenn schon!«

»Name?«, wollte ich wissen.

Vaucher hob seine Hand, fleischig wie ein rohes Riesenkotelett.

»Wie geht das Geschäft mit den Pommes-Frites?« Ich wollte anständig sein, deshalb die unpassende Frage.

Vaucher Hand landete auf dem Schreibtisch und begrub den Telefonapparat unter sich. »Hannelore«, sagte er dann und stellte seine aufgepumpten Lippen vors Gesicht.

»Wer heißt so? Das Pferd oder ihre Tochter?«

»Das Pferd.« Beim »Pffff« bespuckte er die Akten vor sich.

»Haben Sie eine Fotografie von ihrer Tochter?«, fragte ich nach.

»Möglich«, meint er. »Sie lässt sich für gewisse Magazine fotografieren.«

»Tatsächlich!« Mein Interesse wuchs.

»Zudem wurde mir meine Pistole, eine Automatic, gestohlen«, erklärte mir Vaucher. Es klang traurig, als ob er ein liebes Spielzeug verloren hätte. »Aus meiner Nachttisch­schublade«, ergänzte er.

»Hat wohl mit ihrer Tochter und dem Pferd Hannelore zu tun?«, kombinierte ich.

Er nickte mit seinem dicken Kopf.

Der Fall Vaucher / Der Sturzflugkapitän

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