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5.Terminologie
ОглавлениеGriechisch
Im Griechischen wird für Unfreie am häufigsten der Beriff doulos (weiblich: /doule) verwendet, die Sklaverei wird als /douleía (dichterisch: doulosyne) bezeichnet. Die Etymologie dieses bereits in den mykenischen Linear B-Texten wiederholt vorkommenden Begriffs ist nicht unumstritten. Der Indogermanist Günther Neumann hat allerdings mit guten Argumenten die Grundbedeutung „die (mit Gewalt) ins Haus gebrachte Person“ rekonstruiert. Bereits in den homerischen Epen werden Sklaven bzw. Sklavinnen als domes bzw. domai bezeichnet (diese Begriffe kommen v. a. im Plural vor). Auch in diesem Begriff steckt die Wurzel *dem-/*dom- „Haus“. Durch diese Bezeichnung werden die Zugehörigkeit der Sklaven zum Haushalt und ihre Tätigkeit in selbigem ausgedrückt. Ebenfalls auf die Rolle des Dienstpersonals im Haus sind die Bezeichnungen oikeus bzw. oiketes bezogen, die sich ursprünglich auch auf rechtlich freie Diener bezogen haben, ihre Bedeutung dann aber auf Sklaven verengten und schließlich weitgehend von doulos verdrängt wurden. Nur Frauen wurden als amphipoloi bezeichnet. Es sind Frauen, die sich in der ursprünglichen Bedeutung „rund um einen anderen bewegen“ – also Dienstbotinnen. Auch dieser Begriff verschwand im Laufe der Zeit. Ursprünglich zur Bezeichnung freier Gefolgsleute diente der Terminus therapon, in klassischer Zeit wurde er jedoch zur Charakterisierung von Unfreien verwendet, ebenso die weibliche Form therapaina. Bereits als Unfreie innerhalb der Sklavenschaft geborene, sog. „hausgeborene“ Sklaven, wurden als threptos „der/die (im eigenen Haus) Aufgezogene“ bzw. als oikogenés „der/die im Haus Geborene“ bezeichnet. In Analogie zum Begriff /tetrapodon „Vierfüßler“ wurde das Wort andrapodon „Menschenfüßler“ gebildet. In den frühesten Belegen bezieht sich dieser Terminus meist auf Kriegsgefangene. Ursprünglich nur als Bezeichnung für den leblosen Körper üblich, ist ab hellenistischer Zeit die Bezeichnung von Sklaven als soma gebräuchlich. Auch andere Begriffe dienten nicht ausschließlich der Bezeichnung von Unfreien. Sklavinnen in einem Haushalt wurden oft etwa nur als gynai bzw. gynaikes „Frauen“ angesprochen. Auf die rechtliche Unmündigkeit der Sklaven nimmt die häufige Bezeichnung von Unfreien als pais „Kind“ Bezug. Zu den bisher genannten, eher allgemeinen Sklaventermini tritt eine Vielzahl weiterer Begriffe, die bestimmte Eigenschaften der Unfreien hervorheben. So nehmen auf ihren Erwerb etwa die Bezeichnungen argyronetos „mit Silber Erworbener“ oder chrysonetos „mit Gold Erworbener“ Bezug, während die Bezeichnung mastigias „zu Peitschender“ auf die häufig brutale Behandlung der Unfreien anspielt.
Latein
Der wichtigste Terminus für den Sklaven in der lateinischen Sprache ist servus. Dabei handelt es sich sowohl um einen juristischen Terminus als auch um einen allgemeinen Begriff. Etymologisch ist servus mit der Wortgruppe servare „auf etwas achten, bewahren“ zu verbinden. Die entsprechende weibliche Form serva taucht nur dann auf, wenn vom personenrechtlichen Status die Rede ist; zur allgemeinen Bezeichnung einer Sklavin diente der Terminus ancilla (vom ausgestorbenen Verb anculare bzw. ancillari „aufwarten“). Ein weiterer Terminus zur Bezeichnung eines Unfreien ist famulus, womit der Sklave als Angehöriger des Haushaltes (familia) bezeichnet wird. Der Begriff familia kann auch in einer Spezialbedeutung die Gesamtheit aller Sklaven eines Haushaltes meinen. Analog zum Griechischen wird der Sklave in der Anrede oft als puer bezeichnet, seltener die Sklavin als puella. Weitere Begriffe zur Bezeichnung von Unfreien können sich auf die Herkunft der Unfreien (z.B. empticius „gekauft“, verna „hausgeboren“) beziehen oder auf ihre Erfahrung (novicius „unerfahren“, veterator „Routinier“) anspielen. Nach dem Rechtsakt der mancipatio konnte ein käuflich erworbener Sklave auch als mancipium bezeichnet werden. Schon bei Plautus begegnet die Bezeichnung conservus bzw. conserva „Sklave/Sklavin desselben Haushalts“; analog sprach man bei einem aus dem gleichen Haushalt Freigelassenen (libertus) von conlibertus/conlibertus bzw. collibertus/colliberta. Die emotionale Beziehung zwischen dem Herrn und dem Sklaven wird im Terminus delicium bzw. deliciae „Liebling“ deutlich. Dieser Begriff taucht besonders oft in Grabinschriften auf. Er kann durchaus auf ein sexuelles Verhältnis anspielen, muss dies aber nicht. Am häufigsten werden Sklaven in lateinischen Texten durch die von ihnen ausgeführte Tätigkeit charakterisiert. Dabei sind dieser Begriffe freilich nicht ausschließlich auf Unfreie zu beziehen, sondern in einzelnen Fällen können damit durchaus auch Freie (bzw. Freigelassene) gemeint sein. Beispiele dafür sind etwa paedagogus „Erzieher“, nutrix „Amme“, vilicus „Gutsverwalter“, cubicularius „Kämmerer“, ornatrix „Zofe“ oder pedisequus „Diener (wörtlich: der auf dem Fuß Folgende)“.
In der lateinischen Literatur wurden Ausdrücke, die sich ursprünglich auf Sklaven bezogen, immer wieder auch auf andere Zusammenhänge übertragen. Ein bekanntes Beispiel ist das servitium amoris („Knechtschaft der Liebe“). Unfreie Abkunft oder sklavisches Benehmen wurden auch zum Topos in der lateinischen Invektive. Sklavenanspielungen nahmen auch im römischen Schimpfwörterrepertoire großen Raum ein.
Stichwort
Sklave
Die deutsche Bezeichnung „Sklave“ (und die üblichen Bezeichnungen für Unfreie in anderen westlichen Sprachen wie engl. slave, franz. esclave, span. esclavo, ital. schiavo) stammt vom mittellateinischen sclavus ab, das wiederum auf das byzantinische Wort zurückgeht. Nach der gängigsten, freilich nicht unumstrittenen Erklärung bezieht sich dieses ursprünglich auf südslawische Stämme. Da diese im Mittelalter häufig als Sklaven verkauft wurden, erhielt es die Bedeutung „Unfreier“.