Читать книгу Van Ruhden und der Zug des Todes - Joshua A. Weid - Страница 7
Die Unruhe vor der Abreise
ОглавлениеEin Haus auf dem Land in der Nähe von München, 1923, Mitternacht
Sturm und Wind peitschten um das kleine, ländlich gelegene Haus von Benjamin van Ruhden. Er schlief unruhig und wälzte sich in seinem Bett. Seine Hände umklammerten den Rand der Bettdecke und manchmal murmelte er ein paar Worte.
Ein krachender Donnerschlag riss ihn aus seinem Albtraum. Er schnaufte laut und tastete nach seiner Brille auf dem Tisch neben seinem Bett. Zitternd setzte er sie sich auf und seine Sicht wurde klar. Er stand auf, um runter in die Küche zu gehen und einen Schluck Wasser zu trinken. Langsam ging er die knarrende Treppe nach unten. In der Küche schenkte er sich ein Glas voll Wasser ein und trank es aus. Der Regen prasselte gegen die Scheibe und in der Ferne schlug ein greller Blitz ein. Herr van Ruhden schrak nach oben und ließ das Glas auf den Boden fallen.
In diesem Moment kam seine Haushälterin Martha herein. Sie war eine Frau mittleren Alters mit starkem bayerischen Dialekt. „Ha, was issen hier los? Herr van Ruhden, ober was homs den gmocht?“
„Nichts, mir ist nur das Glas aus der Hand gefallen. Gehen Sie wieder zu Bett, die Scherben können Sie morgen entfernen.“ So schlurften die beiden also wieder zu Bett und legten sich hin.
Am Morgen stand Van Ruhden auf, zog sich an, nahm sein Frühstück zu sich, wusch sich und packte die letzten Sachen in seinen Koffer für seine Zugreise nach Sylt, um seine Schwester Luise und ihren Mann Johann zu Weihnachten zu besuchen. Draußen schneite es dicke Flocken und bald war das ganze Land sowie München unter eine weiße Decke gehüllt.
Seine Haushälterin Martha fragte ihn noch, ob er auch alles habe.
„Ich bin mir ganz sicher, Martha!“
Sie stiegen in den Benz, der vor dem Haus im Hof stand. Martha fuhr Benjamin zum Bahnhof nach München. Während der Fahrt betrachtete Benjamin van Ruhden die winterliche Landschaft. Dann musste er wieder an gestern Nacht denken, den Albtraum, die Scherben in der Küche und die lauten Donnerschläge, die ihn jedes Mal aus der Fassung brachten.
Nach einiger Zeit waren sie am Hauptbahnhof angekommen. Martha stellte den Motor ab, stieg aus und öffnete Benjamin van Ruhden die Tür. Der hatte seinen Koffer schon in der Hand und schnaufte tief durch.
„Ober passons mor ja uff, wenns auf Sylt sann!“
„Das werde ich, Martha, das werde ich.“ Zur Verabschiedung umarmte er seine Haushälterin und winkte ihr nach. Der Wagen fuhr ab und Herr van Ruhden begab sich zu seinem Gleis. Er hielt sein Ticket bereit und stellte sich mit seinem handlichen Lederkoffer vorne an den Bahnsteig.
Nach wenigen Minuten hörte er schon das Tuckern und Schnaufen der Dampflok. Es war eine 13909er, Baujahr 1916. Der Zug fuhr ein und ein Schaffner sprang aus der Tür des Waggons. Er rief: „Alles einsteigen!“
Diese Worte machten Herr van Ruhden glücklich und ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht. Es stiegen noch ein paar andere Personen in seinen Wagen ein, denn er hatte eine Karte für den Erste-Klasse-Waggon. Als alle Personen ihre Plätze eingenommen hatten, ging der Schaffner wieder in den Eingang des Waggons, hielt sich an der Stange fest, lehnte sich weit aus dem Zug hinaus, winkte mit dem Arm und rief: „Zug fährt ab!“
Danach wurde Herr van Ruhden in seine Kabine eingewiesen. Ein Page begleitete ihn dorthin und öffnete ihm die Tür. Van Ruhden trat in einen gemütlichen, circa zehn Quadratmeter großen Raum ein. Darin standen ein Bett, ein Tisch, ein Ohrensessel und ein kleines Waschabteil mit einer Schüssel, einem Spiegel und eine Kanne voller klarem Wasser. Das Ganze hatte einen edlen braun-goldenen Farbton. Van Ruhden rieb sich die Hände und sagte: „ Ja, dann wollen wir mal zu Mittag essen! Woll’n doch mal schau’n, ob das auch so gut ist.“
Van Ruhden begab sich in den Speisewagen der Ersten Klasse und setzte sich auf der rechten Seite an den dritten Tisch. Sogleich kam eine Bedienung und reichte ihm eine Speisekarte. Während er sich die zahlreichen Angebote ansah, unterbrach ihn ein Kartenkontrolleur. Van Ruhden blickte zu ihm auf und zog seine Fahrkarte aus seiner linken Sakkotasche. Der Kartenprüfer knipste sie durch und reichte sie Van Ruhden mit einem freundlichen Lächeln.
In diesem Moment knackste die Lautsprechanlage und eine Ansage ertönte: „Sehr verehrte Fahrgäste, dies ist die Zugreise von München nach Neukirchen. Wir wünschen Ihnen noch weiterhin eine angenehme Reise.“ Ein Dong erklang und die Sprechanlage knackste aus. Dann sah Van Ruhden eine Zeitung auf seinem Tisch liegen. Er nahm sie und schlug die erste Seite auf. Während er so die Zeitung durchblätterte, wurde er durch ein Räuspern dazu aufgefordert, doch einmal von seiner Tageszeitung aufzublicken. Herr van Ruhden klappte die Zeitung nur zur Hälfte zu und sah eine junge Frau. Sie war von schlanker Statur und zudem äußert gut gekleidet – mit roten Lippen und braun gewelltem langem Haar.
„Verzeihen Sie bitte, aber darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Van Ruhden erhob sich und deutete mit der Hand auf den gegenüberliegenden Platz. „Bitte, bitte, nehmen Sie doch Platz.“
„Haben Sie recht vielen Dank!“
„Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Van Ruhden, Benjamin van Ruhden.“
„Ach, dann habe ich genau den Richtigen gefunden. Mein Name ist Gräfin Marie Charlotte von Karlsbad.“
„Sehr erfreut! Was führt Sie zu mir?“
„Nun ja, man hat bereits im ganzen Abteil von Ihnen erzählt und da wollte ich die Gelegenheit nicht auslassen, Sie kennenzulernen!“
„Tatsächlich, wer hätte das gedacht!“
Beide schmunzelten.
„Erlauben Sie mir die Ehre, mit Ihnen zu Mittag zu speisen“, sagte Van Ruhden höflich.
„Aber mit dem größten Vergnügen!“
Ein Kellner brachte eine weitere Speisekarte und Van Ruhden bestellte gleich. „Ich hätte gerne das Schweinsfilet mit den Bratkartoffeln, den gemischten Salat und ein Gläschen Cognac! Und für die Dame …
Sie beendete seinen Satz mit: „Das Gleiche bitte! “
„Wie die Herrschaften wünschen!“ Mit diesem Satz nahm die Bedienung die Speisekarten, verbeugte sich leicht und ging in die Bordküche.
Van Ruhden und die Gräfin unterhielten sich köstlich, bis das Essen kam, das genauso war wie die Unterhaltung. Es zerging Van Ruhden auf der Zunge. Und der Cognac erst! Ein Genuss!
„Das war köstlich!“, gab Van Ruhden zu.
„Allerdings. Ein Gaumenschmaus!“
„Wollen Sie zur kleinen Verdauung an die frische Luft?“
„Sehr gerne!“
So gingen also beide nach draußen zum Waggonübergang und stellten sich ans Geländer.
Van Ruhden lauschte dem Tackern der Räder über die Schienen. Er schloss die Augen und atmete die frische Winterluft tief ein. Dann öffnete er sie wieder und blickte in die tiefen dunklen Augen der Gräfin von Karlsbad. Einen Moment lang standen beide ganz still und Van Ruhden betrachtete sie nicht etwa wie ein Casanova, der sie beschmeicheln wollte, nein, mehr wie ein Beobachter, der versuchte, sich jedes Detail zu merken und die Seele der Person aus den Augen zu lesen. Er blickte noch einmal nach rechts und sah die hügelige Landschaft gezuckert vor sich liegen.
„Gehen wir wieder rein“, schlug er schließlich vor.
Die Gräfin nickte zustimmend. Als sie den Waggon wieder betraten, wandte sie sich erneut zu Van Ruhden und sagte: „Vielen Dank, Herr van Ruhden, es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen!“
„Mir ebenso! Ich hoffe, dass wir uns noch einmal wiedersehen werden.“
„Nun ja, die Chance dazu ist in einem Zug bei einer solch langen Reise nicht gering“, gab die Gräfin mit einem Lacher zurück.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, beschloss Van Ruhden, zurück in sein Abteil zu kehren. Als er dort die Tür öffnete, kam ihm ein warmer, molliger und angenehmer Luftstoß entgegen. Er nahm im Ohrensessel Platz und beugte sich vor, um das Grammophon auf dem glänzenden Walnusstisch anzustellen. Es rauschte anfangs, doch schließlich konnte er etwas hören. Es war Beethovens 8. Sinfonie. Van Ruhden lehnte sich zurück und lauschte der Musik, bis das Stück vorbei war. Er erhob sich wieder und ging zum Fenster. Dort lehnte er sich mit den Händen gegen das Fensterbrett. Eine ganze Weile betrachte er die kalte, verschneite Welt, die an ihm vorüberzog.
Nach einiger Zeit, der Zug hatte bereits einen weiteren kleinen Bahnhof passiert, verließ Van Ruhden sein Abteil wieder und lief in den Speisewagen, um dort eine Tasse Kaffee zu trinken. Als er vor der Tür stand und diese gerade öffnen wollte, hielt er kurz inne, weil er Klavierklänge vernahm. Er öffnete die Tür und sah, dass in der hinteren Ecke, in der zum Mittagessen noch ein großer verdeckter Kasten gestanden hatte, jetzt ein Mann im Smoking am Klavier saß und etwas von Mozart spielte. Ein paar Leute lauschten seinem leichten Spiel, andere unterhielten sich und wieder andere tranken einfach nur Kaffee und aßen Gebäck. Van Ruhden setzte sich an einen Tisch, bestellte einen Milchkaffee mit Spritzgebäck und wartete seelenruhig an seinem Platz. Dabei wanderte sein Blick über die Leute. Er sah viele unterschiedliche Gesichter – ein junges Ehepaar, einen älteren kleinen Herrn in einem dicken Mantel und mit faltigem Gesicht, der mit dem Kopf über seiner Kaffeetasse hing und die Augen geschlossen hielt. Ebenso einen Mann in den 30er Jahren mit gestylten, gut aussehenden Haaren, der Zigarre rauchte und seinen selbstbewussten, ja fast arrogant provokanten Blick auf Van Ruhden richtete und hin und wieder an seiner Zigarre zog.
Nach ein paar Minuten brachte ein Kellner den bestellten Kaffee und das zugehörige Gebäck. Van Ruhden bedankte sich und nahm die Bestellung mit einem freundlichen Lächeln an. Zwei Bänke weiter vor ihm saß mit dem Rücken zu ihm ein junger Mann mit kurzen schwarzen Haaren in einem dunkelblauen Sakko mit Weste. Er war, so schätzte Van Ruhden, circa 1,85 Meter groß und schlank. Während er ihn betrachtete, drehte sich der Mann um und blickte nach hinten, als ob er spüren würde, dass Van Ruhden ihn beobachtete. Van Ruhden winkte ihm kurz mit den Fingern zu und zeigte ihm ein etwas verwirrtes Lächeln mit nur einem Mundwinkel. Darauf stand der junge Mann mit seiner Tasse und einer Zeitung unter dem Arm von seinem Platz auf und kam auf Benjamin van Ruhden zu. Der bemerkte dies und schob seine Tasse vorsichtshalber zur Seite.
Der junge Mann blieb vor seinem Tisch stehen. „Bitte verzeihen Sie mir meine Aufdringlichkeit, aber sind Sie nicht der berühmte Detektiv, von dem alle Passagiere schon munkeln?“
„Der bin ich dann wohl anscheinend! Nehmen Sie doch Platz“, antwortete Van Ruhden leise und unsicher.
„Recht vielen Dank! Und wie war Ihr Name noch gleich? Luhden, Fuhden …“
„Van Ruhden“, antwortete Benjamin vorsichtig, ohne den Mann gleich mit besserwisserischen Tönen zu verärgern oder gar zu verjagen.
„Van Ruhden, aber natürlich. Ich wusste, dass es ein außergewöhnlicher Name ist. Das van ist nicht sehr weit verbreitet hier in Deutschland, sind Sie Holländer?“
„Na ja, mehr oder weniger. Ich bin zwar Deutscher, habe aber holländische Vorfahren. Aber meinen Respekt haben Sie, nur die wenigsten wissen, dass das van aus den Niederlanden kommt und dort üblich ist. Viele denken, es sei ein Adelstitel, was mich zwar sehr freuen würde, aber was leider nicht so ist.“ Auf diesen Satz hin mussten beide schmunzeln. Van Ruhden unterhielt sich prächtig mit dem Mann. Während des Gesprächs merkte er gleich, dass der Mann eine Hochbegabung hatte, so wortgewandt wie er sprach, wie er formulierte, was für ein umfangreiches Wissen er besaß. Schon nach kurzer Zeit kam Van Ruhden der Gedanke, den jungen Mann zu fragen, ob er sich vorstellen könnte, beim DDZ (Deutsches Detektiv Zentrum) als Van Ruhdens Partnerermittler zu arbeiten, nachdem sein alter Kollege Hardt Behart nun doch in der Geschlossenen saß.
„Ach ehm … mein Gott, Sie haben mir ja noch gar nicht gesagt, wie Sie eigentlich heißen!“
„Mein Name ist Heinrich, Joachim Heinrich!“
„Sehr erfreut, Herr Heinrich. Also ich muss schon zugeben, dass Sie mir wirklich gut gefallen.“
„Freut mich, das zu hören. Mir geht es ebenso! Also, Herr van Ruhden, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich unser Gespräch gern in mein Abteil verlegen, dort sind wir ungestört.“
Das stimmte Van Ruhden dann doch etwas misstrauisch, er ging aber auf die Anfrage ein. Joachim Heinrich ging erzählend voraus und der Detektiv folgte schweigend, fast wie ein Hund.
Nachdem sie auf dem Abteil ausgiebig miteinander gesprochen hatten, stand Van Ruhdens Entschluss fest, denn er hatte Körpersprache und Aussprache des Mannes genau beobachtet und längst erkannt, dass er perfekt für den Job war. Als er sich ganz sicher war, fragte er ihn: „Hören Sie, ich muss schon zugeben, dass Sie ein umfangreiches Wissen besitzen und deshalb möchte ich Ihnen das Angebot machen, Sie für die ausgeschriebene Stelle des Deutschen Detektiv Zentrum als mein Partnerermittler vorzuschlagen, wenn das für Sie in Ordnung ist“, sagte Van Ruhden aus einem Bauchgefühl heraus, denn dieses Mal war er sich sicher: Der Mann war der Richtige für den Job.
„Wirklich?“, fragte Heinrich erstaunt.
„Ja, aber sicher, ich sehe in Ihnen das volle Talent zum Kriminaldetektiv. Sie sind sehr schlau, haben einen guten Drang zum Aufklären von Rätseln und sind nebenbei noch gut in Form und jung. Und keine Sorge, falls Sie eine längere Umzugsreise haben, denn die zahlt voll und ganz der Staat. Wenn ich Sie wäre, würde ich alleine wegen des Gehaltes anfangen. Ach ja, und ein Entlassungsverbot gibt es obendrein noch“, sagte Van Ruhden mit einem leichten Lächeln hinter vorgehaltener Hand.“
„Was soll ich noch sagen … Ja, sehr gerne“, lachte Joachim Heinrich.
„Ausgezeichnet!“ Danach ließen sie sich vom Zugservice einen gekühlten Schampus und zwei Sektgläser bringen. Und während sie den Schampus tranken, führten sie ihr interessantes Gespräch fort.
„Tja, dann haben sie uns aus unserem Haus vertrieben. Wir waren eine wohlhabende Familie mit gutem Ansehen, doch als der Krieg dann ausbrach, haben sie uns einfach fortgejagt. Drei Tage lang haben wir auf der Straße geschlafen, bis ein Freund meines Vaters uns bei sich aufnahm. Es war ein schöner Hof auf dem Lande, wo wir den Rest des Krieges eigentlich angenehm verbrachten“, erzählte Heinrich gerade.
„Das ist ja furchtbar“, gab Van Ruhden zu.
„Nun ja, das war es. Jetzt reise ich nach Erfurt, um dort Verwandte zu Weihnachten zu besuchen.“
„Oh, ich fahre zu meiner Schwester nach Westerland auf Sylt. Ich habe sie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“
Die beiden unterhielten sich noch stundenlang, sprachen auch über Van Ruhdens Arbeit. „Einmal, da hab ich so einen komischen Psychopathen verfolgt, der jedes Opfer anders umgebracht hat, aber eines hatten alle Morde gemeinsam: Für ihn waren sie witzig, aber auch immer brutal.“
Später, es war schon mitten in der Nacht, verließ Van Ruhden Joachim. Auf dem Gang suchte er in seinen Taschen nach seinem Schlüssel. Plötzlich kam von hinten der Mann, der ebenfalls im Speisesaal gesessen und die ganze Zeit nur Zigarren geraucht hatte. Er tippte dem Detektiv auf die Schulter und sprach ihn an. „Verzeihung! Hab ich Sie erschreckt, Herr von Ruhden“, sagte er, als er bemerkte, dass Van Ruhden ängstlich zusammenzuckte.
„Entschuldigung, es heißt Van Ruhden“, verbesserte Benjamin.
„Oh ja, natürlich. Übrigens mein Name ist Jakob Schwartz.“ Mit diesen Worten reichte er ihm die Hand. „Ich habe zufällig bemerkt, dass Sie bereits Bekanntschaften hier im Zug geschlossen haben und da wollte ich nicht so unhöflich sein und Sie unterbrechen.“ Dann begann er zu reden: „Ich spiele gerne einmal eine Partie Schach.“
„Tatsächlich, ich auch“, erwiderte Van Ruhden und wunderte sich über den seltsamen Gesprächsanfang.
„Dann treffen wir uns doch irgendwann einmal auf eine Partie.“
„Ja, unbedingt, Herr Schwartz, aber jetzt begebe ich mich erst einmal zu Bett, ich muss mich ausruhen. Also dann, gute Nacht!“
„Gute Nacht“, verabschiedete Schwartz sich und blieb an der Stelle, an der Van Ruhden zuvor gestanden hatte, einfach stehen.
Van Ruhden dagegen ging ein wenig skeptisch wegen der neuen Bekanntschaft durch die Flure und dachte sich: „Schon eine schrullige Person! Kommt daher und weiß, was ich mache, und erzählt mir auch noch von seinen Gepflogenheiten! Na ja, egal.“ Schließlich erreichte er sein Abteil. Er öffnete die Tür und tastete nach links, weil dort eine Petroleumlampe stand. Er entzündete ein Streichholz und hob es in die Lampe. Diese leuchtete auf und erhellte die nähere Umgebung. Van Ruhden gähnte und hob sich dabei den Handrücken an den Mund. Er zog sein Jackett aus und öffnete die Knöpfe seines Hemdes. Diese legte er über einen Stuhl. Er zog sich noch fertig um und schlüpfte ihn seinen Pyjama. Als er sich ins Bett legen wollte, bemerkte er, dass er seine Pantoffeln noch anhatte. Er ließ sich aufs Bett fallen. Dann streifte er die Schuhe mit den Füßen ab und legte sich erschöpft auf das Kissen. Nach nur zwei Minuten war er tief und fest eingeschlafen.