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Die Errichtung des Tempels unter König Salomo

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Es war kein besonders beeindruckendes Bauwerk, gemessen an dem, was die Ägypter schon mehr als 1500 Jahre früher errichtet hatten, aber der Tempel, dessen Bau König Salomo (Kg. 965-932 v. Chr.), Herr über das vereinte Reich von Juda und Israel, im vierten Jahr seiner Herrschaft in Angriff nahm, sollte zumindest für sein Land, für sein Volk zu einem kultischen Mittelpunkt werden, wie ihn kein zweites Volk auf Erden hatte. Mit seiner einzigartigen Stellung im Kult des Alten Israel, denn keinen zweiten Tempel des Gottes JHWH sollte es geben, barg er in sich von Anfang an den Kern eines Mythos. Auf diesen Tempel richtete sich für Jahrhunderte das gesamte religiöse Denken der Juden und nach seinem Untergang blieb sein Schicksal bestimmend für ihre Religion bis heute. Wenn auch der Tempel, den Salomo errichtete, nach der ersten Zerstörung durch den Neubau unter Esra ersetzt wurde, der wiederum von König Herodes abgerissen und wiederum durch einen Neubau ersetzt wurde – sicherlich prächtiger als der Ursprungsbau – so blieb doch der „Tempel Salomos“ das eigentliche Heiligtum der Juden.

Über den Tempelbau berichtet allein das Alte Testament, wo im Ersten Buch der König und im Zweiten Buch der Chronik einige Angaben zur Größe und Gestalt des Tempels gemacht werden. Alle weiteren Darstellungen beruhen auf diesen Berichten.

Der Tempel wurde aus Steinen errichtet, „die beim Brechen schon fertig behauen waren, so dass man während der Errichtung des Gebäudes von Hämmern und Meißeln überhaupt von eisernen Werkzeugen im Tempel nichts hörte.“ [1Kön 6, 7] Über die architektonischen Details dieses Tempels ist nur das wenige bekannt, das in den Büchern der Bibel mitgeteilt wird: „Der Tempel, den der König Salomo für den Herrn baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Die Halle an der Vorderseite des Großraumes des Gebäudes war zwanzig Ellen breit, entsprechend der Breite des Gebäudes, und zehn Ellen tief in der Längsrichtung des Gebäudes.“ [1Kön 6, 2.3]


Licht erhielt das Innere des Tempels durch vergitterte Fenster. Von außen wurde das Gebäude von einem dreistöckigen Anbau umfasst: „Das unterste Stockwerk war fünf Ellen breit, das mittlere sechs, das dritte sieben Ellen breit; denn Salomo hatte außen am Tempel ringsum Absätze anbringen lassen, damit die Querbalken nicht in die Mauern des Hauptgebäudes eingriffen. [...] Der Eingang zum untersten Stockwerk des Anbaus befand sich an der Südseite des Gebäudes; und auf einer Wendeltreppe stieg man in das mittlere und vom mittleren in das dritte Stockwerk hinauf.“ [1Kön 6, 6.8] Die drei Stockwerke waren jeweils 5 Ellen hoch. Welche Funktion dieser Anbau hatte, wird nicht direkt gesagt. Doch da es heißt, Salomo habe „die Weihgeschenke seines Vaters David hineinbringen“ lassen und „das Silber, das Gold und die Geräte in die Schatzkammern des Tempels des Herrn“ bringen lassen, so ist davon auszugehen, diese Schatzkammern hätten ihren Platz im Anbau gehabt. [1Kön 7, 51]

Dieser steinerne Rohbau wurde „mit Balken und Bohlenreihen von Zedernholz“ gedeckt. [1Kön 6, 10] Diese Zedernbalken stammten aus Tyros. Vor Baubeginn hatte König Salomo in einem Brief König Hiram von Tyros (Kg. 969-936 v. Chr.) gebeten: „So gib nun Befehl, dass man mir Zedern auf dem Libanon fälle; meine Leute sollen dabei mit den deinigen zusammen arbeiten, und den Lohn für deine Leute will ich dir geben, ganz wie du es bestimmst. Du weißt ja selbst, dass es keinen bei uns gibt, der Bauholz so zu hauen verstände wie die Sidonier.“ [1Kön 5, 6] Das Holz wurde dann im Libanon geschlagen, zum Meer transportiert, wo aus den Stämmen Flöße gebaut wurden, die dann die Küste entlang nach Israel gebracht wurden. [1 Kön 5, 9] Das ließ sich Salomo einiges kosten, denn er hatte an König Hiram „20000 Kor Weizen für den Unterhalt seines Hofes und 20000 Bath feinstes Öl von zerstoßenen Oliven“ zu liefern, nach den angegebenen Hohlmaßen etwa 800000 Liter Öl und 8000000 Liter Weizen, und das jährlich. Das so teuer gekaufte Holz wurde nicht allein für das Tempeldach verwendet, es diente auch zur Ausschmückung des Inneren des Tempels: „Als nun Salomo mit dem Bau des Hauses fertig war, bekleidete er die Wände des Tempels im Inneren des Hauses mit Brettern von Zedernholz: vom Fußboden des Gebäudes bis zu den Balken der Decke täfelte er die inneren Wände mit Holz und belegte den Fußboden des Tempels mit Bohlen von Zypressenholz.“ [1Kön 6, 15]

Der hintere Abschnitt des 60 Ellen messenden, ungeteilten Tempelraums wurde durch eine Wand aus Zedernbrettern abgetrennt und bildete so das „Allerheiligste“ (hebr. „debir“). Dieser Raum maß 20 Ellen in der Länge und Breite. Es wird berichtet, dieser Raum sei ebenso 20 Ellen hoch gewesen. [1Kön 6, 20] Nun sind die Angaben über die Höhe des Tempels selbst nicht sicher, sondern schwanken zwischen den einzelnen überlieferten Texten der Bibel. Im hebräischen (masoretischen) Text heißt es im Zweiten Buch der Könige, der Tempel sei 30 Ellen hoch gewesen, während hier das Zweite Buch der Chronik behauptet, die Vorhalle habe eine Höhe von 120 Ellen gehabt. Während in den deutschen Übersetzungen das erste Maß übernommen wird, reduziert man das zweite auf 20 Ellen. Dabei nennt die Septuaginta, die antike griechische Übersetzung des Alten Testaments eine Höhe des Tempels von 25 Ellen. Interessant erscheint noch der Hinweis im Zweiten Buch der Chronik, im Anschluss an die Beschreibung der Ausstattung des Allerheiligsten, Salomo habe „auch die Obergemächer“ mit Gold auskleiden lassen. So wurde bei einzelnen Rekonstruktionen des Tempels davon ausgegangen, es habe über dem Allerheiligsten noch einen Raum gegeben, der je nach Annahme der Maße 5 oder 10 Ellen hoch war. Andererseits erscheint es als unwahrscheinlich, dass es einen solchen – vielleicht sogar noch begehbaren Raum – über diesem heiligsten Raum gegeben haben soll, würde ein solcher „Dachboden“ doch eher profanierend wirken. Daher sieht insbesondere Hans Schmidt eine gangbare Lösung in der Annahme, das Allerheiligste sei gegenüber dem Fußboden der großen Tempelhalle höher gelegen gewesen. Doch enthalten die Texte zu Salomos Tempel keinen eindeutigen Hinweis auf das Vorhandensein einer Treppe oder Rampe zum Allerheiligsten. Dass das Allerheiligste tatsächlich die volle Höhe des Tempels einnahm, zeigt sich im Zweiten Buch der Könige, wo es ausdrücklich heißt, die das Allerheiligste abtrennende Wand habe „vom Fußboden bis zum Gebälk“ gereicht. [2Kön 6, 16] Somit bleiben zwei Möglichkeiten offen: entweder befand sich im Inneren des Tempels an der Stelle des Allerheiligsten tatsächlich eine erhöhte Plattform, oder der Tempel war insgesamt nur 20 Ellen hoch.

Den Eingang zum Allerheiligsten bildete eine Tür aus Ölbaumholz von ungewöhnlicher Form: „Und für den Eingang in den Hinterraum ließ er eine Türeinfassung von Ölbaumholz anfertigen; die Oberschwelle und die Pfosten bildeten ein Fünfeck.“ [1Kön 6, 31] Die beiden Türflügel wurden mit geschnitzten Cheruben, Palmen und Blumengewinden verziert und wie alles andere im Tempel mit Gold überzogen. Im Inneren des Allerheiligsten wurden nach den Berichten der Bibel zwei riesige hölzerne Cheruben aufgestellt, jeweils zehn Ellen hoch, während ihre ausgestreckten Flügel die Wände berührten. Unter ihnen wurde die Bundeslade aufgestellt. [1Kön 8, 6-8]

Auch das „Hekal“, der dem Allerheiligsten vorgelagerte Raum des Tempels mit 40 Ellen Länge, war mit vergoldetem Holz ausgeschlagen, das mit „Schnitzwerk in Form von wilden Gurken und Blumengewinden“ verziert war. [1Kön 6, 18] Selbst der Fußboden war vergoldet.

Direkt vor dem Eingang zum Allerheiligsten wurde ein Altar aus vergoldetem Zedernholz aufgestellt Und noch weitere Kultgeräte aus Gold wurden angefertigt. Folgt man dem Wortlaut des biblischen Berichts, so zeigt sich, dass die Israeliten offensichtlich in der Lage waren, das Tempelgebäude selbst zu errichten. Doch was die geplante Ausstattung des Heiligtums anging, so war Salomo auf fremde Hilfe angewiesen. Für die Ausführung der zahlreichen Metallarbeiten sowie der Verzierung der Innenräume des Tempels musste Hilfe von außerhalb Israels geholt werden. König Salomo bat König Hiram um einen Spezialisten für diese Aufgabe. Nach Jerusalem gesandt wurde Hiram-Abi, dessen Mutter aus dem Stamme Naphthali kam, der also familiäre Bindungen in Salomos Reich hatte. Hiram-Abi machte sich nun daran, die gewaltige Aufgabe zu lösen. Dabei war es keinesfalls die Menge der an zu fertigenden Objekte, sondern die außerordentliche Größe von nur drei dieser Kunstwerke, die Hiram-Abi als wahren Meister der Kunst des Bronzegusses erweisen.

Vor dem Tempel sollten zwei gewaltige Säulen aufgerichtet werden. Dies war an sich nichts besonderes, war diese Sitte, wie archäologische Funde zeigen, zu dieser Zeit im Nahen Osten gebräuchlich. Doch dass diese Säulen mit einer Höhe von insgesamt 23 Ellen und einem Umfang von 12 Ellen aus Bronze gegossen wurden, machte sie zu einzigartigen Objekten. Für Bronzegüsse in diesen Dimensionen gibt es aus dieser Zeit weder literarisch noch archäologisch einen weiteren Beleg. Dabei waren sie auch noch verziert. Gekrönt wurden beide Säulen von Knäufen in Form von Lilien, die mit einem filigranen Netz überzogen waren, an dem insgesamt 400 bronzene Granatäpfel hingen. Berühmt wurden die Namen der Säulen, die die Bibel nennt. Die rechte Säule hieß „Jakin“, die linke „Boas“. [1Kön 7,15-22.41]

Aber es sollten nicht allein diese Säulen sein. Hiram-Abi fertigte noch ein gewaltiges Bronzebecken an, 10 Ellen im Durchmesser und einer Höhe von 5 Ellen. Die Wandung des Beckens hatte eine Stärke von einer Handbreit und es fasste den Angaben der Bibel zufolge etwa 73.000 Liter. Dabei war es ringsum aufwendig verziert: „Unterhalb seines Randes waren Gebilde von wilden Gurken angebracht, die es rings umgaben, je zehn auf die Elle; sie bildeten einen Kranz um das Becken, zwei Reihen Gurken, die gleich beim Guss mit gegossen worden waren.“ Dieses gewaltige Becken wurde auf zwölf bronzene Rinder gesetzt, von denen je drei in einer der vier Himmelsrichtungen blickten. Aufgestellt wurde das „Eherne Meer“ an der Südostseite des Tempels. [1Kön 7,23-26. 39]

Die Mengen der für diese Objekte verarbeiteten Bronze muss ein Vielfaches von dem betragen haben, was für die übrigen Tempelgeräte aufgewandt werden musste. Zehn bronzene Kesselwagen wurden angefertigt und ebenfalls aufwendig verziert. Jede Leiste war mit Löwen, Rindern und Cheruben geschmückt, wie auch Kränze dort angebracht waren. Alles an diesen Wagen war aus Bronze, selbst die Räder und ihre Achsen. Auf diese Gestelle wurden Bronzekessel gesetzt, von denen jeder 1500 Liter Fassungsvermögen gehabt haben soll. Fünf dieser Wagen wurden an der Südseite, die übrigen an der Nordseite des Tempels aufgestellt. [1Kön 7, 27-38]

Für das „Hekal“ wurde eine ganze Reihe von goldenen Geräten angefertigt. Unter diesen waren die größten der goldene Altar, der vor dem Eingang zum Allerheiligsten aufgestellt wurde, und der „Schaubrottisch“. Ebenso wurden insgesamt 10 goldene Leuchter angefertigt, von denen fünf links und fünf rechts vor dem Allerheiligsten aufgestellt wurden. Zu diesen Leuchtern gehörten „Blüten, Lampen und Lichtscheren aus Gold.“ Für die Opfer dienten die „Becken, Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Räucherpfannen aus gediegenem Gold,“ die ebenfalls in der Liste genannt werden. [1Kön 7, 48-51] Neben diesen wertvollen Goldgeräten gab es aber noch eine große Anzahl von bronzenen Gerätschaften. Es werden „Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen“ erwähnt, die aus „poliertem Erz“ hergestellt waren. [1Kön 7, 40.43-44]

Das Fest der Tempelweihe wurde mit einer prachtvollen Prozession eröffnet: „In Gegenwart aller Ältesten Israels nahmen die Priester die Lade und brachten sie zugleich mit dem Offenbarungszelt und den heiligen Geräten, die im Zelt waren hinauf. ... Darauf stellten die Priester die Bundeslade des Herrn an ihren Platz, in die Gotteswohnung des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim.“ [1Kön 8,3.6] Jerusalem war nun wirklich das Zentrum des neuen Reiches. In der Stadt, die David erobert und zu seiner Residenz gemacht hatte, war nun auch das höchste Heiligtum aller Stämme würdig untergebracht.

In den biblischen Berichten gibt es außer der Beschreibung der für den Tempel angefertigten Geräte aus Gold, Silber und Bronze keine weiteren Hinweise auf die Schätze des Tempels während der Herrschaft Salomos. Das vereinte Reich von Israel und Juda erlebte eine Zeit der Stabilität und Sicherheit. Keine fremde Armee überschritt die Grenzen, es kam weder zu Plünderungen noch musste Salomo Tribut an fremde Herrscher zahlen. So war auch der Reichtum des Tempels vor fremdem Zugriff geschützt.

Der Tempel Salomos und seine Schätze

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