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Die Kreuzzüge am Beginn des 13. Jahrhunderts
ОглавлениеAm Beginn des 13. Jahrhunderts hatte die Kreuzzugsbewegung ihren absoluten Tiefpunkt erlebt. Der noch vor dem Jahrhundertwechsel ausgerufene Vierte Kreuzzug (1198-1204) hatte nicht seinen Weg ins Heilige Land gefunden. Anstelle Jerusalems hatten die Kreuzfahrer Konstantinopel erobert – und gnadenlos geplündert. Der „Erfolg“ dieses Unternehmens bestand in der Gründung des kurzlebigen „Lateinischen Kaiserreichs“ und der Bereicherung der westeuropäischen Reliquienkammern durch Raubgut aus Konstantinopel. Jahre vergingen ohne einen weiteren Versuch der Fürsten und hohen kirchlichen Würdenträger, einen offiziellen Kreuzzug zu organisieren. Da machten sich nach unzuverlässigen Berichten einzelner Chronisten im Jahr 1212 im Rheinland und in Frankreich Kinder und Jugendliche auf den Weg, um das Heilige Grab zu befreien. Ihr hilfloses Unternehmen, bei dem die Teilnehmer trotz unmenschlicher Opfer auf dem Marsch über die Alpen nur die Küste des Mittelmeeres erreichten, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ihr tiefer Glaube hatte den jungen Kreuzfahrern nicht geholfen.
Doch noch im Jahr 1213 folgte ein neuer Kreuzzugsaufruf. Papst Innozenz III. (PM 1198-1216) erließ die Bulle „Quia maior“ und rief mit diesem Schreiben alle Schichten der Bevölkerung zu einem neuen Zug ins Heilige Land auf. Nachdem das IV. Laterankonzil von 1215 noch einzelne Bestimmungen zu diesem Unternehmen erlassen hatte, brachen im August des Jahres 1217 Herzog Leopold VI. von Österreich und König Andreas II. von Ungarn (Kg. 1205-1235) mit ihren Heeren auf. In Akkon angekommen, konnten sich die Fürsten aus Europa mit den Baronen des Hl. Landes nicht über die Führung des Zuges einigen, geschweige denn über ein Kriegsziel. Man plünderte zwar am 4. November Beisan und überschritt sechs Tage später den Jordan, doch wurde deutlich, dass kein militärischer Erfolg zu erzielen war. So reiste König Andreas II. noch im Januar 1218 wieder ab.
Die zurückgebliebenen Kreuzfahrer beteiligten sich zunächst an der Verstärkung der Befestigungen Caesareas und dem Ausbau der Templerfestung Athlit. Als dann im April und Mai 1218 weitere Truppen aus Friesland und vom Niederrhein eintrafen, wurde ein Feldzug gegen Damiette beschlossen, der ins Zentrum der Macht der Ajjubiden führen sollte.
Erste Erfolge, wie die Eroberung des strategisch wichtigen „Kettenturms“ und der Fall von Damiette am 15. November 1219 erschreckten den neuen Sultan Malik al-Kāmil (Slt. 1218-1238) derart, dass er im Herbst des Jahres 1219 zu Verhandlungen bereit war. Sollten die Kreuzfahrer Ägypten verlassen, so erklärte er sich bereit, nicht nur die Reliquie des Wahren Kreuzes herauszugeben und alle gefangenen Christen freizulassen, sondern vor allem das Gebiet des früheren Königreichs Jerusalem den Christen zu überlassen. Doch Kardinallegat Pelagius lehnte dieses Angebot ab, der Fürstenrat und der König von Jerusalem, Johann I. von Brienne (Kg. 1210-1225), folgten seinem Beispiel und lehnten das Angebot des Sultans ab. Auf dem Verhandlungsweg wollte man die Heilige Stadt nicht gewinnen. Ein Vorstoß auf al-Mansura im Jahr 1221 wurde für die Christen zum Desaster und sie mussten sich schließlich die Friedensbedingungen von al-Kāmil diktieren lassen. Am 8. September 1221 zog der Sultan siegreich in Damiette ein, der Kreuzzug hatte das Ziel, Jerusalem für die Christen zu erobern, verfehlt.