Читать книгу Schnickschnack und Schnuck auf der Jagd nach der Liebe - Jörg Isermeyer - Страница 5

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Ein einfaches Büro in einem chaotischen Zustand. Es kann aber auch etwas völlig anderes sein. Herr Schnuck betritt das Büro und schaut sich um.

HERR SCHNUCKSo, so. Ah ja. Nun gut. (bemerkt, dass Schnickschnack fehlt) Schnickschnack! Wo steckst du schon wieder?

SCHNICKSCHNACK(aus dem Off) Ich bin hier.

HERR SCHNUCKWo bist du?

SCHNICKSCHNACKNa hier.

HERR SCHNUCKWo hier?

SCHNICKSCHNACKNa hier hier.

HERR SCHNUCKWo hier hier?

SCHNICKSCHNACKNa, hier hier hier.

HERR SCHNUCKJa, aber wo ist hier hier hier?

SCHNICKSCHNACKNa, da wo ich bin.

HERR SCHNUCKUnd wo bist du jetzt?

SCHNICKSCHNACKNa hier.

HERR SCHNUCKJa! Das weiß ich doch.

SCHNICKSCHNACKWarum fragst du dann?

HERR SCHNUCKWeil ich wissen will, wo du steckst!!

SCHNICKSCHNACK(tritt mit einem großen Koffer auf und setzt ihn stöhnend ab) Na hier.

HERR SCHNUCKJa, das sehe ich jetzt auch.

SCHNICKSCHNACKNa also. Wozu die ganze Aufregung. (Herr Schnuck grollt und will explodieren, beruhigt sich aber durch eine Atemübung. Schnickschnack schaut sich derweilen um.) So, so. Ah ja. Nun gut.

HERR SCHNUCK(stolz den Raum durchschreitend) Und? Wie findest du es?

SCHNICKSCHNACKWie ich es finde? Ich lauf dir einfach hinterher, dann finde ich es schon. (Er läuft ihm hinterher. Herr Schnuck bleibt stehen, Schnickschnack rempelt gegen ihn.)

HERR SCHNUCKNein, ich meine: Gefällt es dir hier?

SCHNICKSCHNACKHier?

HERR SCHNUCKJa hier.

SCHNICKSCHNACKDu meinst … (Sie zeigt auf den Fleck, auf dem sie steht. Herr Schnuck grollt, Schnickschnack verschluckt das „hier hier”.) … gut.

HERR SCHNUCKDas ist unser neues Büro.

SCHNICKSCHNACKUnser neues was?

HERR SCHNUCKUnser neues Büro. Genauer gesagt: unser neues Detektivbüro. Ab heute sind wir nämlich Detektive!

SCHNICKSCHNACK(pfeift anerkennend) Detektive! Und wo ist das Bett?

HERR SCHNUCKWieso Bett?

SCHNICKSCHNACKWieso nicht Bett? Ich mag Betten.

HERR SCHNUCKIn ein Büro gehört aber kein Bett. Und schon gar nicht in ein Detektivbüro. In einem Büro wird gearbeitet. Deswegen steht in einem Büro z.B. ein Schreibtisch und ein Schreibtischstuhl. Und kein Bett.

SCHNICKSCHNACKAha. Und wenn man müde ist?

HERR SCHNUCKDann geht man nach Hause und legt sich dort hin. (Schnickschnack geht.) Halt! Wo willst du hin?

SCHNICKSCHNACKNach Hause. Mich hinlegen.

HERR SCHNUCKAber wir sind doch gerade erst angekommen.

SCHNICKSCHNACKIch bin aber müde.

HERR SCHNUCKDu kannst doch jetzt nicht müde sein. Du hast doch schon die ganze letzte Woche verschlafen.

SCHNICKSCHNACKJa, das sehe ich ja auch so. Aber sag das mal meiner Müdigkeit.

HERR SCHNUCKAlso gut, dann bist du eben müde.

SCHNICKSCHNACKDann darf ich also gehen?

HERR SCHNUCKNein!

SCHNICKSCHNACKAber du hast doch gesagt, dass …

HERR SCHNUCKIch war noch nicht fertig. Ich wollte sagen: Wenn man müde ist, dann geht man nach Hause oder … man überwindet seine Müdigkeit.

SCHNICKSCHNACKMan überwindet seine Müdigkeit?

HERR SCHNUCKJa. Damit man weiterarbeiten kann. Oder willst du dein ganzes Leben verschlafen?

SCHNICKSCHNACK(schüttelt den Kopf) Nein.

HERR SCHNUCKNa also. (Schnickschnack führt einen Kampf mit einem unsichtbaren Gegner.) Was machst du da?

SCHNICKSCHNACKIch überwinde meine Müdigkeit. (ringt ihren Gegner zu Boden) Ah, geschafft.

HERR SCHNUCKAlso gut. Dann können wir ja anfangen. Hast du das Schild?

SCHNICKSCHNACKWelches Schild?

HERR SCHNUCKDas Paket.

SCHNICKSCHNACKWieso sagst du Schild, wenn du Paket meinst?

HERR SCHNUCKWeil in dem Paket das Schild drin ist.

SCHNICKSCHNACKAch so.

HERR SCHNUCKUnd?

SCHNICKSCHNACKWas?

HERR SCHNUCKHast du das … das Schildpaket?

SCHNICKSCHNACKJa. (schaut Herrn Schnuck erwartungsvoll an)

HERR SCHNUCKNa, worauf wartest du noch. Pack es aus und bring es an. (Schnickschnack holt aus dem Koffer ein Paket hervor und will es anbringen.)

HERR SCHNUCKAuspacken!

SCHNICKSCHNACKHab ich doch.

HERR SCHNUCKSchnickschnack! Das Schild auspacken, aus dem Paket!

SCHNICKSCHNACKSag das doch. (Aus dem Paket holt sie ein Schild hervor mit der Aufschrift: „Detektivbüro Schnuck & Co. Aufträge und Anfragen aller Art.”)

SCHNICKSCHNACK(pfeift anerkennend) Toll!

HERR SCHNUCKTja, Schilder machen Leute. Und wenn man ein neues Leben beginnt, darf man nicht knausern.

SCHNICKSCHNACKUnd? Wo soll es hin?

HERR SCHNUCKDa, wo man es am besten sieht. Dazu sind Schilder da. Dass man sie sieht. (Schnickschnack sucht einen Platz für das Schild.) Nein, nicht dort hin. Da auch nicht. Doch nicht dort. Ja fast. Noch ein kleine Stückchen nach links. Wieder etwas zurück. Ja. So. Sehr gut. Wunderbar. Prima primissimo. Aber jetzt noch so, dass man die Schrift auch lesen kann. Und bitte richtig herum. So ist es gut.

BEIDE(zufrieden lesend) Detektivbüro Schnuck & Co. Aufträge und Anfragen aller Art.

SCHNICKSCHNACKDu?

HERR SCHNUCKJa?

SCHNICKSCHNACKWer ist eigentlich Co?

HERR SCHNUCKWieso Co? Welcher Co?

SCHNICKSCHNACKNa Co eben.

HERR SCHNUCKIch kenne keinen Co.

SCHNICKSCHNACKAber da steht doch: Detektivbüro Schnuck & Co.

HERR SCHNUCKDas ist eine Abkürzung. Co ist die Kurzform für Compagnon.

SCHNICKSCHNACKAch so. (Pause) Und wer ist Compagnon?

HERR SCHNUCKDas ist nur ein anderes Wort für Mitarbeiter. In diesem Fall bist das also du.

SCHNICKSCHNACKAch so. (Pause) Und wieso steht da nicht gleich mein Name?

HERR SCHNUCKDein Name?

SCHNICKSCHNACKJa. Warum steht da nicht: „Detektivbüro Schnuck & Schnickschnack”?

HERR SCHNUCKWeil … weil das nicht gut klingt.

SCHNICKSCHNACKWir könnten es auch „Detektivbüro Schnickschnack & Schnuck” nennen.

HERR SCHNUCKDas geht erst recht nicht. Das klingt doch wie Kindertheater. (Schnickschnack ist beleidigt.) Detektivbüro Schnuck und Co – das klingt seriös. Das weckt Vertrauen. Das ist markant, einprägsam, das ist wie in Stein gehauen … Und außerdem kannst du nicht mehr inkognito arbeiten, wenn da dein Name steht.

SCHNICKSCHNACKInkogni-was?

HERR SCHNUCKInkognito. Das heißt soviel wie unerkannt, heimlich, im Untergrund, unter falschen Namen, mit falscher Nase und mit falschem Bart und mit falschem …

SCHNICKSCHNACKAber dein Name steht doch auch da.

HERR SCHNUCKEin Name muss da schließlich stehen. Sonst wissen die Leute doch nicht, mit wem sie es zu tun haben.

SCHNICKSCHNACKAber dann kannst du doch nicht mehr inkogni-dingsda arbeiten. Dann kennt doch jeder deinen Namen.

HERR SCHNUCKDarum geht es ja auch. Ich will schließlich berühmt werden.

SCHNICKSCHNACKAber …

HERR SCHNUCKNix aber. Genug geplaudert. Wer berühmt werden will, der darf nicht nur Kaffeekränzchen halten. Unser erster Fall steht bestimmt schon in den Startlöchern. Also, du hältst hier die Stellung, richtest weiter das Büro ein und nimmst die Aufträge entgegen, und ich, ich besorge noch ein paar wichtige Dinge.

SCHNICKSCHNACKAber …

HERR SCHNUCKKeine Widerrede! Stellung halten!

SCHNICKSCHNACKAber …

HERR SCHNUCKAufträge entgegen nehmen! (Er will gehen, Schnickschnack will folgen.) Stellung halten!!! (Schnickschnack nimmt Stellung ein, Herr Schnuck ab)

SCHNICKSCHNACK(löst sich nach und nach aus der Stellung. Sie inspiziert das Büro und richtet es so ein, dass sie sich darin wohl fühlt – was alles andere als zweckmäßig ist. Sie findet einen Stift. Sie korrigiert das Schild und schreibt „Detektivbüro Schnickschnack & Schnuck” hin. Dann wartete sie auf Aufträge. Es kommen keine Aufträge. Sie fängt an, sich zu langweilen. Sie hält sich die Augen zu, zählt und versteckt sich dabei.) 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 0 … Ich komme. (Sie macht die Augen auf, sucht sich im ganzen Raum, sieht sich schließlich und packt sich.) Ich hab mich. (Sie freut sich über das Entdecken. Sie ärgert sich über das Entdecktwerden.) Alleine Verstecken spielen ist langweilig. (Sie sucht vergeblich ein leeres Blatt und nimmt schließlich die freie Rückseite einer Weltkarte, die sie im Chaos findet. Sie schreibt in großen Buchstaben darauf „AN HERRN SCHNUCK. SUCH MICH!”) An Herrn Schnuck. Such mich! Fertig. Nein, die Unterschrift fehlt noch. Sonst weiß er ja gar nicht, wen er suchen soll. Hm, wie unterschreibt man so einen Zettel? Einfach nur „Schnickschnack”? Oder doch etwas stilvoller? (Es kommen Vorschläge aus dem Publikum.) Ha, das ist gut. „Deine liebe Schnickschnack”. Schließlich ist es ja so was wie ein Brief. Und Briefe unterschreibt man mit „Deine liebe …” Obwohl, wieso eigentlich „deine”? Ich gehöre ihm ja schließlich nicht. Nachher denkt er noch, ich hätte mich an ihn verschenkt. Dann muss ich noch mehr arbeiten. Nein, nein, nein, so haben wir nicht gewettet. Mein lieber Herr Gesangverein, da hätte ich ja fast eine Riesendummheit begangen. Ich schreibe lieber kein „Deine”, ich schreibe einfach „die” - „Die liebe Schnickschnack”. Ja. Das ist es: „Die liebe Schnickschnack” - sicher ist sicher. Die liebe Schnickschnack (Als sie „DIE LIEBE” geschrieben hat, streikt der Stift.) So ein Mist. Willst du wohl weiterschreiben! (Sie kämpft mit dem Stift, bis sie Herrn Schnuck kommen hört. Hastig legt sie den Zettel gut sichtbar in das Büro und versteckt sich – allerdings so, dass ihr Hinterteil unübersehbar ist.)

HERR SCHNUCK(kommt mit Fernrohr und Trillerpfeife wieder. Er bemerkt, dass Schnickschnack fehlt.) Schnickschnack! Wo steckst du schon wieder? Schnickschnack! (Er bemerkt das veränderte Büro-Schild.) Na warte. Schnickschnack! (Er sucht sie, wobei er immer wieder über ihr Hinterteil steigt, sich schließlich ratlos draufsetzt. Er entdeckt den Brief und liest.) An Herrn Schnuck. Such mich! Die Liebe. (Er springt auf.) Ha, ein Auftrag. Schnickschnack, komm! Wir haben einen Auftrag! (Er zieht Schnickschnack aus ihrem Versteck hervor.) Komm, wir müssen die Liebe suchen.

SCHNICKSCHNACKDie Liebe? Wieso das denn?

HERR SCHNUCKHier, lies! Wir haben eine Nachricht erhalten. Während du geschlafen hast, war jemand hier und hat einen Zettel hinterlegt.

Schnickschnack und Schnuck auf der Jagd nach der Liebe

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