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II. Das Labor (früher)

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Tom fährt mit seinem neuen Porsche zur Arbeit. Seitdem er den neuen, sehr gut bezahlten Job im Labor von Trenton, New Jersey, hat, kann er sich solche Träume erfüllen. Endlich hat er diesen Punkt in seinem Leben erreicht. Mit 34 Jahren wird es aber auch nach seiner Meinung Zeit. Was hat er nicht alles dafür getan?

In seinem alten Job lief es auch nicht eben gradlinig. Oft musste er seine Ellenbogen massiv einsetzen, um schneller weiterzukommen. Er bereut aus heutiger Sicht nichts, auch wenn er teilweise mit recht harten Maßnahmen gegen seine Konkurrenten vorgegangen ist. Hin und wieder waren seine Mittel der Wahl nicht nur brutal, sondern sogar illegal. So hatte er jemanden geheime Akten untergeschoben und ihn dann anonym verpfiffen. Eigentlich sollte ja der andere befördert werden, aber so ist er stattdessen aus der Firma geflogen und Tom hat sozusagen als Nachrücker den Posten erhalten.

Aber der Zweck heiligt die Mittel. So ist sein Motto schon immer gewesen. Und der Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Wenn er sich anstrengt, alles gibt und sich den Rest einfach nimmt, kann ihm niemand etwas anhaben. So war es immer und so wird es immer sein. Die Zukunft gehört ihm.


In der Firma geht er direkt in sein Büro. Außer seinen Chefs grüßt er niemanden. Dies ist aus seiner Sicht überflüssig und warum sollte er sich mit dem einfachen Leuten auch abgeben? Allerdings wird er auch von keinem einzigen gegrüßt, denn sein Ruf ist ihm bereits vorausgeeilt.

Auf seinem Schreibtisch liegen einige Unterlagen und die neuesten Messwerte seines Experimentes. Sorgfältig und fast liebevoll arbeitet er sich durch die Daten. Alles verläuft wie geplant. Nachdem er seinen Computer gebootet hat, ruft er seine E-Mails ab. Die aus seiner Sicht wichtigen beantwortet er sofort, alle anderen Absender werden wohl wie immer vergeblich auf eine Rückmeldung warten.

Ein paar wichtige Ergebnisse und Ideen legt er noch auf einem verschlüsselten und nur ihm zugänglichen Bereich des Laborservers ab. So weltbewegende Daten benötigen natürlich ein Backup, und Tom weiß genau, dass die Serverdaten täglich gesichert und auf mehrere weitere Rechenzentren des Unternehmens gespiegelt werden. Nur die illegalen Optimierungen des Experimentes gibt er vorsichtshalber noch nicht einmal in den Computer ein.

Offiziell steht Tom kein solch bevorzugter Datenbereich zu, aber er hat ein Druckmittel gegen den Systemadministrator des Rechenzentrums. Er hat zufällig mitbekommen, dass dieser einen Freund hat, oder besser gesagt, einen Liebhaber. Eigentlich ist es Tom egal, wer mit wem geht, aber dem Typ ist es unverständlicher- weise total peinlich und genau das nutzt Tom schamlos aus.

Nachdem er nun den langweiligen Part seiner Arbeit erledigt hat, verlässt er sein Büro, um zu seiner eigentlichen Tätigkeit zu eilen, in SEIN Labor. In großen Buchstaben steht sein Name an der Tür: Thomas Schneider.

Während in den benachbarten Hochsicherheitslaboren mit Grippe- und Ebola-Viren experimentiert wird, ist er mit seinem Liebling beschäftigt. Tom ist sich sicher, durch ihn zu Ruhm und Ehre zu gelangen und wahrscheinlich sogar zum Nobelpreis. So würde er sein besonderes Leben zu einem neuen Höhepunkt führen. Die Fachwelt und natürlich auch die Frauen würden ihm zu Füßen liegen.

Vorsichtig beugt er sich über einen Glaskasten, in dem sein Kind liegt. Dieses Geschöpf wird ihn ans Ziel seiner Träume bringen. Sanft streicht er über die raue Oberfläche seiner Schöpfung. Man sieht dem Kleinen nicht an, dass ihm ein wenig mit DNA-Manipulation auf die Sprünge geholfen wurde. Es muss schließlich keiner wissen, welche illegalen Abkürzungen Tom genommen hat, um sein Ziel zu erreichen. So hat er unter anderem modifizierte Viren, sogenannte Retroviren, als Transportvehikel zur Übertragung von Fremd-DNA in die Köperzellen seines Lieblings genutzt, um somit aus seiner Sicht hilfreiche Eigenschaften anderer Wesen auf das seine zu übertragen. Und seine Devise lautete dabei stets: Lieber etwas zu viel als zu wenig.

Voller Zuneigung legt er seinem Geschöpf verschiedene Sorten von Nahrung hin. Es soll ruhig noch etwas wachsen, bevor es selbst verspeist wird. Ob sein Schatz wohl schmecken wird und welche verführerischen Rezepte von Sterneköchen hierfür erfunden werden?


Nach fünf Stunden Arbeit verlässt Tom das Laborgebäude und fährt heim in sein Appartement. Aus seiner Sicht hat er in der kurzen Zeit mehr bewirkt als andere in zwei Wochen. Er ist halt der beste und effektivste Laborchef des gesamten Unternehmens. Er ist sich sicher, dass auch sein Chef dies zu würdigen weiß. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn er ihm seinen Retter der Menschheit vorstellt. Unbegrenzte Nahrung für alle Menschen auf der Welt. Egal in welchem Land und egal unter welchem Klima!

Erschöpft von dieser genialen Leistung ruht er sich ein wenig in der Luxuswohnung aus. Sie gehört zwar noch zum Großteil der Bank, aber seine Person braucht den Luxus. Und mit der zu erwartenden, gewaltigen Erfolgsprämie für sein Projekt wird er sie sofort abbezahlen.

Er legt sich auf sein Ledersofa, holt unter einem Kissen eine Plastiktüte hervor und konsumiert den darin enthaltenen Stoff. Es sind "Kubanische Träuschlinge", eine Pilzart, die eine halluzinogene Wirkung hervorruft, ähnlich wie LSD. Die Pilze wurden bereits vor Tausenden von Jahren von Schamanen benutzt, um die Zukunft zu weissagen. Und was seit Jahrtausenden gut war, muss jetzt immer noch die Zukunft weissagen können.

Und in Toms durch die Droge hervorgerufenen Träumen sieht er sich und sein Kind als gottgleiche Retter der Welt! Von allen umjubelt und angebetet, überhäuft mit Gold und Juwelen.


F r e s s e n

Schwarze Flut

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