Читать книгу So werden Sie Weinkenner - Jürgen Röder - Страница 3

Im Schnellkurs zum Weinexperten Ihr Chef ist ein Weinkenner und hat Sie zum Essen eingeladen. Doch Sie haben keine Ahnung von Wein? Hier lernen Sie die Grundbegriffe, mit denen Sie garantiert punkten werden.

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Eine Einladung beim Chef: Fürchten Sie, dass Sie diesen Abend nicht ohne Abstriche in Ihrer Karriereplanung überstehen werden? Keine Sorge, ich zeige Ihnen, wie Sie mit nur wenigen Nachfragen oder Feststellungen als Weinexperte auftrumpfen.

Erste Hürde: Der Wein wird Ihnen ins Glas geschüttet. Merken Sie sich einfach: Für die Verkostung von Weinen stehen uns drei Sinne zur Verfügung: sehen, riechen und schmecken. Und in der Reihenfolge wird auch der Wein verkostet. Nehmen Sie das Glas (am Stiel) in die Hand und halten Sie es zuerst etwas schräg (dadurch können Experten die Farbe beurteilen und erkennen, ob es ein junger oder älterer Wein ist). Dann halten Sie das Glas an die Nase und riechen (so riechen Fachleute die verschiedenen Aromen im Wein).

Wenn Sie jetzt noch das Glas ein wenig schwenken, wirkt das schon sehr professionell, denn der Wein bekommt dadurch etwas mehr Luft (weitere Erklärungen dazu siehe unter „dekantieren“). Anschließend trinken Sie – aber langsam! Halten Sie den Wein ein weniger länger auf der Zunge, um die verschiedenen Geschmacksnoten aufzunehmen.

Wer es ausführlicher mag, es gibt im Internet zahlreiche Videos zum Thema „Wie verkoste ich einen Wein richtig“. Eines davon hat beispielsweise Michael Liebert, ein langjähriger Weinexperte, drehen lassen.

Und nun etwas zu den (Standard-)Aussagen. Sie müssen sich nicht alle einprägen. Schließlich können Sie immer noch Ihren Chef fragen und ihn den Wein kommentieren lassen.

Der Wein hat eine sehr frische Säure!

Beschränken Sie sich auf diesen Satz, wenn sich ein Weißwein im Glas befindet. Zudem empfiehlt sich ein vorheriger Blick auf den Namen der Rebsorte, der bei vielen Weinen auf der Flasche steht. Bei Rebsorten wie Riesling oder Weißburgunder (Pinot Blanc) liegen Sie mit einem solchen Satz selten falsch. Bei der Chardonnay-Traube kann man schon eher danebenliegen. Richtschnur für völlige Wein-Anfänger: Der Wein schmeckt Ihnen einfach zu sauer.

Wie lange haben Sie den Wein dekantiert?

Voraussetzung für diese Frage: In Ihrem Glas ist ein Rotwein (Weißweine werden selten dekantiert) und dieser wurde Ihnen nicht aus der Flasche, sondern aus einem großen (Glas-)Gefäß eingeschenkt. Beim Dekantieren wird dem Wein Luft zugefügt, damit er besser schmecken soll. Das gelingt mit einem sogenannten Dekantiergefäß besser, weil eine Weinflasche nur eine geringe Oberfläche hat.

Nicht alle Rotweine brauchen Luft zum Atmen. Junge, kräftige Weine werden durch Dekantieren eher besser, ältere Weine hingegen können dadurch an Aroma verlieren. Aber das hängt unter anderem von der Rebsorte ab. So sollte man einen „alten“ Spätburgunder (Pinot Noir) lieber nicht dekantieren. Aber dieses Wissen behalten Sie lieber für sich, ansonsten müssen Sie Diskussionen führen, bei der Sie als Laie nur verlieren können.

Das ist ein sehr guter Qualitätswein!

Bevor Sie diese Satz sagen, sollten sie zumindest wissen, dass in Ihrem Glas ein deutscher Wein ist – ansonsten wird es peinlich. Wenn ja, werden Sie ein wohlwollendes Lächeln vom Gastgeber ernten. Zum Hintergrund: Das Deutsche Weingesetz teilt deutsche Weine in vier Güteklassen ein: Prädikatswein (frühere Bezeichnung: Qualitätswein mit Prädikat, QmP), Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA), Landwein und Tafelwein.

Ist das ein reinsortiger Wein oder eine Cuvée?

Sie können anstelle von Cuvée auch Verschnitt sagen, was aber zu profan klingt, oder auch Assemblage, was wiederum der Gastgeber eventuell nicht verstehen könnte. Bei einer Cuvée werden mindestens zwei Rebsorten gemischt. Reinsortig bedeutet, dass der Wein nur aus einer Rebsorte besteht. Weine aus Südfrankreich sind fast immer eine Cuvée, Bordeaux-Weine immer. In den anderen Ländern sind meiner ungeprüften Einschätzung nach eher reinsortige Weine zu finden. Bei Weinen, die nur aus einer Rebsorte erstellt wurden, steht der Name der Rebsorte auf der Flasche. Wenn Ihr Chef bei dieser Frage erst auf das Etikett schauen muss, ist es mit seiner Weinkenntnis nicht weit her.

Der Wein passt hervorragend zum Essen!

Passt mittlerweile fast immer, denn die frühere oft empfohlene Kombination „Weißwein zum Fisch“ und „Rotwein zum Fleisch“ ist schon lange obsolet. Allerdings gibt es viele Fallstricke: Falls Ihnen ein kräftiger Rotwein zum Spargel serviert wird oder zum Wild ein Weißwein – also bei starken Gegensätzen –, sollten Sie lieber auf diesen Ausspruch verzichten.

Als Faustregel gilt: Der Wein soll das Essen begleiten und nicht den Geschmack des Essens dominieren – doch entscheidend ist beim Wein, wie eigentlich immer, der eigene Geschmack. Noch ein paar Grundsätze: Zum säurebetonten Essen passt kein Wein mit viel Säure, zu einem süßen Essen aber ein süßer Wein. Und zu einem scharfen asiatischen Essen passen aromatisch-fruchtige Weißweine, die ruhig halbtrocken sein können.

Wie lange ist der Wein im Holzfass gereift?

Diese Frage sollten Sie nur bei kräftigen Rotweinen stellen, dann ist zumindest die Gefahr deutlich geringer, danebenzuliegen. Natürlich reifen auch Weißweine im Holzfass, diese sind aber seltener zu finden. Ihr Chef könnte Ihnen antworten: „Sogar im Barrique!“, worauf Sie dann anerkennend nicken und mit Stolz auf das volle Weinglas schauen sollten. Zur Erläuterung: Barriques sind Eichfässer mit einem Fassungsvermögen von 225 Litern, andere Holzfässer sind meist deutlich größer.

Wein wird in einem Eichenfass gelagert, um das Aromenspektrum und die Gerbstoffe (sogenannte Tannine) mit Geschmackskomponenten aus dem Holz abzurunden. Das ist nicht neu: Bereits vor einigen Jahrhunderten wurde Wein auf dem Schiff im Eichenfass transportiert, weil er dadurch haltbarer war.

Manche Weinerzeuger nehmen heutzutage kein Holzfass, sondern aromatisieren den Wein mit kleinen Eichenholzstücken (Chips). Die Frage: „Wie lange lagen denn die Eichenchips im Wein?“ sollten sie sich aber sparen – die könnte Ihre Karriere gefährden.

Noch ein Hinweis: Bleiben Sie bescheiden! Versuchen Sie nicht, mit zu vielen Floskeln um sich zu schmeißen. Freuen Sie sich, dass Sie einen Weinkenner als Chef haben. Denn die Weinkenner, die ich kenne, haben Freude an ihrem Vergnügen und genießen es, gute Weine mit guten Freunden zu trinken. Und sie freuen sich, wenn man Interesse am Wein zeigt – auch wenn man keine Ahnung davon hat.

So werden Sie Weinkenner

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