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1 Welche Voraussetzungen für ein Sportstudium benötige ich?

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„Sport dominiert meine Freizeit. Für mich war deshalb recht früh klar, dass meine berufliche Zukunft irgendwo im Bereich des Sports verankert sein muss.“

Diese oder ähnliche Aussagen bekommt man des Öfteren zu hören, wenn man jemanden fragt, warum er bzw. sie* mit dem Gedanken spielt, ein Sportstudium aufzunehmen oder bereits ein solches aufgenommen hat. Wenn Sie, liebe Leserin/lieber Leser, eine solche oder ähnliche Aussage auch auf sich selbst beziehen würden, macht es Sinn, sich zunächst einmal mit dem Sportbegriff auseinanderzusetzen. Schließlich erscheint es nahe liegend, den Sachgegenstand der eigenen beruflichen Richtung zu kennen.

Widmet man sich dem Sportbegriff, so stößt man schnell auf erste Schwierigkeiten: So konstatieren die Sportpädagogen Peter Prohl und Robert Röthig (2003) etwa, dass sich aufgrund des „weltweit gebrauchten Begriff[s] […] [e]ine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung […] nicht vornehmen“1 lasse. Im Gegensatz dazu betont der Sportwissenschaftler Claus Tiedemann (2020) die Wichtigkeit einer Definition und stellt die folgende Begriffsbezeichnung auf:

Sport ist ein kulturelles Tätigkeitsfeld, in dem Menschen sich freiwillig in eine Beziehung zu anderen Menschen begeben mit der bewussten Absicht, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten insbesondere im Gebiet der Bewegungskunst zu entwickeln und sich mit diesen anderen Menschen auf Grundlage der gesellschaftlich akzeptierten ethischen Werte nach selbstgesetzten oder übernommenen Regeln zu vergleichen.“ 2

Weitere Definitionen liefern Wissenschaftler aus sportmedizinischer sowie sportsoziologischer Sicht. Dabei zeigen sich recht unterschiedliche Verständnisweisen, was den Begriff „Sport“ anbelangt.3 Dies liegt darin begründet, dass die Sportwissenschaft viele Teildisziplinen in sich vereint (vgl. Abb. 1).

* In diesem Buch wird für die nachfolgenden Ausführungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich auf Personen aller Geschlechter.

Abb. 1: Sport als integrative Wissenschaft

Diese Teildisziplinen spielen – je nach Sportstudiengang – eine hervorgehobene oder nachgeordnete Rolle im Verlauf eines Sportstudiums. Es gilt, an dieser Stelle festzuhalten: Wer sich für ein Sportstudium entscheidet, wird Einblicke in ein sehr breites Spektrum an wissenschaftlichen Disziplinen erhalten. Dieser Umstand ist Chance und Herausforderung zugleich: Eher naturwissenschaftlich Interessierte müssen offen sein für das Mitwirken in Seminaren und das Hören von Vorlesungen geisteswissenschaftlicher Disziplinen wie die der Sportsoziologie (vgl. „Schon gewusst?“, S. 8), -geschichte oder -pädagogik. Andersherum müssen Studierende, die weniger Interesse an Naturwissenschaften mitbringen und als Schüler eventuell Schwierigkeiten mit Fächern wie Physik oder Biologie hatten, damit rechnen, sich zumindest in einem gewissen Umfang einarbeiten zu müssen.

So sind beispielsweise Grundkenntnisse der Physik gefragt, um etwaige Klausuren eines Seminars „Bewegungslehre“ oder auch solche in Praxiskursen erfolgreich zu absolvieren, in denen theoretische Schwerpunkte aus dem Bereich Biomechanik (vgl. Schon gewusst?, S. 8) zur Begründung von Bewegungsausführungen in der Praxis unabdingbar sind. Zudem sind Biologie- und Chemiekenntnisse für den Bereich Physiologie gefragt, ferner erleichtern Lateinkenntnisse das Erlernen anatomischer Grundlagen.


SCHON GEWUSST?

Die Sportsoziologie beschäftigt sich mit Wechselwirkungen zwischen Sport und Gesellschaft. Somit spielen gesellschaftliche Normen und Werte, etwa bei der Frage nach erbrachten Leistungen und deren Bedingungen im Sport, eine Rolle.

Ein Beispiel: Im Jahr 2009 beschäftigte vor allem der Fall der südafrikanischen 800-m-Läuferin Caster Semenya die Sportwelt und vor allem die Sportsoziologen: Im August 2009 gewann die Leichtathletin in Berlin mit einer Zeit von 1:55,45 Minuten das WM-Finale über 800 m der Frauen. Unmittelbar vor dem Finale wurde bekannt, dass der Leichtathletik-Weltverband IAAF einen Geschlechtstest bei Caster Semenya angeordnet hatte. Wegen ihres männlichen Erscheinungsbildes waren Zweifel an ihrem Geschlecht aufgetreten. In der Folge gab es kontroverse Debatten über diesen Vorgang, nicht nur in der Sportwelt.

Der Fall beleuchtet, dass u. a. Themen wie Geschlecht und Sport, Frauen und Sport, Körper und Gesellschaft zu sportsoziologischen Fragestellungen gehören. Hinzu kommen Aspekte wie Globalisierung und Sport sowie Medien und Sport.

Die Biomechanik (griech. „Bios“ = Leben, „Mechanik“ = Teilgebiet der Physik) als sportwissenschaftliche Disziplin greift auf Begriffe, Methoden und Gesetzmäßigkeiten der Physik zurück. Sie beschäftigt sich mit Fragen (und Antworten), die für die Analyse vieler sportlicher Bewegungen von großer Bedeutung sind. Am Beispiel des Hochsprungs könnten solche Fragen folgendermaßen lauten:

Wie sieht ein optimaler Anlaufweg aus?

Wie und wo sollte der Absprung erfolgen, damit die horizontale Anlaufgeschwindigkeit in einen möglichst hohen Kraftstoß nach oben umgesetzt werden kann?

Die Sportwissenschaft vereint als integrative Wissenschaft ein breites Spektrum aus Teildisziplinen, die sowohl der Natur- als auch der Geisteswissenschaft zuzuordnen sind. Die Entscheidung für ein Sportstudium erfordert die Bereitschaft und das Interesse, sich in Theorie- und Praxiskursen mit Wissensbeständen dieser Disziplinen (intensiv) zu beschäftigen.

AUSSCHNITT AUS EINER UNTERHALTUNG ZWEIER OBERSTUFENSCHÜLER EINES GYMNASIUMS

Ben: „Hoffentlich sind wir in Sport bald fertig mit Turnen. Bei mir reicht es noch immer nicht einmal für einen Handstand gegen die Wand. Wenn wir da benotet werden, sehe ich alt aus.“

Finn: „Ich würde mir da gar keinen Stress machen. Wir haben doch letztens noch Fußball im Unterricht gespielt. Da hat er [der Sportlehrer] doch gesehen, was du draufhast. Als ob deine Eins auf dem Zeugnis in Gefahr gerät.“

Anders als in vielen anderen Schulfächern geben gute und sehr gute Noten im Fach Sport allein keine zuverlässige Rückmeldung darüber, ob man für ein Sportstudium besonders geeignet ist. Dies liegt nicht unmittelbar oder gar ausschließlich in besonders „gutmütigen“ oder „netten“ Bewertungen seitens der Sportlehrkräfte begründet, sondern auch in den curricular festgelegten Aufgaben und Zielen des Fachs Sport:

„[Bei allen] […] Kindern und Jugendlichen [soll] die Freude an der Bewegung sowie am individuellen und gemeinschaftlichen Sporttreiben geweckt, erhalten und vertieft werden. […] Dabei sind Ansprüche an die Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport, auch wenn sie nicht immer explizit überprüft werden können, im Sinne einer umfassenden Persönlichkeitsbildung unverzichtbarer Bestandteil der Leitidee eines erziehenden Sportunterrichts.“ 4

Dieser Ausschnitt aus dem ersten Kapitel des Kernlehrplans Sport (Sekundarstufe I an Gymnasien des Landes NRW) zeigt auf, dass der Sportunterricht auch in besonderer Weise dem pädagogischen Ziel der Entwicklungsförderung von Schülerinnen und Schülern verpflichtet ist und keinesfalls – wie dem Anschein nach noch immer weit verbreitet – auf (messbare) motorische Leistungen hinarbeitet und diese schließlich einer Bewertung unterzieht.

Praxiskurse eines Sportstudiums verfolgen hingegen zumeist das Ziel, eigenes motorisches Können auf der Basis idealtypischer Bewegungsabläufe unter Beweis zu stellen. So geht etwa aus den im Modulhandbuch5 zum lehramtsbezogenen Bachelorstudiengang der Universität Koblenz-Landau festgeschriebenen Qualifikationszielen hervor, dass die Bachelor-Praxiskurse zu den Individualsportarten Leichtathletik, Gerätturnen, Schwimmen und Gymnastik/Tanz u. a. dazu befähigen sollen, „auf der Basis eigener motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten […] Inhalte adressatengerecht zu erklären, zu demonstrieren, zu korrigieren und sichernd zu unterstützen“6.


Um dieses Ziel besser zu verstehen, soll es anhand einer Fertigkeit in einer Individualsportart und einer solchen in einem Sportspiel konkretisiert werden. Ausgewählt wurden hierfür der Handstand (Individualsportart Turnen) sowie das obere Zuspiel, das sogenannte Pritschen (Sportspiel Volleyball). Dabei werden vor allem auch die hervorgehobenen Begrifflichkeiten deutlicher.


Der Ablauf beim Durchführen eines Handstands ist von Anfang bis Ende der Bewegung vorherbestimmt: vom Aufschwingen der gestreckten Arme auf Ohrenhöhe, bis hin zum Schließen der Beine in der Senkrechten (Endposition). Es handelt sich beim Handstand um eine sogenannte Fertigkeit, „bei deren Anwendung es auf [eine] möglichst stabile und fehlerfreie Reproduktion ankommt“.7 Man spricht im Falle dieser technischen Fertigkeit, wie auch bei vielen anderen individualsportlichen Techniken, von geschlossenen Ausführungsbedingungen, weil weitgehend vorhersehbare und konstante Abläufe vorliegen.8

Neben der spezifischen motorischen Fertigkeit, einen Handstand mit allen zugehörigen Teilbewegungen sauber ausführen zu können, sind Sportwissenschaftler zu der Einsicht gelangt, dass „auch allgemeine, bewegungsübergreifende Leistungsvoraussetzungen von großer Bedeutung“9 sind. Damit sind Voraussetzungen gemeint, die nicht nur für eine bestimmte Fertigkeit (hier: den Handstand), sondern auch für andere (Turn-)Disziplinen von Belang sind.

In diesem Kontext wird von Fähigkeiten gesprochen. So ist etwa eine Komponente wie die Orientierungsfähigkeit sowohl beim Handstand als auch bei anderen Fertigkeiten – z. B. beim Hürdensprint, bei einer Saltobewegung oder beim Vollspannstoß im Fußballspiel – gefragt.

Ähnliches gilt für Fähigkeiten, die die energetischen Voraussetzungen zur Umsetzung einer sportlichen Bewegung betreffen: Es leuchtet ein, dass auch Komponenten wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit – wenn auch in je unterschiedlichem Ausmaß – sportartübergreifend eine Rolle spielen. Die vier genannten Aspekte werden in der Sportwissenschaft zumeist unter der Überschrift „konditionelle Fähigkeiten“ (siehe unten) angeführt.



Im Grundsatz ähnlich verhält es sich bei der Betrachtung des zweiten Beispiels (oberes Zuspiel im Volleyballspiel). Auch hier gibt es zahlreiche Technikbeschreibungen in Lehrbüchern, welche Vorgaben zur Trefffläche, Impulsgebung und zum Körper-Ball-Verhältnis enthalten. Insofern ist die idealtypische Ausführung in der Theorie, wie auch beim Handstand, vorgezeichnet.

Beim „Pritschen“ im Volleyball handelt es sich allerdings um eine sogenannte offene Fertigkeit, da im Zuge des Spiels (z. B. 6 gegen 6) „rasch wechselnde, unvorhersehbare Umfeldbedingungen zu bewältigen [sind], die eine dauernde situative Neuanpassung der Fertigkeit erforderlich machen“.10 So ist für einen Mitspieler beispielsweise erst kurz vor der eigenen Bewegungsaktion klar, wo genau das obere Zuspiel erfolgen muss, da etwa Ungenauigkeiten bei der Ballannahme eines anderen Spielers einkalkuliert werden müssen, die aber eben nicht vorhersehbar sind.

Erfolgt das Zuspiel besonders kurz (d. h., der Ball wird sehr flach zugespielt), so muss schnell und flexibel eine andere Technik, nämlich die des unteren Zuspiels („Baggern“), angewandt werden. Dieses Ausmaß möglicher situativer Neuanpassungen kommt bei individualsportlichen (geschlossenen) Fertigkeiten nicht zum Tragen.

Darüber hinaus haben bewegungsübergreifende Leistungsvoraussetzungen (Fähigkeiten) einen wichtigen Einfluss, wie auch im Falle des Handstands. Die Spielsituation „ungenaue Annahme im 6 gegen 6“ legt nahe, dass hier neben dem Beherrschen der Technik etwa die konditionelle Komponente Schnelligkeit besonders zentral ist.

Studienbegleitende Prüfungen in Praxiskursen eines Sportstudiums zeichnen sich in der Regel durch das Begutachten der Demonstrationsfähigkeit sportartspezifischer Fertigkeiten aus. Geprüft werden sowohl Individualsportarten, wie Schwimmen, Turnen, Gymnastik/Tanz und Leichtathletik als auch Sportspiele wie Basketball, Handball, Fußball oder Volleyball sowie Rückschlagspiele (z. B. Tischtennis). Insofern gilt es im Laufe eines Studiums, Theorie und Praxis einer großen Bandbreite an Bewegungsfeldern zu erschließen und die je sportartspezifischen Techniken (Fertigkeiten) bis zur eigenen Demonstrationsfähigkeit zu trainieren.

Der eigenen Erfahrung nach werden die Bewertungskriterien praktischer Prüfungen durch die durchführenden Dozenten transparent und differenziert erläutert. Zudem gibt es zumeist institutionalisierte Übungsgruppen, die parallel zum Semesterbetrieb von erfahrenen und besonders affinen Studierenden angeboten werden.

Angesichts der Vielfalt an praktischen (Prüfungs-)Disziplinen leuchtet es ein, dass wohl nur die wenigsten Sportstudierenden ohne größeren Trainingsbedarf alle Praxisprüfungen problemlos durchlaufen können. In Ausnahmefällen wird unter Studierenden häufig umgangssprachlich von „Allroundern“ („Alleskönnern“)11 gesprochen. Damit waren stets diejenigen gemeint, welche bereits nach kurzer Übungszeit sportspezifische Techniken umsetzen konnten, obwohl der betreffende Sportbereich bis dato nicht zu ihrem motorischen Profil gehörte. Diese verfügten jedoch bereits vorher über gut ausgeprägte motorische Grundfähigkeiten – sowohl im Bereich der Kondition als auch hinsichtlich der Koordination.

Unter Kondition wird das Niveau der Ausdauer-, Kraft- und Schnelligkeitsfähigkeiten und der mit ihnen unmittelbar verknüpften psychischen Leistungsvoraussetzungen verstanden. Vielfach wird auch die Beweglichkeit eingeschlossen, die aufgrund ihrer wichtigen Funktion für die koordinativen Fähigkeiten jedoch heute nicht mehr eindeutig den konditionellen Fähigkeiten zugerechnet wird.12 Kondition kann insofern als Sammelbegriff für Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit aufgefasst werden (vgl. Abb. 2).13


Abb. 2: Konditionelle Grundeigenschaften und ihre Definitionen

Koordination beschreibt „das Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufs“14. Hier lässt sich u. a. die o. g. Komponente Orientierungsfähigkeit einordnen. Betrachtet man Koordination im Sinne einer Leistungskomponente, so steht dieser Begriff für eine Reihe koordinativer Fähigkeiten.15

Besondere Begabungen in bestimmten Sportarten bei gleichzeitig fehlendem Talent in anderen Individualsportarten und/oder Sportspielen sowie gering ausgebildete sportartübergreifende Fähigkeiten sprechen sehr deutlich gegen die Aufnahme eines Sportstudiums.

AUSZUG EINES GESPRÄCHS ZWISCHEN EINEM TEILNEHMER DES „STÜTZKURSES TURNEN“ UND DER KURSLEITERIN

Tim: „Wenn ich an meinem Sportstudium scheitern sollte, dann liegt es ganz bestimmt daran, dass ich nicht gut genug turnen kann. Ich übe seit zwei Semestern etwa zweimal pro Woche und habe das Gefühl, insbesondere beim Bodenturnen keine wirklichen Fortschritte zu machen. Gerade dann, wenn jemand zuschaut, gelingt mir gar nichts!“

Anna: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass unerfahrenere Turner manchmal sehr lange brauchen, um bestimmte Bewegungen umzusetzen. Wenn du mit Hochdruck dranbleibst, wird es bald klappen!“

Die hier deutlich werdende Sorge spiegelt Unsicherheiten wider, die sich im Laufe eines Sportstudiums der Erfahrung nach aufseiten vieler Sportstudierender einmal oder auch mehrmals zeigen: Schaffe ich es angesichts meiner aktuellen Defizite in dieser oder jener Sportart überhaupt, mein Studium erfolgreich abzuschließen?

Bedenken, einzelne Prüfungen eventuell nicht zu bestehen, sind in allen Bereichen, in denen Nachweise über den eigenen Lernstand erbracht werden müssen (z. B. in Form von Klausuren oder mündlichen Prüfungen), allgemein bekannt. Gleichwohl scheint es im Falle sportpraktischer Prüfungen anders gelagert zu sein. Dies ergibt sich daraus, dass hier neben dem allgemeinen psychischen Prüfungsdruck primär physische (konditionelle und koordinative) Fähigkeiten gefragt sind.

So geht es in einer Turnprüfung u. a. darum, die Technik des Handstands16 zu demonstrieren. Damit vom Vorschwingen des Abdruckbeins bis zur senkrechten Position aller Körperteile (Handstandposition) eine saubere Umsetzung gelingt, bedarf es bei vielen Sportlern regelmäßiger und beharrlich umgesetzter Übungseinheiten. Dies gilt häufig auch für die vermeintlich größten motorischen Talente, da es darum geht, möglichst idealtypische Bewegungsabläufe zu demonstrieren (s. o.). Insofern wird ein gewisses Mindestniveau mit Blick auf den motorischen Lernstand erwartet. Was aber ist motorisches Lernen und wie kann man sich diesen Prozess vorstellen?

Olivier et al. (2013) zufolge bezeichnet sportmotorisches Lernen eine umgebungsbezogene und relativ überdauernde Ausbildung und Korrektur von sportmotorischem Gedächtnisbesitz.17 Insofern ist motorisches Lernen ein Prozess, der zu einem Ergebnis, der sportmotorischen Verhaltensänderung, führen soll. Er ist jedoch für einen Lehrer oder Prüfer an einer Universität nicht beobachtbar, sodass lediglich vom Ergebnis auf den Prozess geschlossen werden kann. Im Bereich der Motorikforschung findet sich eine Vielzahl an Theorien, in welchen jeweils verschiedene Lernphasen unterschieden werden.18

Ein sehr verbreitetes Schema zum motorischen Lernen geht auf die Motorikforscher Kurt Meinel und Günter Schnabel (1977) zurück. Sie beleuchten sowohl die Innenals auch die Außensicht einer Bewegungsfertigkeit, indem sie einerseits Prozesse der Informationsverarbeitung und Automatisierung (körperinnere Vorgänge) und andererseits die äußerlich sichtbaren Bewegungsmerkmale berücksichtigen.19 Letztere sind in praktischen Prüfungen von großer Bedeutung; sie werden jeweils Bewertungen unterzogen.

Meinel und Schnabel ziehen in ihrem Modell Bewegungsmerkmale wie u. a. Bewegungsfluss, -präzision, -rhythmus und -kopplung heran, deren Ausbildungsqualität, zum Beispiel in Bezug auf die Ausführung des Handstands (siehe unten), auf drei aufeinander aufbauenden, nicht umkehrbaren und fließend ineinander übergehenden Phasen des motorischen Lernens jeweils unterschiedlich ausgeprägt ist:20

• Erste Phase: Entwickeln der Grobkoordination (grobe Vorstellung der zu erlernenden Bewegung): „Ich weiß, dass ein einbeiniger Abdruck erfolgen und die Endposition durch eine Streckung von Fuß-, Knie- und Hüftgelenken geprägt ist. Unter günstigen Bedingungen und voller Konzentration schaffe ich es, den Handstand so auszuführen, dass er als solcher erkennbar ist.“

• Zweite Phase: Entwickeln der Feinkoordination (reicht bis zur annährend fehlerfreien Ausführung): „Mir gelingt der Handstand flüssiger, konstanter und die Teilbewegungen werden präziser. Unter gewohnten Bedingungen schaffe ich die Bewegung nahezu fehlerfrei.“

• Dritte Phase: Stabilisieren der Feinkoordination und Ausprägung der variablen Verfügbarkeit (reicht bis zur sicheren Ausführung, auch unter schwierigen und ungewohnten Bedingungen): „Ich kann den Handstand selbst dann noch sicher und präzise durchführen, wenn ich unter dem erhöhten Belastungsdruck einer Prüfung stehe oder ihn als Teil einer Übungsverbindung zeigen muss.“21

Für die Vorbereitung auf Praxisprüfungen gilt es, sich durch regelmäßiges Üben möglichst eine Ausführungsqualität auf dem Niveau der Feinkoordination (zweite Phase) zu erarbeiten.

Darüber hinaus sind praktische Prüfungen in der Regel so angelegt, dass alle Studierenden ihre (Demonstrations-)Prüfungen nacheinander und somit vor einer gewissen Öffentlichkeit durchzuführen haben: Außer den anderen Kursteilnehmern ist es nicht unüblich, dass auch weitere Zuschauer (z. B. auf der Hallentribüne) zusehen. Eine solche Form des „öffentlichen Auftritts“ kommt in schriftlichen Prüfungen eben nicht zum Tragen.

Sollten Sie als Schüler einen Sport-Leistungskurs besucht haben, so verfügen Sie bereits über Vorerfahrungen hinsichtlich des Ablaufs sportpraktischer Prüfungen. Diese helfen Ihnen eventuell dabei, auch in praktischen Prüfungssituationen an der Universität routinierter aufzutreten.

Für Menschen, die über nur wenige Erfahrungen mit Blick auf das Demonstrieren von Bewegungen vor Zuschauern verfügen und erst recht noch keine entsprechende Routine entwickelt haben, kann der Aspekt Öffentlichkeit eine zusätzliche, nicht zu unterschätzende Herausforderung bedeuten.

Durchhaltevermögen sowie Geduld und Ehrgeiz beim Üben sportlicher Bewegungen sind Fähigkeiten, die einen im Studium weit bringen können, da sehr viel Zeit mit Training verbracht werden muss. Dazu bedarf es einer ausgeprägten Selbstdisziplin. Zudem sind angesichts des Öffentlichkeitscharakters vieler Praxisprüfungen Selbstsicherheit und Souveränität gefragt.

AUSSCHNITT AUS DER KOMMUNIKATION IN EINER WHATSAPP®-GRUPPE NAMENS „GYMNASTIK-TANZ“

Anna: „Wann treffen wir uns das nächste Mal?“

Tom: „Von mir aus wieder direkt morgen früh um sieben.“

Mike: „Puh, morgen würde ich gerne noch mal ausschlafen. Ich habe heute noch bis 22 Uhr Volleyballtraining im Verein. Ist es denn zwingend notwendig, morgen schon wieder zu üben?“

Laura: „Mir würde es morgen gegen Vormittag am besten passen. Morgen früh habe ich nämlich noch eine Vorlesung, die ich nicht verpassen sollte. Noch mal üben sollten wir schon, finde ich.“

Julia: „Das denke ich auch, zumal die dritte Sequenz noch nicht wirklich gut funktioniert.“

Sven: „Mir würde der Vormittag grundsätzlich auch gut passen. Das hätte den Vorteil, dass du, Mike, ausschlafen kannst und Laura ihre Vorlesung nicht verpasst. Es ist aber fraglich, ob die Halle in dieser Zeit nicht schon besetzt ist. Das ist halt eine sehr begehrte Übungszeit.“

Diesem kurzen Ausschnitt eines Chatverlaufs in einer WhatsApp®-Gruppe von sechs Sportstudierenden können weitere wichtige Voraussetzungen für ein Sportstudium entnommen werden. Wie zu erkennen ist, geht es hier nicht um einen inhaltlichfachlichen Austausch, sondern primär um Organisatorisches: Wann soll bzw. kann ein nächster Übungstermin zur Festigung der Gruppentanzchoreografie stattfinden? Darüber hinaus wird durch Mike die Frage in den Raum gestellt, ob überhaupt ein zeitnahes erneutes Treffen geboten ist.

Die Basis für einen erfolgreichen Umgang ist hier zunächst einmal weniger die motorische, insbesondere tänzerisch-gestalterische Affinität, sondern eine Qualifikation, die gemeinhin als soziale Kompetenz bezeichnet wird. Der Wirtschaftspsychologe Uwe Peter Kanning stellt u. a. die folgende Definition heraus:

„Jemand, der sich sozial kompetent verhält, ist […] in der Lage, eigene Interessen in sozialen Interaktionen zu verwirklichen, ohne dabei jedoch die Interessen seiner Interaktionspartner zu verletzen.“ 22

Der oben dargestellte Chatverlauf lässt durchaus erkennen, dass die Interagierenden in diesem Sinne sozial kompetentes Verhalten zeigen: Es wird einerseits darauf hingewirkt, die eigenen (hier: kurzfristigen) Ziele zu verwirklichen, andererseits ist der Austausch durch soziale Akzeptanz geprägt. Letztere ist für sozial kompetentes Verhalten von zentraler Bedeutung.23 Ausweis dessen in der oben dargestellten Kommunikation ist vor allem der Beitrag von Sven. Begrifflich verflochten mit „sozial kompetentem Verhalten“ ist der Terminus Teamfähigkeit. Katharina Wolfrat stellt in ihrer Dissertation die folgenden Merkmale diverser wissenschaftlicher Definitionen heraus:

„Teamfähig ist, wer

… sich in der Gruppe inhaltlich positionieren kann.

… kreative Ideen einbringt.

… Wissen an passender Stelle zur Verfügung stellt.

… sich auf die Gruppe bezieht.

… auf Vorschlägen anderer aufbauen kann.

… zuhört.

… für die Beteiligung aller sorgt.

… Unterschiede deutlich macht und vermittelt.

… Konflikte anspricht und Lösungen bietet.

… für Entlastung sorgt.

… Hilfe annimmt.“ 24

Einige der hier aufgeführten Qualifikationen, etwa die Bezugnahme auf andere Gruppenmitglieder oder das Aufgreifen von Vorschlägen anderer, kommen in dem o. g. Chatverlauf bereits zum Tragen. Diese und weitere sind für den restlichen Weg, bis hin zum erfolgreichen Ablegen der praktischen Prüfung im Kurs „Gymnastik/ Tanz“, die in der Regel als Gruppenpräsentation durchzuführen ist, von entscheidender Bedeutung. Es braucht also zwingend die Bereitschaft, sich in einer Arbeitsgruppe mit (kreativen) Ideen einzubringen.

In diesem Praxiskurs ist etwa das Recherchieren, Erproben und Modifizieren von Tanzschritten gefragt. Gerade dann, wenn es um ein Bewegungsfeld geht, das in der bisherigen sportlichen Vita kaum oder noch gar nicht im Fokus stand, ist es wichtig, die Notwendigkeit der Unterstützung und des regelmäßigen Übens zu erkennen, sich einzugestehen und schließlich Hilfe anzunehmen.

Dies kann sich dem Vernehmen nach gerade dann als schwierig erweisen, wenn man in der eigenen sportlichen Disziplin bereits über Jahre aufgrund guter Leistungen Lob und Anerkennung erfährt und es dadurch im eigenen Umfeld gewohnt ist, grundsätzlich als „sehr sportlich und sportbegabt“ eingestuft zu werden. In einem Sportstudium ist es insofern als Stärke zu werten, eigene Defizite in bestimmten Bewegungsfeldern und Sportbereichen als solche zu reflektieren, um sie dann selbstkritisch und beharrlich anzugehen.

Für das erfolgreiche Durchlaufen eines Sportstudiums ist es insbesondere aufgrund des kooperativen Charakters einiger Prüfungsleistungen unabdingbar, ein hohes Maß an sozial kompetentem Verhalten und Teamfähigkeit mitzubringen oder dieses zumindest rasch auszuprägen. Dies gilt sowohl für Sportarten wie „Gymnastik/Tanz“ als auch für die auf Kooperation basierenden Sportspiele.

ANEKDOTE ÜBER EINE EHEMALIGE STUDIERENDE DER SPORTHOCHSCHULE KÖLN

Sie hatte als sehr sportliches Kind in der Grundschule einen Schwimmwettkampf der Schulen gewonnen und erzählte ihrem etwas älteren Freund, dass sie keine Angst vor der Aufnahmeprüfung im Schwimmen an der Sporthochschule habe. Als sie dann ihre Künste dem diplomierten Sportlehrer vorführte, traten viele Unzulänglichkeiten zutage, die ihr selbst nicht bewusst waren.

Es folgten zwei intensive Wochen des Trainings zu Hause im Hallenbad, die trotzdem nicht zum Erfolg beider Prüfungen führten: Die 100-m-Brust legte sie eine halbe Sekunde zu langsam zurück, weil sie während des Tests Wasser schluckte und der Rhythmus abhandenkam. Beim Vorschwimmen war sie anschließend so aufgeregt, dass ihre „Schere“ in der Technik unverkennbar zum Vorschein kam. Alles andere im Test meisterte sie mit Bravour. Mit zwei Defiziten fiel sie bei der Aufnahmeprüfung durch.

Bei der nächsten Aufnahmeprüfung umging sie das Brustschwimmen, indem sie an einem Kursus für Rettungsschwimmen teilnahm, was damals als Alternativprüfung von der Sporthochschule anerkannt wurde. Sie gehörte dann in den Schwimmkursen während des Studiums zu den Besten, weil ihr auch von den Dozenten die Zeit gegeben wurde, sich zu verbessern.

Oben wurde an den Beispielen des Handstands sowie des oberen Zuspiels im Volleyball bereits erläutert, inwiefern bewegungsübergreifende Leistungsvoraussetzungen (Fähigkeiten, s. o.) die Umsetzung einer technischen Fertigkeit beeinflussen. Experten gehen davon aus, dass es Lebensphasen einer optimalen Trainierbarkeit konditioneller und koordinativer Fähigkeiten gibt.

So konstatiert etwa der Sportwissenschaftler Peter Hirtz, dass insbesondere zwischen dem siebten und dem zwölften Lebensjahr eines Kindes von der sogenannten sensiblen Phase gesprochen werden kann: In dieser Altersspanne liegt Hirtz’ Ansatz zufolge eine besondere Lernfähigkeit im Bereich der koordinativen Fähigkeiten vor: Verpasst man es in dieser Zeit, altersgemäße, insbesondere spielerisch angelegte Belastungen sowohl im konditionellen als auch im koordinativen Bereich einzustreuen, so kann dies zu einem späteren Zeitpunkt mit deutlich mehr Aufwand verbunden sein.25

Die Schilderungen über das erfolgreiche Abschneiden in einem Schwimmwettkampf (erster Abschnitt der oben skizzierten Anekdote) fallen gemäß dem Modell des Sportwissenschaftlers Hirtz zeitlich in genau diese „sensible“ Phase. Selbstredend zeugt der genannte Erfolg von einem gewissen sportlichen Talent, das in Bezug auf das Gewinnen des o. g. Wettkampfs möglicherweise auch durch biometrische Dispositionen (z. B. Körpergröße, Gewicht etc.), die in dieser Altersstufe bekanntlich individuell deutlich abweichen können, begünstigt wurde.

Gleichwohl legen die anschließenden Ausführungen nahe, dass die „sensible Phase“ nicht optimal genutzt wurde, um die sportartübergreifenden koordinativen Fähigkeiten durch entsprechende Spiel- und Übungsarrangements auszubauen. Somit musste im späteren Sportstudium deutlich mehr Übungszeit in Schwimmkurse investiert werden, damit die Studierende es überhaupt erst schaffen konnte, ihre technischen Schwierigkeiten zu beheben.

Darüber hinaus offenbart das technische Defizit „(Bein-)Schere“ (Fehlen idealtypisch ausgeführter Beinschläge im Zuge der Brustschwimmtechnik), dass die Sportlerin zum Zeitpunkt ihrer ersten Eignungsprüfung in Bezug auf ihr motorisches Lernen (s. o.) noch im Bereich der Grobkoordination verharrte. Eine „Beinschere“ beim Brustschwimmen äußert sich zumeist in einer nicht gewünschten Bremswirkung gegen die Schwimmrichtung. Somit war sie sich augenscheinlich noch nicht über die fehlende Feinabstimmung zwischen Arm- und Beinschlag im Klaren. Der erhöhte psychische Belastungsdruck angesichts der Prüfungssituation verstärkte ihre Verunsicherung sicherlich noch.

Sportliche Erfolge im Kindesalter garantieren kein automatisches Bestehen bestimmter Disziplinen in der Sporteignungsprüfung oder auch in Praxiskursen eines Studiums. Sie verhüllen möglicherweise gar bestehende technische Defizite. Um dies zu vermeiden, sollten frühzeitig fachliche Rückmeldungen zum eigenen Leistungsstand bezüglich der geforderten Techniken eingeholt werden (z. B. bei einem Sportlehrer und/oder in Sportvereinen).

EIN EHEMALIGER SPORTSTUDENT ERINNERT SICH AN SEINEN KLEINEN KOMMILITONEN

Er wohnte mit mir im Studentenwohnheim und hatte wie ich im Wintersemester 1968, ohne den NC, mit dem Sportstudium an der Sporthochschule Köln begonnen. Ich habe vergessen, wie groß er genau war, vielleicht 160 cm groß und prädestiniert, um für den Verein Efferen (Stadtteil von Hürth bei Köln) in der Bundesliga im Fliegengewicht anzutreten.

Doch es stellten sich ihm kaum zu meisternde Hürden in den Weg: Im ersten Semester Leichtathletik beim Dozenten Rolf Herings musste er für den Schein die 110-m-Hürden auf dem damaligen ASV-Platz in einer bestimmten Zeit um die 20 Sekunden laufen. Für uns normal Große war das eher keine Schwierigkeit, obwohl ich in meiner Jugend auch nicht mit den fast 107 cm hohen Hürden in Berührung gekommen war. Im vorgegebenen Dreierrhythmus ackerten wir über die 10 Hürden, erreichten aber alle die vorgegebene Zeit … bis auf unseren Ringer aus Thailand: Mit seinen kurzen Beinen musste er einen Fünferrhythmus laufen. Jede Hürde war zudem für ihn wirklich eine Hürde, die er zu bewältigen hatte, fast so wie beim Hochsprung.

Ich erinnere mich, dass ich viel mit ihm zusammen auf dem ASV-Platz geübt hatte; denn auch im Kugelstoßen hatte er seine Probleme. Alle Mühen waren vergeblich. Den Schein bekam er nicht. Enttäuscht brach er sein Studium ab und war nur noch Ringer in Efferen.

Diese Begebenheit zeigt, dass es im wahrsten Sinne des Wortes „Hürden“ geben kann, die man kaum bzw. überhaupt nicht beeinflussen kann. Gemeint sind biometrische Merkmale des eigenen Körpers, im Speziellen die Körpergröße. Insbesondere für sehr klein gewachsene Menschen ist es gegenüber Größeren eine ungleich größere Herausforderung, in der gleichen Zeit sowie bei gleicher Hürdenhöhe einen Hürdensprint zu absolvieren. Es ist Ersteren schlicht nicht möglich, die Hürden von oben zu „attackieren“, wie man es in der Leichtathletik oft sagt. Grund ist letztlich ihr körpergrößenbedingt deutlich niedriger liegender Körperschwerpunkt.

Wird ein Körper in seinem Körperschwerpunkt (kurz: KSP) unterstützt, so befindet er sich in jeder Lage im Gleichgewicht. Am Körperschwerpunkt greift die Gewichtskraft an.

Den KSP eines einfachen DIN-A4-Blatts können Sie beispielsweise dadurch herausfinden, indem Sie es so auf Ihrem Zeigefinger positionieren, dass es nicht herunterfällt. Liegt es im Gleichgewicht auf, so haben Sie den KSP gefunden.

Der KSP kann ein Körperpunkt sein, z. B. der Bauchnabel. Es kann aber auch sein, dass er kein Körperpunkt ist, weil er außerhalb des Körpers liegt (z. B. bei der Lattenüberquerung beim Stabhochsprung oder bei einer gut ausgeführten Floptechnik im Hochsprung, vgl. Abb. 3).26


Abb. 3: Beim Stabhochsprung und bei guter Floptechnik liegt der Körperschwerpunkt außerhalb des Körpers und das kann dazu führen, dass der Körper eines guten Hochspringers die Latte überqueren kann, während sein Körperschwerpunkt unterhalb der Latte bleibt.

Die Definition lässt erahnen, dass besonders klein gewachsene Menschen auch in anderen leichtathletischen Disziplinen (wie etwa beim Hochsprung, Kugelstoßen und Speerwurf), aber auch in Sportspielen wie Volleyball oder Basketball erhebliche Nachteile haben. In allen genannten sportlichen Disziplinen erschwert das niedrigere Ausgangsniveau des eigenen KSP erheblich die Möglichkeiten, konkrete sportliche Ziele zu erreichen; ob es um das erfolgreiche Abschließen eines Angriffs im Basketball per Korbleger oder das Blocken eines gegnerischen Angriffs im Volleyball geht: Stets sind einem durch die eigene Körpergröße klare Grenzen gesetzt.

Körperliche Dispositionen wie Körpergröße und -gewicht können bis zu einem beträchtlichen Grad das Abschneiden in bzw. das Bestehen von Prüfungen beeinflussen. Im Falle von Bedenken vor oder auch während des Studiums, aufgrund der eigenen Körpergröße gewisse Prüfungsvorgaben auch nach intensivem Üben nicht zu schaffen, empfiehlt sich ein frühzeitiger Austausch mit dem jeweiligen Prüfer.

Wege zum Sportstudium

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