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Mit Sicherheit räumt Herr Walrügis der Musik lediglich einen sehr untergeordneten Rang ein. Hat er recht? Wir waren damals zu jung, um uns darüber eine Meinung zu bilden. Denkt bloß, ich gehörte zu den Großen und war noch keine zehn Jahre alt. Und doch liebte ein gutes Dutzend von uns die Heimatlieder, die alten Abendlieder und auch die kirchlichen Festhymnen sowie die Wechselgesänge aus dem Chorgesangbuch, wenn die Orgel der Kalfermatter Kirche sie begleitete. Dann erzittern die Glasscheiben der Fenster, die Kinder des Schülerchors lassen ihre Stimmen im Falsett ertönen, die Weihrauchkessel schwanken hin und her, und es ist, als ob die Liedstrophen, die Motetten, die Wechselgesänge inmitten der duftenden Dämpfe davonschweben würden …

Ich möchte mich nicht selbst rühmen, das ist eine Untugend, und obwohl ich zu den Besten der Klasse gehörte, ist es nicht an mir, das zu sagen. Wenn ihr mich jetzt fragt, weshalb man mir, Joseph Müller, dem Sohn des Wilhelm Müller und der Margarete Haas, heute als Nachfolger seines Vaters Posthalter in Kalfermatt, den Übernamen Dis gab und weshalb Betty Clère, Tochter des Hans Clère und der Jenny Rose, Gastwirte am genannten Ort, den Übernamen Es bekam, so kann ich euch antworten: »Geduld, ihr werdet es gleich erfahren. Geht nicht schneller voran, als es sich gehört, meine lieben Kinder.« Sicher ist, daß unsere beiden Stimmen sich vortrefflich miteinander vermählten, während wir darauf warteten, uns selbst miteinander zu vermählen. Und zu dem Zeitpunkt, da ich diese Geschichte aufschreibe, bin ich schon in einem schönen Alter, meine lieben Kinder, und weiß Bescheid über Dinge, die ich damals – sogar auf musikalischem Gebiet – noch nicht wußte.

Ja, Herr Dis hat Fräulein Es geheiratet, und wir sind sehr glücklich geworden, und unsere Geschäfte waren dank Fleiß und gutem Benehmen erfolgreich! Wenn ein Posthalter sich nicht zu benehmen wüßte, wer weiß …

Also, vor etwa vierzig Jahren sangen wir in der Kirche, denn ich muß euch sagen, daß die kleinen Mädchen wie auch die kleinen Knaben der Singschule von Kalfermatt angehörten. Man fand dies nicht unpassend, und das mit Recht. Wer hat sich schon je darüber Sorgen gemacht, ob die Engel im Himmel männlichen oder weiblichen Geschlechts sind?

Herr Dis und Fräulein Es

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