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1 Einleitung

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Ich wiederhole: Was vermitteln? Das Wissen? Da ist es doch schon, überall im Netz, verfügbar, objektiviert. Es allen vermitteln? Alles Wissen ist doch nun allen schon zugänglich. Es wie vermitteln? Längst geschehen.

– Michel Serres(1)

[1] Die Frage, ob Präsentationsformen von Wissen an die Gegebenheiten des digitalen Zeitalters angepasst werden müssen, stellt sich 2014 nicht mehr. Nutzerinnen(2) des Social Web haben durch die Möglichkeit der Partizipation aller Anwender sowie durch die Geschwindigkeit der Kommunikation durch ihre Kanäle bereits heute sowohl die Produktionsbedingungen als auch die Darstellungsformen von Wissensinhalten entscheidend verändert.(3) Offene Bildungsformate, interaktive Konferenzen und Plattformen für den Austausch von Wissenschaftlerinnen entstehen neben dem universitären Betrieb und ergänzen das bisherige Angebot. Ulrike Langer fasst die Veränderungen wie folgt zusammen:

Eine Stimme in der Öffentlichkeit hat inzwischen jeder: Bei Wikipedia schreiben Experten, die ihren Status an keiner Hochschule erworben haben. Bei YouTube stellen Hobbyfilmer ihre Filme ein, ohne eine Sendelizenz zu benötigen. Auf Blogs schreiben Autoren Beiträge, ohne dass ein Redakteur sie beauftragt oder redigiert.(4)

[2] Der »User-generated-content« im Social Web bildet heute in diversen Bereichen des öffentlichen wie privaten Lebens eine häufig in Anspruch genommene Ergänzung. Trotz der teils massiven Kritik an der Kollektivität von Arbeitsprozessen und dem Infragestellen der Qualität solcher »Umsonst-Kultur« setzen sich immer mehr offene, partizipatorische Angebote durch. Auch im wissenschaftlichen bzw. informationsvermittelnden Betrieb hat sich aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten sowie des gestiegenen Interesses seitens der Internetnutzer, selbst zu gestalten, im letzten Jahrzehnt ein komplett neuer Bereich im Digitalen gebildet.

[3] Das, was im Allgemeinen unter dem Begriff »Wissen«(5) zusammenfassen, wird in den digitalen Medien in unterschiedlichen Formaten vermittelt. Es ist also zunächst zu klären, was als Formen von Wissensvermittlung(6) in den neuen Medien bestimmt werden kann. Dabei soll angenommen werden, dass das Innovative der neuen Konzepte von Wissensvermittlung eng mit den technischen Möglichkeiten der digitalen Medien verknüpft ist. Wichtigste Merkmale der digitalen Medien sind Multilinearität (das Verweisen mittels Links), Multimedialität (die Einbindung verschiedener Medien) und Interaktivität (die Möglichkeiten der Partizipation seitens der Rezipienten). So sollen im Folgenden diejenigen Formen von Wissensvermittlung betrachtet werden, die die Möglichkeiten der Medien nicht nur zu Distributionszwecken nutzen, sondern als konstituierende Merkmale einbinden.(7)

[4] Angesichts der neuartigen und bisher kaum analysierten Formate stellen sich folgende Fragen: Was leisten Formate, die die neuen Medien nutzen, und wo sind ihre Grenzen? Wie werden offene Wissens- und Bildungsformate umgesetzt? Was lässt sich über Nutzung und Akzeptanz solcher Formate bisher aussagen? Und verändert das Angebot von offenen Bildungsformaten letztlich den wissenschaftlichen Betrieb und unser Konzept von »Wissen«?

[5] Im Folgenden werden drei erfolgreiche und ein gescheitertes Projekt vorgestellt. Während sich die Formate in ihrer Multilinearität und Multimedialität sowie hinsichtlich der Gruppen, an die sie sich richten, unterscheiden, sind auch wiederkehrende Formen der Interaktion zu finden. Viele offene Formate von Wissensvermittlung in den digitalen Medien nutzen bereits vor ihrer Realisierung die Mithilfe ihres eigentlichen Zielpublikums, indem sie zu ihrer Finanzierung und der Generierung ihrer Inhalte Crowdfunding und Crowdsourcing betreiben. Zunächst sind allerdings einige Erläuterungen zu diesen noch verhältnismäßig neuen Begriffen erforderlich.

Zwischen Bildung und Ökonomie

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