Читать книгу Play with me 8: Happy birthday - Julia Will - Страница 3
ОглавлениеMike
Eine Stunde später betrete ich mit Nick das große Shoppingcenter in der Innenstadt. Kurz nachdem ich das Unigelände verlassen habe, immer noch total neben der Spur, wegen dieses einzelnen letzten Kusses, hat er mich angerufen und gefragt, ob ich ihn begleiten will. Er braucht für Alexander ein Weihnachtsgeschenk und will, dass ich ihm suchen helfe. Bei der Gelegenheit ist mir eingefallen, dass ich für Leon ja auch noch eines brauche.
Und ich habe ja so keine Ahnung, was ich ihm schenken soll. Aber bevor wir uns darauf konzentrieren können, muss ich ihm erst mal von Leons Überfall in der Besenkammer erzählen. Und natürlich auch von der absolut auffälligen Parallele zu dem RPG.
»Oh Gott, dein Ernst?«, fragt er lachend und ich nicke.
»Jap, und ich bin vollkommen unschuldig! Das ist keine abgedrehte Fantasie, zu der ich ihn da genötigt habe. Es ging wirklich von ihm aus. Er hat mich da hinbestellt und dann ist er quasi über mich hergefallen.«
Mir wird schon wieder ganz warm, wenn ich nur daran denke, wie er mich angesehen hat, als er da auf mich zugestürmt ist. Das war so verdammt sexy.
»Das ist echt lustig! Und weißt du, warum er das gemacht hat?«
»Nö. Ich war heute Morgen mit Hannah unterwegs, und wir haben ihn getroffen. Es war ein seeehr merkwürdiger Moment. Vielleicht war’s eine Reaktion darauf. Aber warum – keine Ahnung.« Wir passieren den McDonald’s im Erdgeschoss und ich überlege, ob ich vielleicht Hunger habe, doch Nick läuft zielstrebig daran vorbei. Er hat offenbar keinen. Gut, dann nicht.
»Wer weiß, wer weiß.«
»Ja ... Es war so verdammt geil! Ich hab ihm einen geblasen und -«
»Was, echt? Fuck, ich bin neidisch! Deine Blowjobs waren bisher immer die besten! Ich will auch!«
Ich grinse ein bisschen stolz.
»Ist Alexander nicht gut?«
»Woher soll ich das wissen? Der Blödmann hatte noch nicht mal seine Hand in meiner Hose!«
»Okay ... Das ist sehr traurig.«
»Ja, Mann, ist es! Aber egal, erzähl weiter«, fordert er.
»Okay! Also, jedenfalls hat er einen Blowjob bekommen, und dann wollte er Sex.«
»Und du nicht?«, fragt er total schockiert und ich schüttle den Kopf, bevor ich nicke.
»Doch, natürlich! Hallo? Der hat mich fast irre gemacht, du müsstest ihn mal stöhnen hören!«
»Danke, verzichte. Ich würd lieber seinen Bruder zum Stöhnen bringen«, brummt er, zwinkert mir zu und lacht mit mir zusammen. Wir müssen einer Frau mit Kinderwagen ausweichen, die vor lauter Schimpfen mit Kind Nummer zwei gar nicht mehr auf ihre Umgebung achtet. Erst als wir sie umrundet haben, setzen wir das Gespräch fort. Würde ich dieses Gespräch mit Tim führen, wüsste wahrscheinlich das ganze Shoppingcenter bereits darüber Bescheid, dass ich fast Sex mit Leon gehabt hätte.
»Ja gut, also wolltet ihr es beide, und dann? Warum habt ihrs nicht getan?«
»Weil das für ihn voll blöd gewesen wäre.«
»Inwiefern?«
»Na ja, es wäre sein erstes Mal als Bottom, und wir hatten weder einen Gummi noch Gleitgel. Ich wollte nicht, dass er´s am Ende scheiße findet. Weißt du, was ich meine? Wenn ich daran denke, damals, als ich unten war, und wie kacke ich das fand ... Ich würde das für ihn nicht wollen.«
»Ja, das hast du mal erzählt, ich erinnere mich. Also, ich hätt´s ja auch gut gefunden, wenn ihr´s endlich hinter euch bringt, aber toll, dass du dir da Gedanken gemacht und nicht nur an deinen Schwanz gedacht hast.«
»Das klingt jetzt irgendwie, als wäre ich sonst total schwanzgesteuert und rücksichtslos«, schmolle ich und Nick knufft mich kichernd in den Oberarm.
»Red keinen Scheiß! Du weißt selbst am besten, wie hart ich auf deinen Schwanz abgegangen bin, und das war bestimmt nicht so, weil du scheiße oder egoistisch bist!«
»Hm ... Ne oder?«, frage ich, direkt schon wieder zufrieden am Grinsen. »Ich bin schon ziemlich geil.«
»Bist du! Absolut! Und Leon wird das auch noch zu schätzen wissen - Oh mein Gott, kennst du diesen Duft?! Der ist so geil! Und so scheiße teuer! Aber ich wette, Alex riecht damit nur noch fantastischer als sowieso schon«, unterbricht er sich plötzlich und zerrt mich in eine Parfümerie, an der wir eben vorbeigegangen sind, weiter zu einem Ständer und dann sprüht er auch schon was von dem teuren Duftwasser auf sein Handgelenk.
»Uuuuh, ja, den kenn ich, der ist der Hammer!«, lasse ich mich bereitwillig auf den Themenwechsel ein und halte ihm mein Handgelenk ebenfalls hin, damit er mir was drauf sprüht. »Fuck, riecht der gut«, seufze ich und Nick nickt begeistert.
»Ja, voll! Aber ... das ist quasi ein Drittel des Geldes, das ich im Monat für mich hab. Das ist echt ganz schön viel.« Unschlüssig dreht er die kleine Flasche in der Hand.
»Willst du erst nochmal mit mir rumschauen? Vielleicht findest du noch was anderes«, schlage ich vor, aber er schiebt direkt schmollig die Unterlippe vor.
»Ich weiß eh, dass ich´s am Ende kaufen werde, weil ich nix Besseres finde ...«
»Das weißt du gar nicht.«
»Ich kenne mich. Ich kann es ihm genauso gut gleich holen.« Er seufzt leidend. »Bye, bye money, bye, bye, happiness, hello ... Ich hab nix mehr zum Essen am Ende des Monats …«, singt er dann leise und ich lache.
»Du bist so blöd! Komm jetzt, wir schauen weiter! Ich brauch ja auch noch was für Leon.«
»Das für mich und für Hannah hast du schon?« Kurz friert mein Gesicht ein, bis mir einfällt, dass er unsere Tradition in der Clique ja gar nicht kennt. Leon war da als einziger immer außen vor, aber für den haben wir ja nun spontan eine Sonderregelung.
»Wir wichteln! Am Samstag auf der Party losen wir aus, wer wem was schenken muss, und jedes Geschenk darf höchstens nen Zehner kosten«, kläre ich ihn auf und er nickt.
»Das nenn ich ne echt gute Idee!«
»Ich weiß, ist ja auch von uns! Teilnahme ist auch kein Muss. Wer mitmachen will, wirft seinen Namen in den Topf.«
»Und wenn man sich selbst zieht?«
»Darf man nochmal ziehen?«
»Ah, okay. Logisch, eigentlich ...«
»Jap ... Was ist los mit dir? Du enttäuschst mich als Brain!«
»Ich bin untervögelt, ich darf das. Wir reißen in zwei Wochen oder so die Weltherrschaft an uns.«
»Klingt gut. Und in der Zwischenzeit kümmern wir uns um die Geschenke für unsere Falkenbergs.«
»Uuuh, du hast unsere gesagt!«
»Lach nicht so blöd!« Murrend trete ich nach ihm, hätte dabei fast den dämlichen Parfumständer umgeworfen.
»Das sag ich ihm am Samstag!«
»Das machst du nicht!«
»Mal sehen ...«
»Ey, lass den Scheiß!«
»Was denn? Bestimmt freut er sich.«
»Ja klar, als ob! Komm jetzt, ich hab eine Idee!«
»Für deinen oder meinen Falken- aua! Du Arsch, das tut weh«, jault er auf, als ich ihn jetzt doch erwische. Der Blödsack, ey, das ist überhaupt nicht komisch.
»Komm jetzt!« Mir ist nämlich grade DIE Idee gekommen! Natürlich habe ich mir bereits den Kopf darüber zerbrochen, was ich Leon schenken soll. Und zwar ziemlich erfolglos. Das ist total blöd, wenn man diese merkwürdige Art von ... eh ... Beziehung hat. Was schenkt man sich da? Irgendwas Romantisches wäre unpassend. Zu förmlich ist auch blöd. Ich kann ihm ja schlecht nen Kugelschreiber oder so schenken. Kurz hatte ich über einen Essensgutschein nachgedacht, aber das ist auch nicht das Richtige.
Und jetzt ist mir das perfekte Geschenk eingefallen. Es ist lustig. Vor allem auch sehr nützlich und unter Umständen können wir es zusammen benutzen. Ich bin so toll, ein wahres Genie! Ich sollte Brain sein!
»Alter, dein Grinsen ... Würde ich nicht wissen, dass du harmlos bist, würde ich echt Angst kriegen, mit dir allein im Dunkeln durch die Straßen zu gehen.«
»Hä? Ach, du bist blöd! Ich hab nur ne mega geile Idee für das perfekte Geschenk!«
»Ach ja? Was denn? Wär das auch was für Alex?«, fragt er interessiert.
»Nein, ich denke nicht. Also ausschließen kann ich es nicht, aber nope, ist er nicht der Typ dafür, denke ich.«
»Warum nicht?«
»Siehst du gleich, komm!« Sehr zufrieden mit mir zerre ich ihn wieder aus dem Shoppingcenter hinaus und nach rechts, raus aus der Fußgängerzone. Zweimal müssen wir noch abbiegen, dann haben wir unser Ziel erreicht und als Nick klar wird, wohin ich ihn gerade führe, bleibt er stehen und fängt schallend an zu lachen.
»Ist das dein scheiß Ernst? Ein Sexshop? Wirklich? Von allem, was man schenken kann, willst du da was kaufen?« Mein Grinsen wird nur noch ein bisschen breiter.
»Jep! Und ich weiß auch schon ganz genau, was!« Wir betreten zusammen den Laden und begrüßen die blonde Mittvierzigerin hinter der Kasse, die gerade in einer Zeitschrift blättert.
»Wenn ihr Hilfe braucht, meldet euch«, bietet sie freundlich lächelnd an, aber ich schüttle den Kopf.
»Danke, wir kommen klar!« Zielsicher gehe ich an den DVDs vorbei – wer kauft heutzutage bitte noch DVDs? - zu den Regalen mit dem Sexspielzeug.
»Du meinst das echt ernst, oder?« Nick klingt ein bisschen fassungslos.
»Ja, klar?«
»Sexspielzeug. Zu Weihnachten.«
»Ja? Warum denn nicht?« Ich verstehe gar nicht, was er hat. Es gibt keinen unpassenden Anlass, um Sexspielzeug zu verschenken!
»Das ist doch eher was für nen achtzehnten Geburtstag, meinst du nicht?«
»Nö, gar nicht! Als ich mit Leon Ramen essen war, hat er mir von seiner sehr traurigen kleinen Sammlung erzählt und ich wette, alles davon hat Hannah besorgt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leon sich selbst sowas kauft, also übernehme ich das für ihn!« Nick sieht immer noch so aus, als wüsste er nicht, ob ich ihn nicht vielleicht doch verarsche.
»Du bist echt unglaublich. Und was nimmst du?«
»Einen Plug.« Ich weiß nur noch nicht, welchen.
»Warum gerade einen Plug?«
»Weil er keinen hat, natürlich. Und weil mir so einiges einfällt, was man damit anstellen könnte.«
»Das - worüber, zur Hölle, habt ihr geredet?!«
»Über viel?« Jetzt lachen wir beide und ich greife nach zwei Plugs, die ich gar nicht schlecht finde. Der eine ist schwarz und aus dem typischen harten Gummi, aus dem die meisten Toys sind, der andere ist durchsichtig und aus Glas. Hmm. »Welchen findest du besser?«
»Uhm ... Ich mag Glas-Toys lieber, eigentlich. Scheiße kalt am Anfang, aber hinten raus generell angenehmer.«
»Eigentlich soll er hinten rein.«
»Oh Gott, du bist so blöd!«, gackert er und ich lache mit, hänge den schwarzen Plug zurück und nicke zufrieden. Gleitgel wird er ja selbst haben. Nehme ich an. Sonst noch was?
Im Vorbeigehen fällt mein Blick auf ein Würfelspiel. Es sind zwei Würfel, einer mit Sexstellungen und einer mit Orten, wobei es sich auf Zimmer in normalen Wohnungen beschränkt. Ich wollte sowas schon immer mal ausprobieren, aber ... Ne, das wäre zu aufdringlich.
Dafür nehme ich noch eine von den Massagekerzen mit. Ich mag die voll gerne und vielleicht ... Ich meine, man kann sich ja auch einfach nur den Rücken massieren. Man muss nicht -
»Du grinst schon wieder so bekloppt.«
»Lass mich, ich hab Spaß mit meinem Kopfkino!«
»Sieht man.« Gerade will ich zahlen, da vibriert mein Handy in meiner Tasche. Solange die Frau an der Kasse die zwei Sachen scannt, sehe ich schnell nach, wer mir schreibt, und bin fast gar nicht enttäuscht, dass es keine Nachricht von Chain ist. Hannah hat geschrieben.
›Leon will sich morgen mit mir treffen und reden! D:‹
Bevor ich antworte, zahle ich erst mal, dann verabschieden wir uns und verlassen den Laden.
»Wer schreibt?«, fragt Nick, schlendert neben mir her, während ich mein Handy wieder entsperre.
»Hannah. Leon will sich mit ihr treffen.«
Er bleibt stehen. »Warum das denn?«, fragt er, klingt genauso ratlos, wie ich mich fühle. Ich kann mir keinen triftigen Grund vorstellen, warum Leon sich mit Hannah treffen sollte. Und dann auch noch allein.
»Keine Ahnung? Er will wohl reden, schätze ich.«
»Okay, und worüber?«
»Woher soll ich das wissen?« Ich schüttle den Kopf und frage mich, was es damit auf sich hat. Mir gegenüber hat Leon jedenfalls nichts erwähnt. Egal. Nicht mein Problem. Ich antworte erst mal Hannah.
›Okay? Ist das jetzt gut oder schlecht?‹
»Hast du sie gefragt, was er will?« Nick ist mindestens so neugierig wie ich.
»Nein, sie weiß es doch selbst nicht.«
»Ah ...« Da kommt wieder eine Nachricht von Hannah.
›Keine Ahnung. Ich weiß auch gar nicht, worüber er reden will.‹
›Hm, ist auch echt komisch. Habt ihr schon was ausgemacht?‹
›Ja, er kommt morgen Nachmittag zu mir.‹
›Hm. Das klingt alles irgendwie strange ...‹
›Allerdings ...‹ Vor allem, wenn man bedenkt, was heute Nachmittag zwischen uns passiert ist. Und plötzlich, ohne, dass ich es verhindern kann, schleicht sich ein ziemlich ekelhafter Gedanke in meinen Kopf und beißt sich fest. Was, wenn er sie zurückwill? Was, wenn er festgestellt hat, dass Männer doch nichts für ihn sind? Dass ich nichts für ihn bin? Und eigentlich sollte mir das egal sein, aber ... Das ist es nicht. Der Gedanke sorgt dafür, dass meine Eingeweide sich schmerzhaft zusammenziehen und für einen Moment fühle ich mich seltsam hilflos und allein, obwohl mir vollkommen klar ist, dass das totaler Quatsch ist.
›Na ja, lassen wir uns überraschen! X3 Wenn was ist, meld dich. Zur Not hau ich ihn um!‹, schreibe ich ihr zurück, zwinge mich, heiter und positiv zu bleiben.
›Ne, danke, ich muss euch nicht beim Rummachen zusehen xP‹
›Ey! So meinte ich das gar nicht und das weißt du genau!‹
›Ja, ja, ja xD Ich schreib dir dann, wenn´s vorbei ist. Morgen bin ich nicht in der Uni. Hab nen Arzttermin und noch anderen Kram zu erledigen, hab dich lieb! <3‹
›Du bist blöd -.- Aber ich hab dich auch lieb, du doofe Kuh.‹ Ich schnaube unzufrieden und Nick hängt sich bei mir ein. Wir gehen gerade wieder Richtung Einkaufszentrum.
»Und?«
»Hannah ist blöd«, murre ich und gebe ihm mein Handy. Er liest und lacht dann natürlich, der Arsch.
»Na ja, so Unrecht hat sie jetzt auch nicht!«
»Ja klar, als ob ich sowas machen würde«, maule ich angefressen.
»Jetzt krieg dich wieder ein, das war nur ein Scherz. Das weiß sie selbst, dass du das nicht tun würdest.«
»Das ist nicht witzig«, brumme ich und stecke mein Handy weg.
»Na ja doch, ein bisschen schon.«
»Ihr seid beide blöd.«
»Selber, Pinky, selber, und jetzt komm. Ich hole Alex jetzt sein Parfum und du lädst mich dann zu Waffeln ein.«
»Warum sollte ich? Du bist scheiße zu mir!«
»Weil du Mitleid hast und mich liebst!«
»Hm.«
»Sag ich doch. Na komm!«
Manchmal hasse ich ihn.