Читать книгу Ein Mann für meine Mama - Julia Wohlgemuth - Страница 4
Оглавление2
From: Illa.Hasemann@web.de
Subject: Der Geburtstag deines Sohnes
Hallo Stefan
Ich weiß nicht, wo du dich gerade herumtreibst (vielen Dank übrigens noch für die Karte aus Malawi; sicher ist sie wissenschaftlich ja ganz wertvoll, aber vielleicht wäre etwas Kindgemäßeres beim nächsten Mal doch angemessener,) aber ich wollte dich nur erinnern, dass wir am Sonntag in zwei Wochen den Geburtstag deines Sohnes feiern werden. Ich habe eine kleine Feier bei uns zu Hause vorbereitet. Wirst du kommen? Lukas fragt schon immer, ob du auch kommst und ich möchte nicht, dass er mal wieder enttäuscht wird.
Illa
Ich hatte Stefan auf Arbeit kennengelernt. Ich bin Bibliothekarin an der Universitätsbibliothek. Das klingt nach einer ziemlich trockenen Arbeit und was auch immer mich jemals am Bibliothekswesen interessiert hat, hat sich in den Jahren, die ich schon in der Unibibliothek arbeite, in Langeweile aufgelöst. An einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Tagen überstehe ich die Arbeitszeit nur, indem ich Tagträume erfinde, in denen meine Chefin Frau Reinhold (genannt Frau Unhold) zusammen mit sämtlichen Büchern im All verschwindet. In einer Art Teenagerrebellion gegen meine Mutter, die mich lieber in einem aufregenderen Beruf gesehen hätte, wie z. B. Kamerafrau in Krisengebieten (welche Art Mutter wünscht sich das schon für ihre Tochter?! Besser kann man meine Mutter eigentlich fast nicht zusammenfassen.), war ich an das Bibliothekarstudium geraten und immerhin liebte ich ja eigentlich Bücher. Von daher hätte ich es wirklich schlimmer treffen können. Außerdem war es ein ziemlich sicherer Job, bei dem man auch mal wegen eines kranken Kindes zu Hause bleiben konnte, ohne gleich Angst haben zu müssen, dass man dafür seine Arbeit verlieren würde. Trotzdem zählte ich jeden Arbeitstag die Stunden bis zum Feierabend.
Ich arbeite meistens an der Bücherausgabe und es gibt Studenten, die über Wochen, manche Jahre immer zur gleichen Zeit kommen. Wir hatten mal einen Studenten, der kam jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und jedes Mal schlief er eine halbe Stunde nachdem er sich hingesetzt hatte ein, man hätte die Uhr danach stellen können. Trotzdem bestellte er jede Woche ein anderes Buch. Keine Ahnung, wie er das schaffte. Das Ganze ging zwei Jahre lang so und irgendwann kam er gar nicht mehr. Ich möchte ja mal wissen, was aus ihm geworden ist.
Jedenfalls Stefan war keiner von diesen regelmäßigen Studenten. Mal kam er wochenlang jeden Tag, dann wieder wochenlang gar nicht. Vom Sehen war er mir bereits seit einiger Zeit bekannt, er war auch schlecht zu übersehen mit seinen 1.85m und seinen Locken, die er meist zu einem Schwanz zusammengebunden hatte, seinen breiten Schultern und seinem noch breiteren Lächeln. Aber im Sommer vor fünf Jahren wurde aus dem Sehen plötzlich mehr. Ich weiß nicht, warum gerade da, vielleicht war es der Sonnenschein oder vielleicht waren wir beide plötzlich zur gleichen Zeit Single, jedenfalls begannen wir miteinander zu flirten. Ein Lächeln hier, ein Haar aus dem Gesicht gestrichen da. Ein paar Worte mehr gewechselt als nötig. Eines Tages gab er mir seine Bücher mit einem Zwinkern zurück, aber da ich – wie erwähnt – manchmal etwas langsam sein kann, dachte ich mir nichts dabei; wenn ich mich recht erinnere, zwinkerte ich zurück. Erst als Rita, eine ältere Kollegin, beim Bücherwegräumen “Na was ist denn das? So ein Perversling!” murmelte, weil sie einen Zettel in Stefans Buch gefunden hatte mit seiner Telefonnummer und einer interessanten grafischen Darstellung, wusste ich was mit dem Zwinkern gemeint war. Die Zeichnung war übrigens sehr harmlos, für Rita galt jedoch ein Kuss schon als pervers. Ein paar Tage trug ich den Zettel mit mir herum und versuchte, Stefan an der Bücherausgabe zu vermeiden, bis ich ihn schließlich anrief. Kurz darauf waren wir ein Paar.
Die erste Zeit war wunderbar. Bis ich Stefan getroffen hatte, hatte ich zwar schon verschiedene Freunde und Herzensbekümmernisse gehabt, aber ich war noch nie so richtig rosarot verliebt gewesen. Die Welt schien ein besserer Ort zu sein. Wir hielten Händchen, wie küssten uns aller zehn Sekunden, wir erzählten uns nächtelang unser Leben (wenn wir nicht vom Küssen abgehalten wurden), der Sex war fantastisch und auch das Aufwachen am nächsten Morgen war sogar noch vor dem Zähneputzen perfekt. Stefan hatte eine Intensität, dass mir mein Leben vorher schal und langweilig vorkam. Alle meine Freunde waren von ihm angetan, nur Claudia war schon damals skeptisch und versuchte mich zu warnen, aber sie stieß zu dem Zeitpunkt auf taube Ohren. Meine Mutter liebte ihn und das war einer der seltenen Fälle, wo wir einer Meinung waren.
Es kam, wie es kommen musste bei soviel Verliebtheit: Die erste Enttäuschung ließ nicht allzu lange auf sich warten. Stefan ist Soziologe und sein Spezialgebiet ist Klassenforschung in verschiedenen Kulturen, weshalb er immer wieder einmal zu Forschungsaufträgen in andere Länder reisen muss. Nachdem wir einige wundervolle Wochen miteinander verbracht hatten, musste er für zwei Monate zu einem Forschungsauftrag nach Moskau. Zwei Monate hörte ich nichts von ihm. NICHTS. Ich war krank vor Sorge, erklärte mir sein Schweigen mit der Tatsache, dass er wahrscheinlich keinen Zugang zu einem Telefon oder Internet hatte, sah ihn abwechselnd den langsamen Kältetod sterben oder mit einer schönen Moskauerin im Bett, kleine Deutsch-Russen zeugen. Nach zwei Monaten stand er vor meiner Tür als wäre nichts gewesen. Ich fiel ihm um den Hals und alles war vergessen. Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass es durchaus nicht an eingefrorenen Telefonleitungen in Russland lag. Er war einfach so, er kam und ging. Wenn er da war, war alles wunderschön, wenn er ging, dann war er richtig weg. Ich nahm mir vor, ihn nicht mehr zu sehen, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen.
Bis eines Tages etwa ein reichliches Jahr später meine Tage ausblieben. Fünf lange Tage wartete ich und wartete und wartete. Stefan war zu dem Zeitpunkt gerade mal wieder im Ausland und ich in einer “Ich-werde-nie-wieder-mit-ihm-sprechen”-Phase. Am sechsten Tag kaufte ich einen Schwangerschaftstest.
“Lukas komm bitte, ich muss auf Arbeit.”
Ich hörte keine Antwort aus seinem Zimmer. Ist es nicht ungerecht? Erst schlafen die kleinen Quälgeister nachts nicht durch, dann wecken sie einen früh morgens zu unmenschlichen Zeiten auf, aber sobald sie zu einem bestimmten Zeitpunkt aufstehen sollen, wollen sie schlafen. Bis das nächste Wochenende kommt und PING sind sie um 6 Uhr wach und wollen unterhalten werden. Zumindest war es bei Lukas so.
Nach ungefähr 1000 Mal mehr gesagten “Komm bitte” (gefühlte Anzahl) in unterschiedlicher Dringlich- und Höflichkeitsform, waren wir endlich am Kindergarten angelangt.
“Guten Morgen, Frau Hasemann. Guten Morgen, Lukas.”
“Guten Morgen, Tante Uta” erwiderten wir beide ganz gehorsam.
Tante Uta war Lukas’ Kindergärtnerin. Ich finde es ja persönlich komisch, erwachsene Frauen mit Tante anzusprechen (es sei denn, sie sind tatsächlich verwandt), aber Tante Uta bestand darauf. “Wir wollen doch die Kinder nicht verwirren.” Tante Uta gab mir immer ein bisschen das Gefühl, als wäre ich noch eines ihrer Kindergartenkinder. Vielleicht lag das an meinem mangelnden Vertrauen in mein Erwachsensein (es gab Momente in meinem Leben, da fühlte ich mich mehr wie Lukas’ große Schwester und nicht wie seine Mutter), vielleicht lag es aber auch an Tante Utas Art, mit allen Leuten wie mit Kindergartenkindern zu sprechen. Aber zumindest war sie keine von den Erzieherinnen, die meistens in Grüppchen zusammenstehen und sich unterhalten, während die Kinder sich gegenseitig verhauen. Und Lukas liebte sie und überhaupt den Kindergarten. Wäre ich etwas sensibler, würde ich es geradezu als beleidigend empfinden, mit welcher Begeisterung er sich morgens meist von mir verabschiedete.
“Sie kommen doch heute zu unserem Elternabend?”
Mist, das hatte ich ganz vergessen. Oder vielleicht auch mal wieder verdrängt. Ich habe ein Talent dazu, alles zu verdrängen, worauf ich keine Lust habe. Tante Uta schien das zu wissen.
“Ja natürlich.” Ich wollte nicht, dass sie an meinen Mutterqualitäten zweifelte. “Ich freue mich schon”, setzte ich noch eins drauf. Sie warf mir einen sehr zweifelnden Blick zu. Ich bin sehr schlecht im Lügen und wahrscheinlich fragte sie sich, wie sich jemand auf einen Elternabend freuen könnte.
Claudia konnte zum Glück so kurzfristig als Babysitter einspringen und so befand ich mich kurz vor 20 Uhr wieder auf dem Weg ins “Zwergenland”. Wieso haben nur Kindergärten immer solche dämlichen Namen? “Knirpsenparadies”, “Haus Sonnenschein”. Oder geht das nur mir so? Aber warum können sie denn nicht ganz normal heißen? Selbst etwas ganz langweiliges, wie Kindergarten 4/VI, fände ich besser als diese unerträglichen Verniedlichungen. Für mich hat das irgendwie den Beigeschmack von Scheinheiligkeit, nach dem Motto “Heute sind wir alle gaaaanz, gaaaaanz lieb zueinander” und in Wirklichkeit hauen wir uns die Köpfe ein. Aber vielleicht sollte ich einfach daran arbeiten, etwas weniger zynisch zu sein.
In Momenten wie diesen, wenn ich allein zu Elternsachen unterwegs war, hatte ich oft solche Wut auf Stefan, dass alle diese Aufgaben an mir hängen blieben. Allerdings musste ich bei meiner Ankunft feststellen, dass dies wahrscheinlich gar nicht so viel mit alleinerziehend zu tun hatte, als mit der Tatsache, dass ich eine Frau war. Entweder das oder die Kindergartengruppe hatte den allerhöchsten Anteil von alleinerziehenden Müttern. Ich konnte nur zwei Männer entdecken und die schienen sich auch irgendwie unwohl zu fühlen unter den ganzen Frauen. Ich setzte mich neben eine Frau, die ich im Kindergarten noch nie gesehen hatte. Obwohl sie tadellos gepflegt aussah und mich mit ihrem Twinset und Perlenkette an eine Stepford-Frau erinnerte und mir das eigentlich irgendwie unheimlich war, sah sie auch nett aus. Vielleicht war es ihr freundliches Lächeln.
“Guten Abend alle zusammen.” Tante Uta hatte den Raum betreten, auf dem sich die Eltern bereits auf kleinen Kinderstühlen mehr oder weniger bequem eingerichtet hatten. Fast erwartete ich, dass jetzt die ganze Gruppe antworten würde “Guten Abend, Tante Uta”, aber die anderen Mütter schienen nicht ganz so gehorsam wie ich. Eine Mutter nannte Tante Uta sogar beim Nachnamen, den ich im Übrigen nicht mal gewusst hätte.
Nach einer Stunde Vortrag von Tante Uta alle Kinder und den Kindergarten im Allgemeinen betreffend, kamen wir schließlich zur Fragestunde.
“Hallo alle zusammen. Ich bin die Mutti von der Daria” Eine leicht übergewichtige Frau Mitte 30 mit einer schwarzen Brille und in lange wallende Gewänder gehüllt, lächelte in die Runde. Auch sie schien neu zu sein, denn ich hatte sie bis jetzt noch nicht zu einem Elternabend gesehen, aber vielleicht war ich auch einfach nur unaufmerksam. “Ich wollte fragen, ob es eine Möglichkeit gäbe, Kurse für die Kinder zu veranstalten. Ich fände es zum Beispiel sehr schön, wenn die Kinder Zen Shiatsu-Unterricht bekommen würden. Das tut meiner Daria immer unheimlich gut, wenn wir zu Hause zusammen meditieren. Oder etwas Kreatives. Gestalten mit Edelsteinen zum Beispiel oder wir batiken uns eine Einkaufstasche, da tut man auch gleich noch was für die Umwelt.”
“Also wenn schon Frühförderung für die Kinder, wofür ich in den letzten Elternabenden ja schon öfters plädiert habe, dann doch bitte etwas, was den Kindern später etwas nützt. Chinesisch zum Beispiel. Oder ein Computerkurs.” Oh nein, Frau Ziegenpeter-Scharlach. Sie hieß natürlich nicht wirklich so, aber sie hatte einen langen Doppelnamen, den ich mir nie merken konnte und nach zwei Krankheiten benannt zu werden, war für die Frau völlig angemessen. Zu jedem Elternabend musste sie sich profilieren und ich bereitete mich schon mal innerlich darauf vor, dass jetzt gleich wieder eine Lobesgeschichte auf ihren Sohn Jonas kommen würde.
“Wir haben ein italienisches Au Pair, so dass unser Jonas bereits perfekt Italienisch und natürlich auch Englisch spricht. Chinesisch wäre da eine gute Ergänzung.” Der arme Jonas tat mir leid.
“Als nächstes schlägt sie Grundwissen an der Börse vor“, murmelte die nette Frau neben mir. Ich kicherte.
“Aber dass die Kinder im Einklang mit sich leben, ist doch viel wichtiger als Computerkenntnisse oder eine Sprache in dem Alter.” Darias Mutti hatte offensichtlich noch keine Erfahrung mit Frau Ziegenpeter-Scharlach.
“Und wie wollen Sie denn dann bitte ihr Kind auf die Marktwirtschaft vorbereiten? Unsere Kinder müssen sich verkaufen können, Fähigkeiten besitzen, um in dieser Gesellschaft zu überleben.”
Bitte, ich wollte nach Hause. Ich wollte meine E-Mails checken! Dem Rest der anwesenden Eltern schien es nicht viel anders zu gehen. Ich hörte ein kollektives Stöhnen. Tante Uta hatte anscheinend auch genug.
“Ich werde mich bei der Kindergartenleitung erkundigen, was da möglich ist und Sie informieren. Wenn es ansonsten nichts weiter gibt, wünsche ich Ihnen einen guten Nachhauseweg.”
Als ich endlich in unsere Straße einbog, sah ich, wie gerade unser neuer Nachbar die Haustür aufschloss. Ich hörte ihn noch im Treppenhaus, als ich das Haus betrat. Ich nahm mir besonders viel Zeit, die Treppen hochzugehen, da ich eine neuerliche Begegnung unbedingt vermeiden wollte. Mir war mein Auftritt vom Umzugstag noch peinlich. Bei näherem Nachdenken wusste ich wirklich nicht mehr, warum ich mich so aufgeregt hatte über einen Umzugskarton im Haus.
Ich war im ersten Stock angekommen, als ich plötzlich Schritte nach unten kommen hörte. In einer Kurzschlussreaktion (erwähnte ich bereits, dass ich dazu neige, in Stresssituationen erst zu handeln und dann zu denken?) drehte ich mich zur nächsten Wohnungstür um (zum Glück war es nicht die von Frau Kling, denn die hätte sicher sofort die Tür geöffnet) und tat so, als wäre ich ganz darin vertieft, meinen Schlüssel in meiner Tasche zu suchen um die Tür aufzuschließen. Irgendwie hoffte ich, dass mir meine langen Haare mein Gesicht verdecken würden, sodass er mich nicht erkennen würde.
“Ach, sind Sie umgezogen?” hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und blickte in die hellgrünen Augen von Herrn Auwald (den Namen hatte ich dem Klingelschild entnommen).
Ich errötete leicht. Einen Moment erwog ich, mich ganz zu verstellen und einfach so zu tun, als wäre ich jemand ganz anderes und ich hätte ihn in meinem ganzen Leben noch nicht getroffen. Wenngleich eine wunderbare Vorstellung, erschien sie selbst mir zu unglaubwürdig, als dass ich damit hätte durchkommen können.
“Huch, das ist ja gar nicht meine Tür”, brachte ich schließlich hervor. Ich lachte kurz, was in meinen Ohren unheimlich künstlich klang. Ich bin nun einfach ganz furchtbar im Lügen. Und errötete noch etwas mehr.
Er schaute mich leicht belustigt an. “Na, falls Sie doch noch umziehen und Hilfe mit Ihren Kartons brauchen, ich helfe gern, damit sie nicht im Weg rumstehen.” Mit diesen Worten drehte er sich um und lief die Treppe weiter herunter.
Mir war das Ganze so peinlich, dass ich nicht einmal Claudia davon erzählen wollte. Außerdem wollte ich endlich allein sein, um meine Mails zu checken. Ich war ja so gespannt, ob ich wohl eine in meiner Phantasielos-Inbox hatte.
From: Ethnofreak@hotmail.com
Subject: Aw: Der Geburtstag deines Sohnes
Werde da sein. S
Kürzer ging es ja wohl kaum. Manchmal dachte ich, wenn mir Stefan von seinen Exkursionen E-Mails dieser Art geschrieben hätte, statt mich völlig zu ignorieren, hätte ich mich wahrscheinlich daheim nicht vor Sehnsucht verzehrt und das Ganze wäre schon wesentlich früher zu Ende gewesen. In dem Fall hätte es allerdings auch keinen Lukas gegeben und von daher war es auch wieder gut.
From: Mondgesicht@yahoo.com
Subject: Deine Mail
Hallo Phantasielos,
mein Papa hat mir deine Mail vorgelesen. Ich bin nämlich erst vier und kann noch nicht lesen. Aber ich versuche, mich gut um meinen Papa zu kümmern. Wie alt ist denn dein Sohn? Ich bin nämlich auch ein Junge und freue mich immer, wenn ich mit anderen Kindern spielen kann.
Mein Papa ist auch ganz toll im Mondgesichter malen und auch in ganz vielen anderen Sachen und ich sage das nicht nur so, weil er mein Papa ist. Zum Beispiel kann er ganz super Geschichten erzählen und lachen tut er auch sehr gern. Allerdings verstehe ich nicht immer worüber.
Im Übrigen sagt Papa, dass er dir in Zukunft lieber selber schreiben möchte, wenn du ihm nach der Mail von mir überhaupt zurückschreibst. Aber ich denke das machst du, du klangst nämlich nett in deiner E-Mail!
Ich muss jetzt ins Bett.
Dein Mondgesicht
Hm, mal abgesehen davon, dass er den Namen seines Sohnes missbrauchte, um sich selbst in höchsten Tönen zu loben, klang die Mail eigentlich sehr nett.
From: Phantasielos@web.de
Subject: Dein Papa
Hallo Mondgesicht,
vielen Dank für deine E-Mail. Es ist wichtig, dass sich Kinder um ihre Eltern kümmern. Schön, dass du das schon mit vier Jahren erkannt hast.
Mein kleiner Junge ist 3 Jahre alt (er wird aber bald 4). Natürlich ist das schon ein ganz schön großer Altersunterschied, aber er freut sich auch immer, wenn er mit anderen Jungs spielen kann. Besonders mag er Bagger und Kräne. Aber auch Züge. Du auch?
Ich freue mich darauf, von Deinem Papa zu hören. Falls er mir nach dieser Mail schreiben möchte; aber nach dem, was Du von ihm schreibst, scheint er ja auch ein Netter zu sein.
Schlaf schön
Deine Phantasielos
War das zu kurz? Aber seine Mail war auch nicht länger. Dann dürfte das ja wohl fürs Erste reichen. Mit einem zufriedenen Lächeln ging ich ins Bett.