Читать книгу Die Superheldinnen SuperStory - Julia Wolter - Страница 7
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Die Kriegerin Surika und die Tigermenschen
Zum Glück wohnte die Kriegerin Surika in dem Wald, in dem Daleia von den Tigermenschen überfallen wurde. Na ja, eigentlich lebte die Kriegerin Surika nicht wirklich in dem Wald, nur gefiel ihr dieser Wald im Augenblick ganz gut, weil er so freundliche Eichhörnchen hatte. Surika hat nämlich Raketenschuhe, müsst ihr wissen. So kann sie so schnell wie niemand anders im Superheldinnenland unterwegs sein. Deshalb bleibt sie gern an Orten, die ihr gefallen, und läuft einfach weiter, wenn sie einen Ort ihr nicht mehr mag oder sie sich langweilt. Deshalb ist es auch sehr schwer zu sagen, die Kriegerin Surika lebt da oder dort, dafür ist sie viel zu schnell an viel zu vielen Orten unterwegs. Sie hat braune, dicke Haare und braune Augen, mit denen sie sehr gut sehen kann.
Ihr wisst ja bestimmt, dass Krieger sehr gute Ohren haben und schnell merken, wenn etwas im Busch ist. Dann könnt ihr euch ja sicher vorstellen, dass die Superkriegerin Surika dies besonders gut konnte. Sie merkte immer sofort, wenn etwas nicht stimmte, denn ihre Sinne waren stark und hatten natürlich auch Superkräfte. Obwohl sie noch weit vom Ort des Geschehens entfernt war, hörte sie die Tigermenschen fauchen und sie roch auch den Angstschweiß von Daleia und so setzte sie sich auf, lauschte in die Richtung, aus der sie meinte, etwas gehört zu haben, und zündete ihre Raketenschuhe. Die Raketenschuhe steckte sie nicht etwa mit einer Kerze an, das wäre ja viel zu umständlich. Wozu war sie eine Superheldin? Die Kriegerin Surika konnte sich mit ihren Super-Instinkten einfach vorstellen, wie die Raketenschuhe zündeten, und schon ging es los. Erst sprühten ein paar Funken, dann schossen grelle Raketenblitze mit enormer Superkraft aus den Schuhen nach hinten weg und schneller, als man „Buh“ sagen kann, war Surika verschwunden. Bei gutem Wetter konnte man in solchen Raketen-Situationen gerade noch die Rauchschwaden erkennen, welche die Raketenschuhe hinterließen, aber in dieser Nacht war es dafür viel zu dunkel.
Die Kriegerin Surika gelangte also in Windeseile, ach was rede ich, im Raketen-Super-Tempo zu Daleia und den kämpfenden Tigermenschen. Blitzschnell erkannte sie mit ihrer Super-Sehkraft, dass es drei Angreifer waren, die auf Daleia losgingen. Eine Kriegerin kennt keine Angst, und noch aus der Schubkraft der Raketenschuhe heraus platzte Surika mitten ins Geschehen. Sie zückte ihr Schwert und konnte damit sogleich einen der drei Tigermenschen abwehren. Wie es sich für eine ordentliche Kriegerin gehörte, hatte Surika selbstverständlich noch ein zweites Schwert dabei. Dies zog sie nun, während sie das erste noch gegen den ersten Tigermenschen erhob, und hielt es dem zweiten entgegen, sodass diese beiden es nicht wagten, noch einmal anzugreifen. Aber der dritte Tigermensch war so schnell, dass Surika, obwohl sie solche schnellen und starken Sinne hatte, es nicht mehr rechtzeitig schaffte, sich vor dem auf sie zuspringenden dritten Tigermenschen zu ducken. Schnell ging sie in die Hocke und rollte sich beiseite, aber er hatte sie doch erwischt. Eine Bisswunde an ihrem Bein schmerzte auf einmal sehr, und dann fühlte sie auch noch Schmerzen am Hals. Sie waren nicht ganz so schlimm wie die am Bein, denn am Hals hatte sie nur eine Hinterpranke abbekommen, deren Krallen sie geschrammt hatten. Nun war die Kampfszene mit einem Mal vorüber. Daleia war geschockt und wusste gar nicht, was los war. Die Kriegerin Surika war verletzt und hielt sich das Bein. Die drei Tigermenschen waren auch etwas außer Atem und gar nicht mehr wild. Sie fanden alles plötzlich furchtbar anstrengend und wussten auch, dass sie es nicht mit zwei Superheldinnen gleichzeitig aufnehmen konnten. So ließen sie ihren Plan fallen und gingen unruhig auf und ab, wagten es jedoch nicht mehr, erneut anzugreifen. Der dritte Tigermensch war aber nicht eingeschüchtert. Immerhin hatte er es geschafft, die Kriegerin Surika zu verletzen, und so stahl er sich davon, um Verstärkung zu holen.
Kurze Zeit später kam er mit fünf weiteren Tigermenschen zurück, und alle zusammen sahen etwas sehr Merkwürdiges. Als sie sich den beiden Superheldinnen und den beiden Tigermenschenfreunden näherten, beobachteten sie, dass sie sich alle vier unterhielten, ganz friedlich, und einmal lächelte einer der Tigermenschen sogar. Die sechs Tigermenschen, die nun dazu kamen, wunderten sich und guckten einander fragend an. Vorsichtig kamen sie näher und waren sehr auf der Hut, denn es konnte ja auch sein, dass die Superheldin Daleia die Tigermenschenfreunde verzaubert hatte, um sie zu zähmen. Aber es zeigte sich, dass alles ganz anders und ganz einfach war.
Die Superheldin Daleia und die Superkriegerin Surika unterhielten sich mit den beiden Tigermenschen. Alle redeten ruhig miteinander und nickten einander verständnisvoll zu. So etwas hatten die Tigermenschen zuvor nie gemacht. Weil sie, verzaubert wie sie waren, so anders aussahen, hatten sie sich nie getraut, mit normalen Menschen oder gar Superheldinnen zu sprechen. Man weiß heute auch gar nicht mehr, wer von den vieren damals angefangen hatte, einfach zu reden. Jedenfalls verstanden sie sich auf einmal sehr gut.
Es stellte sich heraus, dass den Tigermenschen in ihrem wichtigsten Wunsch, wieder Mensch zu sein, auf einfache Art geholfen werden konnte, und weil Daleia die Tigermenschen nun auch mochte und ihren Wunsch sehr gut verstehen konnte, war sie gern bereit, ihnen zu helfen. Die ganze Sache mit dem Kampf war schnell vergeben und vergessen, aber den Zauber um die Tigermenschen sollten die neuen Freunde nicht vergessen. Denn Daleia hatte doch tatsächlich gerade an diesem Tag den Schmuck angelegt, der den Zauber der Tigermenschen auflösen und sie wieder in Menschen verwandeln konnte. Zum Glück trug sie immer viele Kostbarkeiten, so war für alle acht Tigermenschen genug da. Ein Schmuckstück reichte in seiner Macht und Superkraft immer genau für zwei Tigermenschen.
Daleia gab vier ihrer edlen Stücke und die Tigermenschen verwandelten sich. Zuerst war es, als zöge eine unsichtbare Hand sie am Nacken nach oben, so dass sie eine aufrechte Haltung bekamen. Das sah sehr lustig aus, denn so wirkten sie wie sitzende Tiger, und die sitzen doch eigentlich nie. Danach verwandelten sich die Menschenhände in Tigerpfoten. Die Tigermenschen sahen sich besorgt an, denn sie hatten Angst, dass hier irgendetwas falsch war und sie nun zu ganz normalen Tigern wurden, statt zu ganz normalen Menschen.
Aber schon in der nächsten Sekunde machte es laut Puff und die Tigerkörper waren verschwunden. Stattdessen hatten die menschlichen Gesichter nun auch endlich wieder ihre menschlichen Körper zurück und die Tigermenschen waren wieder ganz normale Menschen. Na ja, ganz normal sahen sie eigentlich nicht aus, denn sie freuten sich so sehr, dass ihre Gesichter grinsten wie Karnevalsmasken.
Und dies war das einzige Mal, dass zuerst andere anfingen zu tanzen und Daleia daraufhin mit einstimmte. Was allerdings nur sie wusste, war, dass sie mit den Schmuckstücken auch ein bisschen von ihrer Superkraft weggegeben hatte. Sie hatte nun eine ihrer besonderen Fähigkeiten als Superheldin verloren. Im Tausch mit dem mächtigen Zauber, durch den sich die Tigermenschen wieder zurück in Menschen verwandelt hatten, konnte Daleia nun nicht länger die Zukunft voraussehen. Aber das fand sie gar nicht so schlimm. Immerhin besaß sie noch genügend andere Fähigkeiten, vor allem aber hatte sie nicht nur etwas verloren, sondern auch etwas gewonnen – und das waren viele neue Freunde, darunter sogar eine mutige Kriegerin.