Читать книгу Katzen an die Macht II - Juljan Mecklenburg - Страница 3
Evolution
ОглавлениеWir schreiben das Jahr 2017 und die Welt wird noch immer von mächtigen Raubtieren regiert. Sie besitzen messerscharfe Krallen und spitze Reißzähne, mit denen sie jede Beute binnen kürzester Zeit den Garaus machen. Die komplette Menschheit haben sie bereits vor vielen Jahren versklavt und … Oh! In der Küche wurde soeben eine Dose mit herrlich duftendem Katzenfutter geöffnet. Das ist mein Zeichen, ich muss los …
So, nachdem jetzt die komplette Dramatik flöten gegangen und sprichwörtlich für die Katz’ ist, versuchen wir diesen Einstieg trotzdem erneut. Wo waren wir? Achja … mächtige Raubtiere … blabla … scharfe Krallen … blabla … spitze Zäh… Ach, weißt du was, irgendwie bin ich von meinem Abendessen so satt, dass ich auf dieses Dramatische keine Lust mehr habe. Was ich eigentlich sagen wollte, ist Folgendes: Ich freue mich tierisch … haha – tierisch – klingt gut, wenn das eine Katze sagt, oder? Spaß beiseite: Ich freue mich wirklich tierisch, dich zum zweiten Teil von Katzen an die Machtbegrüßen zu dürfen! Wenn du den ersten Band noch nicht gelesen hast, dann ist das zwar nicht ganz so schlimm, aber ich lege dir diesen wirklich ans Herz. Ansonsten wirst du in diesem Teil nicht überall sofort den Anschluss finden und an manchen Stellen etwas verwirrt sein, da ich natürlich ab und an auf etwas Wissen aus dem ersten Teil aufbaue. Ich meine, du bist ein Mensch und kannst das schier grenzenlose Wissen von uns Katzen sowie die damit verbundenen und für dich exorbitant schnellen Gedankensprünge sowieso nicht immer sofort nachvollziehen – von daher ist das auch in Ordnung. Im Vordergrund steht, dass du mit unserem Buch eine gute Zeit hast, denn das ist die Hauptsache. All die ganzen positiven Kritiken, Bewertungen und Glückwünsche zum ersten Teil haben uns übrigens regelrecht vom Stuhl gehauen – und ich denke, du weißt, dass gerade ich als Kater recht sesshaft bin. Diese positive Flutwelle an Emotionen, die das erste Buch bei den Lesern und Leserinnen ausgelöst hat, haben wir freudestrahlend genossen. Egal, ob du den zweiten Band gekauft oder geschenkt bekommen hast – du hast das einzig Richtige getan, denn du hältst ihn gerade in den Händen und wir sind unendlich glücklich darüber. Es gibt einfach so viel, was ich dir erzählen muss, denn in den letzten Monaten ist ganz schön viel in unserem beziehungsweise außerhalb unseres herrlichen Königreiches passiert und es erfüllt mich mit Stolz, dass ich all diese Erlebnisse und Abenteuer nun durch dieses Buch mit dir teilen darf.
Alles begann eigentlich damit, dass das letzte Buch veröffentlicht wurde. Unsere beiden Dosenöffner verbrachten seit diesem Tag recht viel Zeit an ihren Laptops und checkten bei jeder Gelegenheit die aktuellen Bewertungen des Buches sowie die Bestsellerränge. Immer wieder erfreuten sie sich dabei mit einem lauten „Jaaa!“, oder kicherten wie kleine Schulkinder vor den flimmernden Bildschirmen. Ich kann diese Glücksgefühle natürlich komplett nachvollziehen, aber mal im Ernst: Wer hat denn die ganze Arbeit gemacht? Wer hat tagein, tagaus in der Sonne, auf dem Balkon oder auf dem Kratzbaum gelegen und all das dem Dosenöffner, der sich nun Autor nennen darf, per Gedankenübertragung übermittelt? Richtig! Ich! Kater Bounty, Herrscher über das Tal, in dem unser Haus steht, Bruder von Amy und Befehlsgeber über Hundedame Bascha, die als Alarmanlage und Spürhund im königlichen Dienste steht. Kater Bounty! Mein Name ist mittlerweile bis über die Weiten des Tals hinaus bekannt. Zumindest bin ich mir darüber ziemlich sicher. Selbst lästige Marder machen mittlerweile einen großen Bogen um unser Königreich und das soll schon etwas heißen. Alles, was unser Autor tun musste, war die von mir vorgegebenen Sätze niederzuschreiben. Autor – dass ich nicht lache: Er ist und bleibt mein Bediensteter und das zusammen mit seiner Frau. Autor – wenn überhaupt, werde ich ihn hier als Ghostwriter aufführen. Um meine königliche Macht sowie die für euch Menschen nach wie vor unbegreiflichen Fähigkeiten erneut zu demonstrieren, lest nachfolgenden Absatz:
Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht. Ich bin ein Dosenöffner und Ghostwriter, der im Dienste von Amy und Bounty steht.
Tja, dass nennt man Evolution. Eine Art entwickelt sich exorbitant nach oben und die andere erreicht gerade so, mit Müh’ und Not, den aufrechten Gang und nennt sich Mensch. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich liebe Menschen! Dank euch muss ich keine Pfote krumm machen. Wenn mein königliches Miau über das Reich ertönt, dann werden Balkontüren geöffnet, es wird Futter herbeigebracht, wir werden stundenlang gekrault und, wenn uns gerade danach ist, mit lustigen, kleinen Stofftieren und Katzenangeln bei Laune gehalten. Wenn wir wieder einmal etwas in unserem Spielwahn herunterschmeißen oder mit unseren Krallen zerstör..., nein: verschönern ist das richtige Wort, dann wird es binnen kürzester Zeit ersetzt. Die beiden Dosenöffner verbringen dann oftmals ihre ach-so-wertvolle Freizeit damit, durch alle möglichen Möbelhäuser zu rennen und bereits das dritte Sofa für dieses Jahr zu kaufen. Aller guten Dinge sind drei, nicht wahr?
Wie dem auch sei. Uns geht beziehungsweise ging es prächtig, bis plötzlich das eintrat, wovon wir bis dato nur in mehreren Gesprächen ganz am Rande mitbekommen hatten. Die beiden wollten sich von all dem Alltagsstress sowie all der Arbeit eine Auszeit nehmen. Wenn sie in der Vergangenheit an diesem Punkt waren, sind sie eigentlich immer nur kurz weg gewesen und wir hatten endlich mal eine Woche für uns allein. Natürlich konnten auch wir diese einzelnen Wochen nutzen, um einfach mal zu entspannen. Kein Wecker, der jeden Morgen dutzende Male klingeln muss, bevor sich überhaupt jemand in seinem Schlafzimmer bewegte. Keine Hundedame Bascha, die, wie jeden Mittag, mit dem Nachbarshund wild durch den Garten rannte und dabei einen höllischen Lärm machte. Kein Fernseher, der jeden Abend stundenlang lief und uns mit seinen grellen Lichtblitzen und lauten Geräuschen immer wieder aus dem Schlaf riss. Nein, so ein Urlaub war schon etwas Tolles, denn länger als eine Woche hatten sie es sowieso noch nie ohne uns ausgehalten und hinterher trugen sie uns noch mehr auf den Händen, als sie es ohnehin sowieso schon tun. Es regnete Liebesbeweise, Leckerlis und Streicheleinheiten. Keine Frage: Die beiden wissen genau, wo sie hingehören. Sie brauchen ab und an eben eine Auszeit von ihren Jobs und das war ja auch in Ordnung. In dieser Zeit wurden wir dann immer von einer Nachbarin mit reichlich Futter versorgt und genossen einfach unser Leben. Doch dieses Mal war alles komplett anders – und damit meine ich wirklich komplett anders. Ich hoffe, du verträgst nach wie vor nervenaufreibende Abenteuer, denn das, was wir bis dahin in unserem Leben so erlebt hatten, ist nichts im Vergleich zu dem, was dich in diesem Buch erwarten wird. Ab dem nächsten Kapitel geht es hier richtig ab. Meine Schwester Amy und ich sind wirklich froh, das alles irgendwie überstanden zu haben und dass wir immer noch in einem Stück sind. Wenn du selbst Katzen Zuhause hast beziehungsweise bei Katzen wohnen und deren Bediensteter sein darfst, solltest du dich nun mit diesem Buch zu ihnen gesellen und es ihnen laut vorlesen. Wenn du irgendwann einmal vorhast, für längere Zeit in den Urlaub zu gehen und sie dann einer ähnlichen Situation ausgesetzt sind, können sie verdammt viel aus unseren anfänglichen Fehlern und Taten lernen. Bevor dir die Spannungskurve den Atem raubt und du vor lauter Aufregung kaum mehr klar denken kannst, folgt nun der Grund für dieses, nennen wir es mal, Unwohlsein der letzten vier Wochen. Gott, bin ich froh, dass ich wieder hier Zuhause bin! Halleluja!
Wie bereits am Ende des letzten Buches angedeutet, hat sich genau dieser Verdacht bestätigt. Unsere beiden Dosenöffner wollten, zusammen mit unserem Spürhund Bascha, nicht nur eine, sondern ganze vier Wochen in den Urlaub fahren. Da unsere Nachbarin allerdings, so wie wir es bei einem Gespräch mitbekommen haben, genau zu dieser Zeit ebenfalls im Urlaub sein sollte, und sich kein anderer als würdig genug erwiesen hatte, sich um uns königliche Katzen zu kümmern, gab es nur einen Ausweg: Wir sollten für diese vier, fast unendlich langen, Wochen in eine Katzenpension ziehen und was meine Schwester Amy und ich dort alles erlebt haben, möchte ich dir nun in diesem Buch erzählen.