Читать книгу Todestanz - K. R. Jaylin - Страница 4

Prolog

Оглавление

Ihr Atem ging schwer, und nur noch mühsam blinzelte sie der Sonne entgegen. Sie hörte die besorgten und erschrockenen Rufe ihrer Diener in unmittelbarer Nähe.

„Mylady, nicht bewegen!“

„Können Sie mich hören?“

„Sie braucht einen Arzt, schnell!“

Sie wollte antworten, brachte jedoch keinen Ton hervor. Vor ihren Augen verschwamm alles und eine furchtbare Kälte kroch in ihre Glieder, auch wenn die Sommersonne hoch am Himmel stand.

„Armes Kind, dein junges Leben endet so abrupt, so unerwartet. Aber hab keine Angst, ich werde dich sicher in die andere Welt geleiten.“

Die leise, sanfte Stimme drang aus den Schatten der Bäume zu ihr und klang dabei so unwirklich wie ein Windhauch, doch Eleonore verstand jedes Wort klar und deutlich. Im gleichen Moment schien die Welt um sie herum seltsam gedämpft, und als sie aufsah, schien alles wie erstarrt zu sein; nicht einmal die Blätter der Bäume wiegten sich länger in der sanften Brise. Da bemerkte sie eine Bewegung neben der alten Eiche, welche wenige Meter von ihr entfernt stand, und ängstlich flüsterte sie:

„Wer bist du?“

Langsam löste sich die groß gewachsene, schlanke Gestalt eines Mannes aus den Schatten und kam mit geschmeidigen Bewegungen auf sie zu. Er wirkte auf den ersten Blick jung und unbedarft, doch seine kalten, mitleidlosen Augen schienen allwissend und gleichsam undurchschaubar; durch sie wurde deutlich, dass er jenseits der Zeit existierte. Eleonore versuchte mühsam, sich aufzusetzen, doch es gelang ihr nicht so recht. Mit einem leichten, mitleidigen Lächeln sah er ihr dabei zu.

„Sei vernünftig und lass mich dich erlösen, kleine Eleonore. Deine Zeit ist um.“

Er beugte sich ein wenig vor und streckte ihr eine Hand entgegen, doch sie rührte sich nicht. Sie war die Tochter des Herzogs von Winchern und somit manche Schmeichelei gewöhnt; deshalb ließ sie sich weder von seinem hübschen Gesicht mit den halblangen, blonden Haaren noch von seiner augenscheinlichen Sanftheit beirren. Ihr war sofort klar, dass sein Mitgefühl nur gespielt war und so erwiderte sie mit zitternder Stimme:

„Nein, ich werde dir nicht folgen. Ich weiß wohl, wer du bist und darum wirst du mich auch nicht dazu verführen können, dir meine Seele und somit mein Leben zu überlassen.“

Er ließ die Hand sinken und musterte sie einen Moment abschätzig, ehe er erneut den Arm hob und seine schwarz behandschuhten Finger leicht wie ein Windhauch über ihre Wange glitten.

„Es überrascht mich nicht, dass du mich kennst, Eleonore. Jedoch sollte dir klar sein, dass ich stets gewinne. Du kannst mich nicht abweisen, mein Liebes. An diesem sonnigen Morgen, an dem du dich über die Anweisungen deiner strengen Eltern einfach hinweggesetzt hast und reiten gegangen bist, hast du mich gerufen und dein Schicksal unwiderruflich besiegelt.“

Sie wich ein wenig zurück.

„Ich will aber nicht sterben! In nicht einmal drei Monaten werde ich 17 und bald darauf die Gemahlin von Prinz Albert, dem Kronprinzen von Alderon - damit steht meine Krönung zur Königin schon bald bevor!“

Er erwiderte darauf nichts und sie spürte, wie die Kälte zunahm. Verzweifelt und in Panik rief sie:

„Bitte, ich gebe dir, was du willst, aber verschone mein Leben! Lass mich hier, damit ich ein wenig Glück erfahre, ehe ich die Reise ins Jenseits antreten muss!“

Sie schluchzte und er musterte sie schweigend, bis er sich mit einem Mal erhob.

„Also gut, ich gebe dir die Möglichkeit, mich zu gegebener Zeit angemessen zu entschädigen. Du darfst weiterleben, doch nur für den Augenblick; sobald du dein erstes Kind geboren hast, werde ich wiederkommen und meinen Tribut fordern. Du wirst mir dann das Leben des Königskindes opfern.“

Sie starrte ihn an, hilflos und verzweifelt, doch ihr fiel kein Weg ein, sich aus dieser Sache herauszuwinden. Nur eines blieb ihr noch zu tun, weshalb sie mit zitternder Stimme erwiderte:

„Ich werde dir das Kind geben, wenn es ein Mädchen ist - sollte es jedoch ein kleiner Kronprinz sein, verzichtest du auf ihn und wählst dir stattdessen ein anderes Opfer. Ich werde dann dafür sorgen, dass es sich deinem Kuss bereitwillig hingibt.“

Wieder blieb er einen Moment stumm, ehe er sich abwandte.

„Gut, so sei es. Aber vergiss diese Vereinbarung nie, Eleonore. Es wäre dumm zu versuchen, den Dunklen Fürsten zu hintergehen.“

Damit war er verschwunden und die Welt wurde wieder lebendig; mit einem Mal spürte Eleonore ihre Schmerzen, wurde sich des warmen, klebrigen Blutes an ihrem Körper bewusst und stöhnte. Sie spürte Hände, die nach ihr griffen, einen Ruck, als man sie vom Boden hob, und verlor dann erleichtert das Bewusstsein.

Todestanz

Подняться наверх