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3.

Perry Rhodan

Gedankenversunken starrte er in das Zentralholo, hoch aufgerichtet, die Hände locker auf dem Rücken verschränkt. Eine Pose der Kompetenz, auf deren Wirkung er seit Jahrtausenden vertrauen konnte – und die hoffentlich darüber hinwegtäuschte, dass er im Moment keinen rechten Platz in der Zentrale hatte.

Tess Qumisha saß wieder auf dem Kommandantensitz, wie es sich gehörte. Und im Sessel des Expeditionsleiters hatte sein Sohn Platz genommen. Was natürlich seine Richtigkeit hatte. Roi Danton war der Leiter der Mission SOL, seit sie vor rund hundertachtzig Jahren von Terra aufgebrochen war. Perry Rhodan hingegen hatte keine offizielle Funktion an Bord. Es war nur ...

Seit der Befreiung der SOL hatten sein Sohn und er sich selten gleichzeitig an Bord aufgehalten. Meistens war einer von ihnen im Außeneinsatz gewesen. Wenn Rhodan allein in der Zentrale verweilt hatte, hatte er aus Gewohnheit die Position des Expeditionsleiters eingenommen, und niemand hatte das infrage gestellt.

Nun zogen sie in den ersten einer ganzen Reihe alles entscheidender Kämpfe – und der eigentliche Expeditionsleiter war mit Rhodans Plan nicht einverstanden. Danton hatte zwar nicht weiter widersprochen, als Blitzer sich auf Rhodans Seite gestellt hatte. Doch Rhodan kannte seinen Sohn. So leicht gab der nicht klein bei.

Ein unnötiges Problem in kritischen Zeiten. Rhodan würde es lösen müssen, sobald sie gegen die Terminale Kolonne selbst vorgingen.

Vorerst jedoch ging es gegen BARIL vielmehr deren Hilfsvölker, die sich um das Equilibrium versammelt hatten. Major Viena Zakata an der Funk- und Ortungsstation wertete den lokalen Funkverkehr aus. Mehr Informationen ermöglichten bessere Strategien. Rechneten die Raumschiffe mit einem Angriff? Wie sah die Befehlskette aus? Konnte man mit geringem Aufwand einzelne Einheiten ausschalten, um ganze Geschwader führungslos und ineffizient zurückzulassen?

Zakata schüttelte den Kopf. »Viel frömmelndes Zeug, keine taktisch verwertbaren Informationen. Anscheinend hat BARIL die Kampfflotten aller Welten angefordert, die in den vergangenen Jahrhunderten oder Jahrtausenden missioniert wurden. Die Frömmsten der Frommen sind dem Ruf gefolgt und bilden nun einen lebenden Schild rund ums Equilibrium.«

»Ein Kreuzzug«, stellte Rhodan fest. »Nur nicht mit dem Ziel der Eroberung, sondern der Verteidigung.«

»Die Analyse ist nicht ganz stichhaltig«, merkte Danton an. »Aus dieser Erkenntnis lassen sich sogar eine Menge taktischer Informationen ableiten.«

Zakata hob fragend die Brauen.

Rhodan nickte. »Erstens: Es handelt sich nicht um auf Kriegsführung spezialisierte Hilfsvölker, die von BARIL speziell mit hochstehender Technik ausgerüstet wurden. Die Waffentechnik wird also weitgehend dem entsprechen, was wir kennen. Dagegen müsste die SOL gut bestehen können.«

Danton übernahm. »Zweitens: Die Frömmsten der Frommen sind wahrscheinlich nicht die besten Kämpfer. Noch ein Vorteil für uns. Drittens: Wir sehen nur die Gegner, die schon angekommen sind. Weitere Verstärkung aus größerer Distanz wird noch unterwegs sein. Wir sollten daher schnell agieren.«

Eine unausgesprochene Frage hing in der Luft. Danton vermied eine direkte Konfrontation und ließ Rhodan Spielraum.

»Wir sollten warten, bis wir etwas von A-Kuatond hören«, empfahl Rhodan prompt. »Möglicherweise lässt sich eine militärische Konfrontation ganz vermeiden.«

»Très bien.«

Rhodan hatte Dantons Marotte mit den französischen Einsprengseln nie leiden können. Er nahm die Wortwahl als Hinweis, dass sein Sohn seine Entscheidung nicht guthieß, sich ihr aber beugte – für den Moment.

Grundsätzlich hatte Mike sogar recht, wie sich Perry Rhodan eingestand. TRAZUL war unterwegs zum Dorn, deshalb durften sie keine Ewigkeiten beim Equilibrium verwarten.

Die Minuten zogen sich. Außer Routinemeldungen wurde wenig gesprochen.

Dann meldete Zakata einen Funkspruch von der LYNONU. »Rundruf an alle Einheiten im System!«

Tess Qumisha machte eine ungeduldige Geste. Viena Zakata nickte und spielte die Nachricht ab.

Die Stimme der Forscherin Yalaba erklang. »Die Ritterin A-Kuatond ist eine Verräterin. Ihr Schiff hegt feindliche Absichten gegen BARIL. Es muss sofort zerstört werden!«

*

Perry Rhodans Mund fluchte kurz und herzhaft, während sein Hirn bereits die taktischen Optionen durchdachte. Nun also doch mit Gewalt.

»Paratronschirm aufbauen!«, befahl Tess Qumisha.

»Der wird uns nicht lange helfen«, gab Oberst Akim Xerayne von der Feuerleitstelle zu bedenken. »Nicht bei der schieren Menge der Angreifer.«

Rhodan war zum selben Schluss gekommen. »Bekommen wir Kontakt zu A-Kuatond?«, fragte er Zakata kurz.

Erwartungsgemäß verneinte der Leiter der Funkstation. Sie waren auf sich allein gestellt. Rhodan wusste, dass die Ritterin noch lebte – sie waren parapsychisch verbunden, er hätte ihren Tod gespürt. Aber sie steckte offensichtlich in Schwierigkeiten.

Die Schutzflotte des Equilibriums teilte sich in drei Pulks. Das kleinste Kontingent hüllte Yalabas Schiff in eine Kugelschale. Eine Rumpfflotte bleib beim Equilibrium zurück. Der Löwenanteil jedoch raste auf Angriffskurs der SOL entgegen.

»Wir könnten die Fraktale Aufriss-Glocke einsetzen«, regte Xerayne an. »Die können sie mit Sicherheit nicht überwinden.«

Dieser Schutzschirm, mit dem die Chaotarchen die SOL einst beim Hangayfeldzug aufgerüstet hatten, stellte tatsächlich für die meisten bekannten Waffensysteme eine undurchdringliche Barriere dar.

Sein Einsatz war allerdings auf andere Weise problematisch. In den vergangenen Monaten war die SOL mehrmals in Schwierigkeiten geraten, weil der sogenannte Kodex der Ordnung die Verwendung chaotarchischer Technik für kosmokratische Zwecke verbot. Was die Solaner gerade überhaupt nicht gebrauchen konnten, war Ärger mit ihrer kosmokratischen Verstärkung.

Rhodan suchte den Blick von Eroin Blitzer. Der Zwergandroide hatte sich bislang im Hintergrund gehalten. »Wie hältst du's mit dem Kodex?«, fragte Rhodan.

»Ich selbst habe meine Meinung dazu geändert«, sagte Blitzer. »Meinetwegen könnt ihr die Glocke einsetzen. Allerdings kann ich nicht für Mandi sprechen.«

Diese Aussage half nicht besonders weiter.

»Rufen wir die Kavallerie«, schlug Danton vor. »Früher oder später brauchen wir Mandis Schiffe ohnehin.«

Rhodan nickte und nahm Funkverbindung auf. »Rhodan an Checklak Mandi. Wir werden angegriffen und benötigen Unterstützung.«

»Ihr braucht Schutz?«, erklang die Stimme des Gehörnten.

»Nicht ganz«, präzisierte Rhodan. »Greif mit deiner Flotte das Equilibrium an, wie geplant. Damit sorgst du ganz automatisch für Entlastung bei uns, und wir verlieren keine weitere Zeit. Aber geh behutsam vor. Die Angreifer sind nicht wirklich böse oder feindlich, sondern lediglich irregeleitet und nicht Herr ihrer Sinne. Außerdem sind sie euch technisch weit unterlegen. Es besteht wahrscheinlich kein Grund, tödliche Gewalt einzusetzen.«

Mandi antwortete nicht.

Rhodan bekam ein schlechtes Gefühl. »Es besteht noch immer die Chance, diese Auseinandersetzung kleinzuhalten«, redete er weiter auf den selbstgefälligen Kosmokratenkommandanten ein. »Ich werde mich an BARILS Flotte wenden. Als Orbiter eines Ritters gilt mein Wort hoffentlich als ...«

Zakata signalisierte ihm, dass Mandi die Verbindung einfach abgebrochen hatte.

Rhodans Kiefer malmten in stillem Zorn. »Was hat er vor?«, fragte er Blitzer.

Der Zwergandroide streckte in einer sehr menschlichen Geste der Ahnungslosigkeit die Arme zur Seite.

Keine zehn Sekunden später fiel die Kampfflotte der Kosmokraten ins System ein. Zweihundert Einheiten gegen zwanzigtausend. Aber die reinen Zahlen hatten wenig Aussagekraft. Zweihundert Raumsoldaten mit Schutzschirmen und Thermostrahlern konnten binnen Minuten ein Heer von zwanzigtausend Höhlenmenschen auslöschen, ohne jede Gefahr für das eigene Leben.

Auf ähnliche Weise begann das Gefecht um das Equilibrium. Mit Grauen sah Perry Rhodan, dass Checklak Mandi seine Bitte vollkommen ignorierte. Die kosmokratischen Schiffe spien Feuer und Tod.

Mission SOL 2020 / 12: Der Chaopressor

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