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Ich erreichte den Hangar kurz nach den Sicherheitskräften und zeitgleich mit den Medikern. Eine Wachtruppe stand etwas verloren herum. Ihr Leiter, Leutnant Millar, wusste nicht recht, was seine Leute tun sollten: Das Verbrechen war schon geschehen und hatte sich gewissermaßen selbst aufgeklärt. Zudem hatte die Behandlung der Patientin Vorrang vor der Spurensicherung.

Selbst dabei würde es wohl wenig zu tun geben. Der Fall lag ziemlich klar. Interessant war lediglich die Frage, wie Sergeant Halampa – so hieß die Verletzte – es geschafft hatte, die von mir angeordneten Sicherungen zu unterlaufen. Aber diese Frage würde man eher an einem Positronikterminal klären als am eigentlichen Tatort.

Die Mediker hingegen hatten alle Hände voll zu tun. Halampa war so unglücklich gestürzt, dass sie sich den Schädel gebrochen hatte. Eine Containerecke war knapp hinter der Schläfe mehrere Zentimeter tief in den Kopf eingedrungen. Noch war völlig unklar, ob das Gehirn dabei nur gequetscht oder verletzt worden war.

Noch im Hangar begannen die Mediker eine Notversorgung, damit der Blutstrom keine Knochensplitter ins Hirn oder andere Teile des Körpers trug, die später schwerwiegende Folgeschäden auslösen konnten. Mit selbststeuerndem Nanomaterial verschlossen sie durchtrennte Arterien, während Medoroboter feine transparente Kapillaren mit den offenen Enden verbanden und die ausbleibende Blutzufuhr durch Synthoplasma ersetzten, das sich automatisch der Blutgruppe des Verletzten anpasste. Ein lokal streng begrenztes Antigravfeld mit leichtem Unterdruck erleichterte es, die Wunde zu säubern und erste Knochenfragmente zu entfernen.

Während die Ärzte um Sergeant Halampas Leben kämpften, betrachtete ich das Umfeld. Es gab Kameras sowie Luftdruck-, Strahlungs- und Temperatursensoren. Wieso hatte nichts davon Alarm ausgelöst? Welche Manipulationen waren dafür notwendig, und wie hatte der Sergeant diese zuwege gebracht?

Ein überraschtes Schnaufen einer Medikerin riss mich aus den Überlegungen. Ich drehte mich zu ihr um. »Was ist los?«

»Keine Ahnung.« Sie sah mich mit aufgerissen Augen an.

»Was heißt das?« Seit Zehntausenden Jahren plagte ich mich mit Terranern herum, und in all der Zeit hatten allzu viele Angehörige dieses Volk es nicht gelernt, klar und verständlich Meldung zu machen.

»Sieh selbst!«

Sie winkte mich zu ihrer Patientin. Die Kopfwunde war mittlerweile gesäubert und blutete nicht mehr. Ein steriles Schutzfeld trennte Sergeant Halampas frei liegende kleine graue Zellen von der Umgebungsluft.

Allerdings waren die Zellen nicht grau. Jedenfalls nicht alle. Ein Areal von der Größe zweier Daumennägel war dunkelgrün verfärbt, und darunter zeichnete sich eine unnatürlich symmetrische, zylindrische Form ab.

Sergeant Halampa trug irgendein Gerät in ihrem Kopf, das dort nach menschlichem Dafürhalten nicht hingehörte.

*

Halampa war auf die Medostation gebracht worden. Spezialisten untersuchten ihr Quartier und ihren Arbeitsplatz. Ich selbst brütete über ihrer Akte und suchte darin nach einem Hinweis, was mit der Frau geschehen sein mochte.

Bislang erfolglos. Megrat Halampa stammte von Rudyn, war 32 Jahre alt und diente seit elf Jahren in der Raumflotte. Vor fünf Jahren war sie von der Mannschafts- in die Unteroffizierslaufbahn gewechselt und hatte sich bei mehreren Kommandounternehmen empfohlen. Deshalb war sie zwei Jahre zuvor auf Reginald Bulls Flaggschiff berufen worden und führte seitdem ein so tadelloses Leben, dass die terranischen Flottenpioniere aus der Epoche der furchtbaren lindgrünen Uniformen sie schallend ausgelacht hätten.

Sie leitete eine Raumlandeeinheit, war also für alle Unwägbarkeiten ausgebildet, die bei Kampfeinsätzen auftreten konnten. Mit anderen Worten: Sie verfügte über ein breites, aber oberflächliches Wissen. Die Sicherheitsprotokolle der THORA konnte man aber nur mit Spezialkenntnissen außer Kraft setzen, ohne Alarm auszulösen. Wie war ihr das gelungen?

Und nicht minder wichtig: warum? Stand sie im Dienst einer fremden Macht? Der Cairaner vielleicht? Was hatte es mit dem Implantat in ihrem Gehirn auf sich? Hatte sie es freiwillig einsetzen lassen, oder war sie dazu gezwungen worden? Wieso war es bei den regelmäßigen medizinischen Scans nie aufgefallen?

Auf einem x-beliebigen Schiff hätte ich das verstanden. Aber wir befanden uns auf dem Flaggschiff des terranischen Residenten. Es gab wohl keine Einheit in der Liga, in der eine höhere Sicherheitsstufe galt. Wie war Halampa bloß durch die Maschen dieses engen Netzes gerutscht?

Bull weigerte sich, mir die Informationen des Haluters aus dem Sternenrad weiterzuleiten, weil er an eine undichte Stelle glaubte. Recht hatte er – weil seine eigenen Leute eine Verräterin auf die THORA versetzt hatten. Dabei hätte allein die völlige Unauffälligkeit dieser Frau auffallen müssen. Ich freute mich schon darauf, ihm das bei Gelegenheit aufs Brot zu schmieren.

Ein Signal von der Medostation ging ein. Waren die Ärzte weitergekommen? Gespannt eilte ich zu ihnen.

Halampa lag in einer isolierten Behandlungskabine. Ihr Zustand war so stabil, wie es unter den Umständen zu erwarten war. Die Kopfwunde war immer noch offen, aber ein genau abgepasstes Prallfeld simulierte das fehlende Stück des Schädelknochens. Das Objektiv eines Hochleistungs-Medoscanners war auf die Wunde gerichtet.

»Was habt ihr gefunden?«, fragte ich.

»Nichts«, antwortete Ivo Remsch, der Leiter der Hauptmedostation. »Ein erstaunliches Nichts«, fügte er schnell hinzu, als er meine sich verfinsternde Miene sah.

»Kannst du das genauer erklären?«, fragte ich ungehalten.

Er winkte mich zu der Patientin. »Was siehst du?«

Der Medoscanner sandte einen grellen, weißblauen Lichtstrahl auf das offen liegende Hirngewebe. Er strahlte durch die grüne Verfärbung hindurch und machte das zylinderförmige Implantat deutlich sichtbar. »Einen Fremdkörper. Aber das ist nichts Neues. Was ...«

Remsch unterbrach mich und lotste mich zum Darstellungsholo des Scanners. »Und das sehen unsere Geräte.«

In der Darstellung sah ich ein gesundes menschliches Gehirn. Keine Verletzung, kein Fremdkörper, kein Implantat. Deshalb also hatte niemand Halampas kleines Upgrade bei den Routinetests bemerkt.

Damit war eine meiner Fragen beantwortet. Sie führte direkt zur nächsten: Wer war zu so etwas in der Lage? Im Moment lag es nahe, hinter jeder Seltsamkeit das Werk der Cairaner zu vermuten, aber ich konnte mir dessen auf keinen Fall sicher sein.

»Welche medizinischen Auswirkungen hat dieses Ding?«, fragte ich. »Ist es gesundheitsgefährdend?«

»Wir wissen es nicht«, sagte Remsch bedrückt. »Es sitzt nahe beim Erinnerungszentrum und könnte sich am ehesten darauf auswirken. Aber das ist reine Spekulation.«

»Kann man es entfernen?«

Der Arzt atmete durch. »Soweit wir das beurteilen können: ja«, sagte er. »Zumindest, wenn es einfach nur ein Fremdkörper ist. Aber vielleicht ist es gesichert, bemerkt, dass es aufgefallen ist, und tötet den Träger. Ich würde deshalb lieber die direkte Kontaktschicht zwischen Hirnmasse und Implantat durch Bestrahlung veröden. Das müsste den Kontakt zu Halampa unterbinden und das Implantat isolieren.«

Der separate Logiksektor meines eigenen Gehirns meldete sich zu Wort. Das Ding ist schlau genug, sich vor unseren modernsten Scannern zu verstecken, sagte die Stimme in meinen Gedanken. Geh mal davon aus, dass es auf jeden Fall mitbekommt, wenn ihr es ausschalten wollt. Ob mit Skalpellen oder per Bestrahlung.

Ich gab die Überlegung an den Mediker weiter.

Remsch nickte grüblerisch. »In dem Fall sollten wir es lieber entfernen. Aber es bleibt ein Risiko.«

»Es ist ebenfalls ein Risiko, es drin zu lassen«, gab ich zu bedenken.

Der Mediker atmete durch. »Wir operieren«, entschied er.

*

Sergeant Megrat Halampa verstarb achtzehn Minuten nach Beginn der Extraktionsprozedur. Niemand konnte sagen, ob ihre Verletzung schuld war oder die Entfernung des Implantats.

Ich biss mir auf die Lippe. War ich verantwortlich für ihren Tod? Oder jene, die ihr dieses Ding ins Gehirn gepflanzt hatten?

Wahrscheinlich lag die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Ganz freisprechen konnte und wollte ich mich nicht. Aber ich war nicht der Ausgangspunkt dieser unheilvollen Entwicklung gewesen. Ich würde jedoch herausfinden, wer dahintersteckte, und diesen frühen und sinnlosen Tod rächen.

Nachdem die Wiederbelebung gescheitert war, ging der Rest der Extraktion schnell. Das grünliche Hirngewebe hatte eine anderthalb Zentimeter lange Kapsel von einem halben Zentimeter Durchmesser umschlossen. Die Oberfläche war teils metallen, teils organisch – dies waren vermutlich die Kontaktflächen, über die eine Verbindung zum Hirn des Wirts aufgebaut wurde.

Eine solche Technik war der Liga und den Arkoniden nur oberflächlich vertraut, aber man wusste, welchem Volk sie zuzuordnen war: den Shenpadri. Die wurm- oder schlangenartigen Wesen, die gleichzeitig mit den Cairanern in der Milchstraße aufgetaucht waren, optimierten ihre Körper durch extern und intern eingebaute Organoide. Eines davon hatte wir gerade aus dem Kopf von Sergeant Halampa gezogen, wo es definitiv nicht hingehörte.

Die Shenpadri arbeiteten häufig mit den Cairanern zusammen. Damit bestätigte sich meine Vermutung, wer hinter dem Ganzen steckte.

Das Ganze bedeutete leider, dass wir in tiefen Schwierigkeiten steckten. Wenn ein Besatzungsmitglied so ein Ding im Hirn stecken hatte, das mit Medoscannern nicht zu entdecken war – wer sagte, dass es nicht noch mehr Verräter an Bord gab, die auf diese Weise manipuliert waren?

Perry Rhodan 3089: Das Atlan-Update

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