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Klettercache

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Der Unfall war jetzt knapp eine Woche her. Doch John fühlte sich schuldig. In den vergangenen Nächten hatte er nur wenige Stunden geschlafen. Dunkle Augenringe zeichneten sein Gesicht. Er sah abgemagert und niedergeschlagen aus.

John selbst war gar nicht dabei gewesen als der Unfall geschah, aber trotzdem spürte er, dass es seine Schuld war. Wenn er schlief, träumte er immer den selben Traum:

Vier Freunde saßen gemeinsam in einem Pickup auf dem Weg zu ihrem nächsten Abenteuer. Auf der Ladefläche hinten vier Kletterausrüstungen. John selbst saß auf dem Beifahrersitz. Er hatte das Equipment bereitgestellt, da er in einem Sportfachgeschäft arbeitete und so leicht an die Leihsachen herankam.

Der Fahrer hielt. Alle luden die Sachen von der Ladefläche ab. Es war 9.00 Uhr morgens und die Sonne ging gerade hinter dem Wald auf, in dem sich der größte T5-Powertrail der Gegend befand.

Der Powertrail umfasste knapp 15 Dosen, die sich alle auf einer Höhe von knapp zwölf Metern befanden. Wer alle Dosen fand, hatte außerdem noch die Möglichkeit den Bonus-Mysterie einzusammeln, der auf 20 Metern Höhe lag. Die Freunde hatten sich diese Dose als Tagesziel gesetzt, brauchten dafür allerdings die Bonuszahlen aus den Logbüchern der ganzen Runde.

John musste noch festes Schuhwerk anziehen. Genau das war sein großer Fehler. Klar, eigentlich war es nur eine unbedeutende Kleinigkeit, aber trotzdem war dies der Auslöser gewesen. Er schickte die anderen vor. Sie sollten schon mal zu den Koordinaten des Baumes gehen, an dem sich der Geocache befand. Tatsächlich war eine kleine Plastikdose auf zwölf Metern Höhe der Grund für all das Leid.

John hatte seine Schuhe gewechselt und wollte nun zu den anderen. Er lief den Weg in den Wald hinein, bog dann aber falsch an einer Gabelung ab. Er hatte weder GPS- noch Telefonempfang, sodass er auch die anderen nicht erreichen konnte.

Da hörte er einen Schrei in einiger Entfernung. Er sah direkt vor seinem inneren Auge, was passiert war. Einer seiner Kumpel musste abgestürzt sein.

Die letzte Kontrolle der Kletterausrüstung war schon eine Weile her und so musste sich irgendeine Öse gelöst haben. Alles war Johns Schuld.

John dachte, er würde Richtung Unfallort rennen, doch in seiner Panik irrte er immer weiter in den Wald hinein.

Dann hörte er einen Krankenwagen. Die Sirenen schallten schwach in der Ferne. Wenig später Stille.

Er begann sich Vorwürfe zu machen. Er schrie, doch niemand war da, der ihn hören konnte.

Meist wachte er an diesem Punkt schweißgebadet und allein in seiner Wohnung auf. Hier hatte er sich eingeschlossen und isoliert, nachdem all das passiert war. Er wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Er ging nicht an das häufig klingelnde Telefon und las keine von den vielen ungeöffneten Mails.

Er saß stundenlang stumm auf seiner Bettkante und starrte in die Luft.

Irgendwann entschloss er sich zum Krankenhaus zu fahren. Er sah vollkommen übermüdet aus.

Wenig später stellte er sein Auto auf dem Parkplatz des Krankenhauses ab. Schwerfällig und langsam lief er zum Eingang des riesigen Gebäudes aus weißem Beton.

Stotternd fragte er am Empfang nach der Zimmernummer seines Freundes. Zunächst erkundigte sich die Dame am Empfang dann aber nach ihm. Ob es ihm den überhaupt gut gehen würde oder ob man ihm irgendetwas zum Beruhigen geben sollte.

Aber er ging, nachdem er die Nummer wusste, schweigend das Treppenhaus hinauf. Er fragte sich, warum er das hier überhaupt tat.

Dachte er, er könnte irgendetwas rückgängig machen? Sicher nicht. Was, wenn einer seiner besten Freunde nun wegen ihm querschnittsgelähmt sei oder im künstlichen Koma lag? Er machte sich seit ein paar Tagen immer wieder die gleichen Vorwürfe.

Er setzte sich in einen der durchsichtigen Plastikstühle auf dem Flur vor dem Zimmer.

So saß er dort, bestimmt wieder eine Stunde.

Da öffnete sich hinter ihm die Tür und sein Freund kam heraus. Er saß in einem Rollstuhl. John fing an zu weinen.

Doch sein Freund nahm ihn so gut es ging in den Arm.

Er war ungesichert hoch auf den Baum geklettert, denn unvernünftig wie er war, wollte er den Cache schon vor der Ankunft von John auf dem Boden haben.

Sein Freund klärte ihn auf. Er war gar nicht querschnittsgelähmt sondern hatte sich „nur“ den rechten Arm und einige Rippen gebrochen.

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