Читать книгу Rubinia Wunderherz, die mutige Waldelfe - Der verschwundene Fluss - Karen Christine Angermayer - Страница 10

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Ohne Wasser kein Mehl


Alle Waldbewohner eilten zum Flussufer. Jeder wollte in der ersten Reihe stehen, um alles mitzubekommen. Marandor stand mit den anderen Ältesten ganz vorne, um die Lage zu begutachten. Von feierlicher, fröhlicher Stimmung war keine Spur mehr. Auch das Orchester hatte aufgehört zu spielen.

Da kam jemand von Weitem angerannt. Es war Doran, der alte Wasserelf. Doran hatte die Aufgabe, die Quelle zu hüten, aus der der Fluss entsprang. Die Quelle lag auf einem hohen Berg und durfte nie ohne Beobachtung sein.

Doran keuchte und musste erst tief Luft holen, bevor er sprechen konnte. Dann sagte er: „Das Wasser … war auf einmal weg! Urplötzlich … kam kein Tropfen mehr aus dem Berg!“


„So ein Unsinn! Wasser ist doch nicht einfach weg“, rief jemand aus der Menge. „Du hast bestimmt nicht richtig aufgepasst!“, rief ein anderer. „Hast wahrscheinlich ein kleines Schläfchen gehalten, stimmt ’s?“

Doran riss erschrocken die Augen auf: „Nein, nein, ich habe nicht geschlafen! Wenn ich es doch sage“, beteuerte er. „Von einem Moment auf den anderen hat die Quelle aufgehört zu sprudeln!“

Der Elfenrat beriet sich und vertagte den Festzug auf einen anderen Tag. Unter enttäuschtem Gemurmel leerte sich der kleine Platz. Das schöne Fest war ins Wasser gefallen – allerdings ohne dass Wasser da war!

Auch Lorian schaute bedauernd zu Florentines leeren Schüsseln rüber.

Rubinia tippte Lorian von hinten auf die Schulter und flüsterte: „Ein Satz mit X, das war wohl nix mit feinen Nusstörtchen.“

Lorian erhob sich. „Dann kann ich gleich nach Hause fliegen.“ Mit hängenden Flügeln flog er davon.

„Oje, der ist aber traurig“, stellte Rubinia fest. Auch Enja sah furchtbar enttäuscht aus. Rubinia legte einen Arm um die Freundin. „Tut mir so leid um deine ganze Arbeit hier“, sagte sie. „Und überhaupt schade um das schöne Fest.“


Enja nickte betrübt. „Aber echt. Dann bis morgen!“ Die Freundin erhob sich ebenfalls und warf ihr eine Kusshand zu.

Rubinia bemerkte, dass außer ihr niemand mehr da war. Nur hinten saß der alte Doran ganz allein am Ufer des Flusses ohne Wasser. Sie flog zu ihm hin.

Doran hatte sein Gesicht in den Händen vergraben und sah verzweifelt aus. Er bemerkte Rubinia nicht, auch nicht, als sie in das sandige Flussbett sprang und dort hin und her lief. „Wie kann denn Wasser einfach verschwinden?“, murmelte sie. „Und die Fische sind auch alle weg. Das ist ja merkwürdig …“ Rubinia strich über ihr magisches Amulett. Sie trug es an ihrem Gürtel. Plötzlich leuchtete der violette Edelstein daran auf! Rubinia wusste sofort, was das zu bedeuten hatte: Die Edelsteine leuchteten immer dann, wenn sie eine neue Aufgabe zu lösen hatte.


Ihre Aufgabe war es, die Wahrheit, Gerechtigkeit und Harmonie im Wald wiederherzustellen. Die Steine selbst besaßen keine Zauberkräfte, doch sie waren wichtige Helfer bei der Suche nach der Lösung.


Aber was sollte diesmal die Aufgabe sein? Die kleine Elfe überlegte. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, schluchzte Doran laut: „Mein ganzes Leben lang habe ich meine Aufgabe gut erfüllt. Und jetzt das!“ Tränen tropften von seiner Wange auf den Waldboden.

„Ich helfe dir“, sagte Rubinia sofort und spürte, wie ihr Herz dabei laut klopfte. In dem Moment wusste sie, dass das ihre Aufgabe war: Sie musste Doran helfen. Allerdings hatte sie noch keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte.

„Das ist sehr nett von dir. Aber wie willst du das machen?“, fragte Doran. Er wischte sich mit seinen großen Händen übers Gesicht. „Nicht auszudenken, was passiert, wenn das Wasser nicht wieder zurückkommt!“

Rubinia erschrak. So weit hatte sie noch gar nicht gedacht. Alle im Wald brauchten das Wasser. Es wurde zum Kochen benutzt, zum Trinken und auch zum Mischen von Medizin gegen Halsweh und andere Krankheiten.

„Kannst du das Wasser nicht wieder herzaubern mit deiner Magie?“, fragte sie ihn. Doran schüttelte ernst den Kopf. „Unsere Magie dient uns immer nur zur Unterstützung unserer Aufgabe. Das ist wie mit den Hausaufgaben bei dir in der Schule. Du kannst auch nicht einfach dein Amulett übers Heft halten – und schwupp, sind sie gemacht. Du musst deinen eigenen Kopf mit einsetzen! Genauso ist es mit der Magie und unseren Aufgaben.“

Rubinia seufzte. „Schade. Und ich muss jetzt leider auch gehen. Severine hat uns heute extra zum Haselnuss-Fest viele Hausaufgaben mit Nüssen aufgegeben! Aber morgen gleich nach der Schule komme ich zu dir und dann suchen wir das Wasser. Okay?“

Der alte Wasserelf hob dankend die Hand, als sie davonflog. Sehr glücklich sah er allerdings nicht aus.

Auch Florentine wirkte besorgt, als sie vor dem Schlafengehen noch einmal bei Rubinia vorbeischaute. „Ganz still ist es, seit der Fluss nicht mehr fließt …“ Beide lauschten eine Weile in die Stille des Waldes. „Hoffentlich kommt er schnell wieder zurück.“ Florentine strich Rubinia übers Haar. „Gute Nacht, mein Herzblatt. Schlaf schön!“


Rubinia Wunderherz, die mutige Waldelfe - Der verschwundene Fluss

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