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Einleitung

Nicht richtig lesen oder schreiben lernen zu können ist eine der Hauptlernschwierigkeiten von Kindern. Ingesamt geht man davon aus, dass etwa 5% aller Kinder eine Lese-Rechtschreibstörung bzw. eine Legasthenie im engeren Sinne aufweisen und rund 15 % aller Grundschüler allgemeine Lese-Rechtschreibschwierigkeiten haben (z. B. Eichler 2004; Klicpera/Gasteiger-Klicpera 1998; Warnke et al. 2004).

Das Phänomen an sich wird mit sehr unterschiedlichen Begriffen zu erfassen versucht, wie etwa Lese- und Rechtschreibstörung, isolierte Rechtschreibstörung, Lese-Rechtschreibschwäche, Legasthenie, entwicklungsbezogene Schreib- und/oder Lesestörung. Mitunter stehen hinter den verschiedenen Begriffen auch unterschiedliche Annahmen über die Ätiologie (Entstehung) und entsprechend über die Möglichkeiten der Therapie, Behandlung oder Intervention. Dies liegt auch daran, dass hier die folgenden unterschiedlichen Fach- und Teildisziplinen theoretisch und empirisch beteiligt sind:

• die Pädagogik, insbesondere die (Grund-)Schulpädagogik

• die Sonderschulpädagogik

• die Sozialpädagogik

• die Germanistik, insbesondere die Deutschdidaktik und Sprachwissenschaft

• die Psychologie, insbesondere die Pädagogische und Klinische Psychologie

• die Medizin, insbesondere die Kinder- und Jugendpsychiatrie oder auch die Kinderheilkunde

In der Praxis widmen sich entsprechend unterschiedliche Berufsgruppen den betroffenen Kindern:

• aus der Pädagogik: Lehrkräfte einschließlich Sonder- und Heilpädagogen, sogenannte Lerntherapeuten, Sozialpädagogen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten

• aus der Psychologie: Klinische Psychologen, Schulpsychologen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten

• aus der Medizin: Kinder- und Jugendlichenpsychiater sowie Pädiater

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All diese Fachkräfte werden zum Teil sehr unterschiedlich ausgebildet und bringen entsprechend unterschiedliche Ansätze und Sichtweisen mit, sodass es für die betroffenen Kinder und Eltern mitunter äußerst schwierig ist, sich zurechtzufinden. Der vorliegende Band ist eine orientierende Einführung für Studierende und Fachkräfte, wobei sowohl pädagogische als auch psychologische und medizinische Ansätze, die als empirisch belegt gelten, so weit als möglich in diesem Rahmen Berücksichtigung finden.

Auf die Klärung der Begrifflichkeiten im ersten Kapitel folgen die Beschreibung von Symptomatik, Klassifikation und Epidemiologie (Kapitel 2) sowie Ausführungen zu Folge- und häufig „parallel“ auftretenden, sogenannten komorbiden Störungen (Kapitel 3). Anschließend wird ein multidimensionales Ätiologiemodell vorstellt, anhand dessen sich unterschiedliche Befunde integrieren lassen (Kapitel 4). Diagnostische Verfahren zur Primärsymptomatik „(beeinträchtigtes) Lesen / Rechtschreiben“, zu den zugrunde liegenden kognitiven Teilprozessen, zur Differentialdiagnostik (sprich: zum Ausschluss anderer Defizite, insbesondere von minderer Intelligenz oder Aufmerksamkeit) sowie die erforderliche störungsunspezifische Psychodiagnostik (speziell zur Erfassung emotionaler und sozialer Folgen) schließen sich in Kapitel 5 an. Sodann werden Möglichkeiten der Prävention und Frühförderung aufgezeigt (Kapitel 6) sowie die gängigen Methoden der Intervention vorgestellt : Trainings- und Übungsmöglichkeiten für den schulischen und außerschulischen Bereich, Bewältigungs-, also Coping-Strategien, und schließlich Ansätze der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Abschließend erfolgt ein Überblick über sozialrechtliche und andere Hilfen für die Familien im Netzwerk psychosozialer Versorgung. Mit Befunden zu Prognose und Verlauf bis ins Erwachsenenalter (Kapitel 7) und einem Beispiel aus der pädagogischen und psychologischen Praxis zur Veranschaulichung (Kapitel 8) schließt dieses einführende Werk. Im Anhang finden sich, nicht zuletzt für Praktiker und Betroffene, hilfreiche Kontaktadressen sowie relevante Internetlinks.

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Für ihre engagierte und sachkundige Mitarbeit bei den Kapiteln 4, 5 und 6 sei Frau Dipl.-Psych. Rita Selz auf das Allerherzlichste gedankt. Den weiteren Kolleginnen unserer Abteilung – Frau Dipl.-Päd. Marion Güntert und Frau Dr. Gisela Wolf wie der wissenschaftlichen Hilfskraft Frau Helene Veil – ein herzliches Dankeschön für ihre vielfältige Unterstützung. Besonderer Dank gilt der Lektorin Frau Dipl.-Psych. Vera Rahner für die sehr sorgfältige Bearbeitung des Manuskriptes.

Karin Schleider

Freiburg im Breisgau, Januar 2009

Lese- und Rechtschreibstörungen

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