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Wetter in der Nacht, aber Glück muß sein

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egen Abend flaute die Beschießung ab. Nur vereinzelt fauchten noch Granaten herüber.

Der wolkenlose Tag ging in ein Dämmern ein, das heiß und unbewegt über dem Lande lag. Trichter und Mulden waren mit ersten Schatten angefüllt.

Die verstreuten Buschinseln streckten ihr schütteres Gezweig reglos nach allen Seiten und blieben kläglich verloren in der öden Weite des Geländes.

Ganz von Finsternis überflutet lag der Bunker.

Die Luft im Bunker war von Rauch und Dünsten zum Schneiden dick und presste schwer auf Herz und Lungen.

„Es liegt was in der Luft, Hiesinger . . . Es ist nicht sauber . . . Wir kennen doch die Zeichen . . . Sie haben den Tag über wenig geschossen . . . Wenn bloß ein tüchtiger Regen käm . . .“

Der Unteroffizier nestelte den Kragen auf.

„Sei so gut, Korporal! . . . Regen auch noch! . . . Ich will in diesem Affenstall von Beton nicht ersaufen. . .“

Schmalz knuffte den Sanitäter in die Seite. „Du willst es dir vielleicht aussuchen? . . . Erstickt oder ersoffen! . . . Es läuft auf eins hinaus . . . Aber das mit dem Regen hat seinen guten Grund. . Warum haben sie heut so wenig geschossen? . . . He! . . . Weil sie ihre Batterien vorziehn! . . . Das tun sie immer nach zwei solchen Tagen . . . Die Trichter sind fast bis auf den Grund trocken . . . Ein tüchtiger Guß, und sie sind wieder randvoll . . . Dann ist es aber auch Essig mit dem Stellungswechsel der Artillerie, und wir haben unsre Ruh . . . So ein Regen hat schon Hunderten das Leben gerettet . . .“

Drei Kerzen opferten sich in dem aussichtslosen Bemühen, Licht zu spenden. Auf halbe Armlänge bereits erlahmte ihre Kraft.

Doch war immerhin der Schütze Scharf zu erkennen. Er lag bäuchlings auf der Pritsche und gab ein wunderliches Konzert zum Besten, wobei er leider auch rückwärtige Töne ausstieß, die manchmal eine Kerze ins Flackern brachten. „Schau dir den Scharf an! . . . Ist der Kerl umzubringen? Seit Anfang im Feld . . . viermal verwundet . . . und immer wieder an der Front! . . . Ein Jahr kenn ich ihn jetzt bei unserm Scharfschützentrupp . . . Ein ausgezeichneter Beobachter und Richtschütze! . . . Ich kann’s auch nicht besser . . . Freilich eine Kratzbürste . . .! Wer ihm hinten mit Ehrenbezeugung und Exerzieren kommt, hat nichts zu lachen . . . Ist ja auch ein Blödsinn bei einem Soldaten wie dem Scharf. . .“

Der Schläfer röchelte und sprach halblaut mit sich selbst.

„Grabt doch schneller! . . . Ich erstick ja sonst . . . Au! Au! . . . Nicht so ziehn! . . . Mein Arm! . . . Befehl, Herr Leutnant! . . .“

Das übrige Traumgespräch ging in unverständlichem Murmeln unter.

„Er war schon mal verschüttet . . . An der Somme! . . .

Sowas geht einem lange nach . . .“

Die Augen des Sanitäters forschten unsicher im Gesicht des Unteroffiziers und irrten durch den ganzen Bunker.

„Eigentlich sitzen wir da in der schönsten Mausefalle, Korporal . . .

Wenn uns eine richtige Kiste aufs Dach fällt, brauchen sie uns nicht mehr begraben . . .“

Schmalz rieb die Backenflächen. Das knisterte wie ein kleines Feuerwerk.

„Wozu dran denken? . . . Noch achtundvierzig Stunden bis zur Ablösung . . . Eh du dich besinnst, ist die Zeit rum . . .“

Durch den Eingang schlüpfte Nützel.

Der Unteroffizier sah scharf auf ihn hin.

„Was los? . . . Neues vor Posten? . . .“

Nützel kratzte sich hinter den Ohren.

„Genaues kann ich nicht sagen, Korporal . . . Bei dem Trichter herum, wo ich heut mittags Blut geschwitzt hab, kommt es mir verdächtig vor . . . Es hat geklappert . . . Einen Schatten hab ich auch gesehn . . . Ist denn eine Patrouille von uns draußen? . . .“

Die Stirn des Bunkerführers warf Falten.

„Eine Patrouille von uns? . . . Mir nichts bekannt!. . . In der Richtung liegt doch die Befehlsstelle des Kampfabschnitts? . . . Wahrscheinlich also Meldegänger! . . . Für alle Fälle wollen wir aber der Geschichte nachgehn . . . Nützel bleibt auf Posten am Eingang . . . Biegler kommt mit mir! . . . Häng zwei Knallpillen an! . . . Man kann nie wissen . . .“

Blauschwarze Nacht stand um den Bunker, nicht zu dunkel, doch von einer Stille, dass alles Blut zum Herzen drang. Eine einsame Grille zirpte kummerlos und machte durch ihr Gefiedel die Stille noch drückender.

Vorn am Knick des Laufgrabens lagen Schmalz und Biegler platt am Boden.

Leises Reihen von Metall auf Metall, dann eine unterdrückte Stimme:

„Wo steckt das blöde M.-G.-Nest nur? . . . Nach der Karte müssten wir hier herum mit der Nase draufstoßen. . . Das sind dir so Aufträge, Kamerad! . . . Recht lang stolpre ich aber nicht mehr in der Nacht rum. . . Das sag ich dir! . . .“

Die zwei Befehlsgänger verschreckten sich nicht schlecht, als es keine drei Meter rechtsvorwärts zwar nur geflüstert, doch scharf und deutlich aus der Dunkelheit klang:

„Parole! . . .“ Zwei Augenblicke genügten, die Begegnung in lauter Wohlgefallen aufzulösen. Nützel hatte schon richtig beobachtet. Freilich konnte er nicht wissen, woher die Nachtwandler im Trichterfeld kamen und mit welchem Auftrag. Diesen Auftrag hielt der Unteroffizier eben hart an das unruhig flackernde Kerzenlicht. Da stand, mit der Maschine geschrieben und auf einem Vervielfältiger abgezogen:

An die Gruppenführer des Kampfabschnitts!

Höchste Bereitschaft von 9,30 abends ab.Feindlicher Angriff ist in Vorbereitung. Leuchtposten verdoppeln.

Anforderung von Sperrfeuer nur in den dringendsten Notfällen.

Die Stellungen sind nur auf ausdrücklichen und

schriftlichen Befehl zu räumen.

An dem Rande war mit Rotstift vermerkt:

Sonderauftrag für Bunker 17!

Bunker 17 liegt an wichtiger Stelle. Ist bis auf

die letzte Patrone zu halten. Feueraufnahme nur

gegen Massenziele nach vorwärts und halblinks.

Achtung! Achtung!

Im Vorfeld des Bunkers 17 eigene Offizierspatrouille!

Leutnant Göbel und sechs Mann.

Rückkehr dieser Patrouille zwischen 12,30 und 2 Uhr morgens.

Befehl ist nach Kenntnisnahme sogleich zu vernichten.

Bedächtig griff Schmalz zwischen die mittleren Knöpfe seines Waffenrocks und zerrte eine vorsintflutliche Uhr hervor. Der Zeiger stand genau auf 10 abends. Die andern drängten sich erwartungsvoll um die Kerze. Nützel und der Gefreite hatten über die Schulter des Unteroffiziers weg den Befehl mitgelesen und schauten sich bedeutsam an.

„Aha! . . . Ehrenvoller Auftrag! . . . Wer braucht da hinten bloß wieder das E. K. I? . . . Na, na! . . . Auf dich geht das nicht, Korporal . . . Du hast es ja schon . . .“

Schmalz sah dem Gefreiten fest in die Augen. Es lag eine ruhige Drohung in diesem Blick.

Während der Unteroffizier den Befehl an die Kerze hielt, bis er in schwarzgraue Asche zerstäubt war, gab er bereits seine Anordnungen.

„Es ist nun nicht anders . . . So oder so: wir wissen, woran wir sind . . . Der Bunker wird gehalten . . . Ich hab noch jede Arbeit so gut gemacht, wie ich es konnte . . . Und hoff, ihr denkt nicht anders . . . Scharf und Biegler nehmen den ersten Posten. Nützel und ich lösen ab . . . Leuchtpistolen brauchen wir nicht . . . Wir liegen zweihundert Meter vor der ersten Stellung . . . Geschossen wir nur nach vorwärts und halblinks und nur auf Massenziele . . . Was rechts oder hinter uns los ist, geht uns nichts an . . .“

Schneckenhaft krochen die zwei nächsten Stunden vorbei.

Schmalz, Hiesinger und Nützel saßen auf dem unteren Holzgestell, qualmten um die Wette und verdickten die ohnehin zum Schneiden schwere Luft noch mehr. Träge schleppte sich die Unterhaltung von einem Wort zum andern.

„Der Schwindel dauert noch zehn Jahre", behauptete Nützel und stopfte die Stummelpfeife mit einem unmöglichen Kraut. Es duftete nach Waldbrand.

„Sei so gut!“ warf der Sanitäter ein. „Bis dahin kriechen wir auf allen vieren, wenn wir überhaupt noch kriechen können . . . Jedes Ding hat einen Zipfel, wo es aufhört. . . Bloß die Wurst hat zwei. . . Menschenskind! . . . In zehn Jahren tret ich ja auf meinen Vollbart . . . Er wächst mir jetzt schon bei den Ohren heraus.“

Hiesinger übertrieb gewaltig. Sein Bartwuchs war das einzige an ihm, was für schüchtern gelten durfte. Zunächst sproßten seine Haare nach einem geheimnisvollen Plan: sehr dicht neben beiden Ohren, ganz und gar nicht unter der Nase und sonst willkürlich bald da ein Büschel, bald dort einer. Der Mann sah aus, als hätte er ein paar zerrissene Fußlappen, die höchst reinigungsbedürftig waren, um die Ohren gehängt.

Da hatte Nützel entschieden mehr Berufung zum Vollbart. Ohne jeden Übergang setzte sich sein Kopfhaar im Gesicht fort und überwucherte moosartig jeden für Haarwuchs geeigneten Fleck. Dass Nützels Stupsnase aus diesem Dickicht noch herausragte, war fast ein Kunststück.

Gar nicht erst von Schmalz zu reden! Er hatte den richtigen Grabenbart, ein Gewirr von Haaren, das verrostetem Stacheldraht ähnelte und sich kreuz und quer durchs Gesicht zog. Nach einem Blick auf die bewusste Uhr nickte der Unteroffizier Nützel zu.

„Zeit zum Ablösen, Nützel! . . .“

Hintereinander schlüpften sie aus dem Bunker,

Schmalz voraus.

Ein halblautes Flüstern mit Scharf, der nichts von Belang zu melden hatte, dann lehnte sich der Unteroffizier an die Betonwand und wies Nützel zehn Schritte aufwärts in den Laufgraben.

Die Nacht war schwarz wie Tinte geworden. Kein Stern glänzte am Himmel. Von Westen blies stoßweise ein heftiger Wind und ballte tiefgraue Wolken. Drei Schritte vor den Augen war das Trichterfeld bereits zugemauert. Selten stieg eine Leuchtkugel hoch. Alle drei Minuten deutete aber von hinten ein fahler, gespenstischer Finger ins Gelände. Der Scheinwerfer kreiste ruhelos. Ganz rechts blitzte Mündungsfeuer. Es waren immer nur wenige Schlusse, deren Einschlag unsichtbar blieb.

Die erste Stunde nach Mitternacht braute das Gewitter zusammen.

Im Westwind klang tiefes Aufseufzen, und die ersten Donner rollten heran.

Das Vorfeld wurde lebendig.

Langsam stieg aus der unbekannten Raumtiefe eine Leuchtkugel, entfaltete, nicht zu bestimmen, in welcher Höhe und Entfernung, ihre glänzend weiße Lichtglocke und riss eine grelle Lücke in die Finsternis. Eine zweite, dritte, vierte Lichtglocke blühte auf. Jetzt spuckte in jäher Wut eine rote Rakete zum Nachthimmel und entfesselte ein wüstes Gellen und Krachen, übertönt von einem fernen Gurgeln und Heulen. Zwischen hinein klopfte herzbeklemmend Maschinengewehrfeuer, und das scharfe Reißen von .Handgranaten drang aufreizend durch allen Lärm. Als wollte er dem Ausbruch des künstlichen Gewitters zuvorkommen, mischte sich nun auch der Himmel in den Tumult. Blitze zuckten, Donner hallten endlos nach, und ein Regen rauschte herab, nicht in Tropfen, nicht in Schnüren, in ganzen Wolken, die erst dicht am Boden auseinanderspritzten. Beide Gewitter vermengten sich. In hellem Aufruhr brodelte die bisher so stille Nacht. Hart an die Bunkerwand geschmiegt, spähte der Unteroffizier nach vorn. Der Regenschwall klatschte auf den Stahlhelm und rann feuchtwarm in den Nacken. Schmalz beachtete es weiter nicht. Nach der stickigen Hitze des Tages war dieser himmlische Guß eine Wohltat.

Unvermindert tobten die Gewitter oben und unten fort und verstärkten sich mit jeder Minute.

Oben war der Himmel eine einzige Lohe. Das Blitzen und Krachen unten schwoll nach der Breite und Tiefe. Dutzende von Leuchtkugeln segelten hoch und lockten immer neue Abschüsse aus der Dunkelheit. Nicht ein schmaler Streifen mehr, die ganze Front von einem Ende zum andern war aufgeflammt und spie Blut und Brand aus.

Der gröbste Segen flog nach rückwärts. Vor dem Bunker — waren es zehn Meter oder hundert? — zogen Grabenmörser, leichte und mittlere Feldgeschütze einen feurigen Strich. Durch das schrille Reißen der Handgranaten tackten mörderisch eintönig Maschinengewehre.

Der Unteroffizier strengte die Augen an, dass sie schmerzten. Doch diese Wand von Finsternis und Regenschauern durchdrang kein menschlicher Blick. „Sieht nach einer gewaltsamen Erkundung aus!“ brummelte der Unteroffizier in den Bart.

Jetzt erwachte auch die eigene Front.

Eine weiße Leuchtkugel vereinigte sich mit einer zweiten zu einem Doppelkegel von grellem Licht. Dieser Kegel stand sekundenlang über dem Bunker und warf seinen Schein ins Trichterfeld. Umrisse schwankten in diesem Schein. Nicht länger, als zu einem Augenöffnen nötig ist, löste sich ein Arm aus der strömenden Dunkelheit. Dieser Arm war im Schwung nach vorn. Platzen einer Handgranate krischte auf.

Eigene Artillerie setzte mit Feuer ein. Ihre Granaten rauschten heran, so kurz gehalten, dass die Erde um den Bunker bebte.

Durch den Regen stolperte Nützel aus dem Laufgraben, über und über verdreckt, halblaut vor sich hinfluchend.

„Schafszipfel, die . . . funken in unsern Laufgraben . . .“

Er würgte und spie aus vor Wut.

„Setzen mir einen Kübel — ich glaub, ein Einundzwanziger war’s! — vor die Nase . . . Der Laufgraben ist auf gut fünf Meter eingesackt . . . Halten kann sich da drüben kein Schwanz . . .“

Nützel deutete nach rechts. Dort war ganz dicke Luft.

In Lagen zu vier und acht hämmerten die Geschosse auf jeden Fuß breit Boden und malmten ihn zu Staub.

Aus dem Bunkereingang kroch Scharf.

„Eure Zeltdecken, Korporal! . . . Nützen zwar auch nicht bei dem Guß! . . . Herrgott! . . . Eine Saustellung! . . .“

Der Unteroffizier schüttelte sich, dass im Regen noch ein Regen entstand.

„Sauber von dir, Scharf! . . . Denkst doch an alles. . .

Die Zeltdecke nützt freilich nichts . . . Der Regen aber auch nicht . . . Er kommt vierundzwanzig Stunden zu spät . . .“

Scharf kroch vollends aus dem Bunker.

„Hübsch dicke Luft! . . . Und wie sie böllern! . . .“

Er blinzelte zu Nützel auf, der noch immer halblaut, deswegen aber doch heillos fluchte.

„Was denn, Scheps? . . .“

Scheps war der Spitzname Nützels und sollte einen Menschen bezeichnen, der etwas verdreht ist. Nun war Nützel durchaus nicht verdreht. Mit einer Ausnahme: Er steckte voll Aberglauben und hielt es zum Beispiel für ausgemacht, ihn könnte nur ein Geschoss treffen, das genau um Mitternacht gefüllt worden ist.

Ob nun Glaube oder Aberglaube: Die Menschen sind alle empfindlich, wenn dieser Punkt berührt wird.

Zu den zarten Seelen gehörte Nützel ohnehin nicht, und grobe Menschen sind zur nachtschlafenden Zeit meist noch gröber.

„Scheps sagt er zu mir! . . . Scheps! . . . Gleich hau ich dir eine hin, dass du verschütt gehst, Affenpintscher, blöder! . . .“ Auf den Mund gefallen war nun Scharf auch nicht. Ein Kosewort gab das andere, und aus vollem Gemüt krähten sich die beiden Streithähne an.

„Hö . . . hö . . .! Haltet bloß das Maul alle zwei! . . .“ besänftigte der Unteroffizier. Er hatte sich in die Zeltdecke gepackt, schnaubte ärgerlich unter dem Stahlhelm vor und drückte den klatschnassen Backenbart aus wie einen Schwamm.

„Schaut einer die Hammel an! . . . Stehn nachts um halb zwei im Gelände herum, bei dem Regen auch noch, und werfen sich ihre Geburtsfehler vor! . . .

Dabei haut die eigne Artillerie den Laufgraben in Klump. . .“ Das Feuer dauerte und stieg immer noch an.

Zwei Maschinengewehre spuckten und stotterten besonders eifrig, mit dem Erfolg, dass die deutsche Artillerie endlich aufmerksam wurde. Schon die nächste Lage wumpte hundert Meter weiter vorn ein und schien zu sitzen, weil die Maschinengewehre jäh verstummt waren.

Schmalz brummte zufrieden.

„Die hat’s erwischt! . . . Sind scheint’s hinten aufgewacht, die verschlafenen Brüder, und schauen unsren Laufgraben nicht für den Drahtverhau der andern an . . .“

Ein greller Blitz flammte über den Himmel und hinterdrein polterte ein Donner, dass einen Herzschlag lang jeder andere Lärm in diesem Donner unterging. Dazu kübelte es aus den Wolken, was diese nur herzugeben hatten.

Dieser letzte Ausbruch erschöpfte aber auch die Kraft des Gewitters. Blitz und Donner entfernten sich rasch, nur der Regen rann und rann, wenn er auch etwas in der Dichte nachließ.

„Still! . . . Horcht mal! . . . Da kommt doch wer? . . .“

Angespannt horchten die drei Leute in die Nacht.

„Das wird unsre Patrouille sein . . . Sie ist auf dem Heimweg . . .“

Deutlich klang jetzt das Getrappel von Füßen, dazwischen auch leises Klappern von Metallzeug.

„Sie kommen zu weit links ab“, wisperte der Unteroffizier und war mit einem Satz aus dem Graben. Das abziehende Gewitter nahm auch die tintendicke Finsternis mit sich. Die Nacht war heller geworden. Die Wolken lockerten auf und gaben da und dort dem Blick einen Stern frei.

Noch stand Schmalz nicht fest auf den Beinen, da barst zwanzig Schritte vor ihm der Boden. Einmal und noch einmal!

Eine Riesenfaust wischte den Mann aus dem Trichterfeld und stürzte ihn rücklings in den Laufgraben.

Was war das?

Hatte er sich verdoppelt und lag auf sich selber?

Entsetzlicher Druck schnürte den Atem ab.

Der Unteroffizier spannte die Schultern und schnellte den Oberkörper vor.

Dann quoll helles Lachen in ihm auf und platzte los.

Der Luftdruck einer schweren Granate hatte ihn rücklings in den Graben geschleudert und auf ihn einen Mann der Patrouille Göbel. Diesen sonderbaren Alb hörte er jetzt neben sieh lästerlich schimpfen.

„Verdammter Schwindel! . . . Sauwetter, mistiges! . . .

Nimm bloß deine Trittlinge zu dir, Mensch! . . . Du zertrampelst mir ja die ganze Visage . . .“

Schmalz war mit einem Ruck hoch.

„Macht Beine, Kinder! . . . Nin in den Bunker! . . .

Sie kommen uns sonst auf den Pelz . . .“

Dreißig Meter rechts fuhr eine Granate in den Laufgraben.

Im Bunker klopfte Scharf dem Zuwachs derb, aber freundschaftlich die Schultern.

„So einen Dusel, Mensch! . . . Ein Achtundzwanziger wenigstens, und nicht einmal den kleinsten Heimatschuss! . . . Die Kartoffeln möcht ich auch essen, die du baust . . . Da muss was dran sein . . .“

Der auf diese Art bewillkommnete Mann knurrte nur eine kurze Einladung, die im Volk stets ergeht und niemals befolgt wird, schneuzte sich die Nase und guckte vorwurfsvoll zu Schmalz hin. Die Nase blutete und hatte mit dem übrigen Gesicht ein paar Tritte abgekriegt. Der Unteroffizier hielt seine Großvateruhr über die Kerze und stierte tiefsinnig auf das Zifferblatt.

Es zeigte 2,10 morgens.

Bunker 17

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