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10 Ögirs Trinkgelag

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Ögir, der mit anderm Namen Gymir hieß, bereitete den Asen ein Gastmahl, nachdem er den großen Keßel erlangt hatte, wie eben gesagt ist. Zu diesem Gastmal kam Odhin und Frigg sein Weib. Thôr kam nicht, denn er war auf der Ostfahrt. Sif war zugegen, Thôrs Weib, desgleichen Bragi und Idun sein Gemahl. Auch Tyr war da, der nur Eine Hand hatte, denn der Fenriswolf hatte ihm die andre abgebißen, als er gebunden wurde. Da war auch Niörd und Skadi sein Weib, Freyr und Freyja, und Widar, Odhins Sohn. Auch Loki war da und Freys Diener Beyggwir und Beyla. Da waren noch viele Asen und Alfen.


Ögir hatte zwei Diener, Funafengr und Eldir. Leuchtendes Gold diente statt brennenden Lichtes. Das Äl trug sich selber auf. Der Ort hatte sehr heiligen Frieden. Alle Gäste rühmten, wie gut Ögirs Leute sie bedienten. Loki, der das nicht hören mochte, erschlug den Funafengr. Da schüttelten die Asen ihre Schilde und rannten wider Loki und verfolgten ihn in den Wald und fuhren dann zu dem Mal. Loki kam wieder und sprach zu Eldir, den er vor dem Saale fand:


Sage mir, Eldir, eh du mit einem

Fuße vorwärts schreitest,

Was für Tischgespräche tauschen hier innen

Der Sieggötter Söhne?


Eldir sprach:

Von Waffen reden und ruhmvollen Kämpfen

Der Sieggötter Söhne.

Asen und Alfen, die hier innen sind,

Keiner weiß von dir ein gutes Wort.


Loki.

Ein will ich treten in Ögis Hallen,

Selber dieß Gelag zu sehn.

Schimpf und Schande schaff ich den Asen

Und mische Gift in ihren Meth.


Eldir.

Wiße, wenn du eintrittst in Ögis Halle,

Selber dieß Gelag zu sehn,

Und die guten Götter übergießest mit Schmach,

Gieb Acht, sie trocknen sie ab an dir.


Loki.

Wiße das, Eldir, wenn mit einander wir

In scharfen Worten streiten,

Üppiger werd ich in Antworten sein,

Was du auch zu reden weist.


Da ging Loki in die Halle. Jene aber, die darinnen waren, als sie ihn eingetreten sahen, schwiegen alle still.


Loki sprach:

Durstig komm ich in diese Halle

Loptr den langen Weg

Die Asen zu bitten, mir Einen Trunk

Zu schenken ihres süßen Meths.

Warum schweigt ihr still, verstockte Götter,

Und erwiedert nicht ein Wort?

Sitz und Stelle sucht mir bei dem Mal,

Oder heißt mich hinnen weichen.


Bragi.

Sitz und Stelle suchen dir bei dem Mal

Die Asen nun und nimmer.

Die Asen wißen wohl wem sie sollen

Antheil gönnen am Gelag.


Loki.

Gedenkt dir, Odhin, wie in Urzeiten wir

Das Blut mischten beide?

Du gelobtest, nimmer dich zu laben mit Trank,

Würd er uns beiden nicht gebracht.


Odhin.

Steh denn auf, Widar, dem Vater des Wolfs

Sitz zu schaffen beim Mal,

Daß länger Loki uns nicht lästere

Hier in Ögis Halle.


Da stand Widar auf und schenkte dem Loki. Als er aber getrunken hatte, sprach er zu den Asen:


Heil euch, Asen, Heil euch Asinnen,

Euch hochheiligen Göttern all,

Außer dem Asen allein, der da sitzt

Auf Bragis Bank.


Bragi.

Schwert und Schecken aus meinem Schatze zahl ich

Und einen Baug (Ring) zur Buße,

Daß du den Asen nicht Ärgerniss gebest:

Mache dir nicht gram die Götter.


Loki.

Ross und Ringe, nicht allzureich doch

Weiß ich dich, Bragi, der beiden!

Von Asen und Alfen, die hier inne sind,

Scheut Keiner so den Streit,

Flieht Geschoße Keiner feiger.


Bragi.

Ich weiß doch, war ich draußen, wie ich drinne bin

Hier in Ögis Halle,

Dein Haupt hätt ich in meiner Hand schon;

Also lohnt' ich dir der Lüge.


Loki.

Sitzend bist du schnell, doch schwerlich leistest dus,

Bragi, Bänkehüter!

Zum Zweikampf vor, wenn du zornig bist:

Der Tapfre sieht nicht um und säumt.


Idun.

Ich bitte dich, Bragi, bei deiner Gebornen

Und aller Wünschelsöhne Wohl,

Sprich zu Loki nicht mit lästernden Worten

Hier in Ögis Halle.


Loki.

Schweig, Idun! Von allen Frauen

Mein ich dich die Männertollste:

Du legtest die Arme, die leuchtenden, gleich

Um den Mörder eines Bruders.


Idun.

Zu Loki sprech ich nicht mit lästernden Worten

Hier in Ögis Halle;

Den Bragi sänft ich, den bierberauschten,

Daß er im Zorn den Zweikampf meide.


Gefion.

Ihr Asen beide, was ists, daß ihr euch

Mit scharfen Worten streitet?

Loptr träumt sich nicht, daß er betrogen ist,

Ihn hier die Himmlischen haßen.


Loki.

Schweig du, Gefion! sonst vergeß ichs nicht

Wie dich zur Lust verlockte

Jener weiße Knabe, der dir das Kleinod gab,

Als du den Schenkel um ihn schlangst.


Odhin.

Irr bist du, Loki, und aberwitzig,


Wenn du Gefion gram dir machst:

Aller Lebenden Looße weiß sie

Ebenwohl als ich.


Loki.

Schweig nur, Odhin, ungerecht zwischen

Den Sterblichen theilst du den Streit:

Oftmals gabst du, dem du nicht geben solltest,

Dem schlechtern Manne den Sieg.


Odhin.

Weist du, daß ich gab, dem ich nicht geben sollte,

Dem schlechtern Manne den Sieg,

Unter der Erde acht Winter warst du

Milchende Kuh und Mutter

[Denn du gebarest da:

Das dünkt mich eines Argen Art].


Loki.

Du schlichest, sagt man, in Samsö umher

Von Haus zu Haus als Wala.

Vermummter Zauberer trogst du das Menschenvolk:

Das dünkt mich eines Argen Art.


Frigg.

Euer Geschicke solltet ihr nie

Erwähnen vor der Welt,

Was ihr Asen beide in Urzeiten triebet:

Die frühsten Thaten bergt dem Volk.


Loki.

Schweig du, Frigg! Fiörgyns Tochter bist du

Und den Männern allzumild,

Die Wili und We als Widrirs Gemahlin

Beide bargst in deinem Schooß.


Frigg.

Wiße, hätt ich hier in den Hallen Ögirs

Einen Sohn wie Baldur schnell,

Nicht kämst du hinaus von den Asensöhnen,

Du hättest schon zu fechten gefunden.


Loki.

Und willst du, Frigg, daß ich ferner gedenke

Meiner Meinthaten,

So bin ich Schuld, daß du nicht mehr schauen wirst

Baldur reiten zum Rath der Götter.


Freyja.

Irr bist du, Loki, daß du selber anführst

Die schnöden Schandthaten.

Wohl weiß Frigg Alles was sich begiebt,

Ob sie schon es nicht sagt.


Loki.

Schweig du, Freyja, dich vollends kenn ich:

Keines Makels mangelst du;

Der Asen und Alfen, die hier inne sind,

Bist du Jedes Buhlerin.


Freyja.

Deine Zunge frevelt; doch fürcht ich, daß sie dir

Wenig Gutes gellt.

Abhold sind dir die Asen und die Asinnen,

Unfröhlich fährst du nach Haus.


Loki.

Schweig du, Freyja, Gift führst du mit dir,

Bist alles Unheils voll.

Vor den Göttern umarmtest du den eigenen Bruder:

So böser Wind entfuhr dir, Freyja!


Niördr.

Die Schöngeschmückten, das schadet nicht,

Wählen Männer wie sie mögen;

Des Verworfnen Weilen bei den Asen wundert nur,

Der Kinder konnte gebären.


Loki.

Schweig du, Niördr, von Osten gesendet

Als Geisel bist du den Göttern.

Hymirs Töchter nahmen dich da zum Nachtgeschirre

Und machten dir in den Mund.


Niördr.

Des Schadens tröstet mich, seit ich gesendet ward

Fernher als Geisel den Göttern,

Daß mir erwuchs der Sohn, wider den Niemand ist,

Der für den Ersten der Asen gilt.


Loki.

Laß endlich, Niördr, den Übermuth,

Ich hab es länger nicht Hehl:

Mit der eignen Schwester den Sohn erzeugtest du,

Der eben so arg ist wie du.


Tyr.

Freyr ist der beste von allen, die Bifröst

Trägt zu der hohen Halle:

Keine Maid betrübt er, keines Mannes Weib,

Einen Jeden nimmt er aus Nöthen.


Loki.

Schweig du, Tyr! du taugst zum Kampfe nicht

Zu gleicher Zeit mit Zweien.

Deine rechte Hand ist dir geraubt,

Fenrir fraß sie, der Wolf.


Tyr.

Der Hand muß ich darben; so darbst du Fenrirs.

Eins ist schlimm wie das andre;

Auch der Wolf ist freudenlos: gefeßelt erwartet er

Der Asen Untergang.


Loki.

Schweig du, Tyr! deinem Weibe geschahs,

Daß sie von mir ein Kind bekam.

Nicht Pfenningsbuße empfingst du für die Schmach:

Habe dir das, du Hanrei!


Freyr.

Gefeßelt liegt Fenrir vor des Flußes Ursprung

Bis die Götter vergehen.

So soll auch dir geschehn, wenn du nicht schweigen wirst

Endlich, Unheilschmied.


Loki.

Mit Gold erkauftest du Gymirs Tochter

Und gabst dem Skirnir dein Schwert.

Wenn aber Muspels Söhne durch Myrkwidr reiten,

Womit willst du streiten, Unselger?


Beyggwir.

Wär ich so edeln Stamms als Yngwi-Freyr,

Und hätte so erhabnen Sitz,

Morscher als Mark malmt' ich dich, freche Krähe,

Und lähmte dir alle Gelenke.


Loki.

Was ist Winziges dort, das ich wedeln sehen

Nach Speise schnappend?

Dem Freyr in die Ohren bläst es immerdar,

Und müht sich mit Mägdearbeit.


Beyggwir.

Beyggwir bin ich, bieder rühmen mich

Die Asen all und Menschen.

Behende helf ich hier, daß Hropts Freunde trinken

Äl in Ögis Halle.


Loki.

Schweig du, Beyggwir, übel verstehst du

Der Männer Mal zu ordnen.

Unterm Bettstroh verbargst du dich feige,

Wenn es zum Kampfe kam.


Heimdal.

Trunken bist du, Loki! vertrankst den Verstand:

Laß endlich ab, Loki,

Denn im Rausche reden die Leute viel

Und wißen nicht was.


Loki.

Schweig du, Heimdal! In der Schöpfung Beginn

Ward dir ein leidig Looß.

Mit feuchtem Rücken fängst du den Thau auf

Und wachst der Götter Wärter!


Skadi.

Lustig bist du, Loki; doch lange magst du nicht

Spielen mit losem Schweif,

Da auf die scharfe Kante des kalten Vetters bald

Mit Därmen dich die Götter binden.


Loki.

Wenn auf die scharfe Kante des reifkalten Vetters

Sie mich mit Därmen binden bald,

So war ich der erste und auch der eifrigste,

Als es Thiassi zu tödten galt.


Skadi.

Warst du der erste und auch der eifrigste,

Als es Thiassi zu tödten galt,

So soll aus meinem Hof und Heiligtum

Immer kalter Rath dir kommen.


Loki.

Gelinder sprachst du zu Laufeyjas Sohn,

Als du mich auf dein Lager ludst.

Dessen gedenk ich nun, da es genauer gilt

Unsre Meinthaten zu melden.


Da trat Sif vor und schenkte dem Loki Meth in den Eiskelch und sprach:

Heil dir nun, Loki, den Eiskelch lang ich dir

Firnen Methes voll,

Daß du mich eine doch von den Asenkindern

Ungelästert laßest.


Jener nahm den Kelch, trank und sprach:

Du einzig bliebst verschont, wärest du immer keusch

Und dem Gatten ergeben gewesen.

Einen weiß ich und weiß ihn gewiss,

Der auch den Hlorridi zum Hanrei machte.

[Und das war der listige Loki.]


Beyla.

Alle Felsen beben, von der Bergfahrt kehrt

Hlorridi heim.

Zum Schweigen bringt er den, der hier mit Schmach belädt

Die Götter all und Gäste.


Loki.

Schweig du, Beyla! du bist Beyggwirs Weib

Und aller Unthat voll.

Kein ärger Ungeheuer ist unter den Asenkindern,

Ganz bist du mit Schmutz besudelt.


Da kam Thôr an und sprach:

Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer

Miölnir den Mund dir schließen.

Vom Halse hau ich dir die Schulterhügel,

Daß dich das Leben läßt.


Loki.

Der Erde Sohn ist eingetreten:

Nun kannst du knirschen, Thôr;

Doch wenig wagst du, wenn du den Wolf bestehen sollst,

Der den Siegvater schlingt.


Thôr.

Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer

Miölnir den Mund dir schließen.

Oder auf gen Osten werf ich dich,

Daß kein Mann dich mehr erschaut.


Loki.

Deine Ostfahrten würden unbesprochen

Allzeit beßer bleiben,

Seit im Däumling du, Kämpe, des Handschuhs kauertest

Und selbst nicht meintest Thôr zu sein.


Thôr.

Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer

Miölnir den Mund dir schließen.

Mit Hrungnis Tödter trifft diese Hand dich

Und bricht dir alle Gebeine.


Loki.

Noch lange Jahre zu leben denk ich

Trotz deiner Hammerhiebe.

Hart schienen dir Skrymis Knoten;

Du mustest der Malzeit darben

Ob du vor Heißhunger vergingst.


Thôr.

Schweig, unreiner Wicht, sonst soll mein Hammer

Miölnir den Mund dir schließen.

Hrungnis Tödter schickt dich zu Hel hinab

Hinter der Todten Gitterthor.


Loki.

Ich sang vor Asen, sang vor Asensöhnen

Was ich auf dem Herzen hatte.

Nun wend ich mich weg: dir weich ich allein,

Denn ich zweifle nicht, daß du zuschlägst.


Ein Mahl gabst du, Ögir; nicht mehr hinfort

Wirst du die Götter bewirthen.

All dein Eigentum, das hier innen ist,

Frißt die Flamme

Und raschelt dir über den Rücken.


Darauf nahm Loki die Gestalt eines Lachses an und entsprang in den Waßerfall Franangr. Da fingen ihn die Asen und banden ihn mit den Gedärmen seines Sohnes Nari. Sein anderer Sohn Narfi aber ward in einen Wolf verwandelt. Skadi nahm eine Giftschlange und hing sie auf über Lokis Antlitz. Der Schlange entträufelte Gift. Sigyn, Lokis Weib, setzte sich neben ihn und hielt eine Schale unter die Gifttropfen. Wenn aber die Schale voll war, trug sie das Gift hinweg: unterdessen träufelte das Gift in Lokis Angesicht, wobei er sich so stark wand, daß die ganze Erde zitterte. Das wird nun Erdbeben genannt.

***

Thryms-Sage oder des Hammers Heimholung

Wild ward Wing-Thôr als er erwachte

Und seinen Hammer vorhanden nicht sah.

Er schüttelte den Bart, er schlug das Haupt,

Allwärts suchte der Erde Sohn.


Und es war sein Wort, welches er sprach zuerst:

"Höre nun, Loki, und lausche der Rede:

Was noch auf Erden Niemand ahnt,

Noch hoch im Himmel: mein Hammer ist geraubt."


Sie gingen zum herlichen Hause der Freyja,

Und es war sein Wort, welches er sprach zuerst:

"Willst du mir, Freyja, dein Federhemd leihen,

Ob meinen Miölnir ich finden möge?"


Freyja.

Ich wollt es dir geben und wär es von Gold,

Du solltest es haben und wär es von Silber. -

Flog da Loki, das Federhemd rauschte,

Bis er hinter sich hatte der Asen Gehege

Und jetzt erreichte der Joten Reich.

Auf dem Hügel saß Thrym, der Thursenfürst,

Schmückte die Hunde mit goldnem Halsband

Und strälte den Mähren die Mähnen zurecht.


Thrym.

Wie stehts mit den Asen? wie stehts mit den Alfen?

Was reisest du einsam gen Riesenheim?


Loki.

Schlecht stehts mit den Asen, mit den Alfen schlecht;

Hältst du Hlorridis Hammer verborgen?


Thrym.

Ich halte Hlorridis Hammer verborgen

Acht Rasten unter der Erde tief,

Und wieder erwerben fürwahr soll ihn Keiner,

Er brächte denn Freyja zur Braut mir daher.


Flog da Loki, das Federhemd rauschte,

Bis er hinter sich hatte der Riesen Gehege

Und endlich erreichte der Asen Reich.

Da traf er den Thôr vor der Thüre der Halle,

Und es war sein Wort, welches er sprach zuerst:


Hast du den Auftrag vollbracht und die Arbeit?

Laß hier von der Höhe mich hören die Kunde.

Dem Sitzenden manchmal mangeln Gedanken,

Da leicht im Liegen die List sich ersinnt.


Loki.

Ich habe den Auftrag vollbracht und die Arbeit:

Thrym hat den Hammer, der Thursenfürst;

Und wieder erwerben fürwahr soll ihn Keiner,

Er brächte denn Freyja zur Braut ihm daher. -


Sie gingen Freyja, die schöne zu finden,

Und es war Thôrs Wort, welches er sprach zuerst:

Lege, Freyja, dir an das bräutliche Linnen;

Wir beide wir reisen gen Riesenheim.


Wild ward Freyja, sie fauchte vor Wuth,

Die ganze Halle der Götter erbebte;

Der schimmernde Halsschmuck schoß ihr zur Erde:

"Mich mannstoll meinen möchtest du wohl,

Reisten wir beide gen Riesenheim."


Bald eilten die Asen all zur Versammlung

Und die Asinnen all zu der Sprache:

Darüber beriethen die himmlischen Richter,

Wie sie dem Hlorridi den Hammer lösten.


Da hub Heimdall an, der hellste der Asen,

Der weise war den Wanen gleich:

"Das bräutliche Linnen legen dem Thôr wir an,

Ihn schmücke das schöne, schimmernde Halsband.


"Auch laß er erklingen Geklirr der Schlüßel

Und weiblich Gewand umwalle seine Knie;

Es blinke die Brust ihm von blitzenden Steinen,

Und hoch umhülle der Schleier sein Haupt."


Da sprach Thôr also, der gestrenge Gott:

"Mich würden die Asen weibisch schelten,

Legt' ich das bräutliche Linnen mir an."


Anhub da Loki, Laufeyjas Sohn:

"Schweig nur, Thôr, mit solchen Worten.

Bald werden die Riesen Asgard bewohnen,

Holst du den Hammer nicht wieder heim."


Das bräutliche Linnen legten dem Thôr sie an,

Dazu den schönen, schimmernden Halsschmuck.

Auch ließ er erklingen Geklirr der Schlüßel,

Und weiblich Gewand umwallte sein Knie;

Es blinkte die Brust ihm von blitzenden Steinen,

Und hoch umhüllte der Schleier sein Haupt.


Da sprach Loki, Laufeyjas Sohn:

"Nun muß ich mit dir als deine Magd:

Wir beide wir reisen gen Riesenheim."


Bald wurden die Böcke vom Berge getrieben

Und vor den gewölbten Wagen geschirrt.

Felsen brachen, Funken stoben,

Da Odhins Sohn reiste gen Riesenheim.


Anhob da Thrym, der Thursenfürst:

"Auf steht, ihr Riesen, bestreut die Bänke,

Und bringet Freyja zur Braut mir daher,

Die Tochter Niörds aus Noatun.


"Heimkehren mit goldnen Hörnern die Kühe,

Rabenschwarze Rinder, dem Riesen zur Lust.

Viel schau ich der Schätze, des Schmuckes viel:

Fehlte nur Freyja zur Frau mir noch."


Früh fanden Gäste zur Feier sich ein,

Man reichte reichlich den Riesen das Äl.

Thôr aß einen Ochsen, acht Lachse dazu,

Alles süße Geschleck, den Frauen bestimmt,

Und drei Kufen Meth trank Sifs Gemahl.


Anhob da Thrym, der Thursenfürst:

"Wer sah je Bräute gieriger schlingen? -

Nie sah ich Bräute so gierig schlingen,

Nie mehr des Meths ein Mädchen trinken."


Da saß zur Seite die schmucke Magd,

Bereit dem Riesen Rede zu stehn:

"Nichts genoß Freyja acht Nächte lang

So sehr nach Riesenheim sehnte sie sich."


Kusslüstern lüftete das Linnen der Riese;

Doch weit wie der Saal schreckt' er zurück:

"Wie furchtbar flammen der Freyja die Augen!

Mich dünkt es brenne ihr Blick wie Glut."


Da saß zur Seite die schmucke Magd,

Bereit dem Riesen Rede zu stehn:

"Acht Nächte nicht genoß sie des Schlafes

So sehr nach Riesenheim sehnte sie sich."


Ein trat die traurige Schwester Thryms,

Die sich ein Brautgeschenk zu erbitten wagte.


"Reiche die rothen Ringe mir dar

Eh dich verlangt nach meiner Liebe,

Nach meiner Liebe und lautern Gunst."


Da hob Thrym an, der Thursenfürst:

"Bringt mir den Hammer, die Braut zu weihen,

Legt den Miölnir der Maid in den Schooß

Und gebt uns zusammen nach ehlicher Sitte."


Da lachte dem Hlorridi das Herz im Leibe,

Als der hartgeherzte den Hammer erkannte.

Thrym traf er zuerst, den Thursenfürsten,

Und zerschmetterte ganz der Riesen Geschlecht.


Er schlug auch die alte Schwester des Joten,

Die sich das Brautgeschenk zu erbitten gewagt.

Ihr schollen Schläge an der Schillinge Statt

Und Hammerhiebe erhielt sie für Ringe.

So holte Odhins Sohn seinen Hammer wieder.

***

Die Edda

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