Nachtleben im alten Rom

Nachtleben im alten Rom
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Über das pulsierende Leben in der antiken Millionenmetropole Rom bei Tag berichten Quellen und Literatur ausführlich. Wie aber war es um das Nachtleben bestellt? Schliefen die meisten Menschen, weil die bescheidenen Mittel in Sachen künstlicher Beleuchtung das schlicht nahelegten? Für das Leben auf dem Lande trifft das wohl zu. Anders in der Stadt – dort hatten ›Nachtschwärmer‹ eine Reihe von Möglichkeiten. Die Oberschicht organisierte Unterhaltung in der Regel in den eigenen Häusern, die ›kleinen‹ Leute suchten Wirtshäuser und ›Bars‹ auf. Wie sehr auch Prostitution zum Nachtleben gehörte, zeigen die Berichte über die ›kaiserliche Hure‹ Messalina. In einem einleitenden Kapitel steckt Karl-Wilhelm Weeber zudem die Rahmenbedingungen des Nachtlebens ab: Wer musste nachts arbeiten? Wie dunkel war die Stadt? Wie sah es mit der Sicherheit aus? Oder mit dem Lärm? Wenn man die Klagen der Einwohner über den Krach glauben darf, dann war Rom im doppelten Sinn »the city that never sleeps«.

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Karl-Wilhelm Weeber. Nachtleben im alten Rom

Nachtleben im alten Rom

Impressum

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Inhalt

vigilia – Wach sein, wenn die anderen schlafen. Ein ungewohntes Binnen-„t“

Waren die Römer „Frühschläfer“?

Schlaflosigkeit durch Lärm

Die Erfindung der Feuerwehr

Ordnungshüter, lichtscheue Gestalten, Nachtschwärmer

„Tageslicht-Flüchter“

Wenn vigilia-Welten aufeinander stoßen …

popina – Wirtshäuser, Kneipen und Herbergen. Consul Lateranus auf Abwegen

Tavernen als Treffpunkte der kleinen Leute

Faszination des plebejischen Milieus

„Nachtlokale“, die auch am Tage offen sind

Logos und Lampen weisen den Weg zu Herbergen

Die schöne Frau Wirtin lädt ein

„Schmierige Sitzkneipen“

Alltags-Refugium ohne Sperrstunde

Wirtshaus-Latein

„Wein, Weiber, Würfel“

Wo selbst des Gesetzgebers langer Arm zu kurz ist

alea – Wenn der Würfelbecher die Nacht regiert. Bekenntnisse eines Spielers

‚Zocker‘ auf dem Kaiserthron

Schimpfwort aleator

Razzien gegen Spielhöllen‘?

‚Spielunternehmer‘ ohne staatlichen Rechtsschutz

Stell dir vor, es gibt Würfelgesetze – und keiner hält sich daran …

Würfeln als erotisches Vorspiel

Höhepunkt Venuswurf

Greise und Kinder, in Spielsucht vereint

„Es falle der Würfel!“

infamia – Facetten des römischen Rotlicht-Milieus. Unermüdlich im „schwülen Bordell“

Vom Vorzug, mit Ehrlosen zu verkehren

Prostitution als Normalität des römischen Alltags

Der Straßen- und Gräber-‚Strich‘

Billig-Bordelle zwischen Werbepoesie und trostloser Realität

Verführerisches Outfit, laszive Gesten

Die ‚sündige Meile‘ des antiken Rom

Käuflicher Sex in Gaststätten und Hotels

„Wer grämt sich um morgen?“

Hotelnächte mit Sonderservice

Callgirls, Kuppler und Kunden

„Freundinnen“ für mehr als eine Nacht

„Lustknaben“ gegen Bezahlung

comissatio – Trinkgelage mit (nicht nur) „verrückten Gesetzen“ Ein Säufer im Dienste der Philosophie

Fortsetzung des Gastmahls unter der Regie des Bacchus

Blütenkränze und Salben

Der Trinkkönig als Hüter des Frohsinns

Rekorde im Kampftrinken

„Süß ist’s auszurasten …“

Die hohe Schule der Symposien-Konversation

Gesprächssymmetrie, Rätsel und unanständige Lieder

Herrenabende dank Weinverbot für Frauen

Wenn Frauen gleich viel trinken

„Prosit!“ – nicht nur ein lateinisches Wort

acroama – Tafel-Unterhaltung(en) Ohren- und andere Schmäuse aus Griechenland

Rezitationen – schwere, leichte und ärgerliche Kost

Varianten des Flötenspiels

Rhythmen wie „brennende Nesseln“

Über Geschmack ließ sich streiten

grassatio – Nachtschwärmer mit Rowdyallüren. Prügelei mit tödlichem Ausgang als Polit-Skandal

Wenn vornehme Jünglinge hart zur Sache gehen

Sittenverderbnis aus Griechenland?

Nachtschwärmerei als Einschränkung des Nachtlebens

Ungleiche Kämpfe mit nächtlichen Hooligans‘

Bandenkriminalität als Nachtvergnügen

Wundermedizin für prominente Schläger

Vandalismus in Rom – lange vor den Vandalen

Von Birnen und der „Hure Babylon“

rixa nocturna – Liebesnächte in der Welt der römischen Elegie. Nächtliches Wehklagen vor verschlossener Tür

Erotische Wellness beim Gastmahl

Laszive Liebesspiele auf nächtlichen Partys

Lukullisches Vorspiel zur Liebesnacht

Die Nacht ist nicht zum Schlafen da …

Kriegsgetümmel auf engem Lager

ad lychnuchos – Nächtliche Schauspiele im Fackelschein. Staatsempfang im Lichtermeer

Massenunterhaltung bei Tageslicht

Neros Licht-Festspiele

Nachtvorführungen als Superlative kaiserlicher Großzügigkeit

Inszenierung einer neuen Ära – auch bei Nacht

Menschliche Fackeln in Neropolis

Anhang – Abkürzungsverzeichnis

Anhang – Anmerkungen

Anhang – Literaturverzeichnis

Anhang – Bildnachweis

Informationen zum Buch

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Karl-Wilhelm Weeber

Innentitel

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Andere Quellen berichten übereinstimmend, dass römische Gaststätten eher den fragwürdigen Charme düsterer Eckkneipen verströmten. Schon bei Tage konnte man sich gut darin verstecken.28 Nachts waren sie sicher noch düsterer als die wegen der blakenden, rußenden Öllampen und Kerzen bescheiden beleuchteten Speiseräume in den Villen der Reichen. In Esslokalen hing fetter Bratengeruch in der Luft – nach der uncta popina, der „schmierigen Kneipe“, sehnt sich Horaz zufolge der aufs Land versetzte Sklave zurück.29 Der Raum war verräuchert30, die Ausdünstungen der in Töpfen dampfenden roten Würste und klappernder Schüsseln brachte Empfindliche dazu, sich die Nase zuzuhalten.31 Ungeziefer kroch in den Polstern der Stühle herum – zumindest im Sommer; denn Plinius spricht von den „Sommertierchen der Kneipen“ (cauponarum aestiva animalia).32 Man fühlt sich an die Wanzen in Hadrians Florus-Epigramm erinnert.33 Besonders hygienisch ging es in den Wirtshäusern auch sonst nicht zu34 und von großzügig geschnittenen Räumlichkeiten konnte auch nicht die Rede sein.35 Von der modernen Vorstellung der Spelunke – in der ursprünglichen Bedeutung eine „dunkle Höhle“, „Grotte“ – war die normale taberna wohl nicht weit entfernt.

Der archäologische Befund bestätigt die literarischen Beschreibungen weitgehend. Die Ausstattung war schlicht. Sie bestand aus einem gemauerten, nicht selten mit Travertinplatten verkleideten ‚Bartresen‘ mit Öffnungen für Wein-, Wasser- und Ölamphoren. Von diesen Tresen aus konnte vielfach auch Laufkundschaft bedient werden, die Getränke und Speisen zum Mitnehmen erwarb. Auf Regalen standen Gläser und Krüge. Lebensmittel wie geräucherte Wurstwaren hingen oft an der Decke. popinae hatten mindestens einen Ofen, auf dem warme Gerichte gekocht werden konnten. Im Wirtsraum standen ein paar Tische und Bänke; ebenso in dem häufig vorhandenen Hinterzimmer, das auch für Amüsements zur Verfügung stand, die erheblich zum schlechten Ruf der Branche beitrugen: Illegales Glücksspiel und Wirtshausprostitution.

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