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Prolog

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Eigentlich hatte er den Jakobsweg zusammen mit seiner Schwester gehen wollen. Seit Jahren hatten sie darüber gesprochen, genau genommen seit dem Tod ihrer Eltern. Aber jetzt war alles ganz anders gekommen.

Traurig und doch von einer ungeheuren inneren Ruhe erfüllt blickte er auf den Atlantik. Für Lissy und ihn hatte von Anfang kein Zweifel daran bestanden, dass sie den Camino del Norte nehmen würden. Der Küstenweg entlang des Atlantischen Ozeans war längst nicht so stark frequentiert wie der Camino Francés. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass er ohne sie gehen würde. Egal, er hatte an Lissys Sterbebett versprochen, das gemeinsame Vorhaben auch ohne sie umzusetzen, und er hatte es noch keinen Tag bereut, alleine unterwegs zu sein. Wirklich alleine war man auf diesem Pilgerweg ohnehin nie. Schmunzelnd dachte er an die beiden verrückten Münchnerinnen, die gestern Abend in der Herberge die Gäste unterhalten hatten.

Das glitzernde Meer schmerzte in seinen Augen. Er kniff sie zusammen und ein paar Tränen rollten an seinen Wangen hinunter. Tränen, deren Ursprung nicht unbedingt die gleißende Sonne war.

Er erinnerte sich an den sonnigen Augusttag, an dem seine Schwester gestorben war. Bis zum letzten Moment hatten sie gehofft. Das Schreckliche war, dass er ihr nicht hatte helfen können.

»Geh den Jakobsweg für uns zwei«, hatte sie geflüstert, und dann war sie mit einem Lächeln gestorben.

Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Bevor er sich mit den Füßen näher an den Abgrund tastete, streifte er den Rucksack von seinen Schultern, stellte ihn hinter sich in eine Felsnische und blickte auf die unter ihm vorbeiziehende Küstenstraße hinab. Mehrere Hundert Meter weiter westlich, auf einem Felsvorsprung, entdeckte er die beiden Münchnerinnen, die vermutlich wegen ihres ausgiebigen Rotweingenusses am Vorabend auch noch nicht weiter gekommen waren. Er selbst hatte die Etappe erst gegen 11 Uhr begonnen. Der Wind nahm, wie immer um diese Tageszeit, an Stärke zu. Sicherheitshalber zog er mit beiden Händen den Hut fester in die Stirn.

»Ein schöner Tag«, sagte ein Mann in dunklem Anorak und Basecap, der unbemerkt neben ihn getreten war.

»Ein wunderschöner Tag«, antwortete er und versuchte vergeblich, dessen Gesicht zu erkennen. Die Stimme kam ihm bekannt vor.

Der Fremde zog sein Smartphone aus der Tasche und machte ein Foto von Strand und Meer. Er blickte aufmerksam auf das Display und fuhr mit dem Finger geschickt darüber hinweg. »Schönes Foto«, stellte er fest und steckte das Handy in die Jackentasche zurück.

Dann trat der Mann einen Schritt zurück und stieß ihn mit beiden Händen den Abhang hinunter.

»Du hättest dabeibleiben sollen«, hörte er noch. In diesem Moment erkannte er seinen Mörder. Mein Gott, warum macht er das, war sein letzter Gedanke, bevor er unten aufschlug.

Gourmetkatz

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